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Das Gerät

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25.08.2004
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Das Gerät

„Wow, wie geil ist das denn?“, raunte Dirk und sah sich im engen Labor um. Nach ihm betraten meine anderen Kumpels Werner, Bernie, Tommy und Wolf den Raum. Ich war der Letzte. Während die anderen fünf neugierig mit ihren Augen Vaters Arbeitsraum erkundeten, schossen mir schmerzhafte Erinnerungen durch den Kopf.
Ich sah mich als Zehnjähriger durch diesen Raum flitzen, Vater hinter mir her. Als er mich eingefangen hatte, drückte er mich liebevoll und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Die nächste Szene zeigte mich als Zwölfjährigen, als ich einen Ständer umriss, in dem mehrere Chemikalien gelagert waren. Das war mir beim Versteckspiel mit Freunden passiert.
„Das ist Vaters Spionagehelm!“, rief ich Tommy zu, der gerade einen seltsamen Gegenstand untersuchte. „Hat wohl nie funktioniert!“
Vater war damals ziemlich wütend auf mich und hatte mir ab dieser Zeit verboten, das Labor zu betreten. Überhaupt war er danach immer eigenbrötlerischer geworden, verbrachte mehr Zeit mit seiner Arbeit und kaum noch mit mir.
Na vielleicht fehlte mir ja auch nur die Mutter. Sie hatte uns verlassen, als ich acht Jahre alt war. Vater sagte, sie wäre auf und davon, mit einem Anderen abgehauen. Allerdings hatte er auch einmal behauptet - nach dem Genuss von etwas zu viel Rotwein - dass sie gestorben sei.
Jedenfalls reagierte er immer sehr ungehalten, wenn ich das Thema ansprach. Und Fotos oder andere persönliche Gegenstände von ihr suchte ich vergeblich. Wie auch immer, er hatte die Wahrheit mit ins Grab genommen.
„Ja, aufsetzen und die Knöpfe auf der Fernbedienung drücken!“, rief ich durch den Raum.
Der Helm blinkte und fiepte wie ein Eichhörnchen, dass auf einem Weihnachtsbaum herum turnte.
Schlaganfall, fast genau vor einem halben Jahr. Obwohl Vater erst 54 Jahre alt war. Aber die Natur fragt halt nicht nach dem wann und warum...
Jetzt bin ich 21 Jahre alt und ganz allein auf der Welt, na ja, abgesehen von meiner Freundin und meinen Kumpels. Vaters Beerdigung ist nun schon lange her und ich habe beschlossen, seinen Haushalt, den ich geerbt habe, aufzulösen und das Haus zu verkaufen. Aber vielleicht lässt sich noch irgendwas von dem Krempel nutzen. Der Rest wandert dann in den Müllcontainer.
Mittlererweile bewohnen meine Freundin und ich eine kleine Wohnung in der Stadt. Was sollen wir auch mit dem großen Haus anstellen? In dem mich alles an die Vergangenheit erinnert!
Ich sah mich im Labor um.
Vaters Erfindungen! Ja, er war Erfinder mit Leib und Seele gewesen. Nur leider hatte das meiste nie richtig funktioniert. Zwar hatte er einige Patente besessen, die jetzt auch mir übertragen worden waren. Aber das reichte gerade für ein bescheidenes Auskommen. Ihm war das immer genug gewesen.
Ich schüttelte die trüben Gedanken von mir ab.
Tommy hantierte immer noch mit dem Spionagehelm. Ein klobiges Ding, aus dem jede Menge Kabel und Antennen heraus schauten. Dazu entwickelt, die Gedanken eines Anderen zu erspähen. Hatte aber nie funktioniert.
„Helft doch mal mit“, rief uns Werner in seine Ecke und er fing an, an einem großen Ding
zu zerren, das aussah wie eine große Mülltonne aus Metall.
„Ja was haben wir hier denn? Wozu ist das, Frank?“
Genervt rollte ich mit den Augen.
„Vaters Antwort auf das Müllrecycling der 80er Jahre. Das Teil war dazu gedacht, allen Müll aufzunehmen und in kleinste Teile zu zerlegen. Allerdings müsste immer noch die Boule-Kugel darin liegen, die das Getriebe damals zerhauen hatte.
Nein, ich war’s nicht, der sie da reingeworfen hat. Das war meine Cousine. Ist lange her...“
Abwehrend hob ich die Hände und die anderen mussten lachen.
Dirk hatte auch was entdeckt. Eine Art vorsintflutlicher Schweißapparat, an dem mit einem dicken Kabelstrang verbunden eine Art Panzerfaust hing.
„Cool! Lass mich raten. Das hier ist etwas, womit man andere Menschen beeinflussen kann, ihnen einen anderen Willen aufzwingen kann?“
„Na, nicht ganz.“
Ich nahm die „Panzerfaust“ in die Hand und prüfte, ob das Gerät ans Stromnetz angeschlossen war.
„Das ist ein Gerät, um etwas unsichtbar zu machen! Noch so ein Teil, was nie funktioniert hat. Aber zumindest macht es irgendwas, passt mal auf!“
Ich zielte mit dem Rohr auf Vaters Drehstuhl und überlegte. Dann drückte ich den roten Knopf. Eine Anzeige an dem Rohr sprang auf fünfzehn.
‚Klick’, machte es leise und in meinem Kopf entstand ein seltsamer prickelnder Summton, der rasch nachließ. Ansonsten passierte nichts.
„Ist was passiert?“, fragte Tommy und sah sich um. „Mach’ doch noch mal.“
Ok. Ich zielte jetzt auf Tommy.
„Jetzt mach’ ich dich unsichtbar!“, grinste ich und drückte den roten Knopf.
Wieder das ‚Klick’ und der seltsame Summton. Aber sonst passierte nichts.
„Warum klappt das denn nicht?“, wollte Wolf wissen. „Es macht doch eindeutig was. Und warum entsteht wohl der seltsame Summton? Probier doch noch mal aus.“
„Na gut.“
Ich zielte auf Wolf, und danach auf Bernie.
‚Klick - klick.’ Wieder nix. Vater hatte schon sehr merkwürdige Sachen erfunden...
Meine beiden Kumpel wollten es jetzt genau wissen.
„Warum hat dein Alter eigentlich nur unnützes Zeug erfunden. Unsichtbar machen, das wäre schon was! Teste doch mal an mir.“
Ich zielte auf Dirk und drückte den roten Knopf. Die Anzeige sprang auf 19 und das Gerät klickte. Das Summen kam und ging. Ansonsten war nichts passiert.
„Komisches Teil!“, meinte mein einziger Kumpel Werner. „Teste doch mal an mir.“
Ich tat ihm den Gefallen und drücke den roten Knopf. Klick. Nichts war geschehen.
Warum verschwendete ich meine Zeit mit dem seltsamen Gerät meines Vaters? Dabei wollte ich hier doch aufräumen. Ich ärgerte mich über mich selber. Wenn ich wenigstens Freunde hätte, die mir mithelfen könnten. Hatte ich aber nicht, also musste ich alles alleine machen.

Ende

---

(Alternatives Ende / Happy End)

Ein komisches Gerät. Ob ich es mal an mir selbst testen sollte?
Ich versuchte, das Rohr auf mich zu zielen und auf den grünen Knopf zu drücken. Aber meine Arme waren zu kurz. Na dann eben nicht.
Wofür waren die beiden anderen Knöpfe wohl da? Neben dem grünen Knopf stand ‚Zurück’- Halt, was war das? Hinter dem blauen Knopf blinkte eine Anzeige: ‚Speicher voll’. Neben dem Knopf stand ‚Alle Speicher löschen’. Ob ich das mal probieren sollte?
Mein Finger schwebte über dem blauen Knopf. Ich überlegte es mir aber anders und drückte den grünen Knopf.
‚Plop!’ Die Anzeige sprang zurück auf 19 und Werner stand mitten im Raum.
Werner! War das möglich? Wo war er gewesen? Und warum hatte ich ihn die ganze Zeit völlig vergessen?
„Was ist los?“, fragte er orientierungslos.
„Nix!“, sagte ich ungeduldig und drückte den Knopf noch mal.
‚Plop!’
Dirk war da. Wo kam der her? Ich hatte ihn gar nicht vermisst, er war meinen Gedanken komplett entflohen. Und Werner ging es genauso.
Vater, was hast du da nur für ein Ding erfunden? Es funktioniert! Aber leider nicht so, wie gedacht.
Die Anzeige stand auf 18. 18 Leute und Dinge, die noch verschwunden waren? Komplett aus dem Gedächtnis getilgt? Ich drückte den grünen Knopf wieder und wieder.
‚Plop! Plop!’ 17, 16. Bernie und Wolf tauchten aus dem Nichts auf. Genauso orientierungslos. Wie hatte ich sie nur vergessen können? Mit dem Auftauchen jeder Person schien auch das Labor immer größer zu werden. Als würde auch ein Teil des Raumes mit zurück kehren.
‚Plop! Plop! Plop! Plop!’ 15,14,13,12. Tommy, der Drehstuhl, ein Schreibtisch mit Unterlagen, ein Schirmständer. Alles Sachen, die ich von früher her kannte. In der Zwischenzeit aber nie vermisst hatte. Und das Labor wuchs und wuchs.
‚Plop! Plop! Plop! Plop! Plop! Plop! Plop! Plop!’ 11,10,9,8,7,6,5,4. Drei seltsame Erfindungen, eine Heizung, ein Sofa, eine Kommode, ein Regal mit Büchern, und Marvin!
Ja, Marvin, komm’ her! Mein geliebter Hund, den ich mit elf Jahren bekommen hatte und jetzt seit zehn Jahren nicht vermisst hatte. Wie konnte das sein?
„Marvin!“, rief ich ihn, aber er war verschreckt und erkannte mich auch sicherlich gar nicht mehr.
‚Plop! Plop!’ 3,2. Meine große Schwester Laura und mein nerviger Bruder Sven. Seit elf Jahren verschollen, und dabei nie vermisst worden! Laura war zwei Jahre älter gewesen als ich. Inzwischen war ich der große Bruder. Als wäre die Zeit für sie stehen geblieben.
‚Plop! Plop!’ 1,0. Lauras Puppe Francis und – Mutter! Ja, wahrhaft! Wie konnte ich sie jemals vergessen haben? Ihre zierliche Erscheinung und das lockige blonde Haar. Vater, was für eine teuflische Erfindung hast du da gemacht?
Ich lief durch das große Labor auf meine Familie zu und schloss sie aufgeregt in meine Arme...

 

Hallo

Wirklich interessante Geschichte. Sie hat nur einen Knackpunkt: Selbst wenn der Vater und alle um ihn herum die verschwundenen Personen nicht vermisst haben, hat er doch trotzdem die Funktionsweise seiner Erfindung gekannt und demzufolge hätte ihm dank der Anzeige auffallen müssen, dass sich in dem Gerät irgendwelche gespeicherten Sachen befinden. Warum hat er also nicht selbst den Wiederherstellungsknopf mal ausprobiert :confused: ?

Hier noch ein paar Fehler, die mir aufgefallen sind:

Na, mal erst sehen, was sich noch irgendwie nutzen lässt.
Erklärt sich von selbst, denke ich.


Das hier ist etwas, womit man andere Menschen beeinflussen kann, ihn einen anderen Willen aufzwingen kann?
..., _ihnen_ einen anderen ...


„Werner! War das möglich? Wo war er gewesen? Und warum hatte ich ihn die ganze Zeit völlig vergessen?“
Hier sind die Anführungszeichen deplaziert, da es sich offensichtlich nicht um eine wörtliche Rede handelt.

André

 

Hallo Nordwind

Ja, ich kann mich nur wiederholen. Wird wirklich immer besser. Die Geschichte hier fand ich richtig gut :D : nette Idee, guter Stil spannend, ... bis zu der Stelle, wo er seine Freunde verschwinden ließ.

Am Anfang mixt du wunderbar die Erinnerungen des Prots an seine Vergangenheit und die Gegenwart mit seinen Freunden zusammen. Man bekommt ein gtes Gespür für ihn und seinen Vater. Die Geschichte kommt damit recht zügig in Fahrt, ohne sich in langen Erklärungen zu verlieren. Fand ich wirklich gut.

Leider zieht sich dann das Ende ein wenig. Den großen Knackpunkt - das, was das Gerät macht - präsentierst du ja schon nach ca. 2/3 des Textes, danach kommt nur noch eine langwierige Auflösung bis zu deinem kleinen Anschlussgag.

Mein Vorschlag:
Reduzier von Anfang an die Anzahl der Freunde auf max. zwei. Und nimm auch gleich noch den Counter von 15 auf vielleicht 5 runter.

Den logischen Fehler hat dir André ja schon aufgezeigt, könntest (reichlich ungeschickt) umgehen, in dem du auch noch die Bauunterlagen des Geräts verschwinden lässt. Aber überleg dir da lieber was besseres ;)

Ansonsten:
Vielleicht willst du ja mal ne Pause in deiner Geschichtenflut einlegen. Deine Finger müssen ja vom vielen Tippen in den letzten Tagen schon ganz wund sein. Falls du aber weitere gute Ideen hast, will ich dich selbstverständlich nicht davon abhalten :D


mfg
Hagen

 

Hi,

danke für eure Meinungen!

Wirklich interessante Geschichte. Sie hat nur einen Knackpunkt: Selbst wenn der Vater und alle um ihn herum die verschwundenen Personen nicht vermisst haben, hat er doch trotzdem die Funktionsweise seiner Erfindung gekannt und demzufolge hätte ihm dank der Anzeige auffallen müssen, dass sich in dem Gerät irgendwelche gespeicherten Sachen befinden. Warum hat er also nicht selbst den Wiederherstellungsknopf mal ausprobiert ?

Er hat halt gedacht, das Gerät funktioniert gar nicht, weil die ausprobierten Dinge/Personen sMn auch aus seinem Gedächtnis getilgt wurden. Nach seiner Ansicht war ja nix passiert und wahrscheinlich fürchtete er sich davor, was die Maschine denn wohl gespeichert haben könnte...
Oder er hat sich an die Entwicklung einer neuen Erfindung begeben, nachdem die alte offensichtlich (mal wieder) nicht funktionierte...

Leider zieht sich dann das Ende ein wenig. Den großen Knackpunkt - das, was das Gerät macht - präsentierst du ja schon nach ca. 2/3 des Textes, danach kommt nur noch eine langwierige Auflösung bis zu deinem kleinen Anschlussgag.

Eigentlich sollte das Ende dort sein, als er alleine dasteht.
Hab' mich dann aber für ein HappyEnd entschieden. Ich mache es mal alternativ.

Ansonsten:
Vielleicht willst du ja mal ne Pause in deiner Geschichtenflut einlegen. Deine Finger müssen ja vom vielen Tippen in den letzten Tagen schon ganz wund sein. Falls du aber weitere gute Ideen hast, will ich dich selbstverständlich nicht davon abhalten

Jetzt? Wo ich immer besser werde? ;)
Na, ich schreib' immer dann, wenn ich Lust dazu habe. Das ist im Moment häufig der Fall...

Gruß, Frank

 

Nordwind schrieb:
Er hat halt gedacht, das Gerät funktioniert gar nicht, weil die ausprobierten Dinge/Personen sMn auch aus seinem Gedächtnis getilgt wurden. Nach seiner Ansicht war ja nix passiert und wahrscheinlich fürchtete er sich davor, was die Maschine denn wohl gespeichert haben könnte...
Oder er hat sich an die Entwicklung einer neuen Erfindung begeben, nachdem die alte offensichtlich (mal wieder) nicht funktionierte...

Das ist natürlich eine Erklärung, wenn auch keine besonders gute. Aber warum konnten sich sowohl Vater als auch Sohn an die Existenz der Mutter erinnern, nachdem diese quasi gelöscht worden war?

Versteh mich nicht falsch, ich finde deine Geschichte ja gut, aber vielleicht kriegst du's ja beim nächsten mal noch besser hin ;) .

André

 

Hi,

Das ist natürlich eine Erklärung, wenn auch keine besonders gute. Aber warum konnten sich sowohl Vater als auch Sohn an die Existenz der Mutter erinnern, nachdem diese quasi gelöscht worden war?

Das konntenn sie ja eben nicht!
Natürlich weiß er, das er eine Mutter haben muß, wie jeder. Und auch der Vater wußte es, das er eine Frau gehabt haben mußte, sonst gäbe es ja keinen Sohn.

Sie hatte uns verlassen, als ich acht Jahre alt war. Vater sagte, sie wäre auf und davon, mit einem Anderen abgehauen. Allerdings hatte er auch einmal behauptet - nach dem Genuss von etwas zu viel Rotwein - dass sie gestorben sei.
Jedenfalls reagierte er immer sehr ungehalten, wenn ich das Thema ansprach. Und Fotos oder andere persönliche Gegenstände von ihr suchte ich vergeblich. Wie auch immer, er hatte die Wahrheit mit ins Grab genommen.

Alles, was der Junge weiss, hat er von seinem Vater erfahren. Und dieser weiss es selber nicht mehr, widerspricht sich und ist bei dem Thema "Mutter" ungehalten.

Versteh mich nicht falsch, ich finde deine Geschichte ja gut, aber vielleicht kriegst du's ja beim nächsten mal noch besser hin .

Ja, danke!
Du hast ja recht. Die Geschichte wäre besser ohne den kleinen, etwas unlogischen Patzer.

Gruß, Nordwind

 

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