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Aufwachen

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09.08.2004
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Aufwachen

Tom - wie jeden Morgen das erste Wort, das mir durch den Kopf schoss, nachdem mein Körper meinen Puls langsam wieder auf Tagesaktivität einstellte, mein Geist sich jedoch weigerte aus der Tiefe der Nacht hervor zu kommen. Meist dauerte es etwa eine Stunde bis beide auf gleichem Level angekommen waren. Bis zu diesem Zeitpunkt führte mein Körper die gewohnte Alltäglichkeit aus, während mein Kopf immer wieder dieselbe Feststellung traf und nur einen Satz zu denken fähig war: Irgendetwas an heute ist verdammt genau so wie gestern.

Aber heute ist nichts wie gestern, bemerkte ich, als meine kurzsichtigen Augen den Raum erkundeten, um meinem Körper den Ansatz von Orientierungsfähigkeit zu geben, den er benötigte, um die Schlafstätte zu verlassen. Ich war nicht allein, ich war nackt und dies war nicht mein Bett.
»Verdammt«, zischte ich, als ich ihn erblickte.
Das war also das Ende des vierjährigen Versuchs, ihn aus meinem Leben zu streichen, oder wenigstens den Platz den er eingenommen hatte, gar niemanden oder wenigstens jemand anderem zu geben. Leise schob ich meine vom Alkohol noch ein wenig gelähmten Gliedmaßen in Richtung Tür und suchte nebenbei alles notwendige zusammen, um das Zimmer, das Haus und damit ihn zu verlassen. Doch meine eingeschränkte Sehfähigkeit machte mir einen Strich durch die Rechnung. Der Schmerz, der mich durchzog, als mein Fuß gegen das Bettgestell krachte, ließ entgültig die Fehlerhaftigkeit meines Verhaltens der letzten Nacht real werden.
»Guten morgen«, brummte er, während er seinen Körper in meine Richtung drehte. „Hast du gut geschlafen?“
»Mmh.« Es war nicht einmal gelogen, ich hatte wirklich gut geschlafen. Nur das Aufwachen war nicht sehr erfreulich.
»Soll ich dich nach Hause fahren?«
»Ne, lass ma, ich lauf.« Ich wollte nur noch hier weg, weg von ihm, weg aus diesem Zimmer, diesem Haus, in dem ich viel zu oft viel zu nackt aufgewacht war.
»Anna, bitte bleib, meinst du nicht wir sollten reden?«
»Worüber?«
»Über uns«, er hatte sich aufgesetzt und ich kniff meine Augen zusammen, um einen Gesichtsausdruck zu erkennen.
»Hast du meine Brille gesehen?« Nein, ich wollte nicht reden. Ich wollte nach Hause, duschen und mich erneut ins Bett, in mein Bett legen, um dort aufzuwachen und mir vorzumachen, ich hätte alles nur geträumt.
»Hier«, er hielt mir etwas entgegen.
Ich griff danach, drehte mich um, als ich hatte, was ich wollte und trat hinaus auf den Flur. Ich setzte meine Brille nicht auf, denn was man sah, ergatterte sich unweigerlich einen Platz im Erinnerungsvermögen. Dieser Morgen sollte nicht dazu gehören.
»Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen!«, schrie er hinter mir her.
»Doch, Tom, das kann ich! Genau so, wie du jedes Mal einfach so gegangen bist!«, schrie ich zurück. Ich war wütend. Mehr auf mich, als auf ihn, aber ich würde es lieber an ihm auslassen.
»Kannst du mir dann bitte erklären, warum du gestern mitgekommen bist?«
Ja, das könnte ich. Aber ich würde ihm bestimmt nicht sagen, dass ich trotz aller Versuche, ihn aus meinem Leben zu verbannen, trotz aller Anstrengungen, ihm nicht mehr über den Weg zu laufen, nicht gegen ihn und das was er in mir auslöste ankam. Dass in den letzten vier Jahren kein Tag vergangen war, an dem ich nicht an ihn gedacht hatte. Nein, das würde ich ihm nicht sagen.
»Weil ich dich ein letztes Mal ficken wollte«, warf ich ausdruckslos in den Raum und schloss die Tür hinter mir.

Tom - das erste Wort, das mir durch den Kopf schoss, während mein Körper meinen Puls langsam wieder auf Tagesaktivität einstellte. Alles nur geträumt und alles an heute ist genauso wie gestern, der erste Satz, der mir durch den Kopf ging, als ich meine nüchternen Gliedmaßen aus meiner eigenen Schlafstätte dirigierte.

 

Hallo, dies ist mein erster Versuch auf kg.de, naja, eigentlich mein erster Versuch überhaupt. Ich hab zwar schon öfter geschrieben, aber noch nie etwas wirklich zu Ende gebracht. Deshalb würde ich mich echt über Kritik freuen.

LG Campari

 

Hey tagträumer,

vielen Dank für deine Bemerkung. Makes me happy. Den Fehler mit den Anführungszeichen hab ich gleich geändert.

Warum die ganze Sache gescheitert ist, ist vielleicht Stoff für ne andere Geschichte. Mal sehen. Hast mir auf jeden Fall echt Mut gemacht. DANKE!

Campari

 

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