Atemlose Jagd
Atemlose Jagd
Eigentlich hatte sie sich diese Nacht auch ruhiger vorgestellt. Aber was sollte sie machen? Sie hatte eine klare Mission, und entweder sie schaffte es, oder sie ging drauf. Eine andere Option gab es nicht. Sie hatte bereits mehrere Versuche gestartet, einmal wäre sie sogar fast erfolgreich gewesen. Dann ist sie aber doch immer wieder entdeckt und angegriffen worden. Aber es half ja alles nichts. Sie musste es auf einen weiteren Versuch ankommen lassen.
Langsam und vorsichtig flog sie die langgestreckte Bergkette entlang. Links und rechts fielen die Hänge steil ab. Sie hielt sich so nah wie möglich am Boden, um der Entdeckung zu entgehen. Folgte jeder Unebenheit des Untergrundes. Dann überflog sie ein tiefes Tal. Das dahinterliegende Hochplateau war ihr Ziel. Immer wieder nach links und rechts schwenkend hielt sie Ausschau nach einem geeigneten Landeplatz. Gerade überflog sie einen tiefen Krater, dessen Ränder leicht wellig ausliefen und im Dunkel mit dem Hintergrund verschwammen. Eine ruckartige Bewegung am Boden ließ sie zusammenfahren. Verdammt, offenbar hatte man sie schon wieder bemerkt. Sofort zog sie hoch, und keinen Augenblick zu früh, wie sich herausstellte, denn im selben Augenblick deutete ein Knall hinter ihr an, dass sie gerade einem Anschlag auf ihr Leben knapp entkommen war. Orientierunglos flog sie ein paar Kurven, wollte sehen, ob sich die Lage wieder beruhigen würde. Doch sie hatte kein Glück. Auf einmal wurde die Nacht zum Tag. Verdammt, Suchscheinwerfer? Die wollen es aber genau wissen. Sie gab Gas, zog hoch, runter, nach rechts, nach links, wich Hindernissen aus, ein einziges Auf und Ab. Hinter ihr gab es mehrere laute Knalle, sie hatten mit der Jagd begonnen. Mehrmals stieg sie nach oben, um gleich darauf wieder in einen steilen Sinkflug zu gehen. Aber sie konnte ihren Verfolger nicht abschütteln. Wieder knallte es kurz hinter ihr, dann nochmal dicht neben ihr. Sie flog einen Looping, ließ sich fallen, zog kurz vorm Boden wieder hoch. Beinahe hätte sie sich dabei in einem wilden Gestrüpp verfangen. Sie wollte versuchen, sich in einem nahegelegenen Tal zu verstecken. Doch es war schon zu spät. Ein weiterer lauter Knall kündete von ihrem Ende. Tödlich getroffen trudelte sie zu Boden.
Zufrieden wischte ich mir das Blut von den Handflächen, machte das Licht aus und legte mich wieder schlafen. Die Mücke war tot.