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Da kam der Gedanke, er sollte einmal ein Buch schreiben.

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18.09.2004
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Da kam der Gedanke, er sollte einmal ein Buch schreiben.

Da kam ihm der Gedanke, er sollte einmal ein Buch schreiben.

Da kam ihm der Gedanke, er sollte einmal ein Buch schreiben.

Eines Tages beschloss er, ein Buch zu schreiben. Dazu braucht man im Allgemeinen viel Ruhe und noch mehr Konzentration. Plärrende Kinder störten nicht mehr, denn die waren schon ausgeflogen. Also blieb nur noch der letzte Störfaktor, den Fernseher, wegzuwerfen. Die irgendwo residierende Behörde verstand jedoch nicht, dass er Autor werden wollte und dazu also dringend seine Ruhe benötigte. “Die Abmeldung haben wir nicht durchgeführt. Die Begründung fehlt“, hieß es darauf kurz und bündig. Welche Begründung? Aber es ist nun einmal so, der Mensch hat sich für die Behörde zu begründen, sein Dasein nachzuweisen und so weiter. Die Zeiten sind längst vorbei, in denen es genügte, sich anstelle mit einem Dokument vorzustellen mit, „cogito, ergo sum „. Das alte “ich denke, also bin ich“, löst heute nur ein bedauerliches Lächeln aus. Zugegeben, früher kam man damit allein auch nicht so ohneweiteres durchs Land. Wie auch immer, heute gilt, „Sie existieren, also sind Sie ein öffentlich rechtlicher Fernseher“. Das hat mit Denken nun gar nichts zu tun. Jedoch das erste Hindernis für den Beginn, ein Buch zu schreiben, blieb hartnäckig bestehen.

Weitere Schreiben folgten, Wir haben weiterhin keine Abmeldung vorgenommen. Wir benötigen eine Bestätigung von einer Fachwerkstatt, dass das Empfangsteil ausgebaut wurde.

Er überlegte misstrauisch, ist das vielleicht schon der Anfang einer Orwellschen Zeit? Orwell hatte 1948 den Big Brother erfunden und jedem seinen Kasten vorausgesagt, der nie abgeschaltet werden durfte. Und laufen nicht schon längst die Big Brother Trainingsprogramme im Fernseher?

Doch es geschah ein Wunder, die Behörde entließ ihn aus der schon am Horizont heran stampfenden Orwellschen Gesellschaft. Nunmehr stand also kein Hindernis seiner schöpferischen Arbeit im Weg.

Da flatterte auch schon eine freundliche Broschüre herein, Wir freuen uns auf Ihr Buch. Mit uns wird der Traum vom eigenen Buch wahr. Na bitte, wer sagt’s denn. Weiter hieß es. Druckkosten werden nicht berechnet. Der Verlag liefert je belegte Buchseite zwei Exemplare. Beachten sie bitte die Fußnote. Dort stand dann im Detail, man könnte gleich 6795 Euro bezahlen und bekomme dann 20 Freiexemplare oder bei freier Druckkostenwahl schwirren zweihundert zu kaufende Bücher portofrei ins Haus. Buchgestaltung, Werbung und so weiter wird alles übernommen. Unsere Bücher erscheinen mit buntem Cover-Abbildung und Werbetext in der Presse. Was will ein Schreiber mehr?

Er kratzte sich am Kopf, rechnete Kilobytes in Seiten um und kam tatsächlich auf zweihundert hereinstürzende Bücher, die zudem noch alle denselben Inhalt aufweisen würden. Er sah sich daraufhin sein Manuskript an, schnitt da und dort ab und schmiss den Abfall in den virtuellen Papierkorb. Der Verschnitt belief sich fast auf ein zweites Buch. Er las das bunt zusammengewürfelte Abgeschnittene durch. Er fand diesen Inhalt viel kurzweiliger als das Original selbst. Doch diese Version stellte zu große Ansprüche an eine Leserschaft, überlegte er, denn es setzte Kenntnisse von ungemein schwer zu verstehenden Zusammenhängen voraus.

Dann sann er nach, wo bewahre ich zweihundert Bücher auf? Im Keller oder auf dem Boden lagern? - Das geht nicht. Auf dem Boden klettern im Sommer die Temperaturen leicht auf fünfzig Grad und im Keller ist es zu feucht. Das Kulturerbe im Koffer bei der Bank deponieren? Die kritischen Augen eines Bankers misstrauen doch so einem großen und gewichtigen Koffer. Da will jemand illegales Geld wegdrücken, heißt es gleich. Und wer soll dann Jahrhunderte lang die Gebühren für den klimatisierten Safe zahlen bis das Werk endlich entdeckt wird. Abgesehen davon, in einem Tresor liest niemand ein Buch. Also bleibt nur, das Werk auf dem Wochenmarkt zu verkaufen. Vielleicht als fliegender Händler verkleidet an einem Stand am Rande des Platzes. Am Ende hätte ihm sonst jemand mit Namen begrüßt, mein Gott, seit wann schreiben Sie Bücher? Dabei handelt es sich ja lediglich um ein einziges Buch. Mit Verkleidung galt es noch zu beachten, nie den großen schwarzen Hut abzunehmen und etwa auf den Tisch vor sich hinzulegen. In diesem Fall würden Vorbeigehende einige mitleidige Blicke zusammen mit vielen Geldstücken hineinwerfen und im Weggehen sagen, Bücher schreiben und dann betteln müssen, wie tief doch der Mensch heutzutage sinken kann.

Langsam dämmerte es ihm, so ein Buch bereitet viel Kopfzerbrechen und mit dem Wegwerfen des Fernsehers ist es nicht getan. Er tröstete sich mit einer Tasse Kaffee und mit der Klassik. Schließlich hätte, Werthers Leiden heute doch kein Verleger genommen und schrieb unverdrossen ein zweites Buch. Er war halt nur in die verkehrte Zeit hinein geboren worden, aber wer kann schon von sich behaupten, dass er in der richtigen Zeit lebt.
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Hallo liebe Poesiefräse,
beinahe hätte ich erst einmal über Deinen hübschen Namen referiert.
Also vielen Dank für die Prosa Fräserei.
Schärfere Satire? Alles hat zwei Seiten – es gibt schnell einen Grenzwert einer Überzeichnung dabei, an dem Punkt wird es dann bitterer Sarkasmus. Wahrscheinlich fürchte ich, an den Grenzwert zu kommen?
Es ist alles eigentlich sehr einfach zu erklären-
Zuerst springt man von dem 1m und dann vom 3 m Brett ins Wasser.

Übrigens entmutigt bin ich deshalb nicht – ich habe durchaus schon in einem solchen Verlag veröffentlicht. Aber Gott sei Dank nur mit fünf Freiexemplaren.

LG
Vialata
p.s.; Da kam ihm der Gedanke – ist natürlich richtig-

 

Hallo lieber Marius
Vielen Dank für den Tipp mit dem Tagebuch!
Ich habe aber keins.
Ich kann da vielleicht noch einen anderen Test machen, dem Verlag, der eine neue Geschichte angenommen hat, diese hier hinterher schicken. Vielleicht lässt sich dann so allmählich eine Satire daraus entwickeln?
Aber der Alkoholtipp ist auch nicht schlecht.

LG
vialata

 

Hallo vialata!

Also eigentlich fand ich Deine Geschichte ein wenig enttäuschend, vor allem weil der Schluß wie ein Schmollmund klingt...

Allerdings dachte ich an dieser Stelle, ...

Der Verschnitt belief sich auf 130 Kilobytes. Fast ein zweites Buch also. Er las das bunt zusammengewürfelte Abgeschnittene noch einmal durch. Er fand diesen Inhalt viel kurzweiliger als das Original selbst.
...daß es wohl auf eine Kurzgeschichte hinauslaufen würde - was ich eigentlich gut gefunden hätte. Vielleicht magst Du ja mal in diese Richtung überlegen. :)

Gestört haben mich auch die Angaben in Kilobytes, da das eigentlich gar nichts aussagt: Mache ich die Schrift kleiner oder größer, werden es mehr oder weniger Kilobytes. Fände hier eine Seitenangabe besser. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 
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Hallo liebe Susi,
Danke für Deine Anregungen –
Das Ende klingt nach Schmollmund?
Hm- schmollen sollte eigentlich nicht ausgedrückt werden.

-- Kann ja noch einmal
mit der Wortfräse drüber hobeln!

LG
vialata.

 
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Hallo vialata,

Ich erkenne ein offensichtliches Bemühen deinerseits, die Geschichte einen satirischen Touch zu verleihen, und sie amüsiert mich tatsächlich - im positiven Sinne. Aber reinhauen tut sie auch nicht ... Sie hält sich irgendwie mehr an die feine Britische Art der Untertreibung:

Dort stand dann eingemachtes, eigentlich aber nur banale Sache wie, man könnte zum Beispiel gleich 6795 Euro bezahlen und bekomme dann 20 Freiexemplare oder bei freier Druckkostenwahl schwirren dann zweihundert zu kaufende Bücher frei ins Haus.
Jetzt fragen die Kundigen bestimmt, was daran "britisch" sein soll. Aber das hab ich ja auch nicht gesagt, sondern: es lehnt sich daran an ;). Halt dieser lockere, beiläufige, unterschwellige Witz, den finde ich gelungen in der ganzen Geschichte.

Leider ist der Text voll mit Formfehlern:

Das klingt nach Satire, ist aber keine.
Na toll, warum postest du dann hier? ;) Satz würde ich streichen.

Bevor nun der hypersensitive (Anm. 1) Autor in spe, (Komma weg) einen Vorschlaghammer hervorholte, um die Behörde oder den Fernseher oder beides kurz und klein zu schlagen (Anm. 2), oder doch lieber einen Fachbereichsleiter einer Werkstatt zu Rate zu ziehen (Anm. 3), verschenkte er den Kasten.

1) hypersensitiv hat für mich die Bedeutung "überempflindlich", was nicht unbedingt als Beweis für das Britische in dieser Geschichte herangezogen werden kann. Meinst du das wirklich? Hier würde sich ironische Abschwächung à la "unser furchtbar ruhige Autor" (o.ä.) ganz gut machen.
2) Eine kleine Detailpointe macht sich am besten in Schlussstellung: "..., um die Behörde oder den Fernseher (oder beides) kurz und klein zu hauen.
3) Ich meine, dass er auch in Betracht zieht, den Auflagen Folge zu leisten, schwächt etwas das Satirische. Würde es weglassen.

Da flatterte auch schon eine freundliche Broschüre herein, Wir freuen uns auf Ihr Buch. Mit uns wird der Traum vom eigenen Buch wahr. Na bitte, wer sagt’s denn. Weiter hieß es. Druckkosten werden nicht berechnet. Der Verlag liefert je belegte Buchseite zwei Exemplare. Beachten sie (Sie) die Fußnote.
Das Kursive gehört in Anführungszeichen, etwa so:
Da flatterte auch schon eine freundliche Broschüre herein, die offenbarte: "..."

Dort stand dann eingemachtes, eigentlich aber nur banale Sache wie, man könnte zum Beispiel gleich 6795 Euro bezahlen und bekomme dann 20 Freiexemplare oder bei freier Druckkostenwahl schwirren dann zweihundert zu kaufende Bücher frei ins Haus.
Ich weiß, oben gerade habe ich diesen Satz gelobt. Aber das heißt ja nicht, dass es nicht auch noch besser geht. Vorschlag:
Dort stand dann eine banale Sache. Man könnte zum Beispiel gleich 6795 Euro bezahlen und bekomme dann 20 Freiexemplare; bei freier Druckkostenwahl schwirren dann zweihundert zu kaufende Bücher frei ins Haus.
Verbesserung: Weniger Füllwörter, einfachere Satzstruktur, wie für Werbebroschüren eigentlich typisch. Aber nur ein Vorschlag meinerseits - die Umsetzung sei deine Sache.

Welt, ich komme, rief er dann im letzten Moment doch nicht dem PC zu.
Eigentlich ein ganz sinnloses Gimmick, aber :thumbsup:!

Nicht zu vergessen, (Doppelpunkt) man muss verkleidet am Stand stehen.
Den folgenden Satz mit diesem verbinden, sonst wird der Zusammenhang nicht richtig klar, mit jedenfalls.

Auch müsste er darauf achten, nie versehentlich den großen schwarzen Hut abzunehmen und auf den Tisch vor sich hinzulegen, womöglich werfen dann alle mit mitleidigem Blick viele Geldstücke hinein und sagen im Weggehen, Bücher schreiben und dann betteln müssen, wie tief doch der Mensch heutzutage sinken kann.
Hier verschenkst du gewaltiges satirisches Potenzial. Als tatsächliches Erlebnis wäre es ein guter und satirischer Gag geworden.
Überhaupt sinniert der Autor nur darüber nach, ein Buch zu veröffentlichen. Würde er es tun, hättest du vielmehr Ansätze in der Beschreibung der Handlung, Satirisches einzuflechten.

Langsam dämmerte es in ihm, so ein Buch bereitet zu viel Kopfzerbrechen. Er ließ es dabei bewenden, die Welt um ein Werk ärmer bleiben zu lassen.
Hm ... schade! Das Ende ist wie ein Schwanzeinziehen in letzter Sekunde, aber gerade dadurch nicht sehr satirisch. Ich als Leser mache da erst mal *hmpf*, denn ich habe da mehr erwartet.


Liebe Grüße, FLoH.

 

Hallo FloH
Vielen Dank für die ausführliche Kritik
Satire ist nicht einfach – aber es macht irgendwie Spaß
Das Gröbste habe ich mal herausgeschmissen-
und verändert-

LG
Vialata

 

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