Was ist neu

Ammenmärchen

Mitglied
Beitritt
28.03.2004
Beiträge
7
Zuletzt bearbeitet:

Ammenmärchen

Er beugte sich über die verstaubte alte Kiste, die sein Großvater und er gerade ausgegraben hatten und hustete den Fingerdicken Staub herunter. Der alte Mann legte ihm die Hand auf die Schulter als wolle er ihn davon abhalten, das kostbarste zu zerstören, was er je in seinen Fingern halten würde, oder als wollte er ihm nur durch Beruhigung den Husten stoppen.
Als der Junge den Deckel der Schachtel Seite für Seite aufklappte, begann sein Herz immer schneller zu schlagen. Verwirrt hörte er das Rauschen des Blutes in seinen Ohren; Er konnte sich nicht erklären, woher diese plötzliche Aufregung kam. Es war ein Gefühl wie das eines kleinen Kindes, dass am 24. Dezember das letzte Lied vor der Bescherung mitsingen musste, bevor es endlich auf die unzähligen geheimnisvollen Päckchen losgelassen wurde, die es wie ein kleiner Tasmanischer Teufel in Stücke reissen würde, um die vielen bunten, multifunktionellen kleinen Wunder darin zu finden, auf die es sich seit einem Jahr wieder gefreut hatte.
Er hatte nicht die geringste Ahnung, was in dieser Kiste auf ihn wartete und bis vor einigen Momenten war es ihm auch völlig egal. Bis er die Klappen der Schachtel mit seinen Fingern berührt hatte und ihn plötzlich ein unerklärlicher Wirbel aus Bildern und Gefühlen durchströmt hatte, heiß wie Lava und doch stürmisch wie der Wind. Von außen musste es so ausgesehen haben, als wäre er in einen Starkstromkreis geraten, wie sich sämtliche seiner Muskeln im Moment der Berührung angespannt hatten und aus seinem Mund eine kleine Dunstwolke heraus gedrungen war.
Haare; Wiese; Gewitter; Figuren; Sommer
Und mit einem Schlag war dieser Strom dann wieder vorbei und er zitterte wie ein 90jähriger Raucher, der gerade einen epileptischen Anfall hatte. Seine Sinne wehrten sich aber gegen Klarheit und für undenkbar kurze Augenblicke flackerten die Bilder immer noch vor seinen Augen auf. Er konnte zwar keinen klaren Gedanken fassen, aber er fühlte sich auf einmal tieftraurig, und doch irgendwie innerlich warm, vollkommen verängstigt, und doch unglaublich mit Sicherheit bestärkt.
Als er sich langsam beruhigt hatte und das Gefühl der Verwirrung endlich alle anderen Sinneswahrnehmungen überwog bemerkte er, dass ihn sein Großvater die ganze Zeit mit besorgtem Blick fixiert hatte. Scheinbar hatte er etwas Außergewöhnliches erwartet, aber dass hatte seine Vorahnungen dann doch etwas übertroffen.
Er schob die letzte Klappe beiseite und spähte in die Kiste. Und obwohl es darin stockfinster war, ging von ihr doch ein eigenartiges, nichts erhellendes Strahlen aus. Er nahm die Kiste fest in den Arm und trug sie zur Tür, die den Dachboden mit dem Rest des Hauses verband, und durch die das einzige, schwache Licht in den Raum fiel. In dieser verstaubten Kammer, in der Generationen von Spinnen und dubiosen Käfern über die Jahre ihre Lager aufgeschlagen hatten, war es nie jemandem in den Sinn gekommen, Licht zu installieren. So kniete er nun vor dieser Kiste, von der ihm sein Großvater zuvor versprochen hatte, sie würde ihn interessieren und lugte hinein, um in dem schwachen Licht, dass vom Flur herein goß, etwas genaueres ausmachen zu können. Er wagte es fast nicht, seine Hand hineinzustecken, was ihn als er plötzlich kurzzeitig zu sich kam schwer verwunderte, weil er sonst immer ein sehr rationaler und kühler Mensch war. Und dann eine kurze Berührung mit einem alten Stück Pappe und er war wie auf einem Trip.
Sein Großvater war ihm inzwischen in den etwas helleren Teil des Raumes gefolgt, langsam wie es seine Art war und ließ seine Augen, die schon soviel gesehen hatten jetzt nicht von dem Jungen und der Kiste. Er hatte dem Kleinen schon so unglaublich viel von seinen Abenteuerreisen in seiner Jugendzeit erzählt, aber das war das erste handfeste, der erste Beweis dafür, dass er einmal ein Leben hatte, dass sogar ziemlich aufreibend und interessant und vielleicht sogar beneidenswert war, bevor er sich mit der Großmutter des Jungen hier in dieser Kleinstadt niedergelassen hatte um ein ausgewogenes und glückliches Leben zu führen, fern von all den Aufregungen der Vergangenheit, von denen er manche niemals der Nachwelt weitergeben konnte, weil er sonst wohl für verrückt erklärt werden würde. So viele Dinge, die er gesehen hatte und so gerne weitergeben würde, aber für die der Geist der Durchschnittlichen einfach nicht offen genug war. Aber jetzt schöpfte er Hoffnung. Hoffnung, dass sein Enkel etwas damit anfangen könnte, was er ihm gleich zeigen würde und dass ihm das ein Fenster öffnen würde, kein großes Tor oder Portal, er wäre schon mit einer winzigen Luke zufrieden, durch die er das Kind dann hindurch lotsen konnte und durch die sie ihn dann mit vereinten Kräften durch quetschen könnten. Eine Luke, die aus diesem kleinen Zimmer des menschlichen Verstandes heraus führte, in die unbegrenzte Realität des wirklich möglichen, dort wo nicht alles nach empirischen Regeln verlief und wo nicht nur das galt, was eindeutig beweisbar und wissenschaftlich herleitbar war. Denn er wusste, sobald man einmal in den Lichtstrahl getreten war, der durch diese Luke drang, würde man sich von nichts mehr davon abhalten lassen, die Wände des Raums zum Zerbersten zu bringen und endlich frei zu sein.
Nicht, dass der Raum nicht bequem war, er war schön eingerichtet, es gab darin einen Kühlschrank, ein bequemes Bett, es gab Strom und allerhand technischen Schnickschnack mit dem man sich für den Rest seines irdischen Daseins ablenken konnte, sodass einem nicht langweilig werden konnte, der Raum war gut beheizt und sauber, er hatte alles was einem genügen könnte, solange man nicht wusste, dass etwas darüber hinaus existierte. Dummer Weise war der alte Mann auf seinen Reisen damals auf zahlreiche unglaubliche Risse im Verputz dieser Wand gestoßen, die ihm damals erst nur Bruchstücke der Außenwelt erspähen ließen. Was er da sah, zog ihn aber effektiv und verdammt schnell in seinen Bann, diese Schlieren in wunderschönen klaren Blau-, Rosa-, Grün- und was weiß ich noch für Farbtönen, diese warmen und kalten Wellen, psychedelische Farbenspiele wie auf einem Bildschirmschoner. Und mit jedem Riss den er fand, stieg sein Verlangen danach, diesen verdammten Raum zu verlassen und endlich einen freien Wasweißichwas zu erlangen. Also fing er an, an den Rissen zu kratzen, den Verputz abzubröckeln und die Mauern abzureißen.
Gott und er allein wussten, wie es dazu kam, oder was dazu führte, dass er am Ende alles hinter sich gelassen hatte um ein normales, „erfülltes“ Leben zu führen.
Aber der Junge hatte gerade mal das Glühen eines einzigen Strahls von der Ferne gesehen. Er hatte noch einen weiten Weg vor sich aber sein Großvater hatte für ihn beschlossen, dass es wert war, ihn zu gehen. Und jetzt war es ohnehin zu spät, der erste Riss war entdeckt.
Die Finger des Jungen berührten etwas im Halbdunkeln, aber der Junge wusste sofort, dass es nichts von Bedeutung war, denn er spürte überhaupt nichts, außer der Oberfläche des Körpers, dem Fußboden auf dem er kniete und der kühlen, abgestandenen Luft, die in der alten Kammer vor sich hin gammelte. Seine Finger umklammerten es und warfen es achtlos in eine Ecke der Kammer. Sofort glitt seine Hand zurück in den Karton um weiter zu suchen, keine Ahnung wonach. Ein Dutzend Gegenstände schleuderte er aus der Kiste in die verschiedensten Ecken des Raums, immer schneller, immer wilder, immer aufgeregter. Viel konnte nicht mehr drinnen sein, aber als er diesmal seine zittrige Hand hinein bewegte, geschah es wieder. Dieses orgasmische Gefühl, die Wärme, die Anspannung, sogar noch stärker als zuvor.
Lange Haare; Wiese; Sommergewitter; bunte Figuren; Auto; Schatten
Die Tapete rund um den Riss ging in Flammen auf und verschwand.
Er zog den langen flachen Gegenstand aus der Schachtel und drehte ihn im Licht. Ein altes Spielbrett, in der Mitte gefaltet, wie von einem Mensch ärgere dich nicht oder einem Malefiz vielleicht und sein Großvater seufzte bedeutsam. Er schlug es auf und betrachtete das Spielfeld. Er glaubte nicht, es schon mal gesehen zu haben und doch kam es ihm so bekannt vor. Mit einem Finger fuhr er über die Felder.
Ein Mädchen mit langen Haaren auf einer Wiese, ein Junge ihr gegenüber; ein Sommertag; zwei Kinder, ein Spiel; Vertrautheit und Glück; ein rechteckiges Stück Karton; Donner und Blitze; Tränen; ein Auto, darin ein Umriss; ein Schatten, der winkt
Ein winziges Stück Putz brach ab, aber der Strahl wurde davon nicht heller.
„Erkennst du es?“ fragte der Alte Mann. „Fühlst du? Spürst du was das ist?“
Es kam ihm definitiv bekannt vor, aber die Bilder und Erinnerungen, sie kamen nur so abgehackt und kurz. Er blickte auf und sah in die Augen seines Großvaters. Sie waren so tief und ehrlich, hatten soviel gesehen, soviel gefühlt und geweint, gelacht, geträumt. „Ich weiß nicht, ich fühle zwar was, aber ich erinner‘ mich nicht...“ Wieder ließ er seine Finger über das Spielfeld gleiten. In der Mitte war ein goldener Brunnen aufgezeichnet, das Ziel-Feld wahrscheinlich, nein nicht das Ziel, aber vielleicht der Platz wo Spielkarten abgelegt werden. Aber dort war etwas nicht in Ordnung, das Feld war eingedrückt. Als hätte jemand mit einem Stein darauf geschlagen. Sein Finger fuhr darüber.
Zwei Kinder auf einer Wiese, ein Mädchen mit langen lockigen Haaren, ein kleiner Junge mit blonden Haaren; auf einem kleinen Hügel, daneben ein Baum; zwischen ihnen auf dem Boden ein Stück Karton; die Kinder lachen herzhaft, haben vollkommenes Glück;
Zwei Erwachsene am Rand; Wolken ziehen auf, Donner und Blitze, Regen; die Erwachsenen holen das Mädchen; jemand weint; ein davonfahrendes Auto, darin ein Umriss; noch mehr Tränen; ein Schatten der winkt

Der Riss knisterte, wurde ein bißchen länger.
„Wer ist...“
„Langsam. Lass es kommen, stell keine Fragen, dann bekommst du die Antworten. Leg deine Hände auf das Spielfeld und fühle, nicht denke, fühle!“
Dieses Mädchen, langes fülliges, lockiges Haar; ein gesundes rundes Gesicht; ein unbeschwertes ehrliches Lachen; Dieser Junge, blonde kurze Haare, ein bißchen schüchtern; sein Herz voller Freude; auf dieser Wiese auf diesem Hügel neben diesem Baum; dazwischen das Spielbrett, in der Mitte der goldene Brunnen, unversehrt; die Farben leuchtend
Er glitt mit seinen Fingern über den Riss.
Dieses Mädchen, er kennt es, erkennt es; ihr Lachen wärmt, unbeschwert, unschuldig; dann das Unwetter; die Erwachsenen bringen das Mädchen ins Auto; sie weint; der Junge weint; sie hockt auf der Rückbank und winkt heraus; das Auto fährt davon
Ein Bröckelchen löst sich aus der Wand und fällt auf den Boden.
„Dieses Mädchen, ich glaube ich weiß, wer sie ist!“ Die großen Augen des Großvaters sahen tröstend auf ihn herab. „Sie war damals auf diesem Campingplatz, das erste Mädchen, dass ich... Wir waren glaub ich vier oder fünf. Und wir hatten dieses Spiel mit. Dein Spiel, du hast es mir damals gegeben.“
„Ich hab es auf einer meiner Reisen entdeckt.“
„Du hast mir damals erzählt, es hätte magische Kräfte...“
„Hast du mir geglaubt?“
„Ich war vier, du mein Großvater, klar hab ich dir geglaubt. Und dann ist dieses Gewitter gekommen und sie sind nach Hause gefahren.“
„Weißt du noch, was ich dir gesagt habe, was das Brett kann?“
„Warte... Der Brunnen, es hatte etwas mit dem Brunnen zu tun, nicht wahr?“ Der Alte Mann nickte. Der Junge berührte die Delle am Brunnen.
Das Mädchen und der Junge saßen Stunden lang da, spielten, sangen, redeten; Die erste Mal. Zwei reine Herzen zum ersten Mal verliebt, ohne es zu wissen, und doch ist es ihnen klar, eindeutiger, als je wieder irgend etwas sein würde; Das Spiel, das sie gespielt hatten, das Spiel mit dem goldenen Brunnen, das Spiel, das gerade zwischen ihnen lag auf dem Wiese auf dem Hügel neben dem Baum; Das Spiel mit den magischen Kräften; Der Junge, der so sehr weinte, wie er es noch nie in seinem Leben getan hatte und es auch nie wieder tun würde; Der Junge saß da und rubbelte mit seinen Fingern über den Brunnen, so lange und so fest, das sich schon die Haut abschälte; Das Auto fährt davon, es gießt vom Himmel, der Junge und das Mädchen weinen; Auf einer Bank sitzt ein alter Mann und sieht mit seinen tiefen, ehrlichen Augen auf den Jungen, der am Boden sitzt und weint und rubbelt
Trocken rieseln ein paar Brocken Putz zu Boden und der Strahl wird etwas dicker, heller.
„Du hast gesagt, wenn man an dem Brunnen reibt, wird man glücklich.“ Ein glückliches Strahlen drang in die traurigen Augen des Alten Mannes.
„Da erinnerst dich. Dieses alte Spielbrett, es... Ich habe es aus... Ach je, mein Gedächtnis, na ja, ich hab‘s auf meinen Reisen entdeckt. Und es hieß, wenn man an dem goldenen Brunnen reibt, bringt das der ganzen Welt Glückseligkeit. Unglücklicherweise gab es seit Anbeginn nur einen einzigen Moment, an dem die ganze Welt glückselig war, na ja, fast.“
„Was meinst du mit fast.“
Das Auto mit dem Mädchen fährt davon, zurück bleiben der Junge und der alte Mann auf der Bank; Und der Junge sitzt da und reibt mit seiner kleinen Spielfigur über das Feld; Durch seine dicken Tränen sieht er gar nicht, dass sich der Regen lichtet, und die Sonne durchbricht; Er sieht den Regenbogen nicht, der über den ganzen Himmel strahlt; Er sieht auch nicht die anderen Leute auf dem Campingplatz, die einander umarmen, die Geschwister, die sich vertragen; Er sieht natürlich nicht die weiter entfernten Leute, die einen Streit begraben, die Politiker, die sich gerade einigen, die Staatsoberhäupter, die sich für Frieden entscheiden; Er sieht nicht, wie die Hungernden weit, weit weg auf Nahrung stoßen, sieht nicht wie in der Wüste Regen fällt, oder wie in Südamerika Guerillas die Waffen niederlegen; Er sieht nicht einmal, dass das Auto langsamer wird und noch einmal umkehren will, weil der Regen aufgehört hat; Alles was er sieht sind die dicken Tränen in seinen Augen, die alles andere verschwimmen lassen; und er spürt den Spielstein zwischen seinen kleinen Fingern den er mit aller Kraft, die ein vierjähriger Junge aufwenden kann über den Karton rasieren lässt
Ein Loch in der Wand ist entstanden, so groß wie eine Hand. Und der Putz rieselt weiter.
Der Spielstein bricht durch den Karton, radiert das Gold weg, das vom Brunnen geglänzt hat; Der Wind dreht und die Wolken kommen zurück; Ein kleines Mädchen klaut seinem Bruder ein Bonbon, der fängt an zu heulen; Ein hoher Mann interpretiert ein Lächeln falsch und widerruft seine Erklärungen; Ein wildes Tier frisst die Früchte von einem Baum, der so vielen Hoffnung gegeben hat; Ein Schuss löst sich versehentlich und die Krieger greifen nach ihren Waffen und feuern blind; Und ein Schaffner, der gerade noch damit beschäftigt war, zwei Schmetterlingslarven in der Führerkabine beim Schlüpfen zu betrachten, bekommt einen Schlaganfall als er bemerkt, dass sein Zug gerade ein Auto gerammt hat, in dem eine komplette Familie gesessen hatte, die gerade mit dem Auto wenden wollte um zurück zu einem Campingplatz zu fahren; Der Junge wischt sich die Tränen aus den Augen und betrachtet das kaputte Spielbrett; Dann sieht er vorwurfsvoll zu seinem Großvater, dem er zum letzten Mal eines seiner Ammenmärchen geglaubt hat
Der Riss in der Wand breitet sich aus, bekommt tausende Äste, die sich ausbreiten und Äste bekommen, der Strom im Zimmer fällt aus und in der Wand klafft ein Loch, groß genug um den Kopf durchzustecken.
„Es hat also funktioniert? Und ich habe es zerstört, weil es mir meine Wünsche nicht schnell genug erfüllen konnte. Warum hast du es dann vergraben und bisher nicht mehr erwähnt?“
„Hättest du mir geglaubt? Seit damals hast du alle meine Antiquitäten nur noch verachtet und ihre Geschichten als Humbug eines alten senilen Mannes abgetan.“
„Ja, wie sollte ich...“
„Beruhige dich, ich mach dir doch keine Vorwürfe. Ich bin nur der Meinung, das es nötig ist, dir wieder zu zeigen, dass es immer noch Dinge gibt, die nicht von einem Menschen erklärt oder verstanden werden können, aber die deswegen trotzdem existieren. Im Gegensatz dazu, wie viele Dinge gibt es, die Menschen erklärt haben, die sich aber als vollkommener Blödsinn herausgestellt haben.“
Eine Hand griff durch das Loch, umfasste zärtlich die Seine und zog sanft daran. Langsam, Zentimeter für Zentimeter glitt er nach draußen.
„Hör zu, ich habe auch nicht alle antworten. Und auch ich bin ein Mensch, der schon viele Fehler gemacht hat, schon viel mehr als so manch anderer, aber ich denke ich kann dir helfen, wenn du mich nur lässt.“
An der Taille hing er ein wenig, dass Loch war doch ziemlich eng.
„Ich spüre doch den bitteren Ernst, mit dem du heute an alles gehst, du warst doch mal so voller Lebensfreude. Es gibt noch so viel für dich zu entdecken, wenn du nur diese verdammten Fessel deiner Sturheit ablegst...“
Der Junge holte tief Luft und glitt durch das Loch aus dem Raum, der Raum fing an zu beben und implodierte und die Brocken wurden von den psychedelischen Farben verschlungen. Und bei vielem, was er entdeckte, kam in ihm der Wunsch auf, wieder in dem Bett in dem Raum zu liegen oder zurück zu der Wiese auf dem Hügel neben dem Baum zu kehren, aber so Vieles war es wert entdeckt zu werden und vielleicht konnte er ja in vielen Jahren, lange nachdem er sich zur Ruhe gesetzt haben würde mit seinem Enkelkind auf den Dachboden gehen und eine alte Kiste hervorholen.

 

Seine Sinne währten sich aber gegen Klarheit

"wehrten". Ich finde die Formulierung nicht so glücklich.

Er hatte dem Kleinen schon so unglaublich viel von seinen Abenteuerreisen in seiner Jugendzeit erzählt, aber das war das erste handfeste, der erste Beweis dafür, dass er einmal ein Leben hatte, dass sogar ziemlich aufreibend und interessant und vielleicht sogar beneidenswert war, bevor er sich mit der Großmutter des Jungen hier in dieser Kleinstadt niedergelassen hatte um ein ausgewogenes und glückliches Leben zu führen, fern von all den Aufregungen der Vergangenheit, von denen er manche niemals der Nachwelt weitergeben konnte, weil er sonst wohl für verrückt erklärt werden würde.

Bitte keine Bandwurmsätze.

diese Schlieren in wunderschönen klaren Blau-, Rosa-, Grün- und was weiß ich noch für Farbtönen,

"was weiß ich noch" gehört sich nicht für den Erzähler.

Und mit jedem Riss den er fand, stieg sein Verlangen danach, diesen verdammten Raum zu verlassen und endlich einen freien Wasweißichwas zu erlangen.

? Ein freier Wasweißichwas? Wassen das?

Sofort glitt seine Hand zurück in den Karton um weiter zu suchen, keine Ahnung wonach.

Auch "keine Ahnung" gehört sich nicht für den Erzähler.

Ach je, mein Gedächtnis, na ja, ich hab?s auf meinen Reisen entdeckt.

Er kann sich nicht erinnern wo er das Teil her hat? Obwohl es ihm so wichtig ist? Da müßte er schon Alzheimer haben, aber einfach so ist das ein bisschen platt.

Ansonsten kann ich mit der Geschichte leider nicht viel anfangen, ich mag diese Großvater & Enkel - Stories nicht besonders, sorry.

Gruß

MisterSeaman

 
Zuletzt bearbeitet:

Erst mal danke für's Feedback.

Was den Bandwurmsatz und die "gehört sich nicht" Passagen angeht, möchte ich erwähnen, dass ich als Fan von z.B. Wolf Haas und Stephen King auch Fan von eher unorthodoxen Schreibstilen bin.

Und die Tatsache, dass er sich nicht erinnern kann, wo er das Teil her hat kommt daher, dass er erstens auf verdammt vielen Reisen war, die sich über einen zweitens in der Geschichte nicht fix deklarierten Zeitraum abgespielt haben, womit ich eingentlich offen lassen wollte, dass dieser Großvater schon ziemlich alt sein könnte. Und im Vergleich zu diesem Fund habe ich es naheliegend gefunden, dass er auch irgend etwas Jungbrunnenartiges entdeckt haben könnte und schon überdurchschnittlich lange auf der Welt ist. Weiters kommen in Geschichten, die dieser vorangehen würden (also Abenteuergeschichten auf Reisen durch den Dschungel, in Maja-Tempel u.s.w), auch häufig mystische Elemente vor, die den Protagonisten, sobald er den magischen Ort verlässt, vergessen lassen (plump ausgedrückt z.B. ein Nebel des Vergessens oder ein Schutzbann/Fluch über dem Artefakt oder dem Fundort).

Aber eventuell hätte ich wirklich in einer anderen Rubrik ein(ig)e Vorgeschichten dazu schreiben müssen, um das so hinstellen zu können.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom