bei Nacht
Ein Schrei...
Ein vor Angst geweitetes Augenpaar starrte panisch, versuchte die es umgebende Dunkelheit zu durchdringen.
Schwärze, ewige Unendlichkeit...
Die Leere des Nichts schien alles in sich aufzusaugen, in die Tiefen des nicht Fassbaren zu ziehen, die Schwerkraft aufzuheben.
Das Augenpaar, mein Augenpaar, war erfüllt von namenlosem Grauen.
Allein. Schrecklich allein.
Der Alptraum hielt mich gefangen, zwang mir das Unvorstellbarste auf. Allein, nur ich und…
Allmählich klärte sich mein Blick, nahm erste Konturen war.
Mein Zimmer, so vertraut
und dennoch…
unwirklich. Seltsam, getrübt und abgestumpft.
Gedämpft ohne Halt, ohne Bezug.
Surreal.
Es war mein Zimmer, meine gewohnte Umgebung, die Stätte meiner Zuflucht, der Ort, wo ich mich so oft gegen die Welt verschanzt hatte.
Und dennoch,
irgendetwas in diesem Bild schien fehlerhaft,
nicht hierher gehörig.
Aber was?
Substanzlos außerhalb meiner Reichweite liegend, und dennoch spürbar.
Aber wie…?
Halt!
Bewegte sich da nicht etwas? Dort, in der Ecke? Die Schranktür?
Unmöglich.
Wie konnte dort etwas (oder jemand?!) sein, wie konnte ER es sein?
Hier!?!
ER existierte nicht, war nicht real! ER konnte es nicht sein!
Ein reines Produkt meiner Fantasie, ein Geist.
Ein meine Träume durchstreifender Schatten.
Nicht mehr, als Rauch!
Aber waren es nicht eben jene Rauchschwaden, die jedweden Ort zu erreichen vermochten?
Die kleinste Ritze, das winzigste Schlüsselloch nutzend?
Nein!!!
Es konnte nicht sein, es durfte nicht sein!
Ein Flackern durchzog die Luft, ein namenloser Hauch, ein nicht vernehmbares Flüstern …
Stille…
doch, weit entfernt, ein rasselnder Atem?
Kaum wahrnehmbar, fast substanzlos?
Sich nähernd?!
Ein lautloses Knarren?
Meine zu Krallen verkrampften Fäuste umklammerten die Bettdecke, gleich einem Ertrinkenden, dessen schreiende Hände erfüllt von Verzweiflung nach dem Rettungsring griffen.
Mein Geist suchte nach Halt, mein Verstand raste, unfähig einen klaren Gedanken zu formen.
Ich ertrank.
Hilfloser als ein Säugling harrte ich dem Kommenden, war gelähmt vor Angst. Paralysiert.
Hoffnungslos alleingelassen…
Sekunden füllten den Umriss endloser Jahrtausende.
Die Zeit, nicht greifbar, entwand sich meinem Flehen, überantwortete mich der Dunkelheit.
Dort.
Ewig mattgelb funkelnd; SEINE Augen,
angehaucht durch unermessliche Bosheit und doch leer.
Unerträglich langsam glitt SEIN Schatten auf mich zu, ohne einen Schritt zu tun.
ER konnte mich nicht sehen, wusste dennoch um meine Anwesenheit.
Ich spürte
mehr, als dass ich sah, wie sich SEINE Nüstern, nicht vernehmbar schnüffelnd, blähten, SEINE zu spitzen Schneiden geformten Fänge sich im Rausch der Gier entblößend fletschten,
als ER meine Witterung aufnahm.
Grauenumwogende Angst, nicht enden wollende Verzweiflung.
ER labte sich an den Todesqualen meiner gegeißelten Seele,
sehnte sich nach meiner inneren Leere, nach dem Verstummen meines schreienden Geistes.
Pennywise.
Längst war meine Wahrnehmung vollends abgestumpft.
Nur ER hatte Anteil an dieser Realität. ER war alles,
umfasste den Kosmos.
Von mir war nicht mehr, als eine leere Hülle zurückgeblieben,
nicht mehr,
als ein Schatten meiner selbst,
unfähig, dem Clown zu entkommen,
unfähig, die unmerklichste Bewegung zu vollziehen.
In Ketten gelegt, durch meinen eigenen von Feigheit verpesteten Verstand.
ER hatte mich besiegt.
Mein Kopf schien zu bersten, als ich erneut das hämisch sadistische Röcheln SEINES keifenden Lachens vernahm.
Ich versank,
wollte nicht mehr wissen.
Die Fluten gnädigen Vergessens umspülten die gepeinigte Substanz meines Ichs,
rissen jenes, was einst mal mein Wesen definiert hatte, mit sich fort...
...Zurück blieb Stille,
als die Dämmerung des nahenden Tages mein Zimmer durchflutete
und es in mattes, milchiges Licht tauchte.