Angst?
Alles, was die Nacht erhellt ist der Mond. So perfekt geformt, so unendlich rund. Man könnte die Hand nach ihm ausstrecken, und doch ist er so weit weg.Der Mond. Die Sonne der Nacht.
Geschichten erzählt man sich über ihn. Von Hexen, die bei Nacht im Mondlicht tanzen. Von Menschen, die sich bei Vollmond in Werwölfe verwandeln. Von Vampiren und schwarzen Feen, die bei Nacht all das Leben aussaugen.
Doch was sind schon Geschichten! Erzählungen, die uns Angst einjagen sollen? Schreckliche Ereignisse aus der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft, bei denen uns die Haare zu Berge stehen, wenn wir sie hören? Wir atmen schwerer und tiefer, unser Puls fängt an zu rasen, wir hören wie laut unser Herz klopft. Unser Magen dreht sich um und wir spüren den kalten Schweiß an unserem Körper. Wir achten auf jedes Geräusch und drehen uns bei jeder kleinsten Bewegung um, halten ausschau nach dem Etwas....
War da nicht etwas? Ein Rascheln vielleicht, in dem Gebüsch dort hinten?
Angst?
Es ist doch nur alles erfunden! Es gibt keine Vampire, keine Hexen und keine Werwölfe. Es ist nur Einbildung......oder?
***
Es war Vollmond. Der Himmel war klar und dunkel. Die Luft war angenehm kühl. Ich ging mit schnellen Schritten hinüber zum Wald und unter meinen Füßen knirschten Äste und Blätter.
Um genau 23.30 Uhr wollten wir uns im Wald treffen. An unserem geheimen Ort. Wir hatten lange gebraucht um ihn zu finden. Er war perfekt. An einer Lichtung Mitten im Wald, wo niemand hinkam. Vor etwa 10 wurden dort sechs Leichen kleiner Kinder gefunden. Sie wurden grausam ermordet. Das Herz wurde ihnen aus dem Leibe gerissen und ihre Bäuche wurden
aufgeschlitzt. Man hat sich erzählt das es Hexen gewesen wären oder Feen der Finsternis.
Heute erzählt man den kleinen Kindern diese Geschichte, damit sie ja nicht alleine in den Wald hinein gehen. Sie sagen, es spuckt hier.
Aber wir glauben nicht daran. Es gibt weder Geister, noch Hexen, noch sonst irgendetwas, dass uns Angst einjagen könnte.
Wir, dass sind Mary, Sue und ich. Wir sind schon seit der Grundschule befreundet, haben alles zusammengemacht uns wir sind sogar "Blutsschwestern". Wir sind halt ganz normale Mädchen und es gibt keine Geheimnisse zwischen uns....
Nach etwa einer halben Stunde kam ich an unserem geheimen Ort and. Mary und Sue saßen schon dort und hatten ein Lagerfeuer angerichtet. Ich setzte mich dazu. Zuerst sagten wir nichts und genossen die Stille.
"Ich habe diesen Traum!", sagte Mary und brach die Stille.
"Welchen....Traum?", fragte Sue ganz überrascht.
"Eigentlich habe ich ihn schon seit Tagen.Es ist so grausam und brutal.Jede Nacht ist es immer der gleiche Traum.Ich halte es nicht mehr aus......ich kann ja mit niemandem darüber reden. Es zerfrisst mich fasst.
Der Traum ist so lebendig....so real, als ob es genau vor meinen Augen geschieht!" Sie atmete tief ein und ich sah, wie ihre Hände zitterten.
"Ach komm, du weißt doch, dass du uns keine Angst einjagen kannst! Ich hatte noch nie in meinem Leben Angst. Und vergiss unser versprechen nicht: Wir werden uns niemals fürchten, denn die Furcht macht uns schwach!
Also hör auf da....!"
"NEIN! Es stimmt nicht! Ich will euch keine Angst einjagen! Hör mir doch einfach zu, Sue!", schrie Mary. Ihre Stimme zitterte.Sie sah aus, als wäre sie kurz davor los zu heulen.
"Es will nicht aus meinem Kopf! Ich sehe einen wald, umhüllt mit Nebel. Es ist dunkel und ich kann nicht sehen wo ich hin gehe. Das einzige was ich hören kann sind Schreie. Dann steh ich ganz plötzlich Mitten im wald und um mich herum ist ein Feuerring. Fauen mit weißen, hässlichen Gesichtern und schwarzen Augen tanzen um mich herum. Und dann sehe ich, wie sie mir ein Pentagramm auf die Hand zeichnen. Ich kann nicht weglaufen, ich kann mich nicht wehren.Und dann waren meine Hände voller Blut....überall!"
Ich saß da mit offenem Mund.
"So ein Quatsch! Das ist echt nicht lustig Mary! Du nutzt uns doch nur aus mit deinen Geschichten. Bleib locker....ist doch nur ein Traum!", sagte Sue und klopfte Mary auf die Schulter.
"ES WAR ABER WIRKLICH BLUT DA!!!! Überall an meinen Händen. Hier....sieh hin!"
Mary zeigte uns ihre Handfläche. Ein schwarzes Pentagramm war auf ihrer Hand aufgezeichnet."Es geht nicht mehr weg! Ich hab alles versucht, aber...!"
"Weißt du was, so was kann ich auch!" Sue zog eien Kugelschreiber aus ihrer Tasche und zeichnete sich ebenfalls ein pentagramm auf die Handfläche.
"Ihr versteht mich doch nicht! FAHRT ZUR HÖLLE!!!!"
Mary stand auf und lief weg.
"MARY! BLEIB HIER!", rief ich. Doch sie kam nicht zurück.
***
Drei Tage später fand man die Leiche eines Mädchens. Mary.
In ihrem ganzen Körper wurden Pentagramme hinein geschlitzt und dann ihre Augen heraus gestochen. Ihre Mutter hatte einen schock erlitten.
Sue und ich saßen an dem Abend nach Marys Beerdingung wieder an unserem Platz im Wald.
"Scheiße! Ich hätte auf sie hören sollen! Die ist ja völlig durchgedreht! Ich versteh nicht wie sie sich so was antun konnte! Sie war ja schon immer so verrückt. Ein Schisser war sie!", sagte Sue und ballte ihre faust zusammen.
"Ich weiß nicht. Vielleicht hat sie sich das alles auch nicht selber zugefügt, sondern.."
"Jetzt fang nicht auch noch du damit an! Willst du auch noch so enden wie sie?"
"Ich hab doch nichts gesagt! Wieso regst du dich immer so auf?"
"Ich hab keinen Bock mit dir darüber zu reden!"
"Du redest nie!"
"VERDAMMT! SEI RUHIG!", schrie Sue.
Ihr ganzer Körper zitterte."Ich hatte noch nie angst, noch nie! Ich wollte immer stark sein!", sagte sie ganz leise.
"Du.....hast auch diesen Traum, nicht wahr", sagte ich.
"Ich glaue aber nicht daran! Ich bin noch ganz richtig im Kopf!" Dann zeigte sie mir das Pentagramm. "Pass auf dich auf, Anna!" Sie ging.
Noch eine Weile saß ich dort. Alleine. Es war unheimlich, so alleine im Wald.
Ich spürte, wie ich leicht schwitzte und meine Hände waren feucht. Ich traute mich nicht umzudrehen, um nachzusehen, ob da irgendetwas war.Ich hörte genau hin.
Was war das für ein Gefühl? Angst? Meine Knie wurden ganz weich und mein Magen krampfte zusammen.
Dann stand ich auf, löschte das Feuer und ging. Alleine.
***
Ich lag in meinem Bett. Es war stockdunkel. es war Vollmond.Ich dachte nach. Ganz lange. Ich dachte and Mary, ich dachte an Sue.
Ich musste immer nur and die beiden denken.
Ich stand auf, zog mir meinen Bademantel and und ging zum Fenster hinüber.
Wie schön er war. Der Mond. So rund, so hell.
Und dann grinste ich, fing an leise vor mich hin zu lachen. "Tick, tack, tick, tack..." Ich hörte eine Weile der Uhr zu. Meine Zeit lief noch. Doch ihre Zeit war vorbei. Ich lachte wieder, musste immer wieder an die Ereignisse denken. Es hatte Spass gemacht! Ich hatte sie zermetzelt, hatte sie zerfleischt. Ein wahres Kunstwerk, so ein Pentagramm. Ich spürte noch, wie mir das Blut den Armen hinunter lief. Es war noch warm....
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