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Bubendummheiten

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12.04.2002
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Bubendummheiten

Bubendummheiten.
(Ein bösartiges Sittenbild der Zeit von Heute im Prosa-Stil des brutal-realistischen Exzessionismus. Ein Blick hinter eine Zeitungsgeschichte. Nur für Erwachsene.)

Nacktes Popscherl, zart und weich. Weißer Spalt, der doch so dunkel aus dem Spiegel leuchtet. Der Herr Pfarrer hat den ehrwürdigen Herrn Spiegel mit dem schwulstig-breiten güldenen Rand einer sterbenden Frau Parkinson so darum zitternd abgeluchst. „Oh Herr, verzeih’! Doch versteh, bitte, ´s ist Renaissance! So echte. Alt-Kultur. Uralt. Uralt. In ihren lichten Momenten wollte sie dieses Kulturgut ihrer langjährigen Putzfrau vermachen, die den Wert des Spiegels doch gar nicht versteht. So als Dank, weil sie immer nur nett, so aufmerksam und freundlich zu ihr war. Und sonst hat sie Alles einer Enkelin vermacht, das dumme Weib. Verdammt! Und die hat Alles mit einem Notar gleich klar gemacht.“ Für so Dummheiten hat Herr Pfarrer nicht viel übrig. Die arme Kirche braucht doch Geld.

Und nun vergeilt Herr Pfarrer am kleinen Süßarsch seines Ministranten, der ihm auf ihm kniend und in so unschuldigem Unschuldsweiß entgegenspiegelt. Herr Pfarrer kann es einfach nicht mehr lassen. Er muss einfach mit seiner Zitterhand nach dem ministrösen Knackarsch fassen. Mit der anderen Hand fummelt er an seinem Zumpferl. Mmmhhh. So mmmhhh. Herr Pfarrer fühlt nur Mmmhhh. Er ist doch mmmhhh so Mann. Er hat doch auch Gefühle, die der Herr verstehen kann.

Und sein Schwanz wird hart, so hart und immer härter. Er fängt an den Jungknabenkörper zart zu streicheln. Er muss die weiße Brust bebusseln. Seine Handfläche – oh, so ooooh – ein Rücken, so knochig dünn und doch so weich befleischt, die Haut so weicher noch als weich, so zartes und gerade noch so Kinderfleisch.

Des Pfarrers Fingerkuppen fliegen, fliegen, fliegen – sie gleiten wie flockige Siriuswolken, das Blau des Himmels weiß beflockt, über des Blauen Planeten so sommerheiße Breiten. Herr Pfarrer ahnt die knäbliche Enge und die Defloration vorher. Der Junge zittert. Der Junge hat keine Ahnung nicht. Seine Nerven flattern. Seine Angstverkörperung vibriert. Sein Herz gebricht. Der Junge will – der Junge will eigentlich nicht.

Doch Herr Pfarrer wirft ihn auf den Bauch, ein wenig Gel, das Löchlein kurz beschmiert. Herr Pfarrer sticht.

Der Ministrant – er schreit. Der Ministrant brüllt sich seine Seele vor lauter Schmerzen aus dem Leib. Das macht Herrn Pfarrer geil, so viel geiler noch als geil. Herr Pfarrer fühlt sich urplötzlich wie Der Herr. Herr Pfarrer weiß: er vertritt auf Erden seinen Herrn. Herr Pfarrer ist der Bote, der den Glauben der Menschen vertieft.

Und der Junge wimmert, jammert, fleht. Der Junge bittet um ein bisschen Gnade. Doch Gnade kannte nur der Herr. Und dieser Herr ist schon so lange tot. Und dieser Herr hätte doch nie gedacht, dass in seinem Namen einmal so was Böses könnt geschehen. Der Herr hat doch die Kinder sooo geliebt. Aber doch nicht so.

Da hat Herr Pfarrer auf einmal ein so störend dummes Gedankenproblem. Er ist so geil und er stoßt und stoßt und stoßt und stoßt und beobachtet sich dabei im Spiegel. Und doch und doch: sein Schwanz ist auf einmal nicht mehr ganz so hart, er schrumpelt ein. Herr Pfarrer bekommt ein leichtes Flattern. Er hält sein wildes Stoßen ein. In sein gerade noch so Blut entleertes Hirn presst sich ein böser und so überaus dummer Gedanke:

Verdammt! Noch bei der letzten und so überaus ungut ernsten Vieraugenbesprechung hat der Herr Bischof doch zu ihm gesagt: „Okay, Herr Pfarrer, okay, okay! Ich kann es ja verstehen. Ich war ja auch einmal so jung. Wir Kirchenmänner sind ja echte arme Hund. Auch wir Kirchenmänner sind ja leider Gottes aus so schwachem Fleisch und Blut. Und unser alter Herr Papst besteht auf unserem Zölibat. Auch ich kann da Nichts machen. Und wenn ich ehrlich bin, ich habe auch gar keine Absicht mehr dazu. Diese Bubendummheiten, diese blöden Kindereien, sind für mich Gott sei’s gedankt, passee. Ich habe auch gar kein Verlangen mehr dazu. Ich bin ja auch schon alt und wohl auch viel zu fett. Na ja, und wenn’s mal wirklich in meinen Lenden brennt, dann hilft Gott Alkohol hinweg, hihi. Ha, aber Spaß beiseite, hi, haha. Und Eines ist wohl klar, Herr Pfarrer, ja? Tu mir, bitte, und auf jeden Fall, einen Gefallen und in Hinkunft keine so dummen Bubendummheiten mehr machen. Ja? Ist das auch klar?“

Herr Pfarrer hat es dem Herrn Bischof hoch und heilig und man stell sich vor, nicht einmal die Finger überkreuzt, versprochen. Und jetzt hat Herr Pfarrer deshalb mitten drin im geilen Stoßen auf einmal ein doch wohl so irres und auch so ungut dummes, schlechtes Gewissen. Sein gerade noch so geiles Ding schrumpelt weiter ein. Das kann, das darf nicht sein, nein, nein. Nein, nein.

Sein Ministrant hört endlich auf zu schreien. Sein tränennasses Gesicht verengelt sich im Spiegel. Der arme Bub schnauft auf befreit. Herr Pfarrer streichelt dann dem Buben wohlwollend durch sein schweißig nasses und doch so flaumig-feines Haar. Da denkt Herr Pfarrer: Ach, ist ja egal! Eigentlich! Der Herr Bischof wird es schon wieder verstehen. Der Herr Bischof wird es schon wieder richten. Der Herr Bischof ist ja ein braver Diener seines Herrn. Und so ein Diener des Herrn muss ja immer verzeihen. Wer beichtet, der wird von aller Schuld befreit. Und klar, so klar: so ein hoher Diener des Herrn muss ja auch vertuschen. So ein hoher Diener des Herrn hat die Kirche unseres Herrn doch zu beschützen. Also, was soll diese dumme Angst? Was sollen diese dummen Gedanken?

Und da wird Herr Pfarrer wieder geil und geiler, so viel geiler noch als geil. Herr Pfarrer fängt wieder an zu Stoßen und der Ministrant zum Schreien. Sein schlechtes Gewissen hat sich zu seinem braven Verzeih’-mir-Gott verflogen. Und aus dem abgeluchsten Spiegel blickt ein Bild für Götter.

© Copyright by Lothar Krist (14.7.2004 von 22.50 – 02.00 Uhr im Smaragd und Herberstein)

 
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Kommentar des Autors zur Geschichte, die von den Vorfällen im Priesterseminar St. Pölten inspiriert ist:

In dieser Geschichte steckt keinerlei Verallgemeinerung. Die Mehrheit der Seelsorger nimmt ihre Aufgabe wohl sehr, sehr ernst. Dass dieser Sumpf jedoch gegeben und trocken zu legen ist, wird selbst von hohen Kirchenmännern bestätigt.

In der Person des Herrn Pfarrer sind mehrere Personen zu einer verschmolzen. Eine mir bekannte Putzfrau hat mir vor Jahren die Geschichte mit dem Spiegel erzählt. Und man hört da ja manchmal auch so einiges über ähnliche Vorfälle. Mir ist aber nicht bekannt, ob dieser Kirchendiener auch Kinder missbraucht hat. Ich habe aber von mehreren Kirchendienern erfahren, die letzteres sehr wohl getan haben. Bei diesen Herren weiß ich jedoch wieder nicht, ob sie sich auch in Altersheimen an fremdem Erbgut bereichert haben. Aber es wird schon vorkommen, dass der eine oder andere beide bösen Dinge tut. Pfarrer sind ja auch nur Menschen. Ähnlichkeiten mit anderen lebenden Personen sind nicht beabsichtigt. Es könnte jedoch sein, dass in diesem Sumpf Ähnlichkeiten existieren.

Und noch etwas sei gesagt: Der Dichter dieser so bösen Zeilen liebt den Herrn. Er glaubt an ihn. Und genau deshalb schreibt er ja so, wie er halt schreibt. Weshalb diese so blumige „Prosa des Bösen“? Kann es denn erlaubt sein, dass da ein Dichter ist, der hinter die oft so trocken-kalten und so unpersönlich klingenden Worte schauen will, ja muss, die wir in den Medien hören, sehen oder lesen, weil er von irgendeinem ihm selbst so unverständlichen Drang oder was auch immer angetrieben ist, das in diesen Medienworten versteckte Leid, das zugedeckte Grauen der von unserer Gesellschaft ins Schweigen gedrängten Opfer zu verdeutlichen? Doch geht dies überhaupt? Der Dichter weiß es nicht. Er tut halt, was er kann. Er dichtet.

Ich weiß, dass diese Geschichte sehr, sehr „heiß“ ist. Sollte man bei Kurzgeschichten.de daher der Ansicht sein, dass dieser Thread zu löschen ist, dann habe ich Nichts dagegen. Ich war mir ja selbst auch nicht ganz sicher, ob diese Geschichte überhaupt veröffentlichungstauglich ist. Aber ich habe in den letzten Monaten eine Unmenge ähnlich „böser“ Geschichten zu meinem Buch „Ich Täter. Ich Opfer.“ geschrieben, und mir nun gedacht, es wird Zeit, mal mit einer dieser Geschichten einen Versuch zu starten.

 

Hallo buji.

Ich habe den eigentlichen Text bislang nur überflogen - und weiß nicht, ob es sich lohnt, mehr zu tun.

Zwei Dinge allerdings möchte ich jetzt schon anmerken:

1) Tu Dir selbst und vor allem Deinen Texten den Gefallen und spar Dir diesen eigenartigen, kursiv vorgeschalteten "Blabla...Nur für reife LeserInnen"-Mumpitz. Das wirkt aufgesetzt, selbstverliebt und auf viele Leser daher eher abschreckend. Ich möchte gerne selbst entscheiden können, ob ein Text mich schockiert, ob er böse, tiefgründig oder sonstwie relevant ist. Mit der Masche, den Lesern ihre Reaktionen auf den Text bereits im Vorfeld vorzuschreiben, erreichst Du in der Regel eher das Gegenteil. Denn die meisten vermuten bzw. durchschauen in solchen "Kunstgriffen" den billigen Versuch, einen Text größer zu machen, als er ist.

2) Ich stehe der Unart, Texte noch vor der ersten Kritik zu kommentieren, zu erklären, zu verlängern, wasauchimmer mehr als skeptisch gegenüber - die Mehrheit der Leser hier auf KG.de meines Wissens nach ebenfalls. Normalerweise sollte ein Text für sich selbst sprechen und bestehen können.

Just my tuppence,
Horni

 
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Hi Horni!

1. "Nur für reife Leser" soll verdeutlichen, dass der Text nicht für Kinder ist. Und du willst doch wohl nicht behaupten, dass jeder einzelne Leser "reif" ist. Das wäre ja ganz etwas Neues. Warum so angerührt? Fühlst du dich etwa angesprochen? Wenn ich z.B. derartiges bei anderen Autoren finde, was ja manchmal vorkommt, dann bringt es mich zum Grinsen und ich freue mich noch mehr auf die Geschichte, allerdings in der Hoffnung, dass ich nicht enttäuscht werde. Die Geschichte könnte ja auch langweilig und harmlos sein. Und es gibt eine Unmenge großer Dichter, die mit der Reife ihrer LeserInnen gespielt haben, allen voran Albert Ehrenstein. Auch Thomas Bernhard war von der Reife all seiner Leser nicht gerade überzeugt, hihi.

2. In vielen Büchern gibt es auch ein Vorwort, oft auch ein Nachwort. Warum also nicht auch zu einer einzelnen Geschichten? Ja, stell dir vor, lieber Horni, derartiges gibt es sogar. Insbesondere gesellschaftskritische AutorInnen tun dies oft, um evt. Klagen lebender Personen abzuwenden, die sich durch die Geschichte angesprochen fühlen könnten. Liest du denn keine Bücher? Hast du noch nie ein Vorwort zu einer Geschichte gelesen? Außerdem gibt es LeserInnen, denen der Vorfall, von dem eine Geschichte gerade handelt, nicht bekannt ist. Für diese stellt dann das Vorwort eine wertvolle Hilfe dar. Auch gibt es LeserInnen, die es äußerst interessant finden, wenn sie von der Einstellung des Autors etwas erfahren, mich zum Beispiel. Und stell dir vor, lieber Horni, es gibt sogar Literaturforen im Internet, die den AutorInnen ein eigenes Textfeld anbieten, um die eigene Geschichte vorneweg zu kommentieren, siehe u.a. http://fanfiktion.de/ Du siehst, es gibt eine Menge LeserInnen, die das Vorwort für sehr, sehr wichtig halten.

3. Könnte es möglich sein, dass du deshalb gleich immer auf die Palme gehst, weil du mich wegen der Inhalte meiner Geschichten nicht magst? Was kann ich da machen? Ich kann dir nur sagen, dass ich halt gerne Tabuthemen aufgreife und gleichzeitig auch versuche, in anderer Weise an die Themen heran zu gehen, als dies AutorInnen vor mir gemacht haben. Ich will kein Klon sein. Lieber riskiere ich es, dass ich eine Geschichte kaputt schreibe, was mir ja auch schon ab und zu passiert ist, das muss ich zugeben. Aber damit kann und muss ich wohl auch leben, wenn ich mein Ansinnen nicht aufgeben will.

Und ich liebe meine "böse" Prosa. Die blumige Sprache soll einen sowieso schon bösen Inhalt noch mehr verbösen. Sie soll das Seelenleid der Opfer deutlich machen, aber auch die Gefühllosigkeit, die Abartigkeit der Täter. Leider denken dann viele LeserInnen, der Autor wäre der Abartige. Ich sehe dies aber nicht so. Ich gebe nur die Abartigkeit der Handlungen wieder. Die Geschichte soll zum Spiegel werden. Und natürlich versucht man dabei über die eingefahrenen, bekannten Grenzen zu gehen. Ist dies so schwer zu verstehen?

lg
buji

 

Ach buji, was Du Dir so denkst...

Ich bin doch nicht auf der Palme. Ich bin noch nicht mal unter einer Palme. Ich bin vielmehr auf höchst bedauernswerte Weise so denkbar weit von irgendwelchen Palmen bzw. den damit einhergehenden reizvollen Lokalitäten entfernt, dass... aber lassen wir das... :dozey:

Und selbst wenn da Palmen wären: Ohne Baströckchen und Brooke-Shields-Anatomie kriegst Du mich bestimmt nicht dazu, da rauf zu klettern. Deine Märtyrer-Masche jedenfalls entlockt mir lediglich ein müdes Gähnen.

Hast Du das wirklich nötig? Obiger Text ist z.B. beileibe nicht so schlecht wie einiges andere, das ich bereits gelesen habe (von Dir und anderen) - wenngleich in meinen Augen zu verspielt und zu sehr auf den Effekt konzentriert. Warum gönnst Du ihm das nicht? Indem Du ihm seine Eigenständigkeit lässt? Warum machst Du ihm durch das drumherum sovieles kaputt? Darauf, und auf nichts anderes, zielten meine Anmerkungen.

Und wer sagt, dass ich Dich nicht mag? :eek1:
Im Gegentum: Deine herzerfrischend merkbefreite Art, mit konstruktiven Hinweisen umzugehen, löst bei mir genau jene Art von Erheiterung aus, die ich brauche, um nach einem Tag voller Papierkrieg und Geldsorgen wieder runterzukommen und mich daran zu erinnern, dass ich beim Aufstehen noch einen Humor hatte, wenn auch manchmal einen arg verknautschten. Soll heißen: Ich würde Dich wahrscheinlich nicht unbedingt mit meiner Schwester verkuppeln, wenn ich eine hätte - aber ich gönne der Welt, dass sie Dich hat. ;)

Gruß,
Horni

 

hey buji,

zugegeben, die story ist nicht schlecht. sie ist sogar gut. diese aufgreifung des sehr aktuellen tabuthemas find ich auch gelungen (ebenso der titel), allerdings stört mich - wie auch schon horni - das vorwort 'nur für reife leserInnen'. ich weiss nicht, ob ich schon sooo reif bin, und trotzdem hab ich die geschichte gut lesen können. mMn brauchts das nicht. aber wie dem auch sei...

*sissi*

 
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Hi Sissi!

Ich habe es in "Nur für Erwachsene!" umgeändert, dies klingt hoffentlich nicht verfänglich. Und ich muss zugeben, ich halte hier einige tatsächlich nicht für "reife LeserInnen", dies aus vielfachem Grund, siehe unter anderem einige Posts zu meinem Thread "Vergewaltigung". Wer glaubt, sich in einem Literaturforum wie ein Wächter unserer herrschenden Philosophie aufspielen zu müssen, ist dies nun ja wirklich nicht. Aber der 68er-Intellektuelle hat ja immer schon geglaubt, er könne etwas einfach dadurch aus der Welt schaffen, indem er die offene Diskussion darüber schon im Ansatz abwürgt. Und diese Leute haben diesen ihren gewaltigen Irrtum ja bis heute nicht begriffen. Und das Komische daran ist, dass sich dieser Irrtum von Gesellschaft zu Gesellschaft zu wiederholen scheint. Diese Wächter scheinen einfach nicht und nimmer auszusterben.

Danke jedenfalls, und du hast ja Recht, es muss tatsächlich nicht sein. Aber manchmal verstehe ich die Welt einfach nicht und dann werde ich zum Zyniker.

lg
buji

 

Friedvolle Grüße

Die Geschichte selber finde ich nicht schlecht. Sie beschreibt auf unorthodoxe Weise Vorgänge, die von der Öffentlichkeit all zu leicht unter den Tisch gekehrt werden. Leider muß ich meinen Vorkritikern dahingehend recht geben, das Deine doch etwas eigenwillige Art der Präsentation der Geschichte kontraproduktiv ist. Eine Geschichte sollte immer für sich selber stehen, nur mit einem Vor- oder Nachwort ausgestattet sein, wenn es die Handlung zwingend erfordert. In Deinem Nachwort erklärst Du aber nur Deine Motivation, die Geschichte zu schreiben. Das ist unnötig! Die Motivation ist nebensächlich, wenn die Aussage der Geschichte die ist, die Du als Autor in sie hinein packen willst. Auch das Vorwort finde ich kontraproduktiv, denn alle unreifen Leser, oder jetzt, alle Jugendlichen, fühlen sich dadurch aufgefordert, die Geschichte erst recht zu lesen, nur um zu beweisen, das sie reif genug dafür sind. Hier gilt die alte Weisheit: Verbote reizen!

Bei dem von Dir erwähnten Priesterseminar ging es wohl um das Tauschen von Kinderpornographie (Fragen der kirchlichen Struktur wurden wohl auch besprochen), doch nicht um den Mißbrauch selber. Soll natürlich nicht heißen, das einige Prister nicht in geheimer Sitzung besprochen haben, welche Gleitcreme am besten flutscht (für welchen Zweck auch immer). Allerdings besteht zwischen dem Anschauen von (und aufgeilen an) Kinderpornographie und dem tatsächlichen Missbrauch ein Unterschied, was ersteres aber in keinem Fall verharmlosen soll.

Zurück zur Geschichte: Zunächst fällt mir Dein Schreibstil unangenehm auf, was aber daran liegen könnte, das ich als Siegeländer hie und da schon Probleme beim Unterscheiden zwischen lokalem Dialekt und Hochdeutsch habe. Gewöhnungsbedürftig ist Deine Schreibweise hier auf jeden Fall. Ferner verrenst Du Dich bisweilen zu sehr in unwichtige Details. Woher der Spiegel kommt ist für die Geschichte irrelevant. Hier wäre es besser gewesen, zu verdeutlichen, was er für den Ministranten bedeutet, wie er sich fühlt, nackt vor dem Spiegel zu stehen. Und wenn nur durch einen Gesichtsausdruck, den der Missbrauchende wahrnimmt und kommentiert.

Am Ende befriedigt der "Stecher" seine Gewissensbisse mit dem Gedanken, das schon alles vertuscht werden wird vom Bischof. Ist zwar sehr satirisch, in der Geschichte jedoch fehl am Platze, weil nach dem zuvor Geschilderten zu platt. Du solltest entweder einen subtileren Weg finden, die Vertuschungsmentalität der Kirche zu kritisieren oder die Passage ganz streichen.

Kane

 

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