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Bekenntnisse eines Fahrlehrers
Bekenntnisse eines Fahrlehrers
Ich , als Fahrlehrer in einer Großstadt, habe bereits viele interessante Begebenheiten erlebt. Nachdem ich meine Bäckerlehre abgeschlossen hatte, brauchte ich einige Zeit, um alle Voraussetzungen für die Ergreifung des Fahrlehrerberufes, zum Beispiel der Besitz von den Fahrerlaubnissen sämtlicher Klassen, zu erbringen. Dennoch wurde ich im Jahr der beginnenden Ölpreiskrise zum jüngsten Fahrlehrer in Deutschland. Die ersten Jahre waren besonders angenehm, da ich sehr viel Unterstützung von einem befreundeten Fahrlehrer bekam, im Speziellen wertvolle Ratschläge, die mir halfen, mich zu Beginn in diesem Beruf einzugewöhnen. Nach und nach stellte sich eine gewisse Routine ein. Ich hatte keinen rechten Spaß mehr daran, tagtäglich Theorieunterricht zu geben und durch die Fahrstunden den ganzen Tag unterwegs zu sein. Über zwei Jahrzehnte blieb dies so.
Doch damals, als wir einen neuen Verkehrsminister bekamen, der vorher an einem Eklat im Bundesrat beteiligt war, spürte ich wieder Freude bei meiner Arbeit. Eines Tages nämlich kam eine junge Frau mit dem Namen Lena in mein Büro. Sie hatte lange, blonde, zu einem Zopf gebundene Haare , und, soweit ich es durch die sich unter ihrer Jacke abzeichnenden Rundungen beurteilen konnte, einen Traumkörper. Eigentlich ist der Papierkram bei jedem Fahrschüler ja gleich. Bei ihr war es jedoch etwas ganz anderes. Ihr Portraitfoto für den Führerschein behielt ich zum Beispiel so lange wie möglich bei mir und warf täglich mindestens einen, meistens aber mehrere Blicke darauf. Ich glaube, sie spürte wie außerordentlich attraktiv sie in meinen Augen war. Leider ist sie nicht auf einen kleinen Flirt ausgewesen, sondern war sehr um Sachlichkeit bemüht.
Einen ersten etwas engeren Kontakt zwischen Lena und mir gab es bei dem Erste- Hilfe- Kurs, der heute an einem Tag, schon lange nicht mehr in einzelnen Teilen durchgeführt wird. Wie sehr wünschte ich mir die Mund- zu- Mund- Beatmung an lebenden Personen, natürlich an einer ganz bestimmten, vorführen zu dürfen. Mein Verlangen nach ihr wurde sogar noch gesteigert, als ich mich zufällig hinter ihr stellte und ihre Unterwäsche mich tief blicken ließ.
Immer, wenn der Theorieunterricht stattfand, wurde meine Laune gleich viel besser, nachdem Lena den Raum betreten hatte. Ihr gegenüber musste ich mich ja schließlich freundlich präsentieren. Obwohl sie nicht die Klügste zu sein schien, hatte sie stets wenige Fehler in ihren Fragebögen.
-Allerdings wohl nur wegen meinem wohlwollenden Korrigieren.
Ich wollte Lena außerhalb der Fahrschule näher kennen lernen, wagte es während der ganzen Zeit aber nicht, privat mit ihr zu reden. Durch meine Einladung zu einem Eis sollte das Selbige gebrochen werden. Weil ich aber erkannte, dass eine derartige Begegnung meine Absichten offensichtlich machen würde, galt die zunächst nur an Lena gerichtete Einladung allen anwesenden Schülern. Aus den Gesprächen am Tisch erfuhr ich wenigstens, abgesehen von den nackten Zahlen ihres Fahrausbildungsvertrages, meine bis dahin einzige persönliche Information über Lena: Sie war eine leidenschaftliche Reiterin.
Nachdem sie , nach einem vergeblichen Anlauf , die theoretische Prüfung bestanden hatte , begann die wunderbarste Zeit mit ihr. Denn von nun an war ich beinahe täglich in einer Fahrstunde mit ihr zusammen.
Aufgrund ihres knappen Kleides war bereits die Erste für mich sehr aufregend. Als Höhepunkt allerdings präsentierte sich die Nachtfahrt, von mir kurzerhand umbenannt in eine „Nacktfahrt“. Ich dachte, mit dieser Bemerkung hätte ich sie zu sehr vor dem Kopf gestoßen, doch gerade jener kleine Spaß machte sie viel offener. Es blieb nicht bei einer sexuellen Anspielung und die Unterhaltungen mit ihr während der Fahrt wurden immer persönlicher. Ich spürte geradezu, wie unser Verhältnis enger zu werden begann.
Vor der Fahrstunde, in der ich sie nach Münster fahren ließ, konnte man wohl von einer gewissen Art Freundschaft sprechen. An diesem Tag hatten wir uns zu vier Fahrstunden am Stück verabredet. Lena war derart atemberaubend angezogen, dass ich die Beherrschung zu Beginn schon fast völlig verlor. Ich bin mir nicht sicher , ob es von ihr tatsächlich bewusst so gewollt war, jedenfalls betätigte sie die Gangschaltung mit eindeutigen Bewegungen. Oft achtete ich gar nicht auf den Straßenverkehr , sondern beobachtete vielmehr einfach nur sie. Und, ihr schien es sehr zu gefallen. Doch als sie einem anderen Fahrer die Vorfahrt nahm und es fast zum Zusammenstoß gekommen wäre, wurde mir klar, dass es so auf keinen Fall weitergehen konnte. Deshalb bat ich Lena, weitere Termine für Fahrstunden mit Günther, meinem Partner in der Fahrschule ,zu vereinbaren.
Natürlich sah ich Lena nun immer seltener. Mein Empfinden dabei zeigte mir, dass ich sie wirklich liebte. Diese Gefühle versuchte ich zu verdrängen. -Es gelang mir jedoch nicht.
Eines Abends kam ich von meiner letzten Fahrstunde des Tages zurück und wollte mich auf den Theorieunterricht vorbereiten. Laute Musik schallte aus der Fahrschule. Als ich die Tür öffnete sah ich alle meine damaligen Schüler, meine Sekretärin, und Günther. Der ganze Raum war geschmückt worden. Anlässlich meines fünfundzwanzigjährigen Jubiläums als Fahrlehrer wollten sie mich anscheinend überraschen. Nachdem mir ein T-Shirt mit ihren Unterschriften überreicht wurde, setzte man mich mit verbundenen Augen in einen Wagen und chauffierte mich zu einem Restaurant, wo es auf Kosten der Schüler ein wundervolles Essen gab.
Die Meisten verabschiedeten sich nach einiger Zeit, so dass Lena und ich schließlich allein übrig blieben. In diesem Moment war mir alles egal, ich wollte nur bei ihr sein.
Ihre Reaktion auf mein mit zitternder Stimme vorgetragenes Liebesgeständnis war relativ gelassen. Als Erwiderung kam der Satz, der mein Herz hüpfen ließ:“ Auch ich empfinde etwas für dich.“
Überglücklich verbrachte ich eine schlaflose Nacht. – Leider ohne Lena, denn sie hatte mir deutlich gemacht, dass es wegen des Altersunterschiedes keine Beziehung zwischen uns geben könnte. Innerlich hoffte ich trotzdem, sie würde sich auf mich einlassen. Wenigstens fuhr sie ihre Fahrstunden ab dem folgenden Tag wieder mit mir. Noch mehr als vorher galt ihr meine ganze Aufmerksamkeit.
Mit der Zeit verbesserte Lena ihr anfangs sehr ungestümes Fahrverhalten.
Dann geschah es. Bei einer Überlandfahrt waren wir bei regennasser Fahrbahn unterwegs. Einige Tage zuvor hatte sich Lena tätowieren lassen, doch ich hielt mich mit der Frage zurück, ob ich die Tätowierung sehen dürfte, denn wie ich gehört hatte, war es an einer derart intimen Stelle des Körpers, dass man, um es zu zeigen, sich schon fast ganz ausziehen musste.
Plötzlich erblickte ich in Höhe ihrer Hüfte die Blüte einer Rose. Mein Blick war starr vor Faszination, Bewunderung, Leidenschaft. Ich hoffte, ihr Höschen würde etwas weiter nach unten rutschen, um dieses Kunstwerk in seiner ganzen Pracht sehen zu können. Durch einen Schrei von Lena wurde ich aus meinen Phantasien gerissen.
Ich blickte nach vorne, sah wie das Fahrzeug vor uns stark abbremste, trat schnell auf die Bremse, konnte aber nur noch die Geschwindigkeit verringern, nicht aber den Aufprall verhindern. Zum Glück ging alles glimpflich aus, wir waren mit dem Schrecken davon gekommen.
Dieser Unfall ereignete sich aus Lenas Sicht zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, zwei Tage vor ihrer Fahrprüfung. Ich versuchte sie bis zum Prüfungstermin wieder aufzubauen, doch dies gelang mir nur oberflächlich.
Beim Autofahren war sie sehr ängstlich geworden. Trotzdem bestand sie und erhielt ihre Fahrerlaubnis. Der Unfall hat Lena wohl klar gemacht, wie unverantwortlich mein Verhalten war. Es hätte durch meine Schuld ein sehr böses Ende dieser wundervollen Frau geben können. Dafür fand unser gutes Verhältnis ein Ende, denn Lena redete kaum mehr ein Wort mit mir.
Die Hoffnung, nach dem Abschluss der Fahrausbildung endlich mit ihr zusammen sein zu können, habe ich mit meinem Verhalten selbst zerstört.
So wurden die Tage in meinem Leben wieder ruhiger.
Bis Anke mein Büro betrat. Sie war in der Tat noch hübscher als Lena, was ich vorher als nicht erreichbar angesehen hatte. Ich konnte sehen, dass sie keinen Büstenhalter trug. Sie wusste genau, wie sie die Männer verrückt machen konnte. Ich verwies sie auf meine Sekretärin und fuhr nach Hause.
„Nie mehr“ ,so schwor ich, „werde ich der Fahrlehrer einer solch schönen Frau sein.“ Nicht noch einmal wollte ich erleben, wie die Triebe meinen Verstand beherrschen.
Nach Weihnachten höre ich nun ganz mit diesem Beruf auf. Es ist die Zeit gekommen, um sich zu Ruhe zu setzen. Lena ließ mich noch einmal starke Gefühle spüren, die wahre Liebe jedoch habe ich nun bei einer alten Schulfreundin gefunden.
Übrigens möchte mein Sohn ebenfalls Fahrlehrer werden. Dazu kann ich ihm nur raten, denn er ist ganz gewiss genau der Richtige für diesen Beruf.
Er ist nämlich schwul.