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Das Mädchen mit der Puppe

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18.09.2004
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Das Mädchen mit der Puppe

Das Mädchen mit der Puppe



Der Wagen rollte den Berg ins Dorf hinunter. Durch die Windschutzscheibe brachen sich die Sonnenstrahlen eines Herbstnachmittages. Am rechten Straßenrand des Ortseinganges stand ein Kind mit einer Decke und mit eilig zusammen gerafften Spielsachen unter dem Arm. Kurz vor Ankunft des Wagens rannte es auf das gegenüberliegende Wohnhaus zu. Dort angekommen, drehte es sich erschreckt um. Es starrte entsetzt zurück. Angespannt behielt der Fahrer das Geschehen im Auge. Es sah nicht so aus, als ob sie die Strasse noch einmal überqueren würde. Alles glitt im Bruchteil einer Sekunde vorbei, doch im Rückspiegel stand nach wie vor das Kind bewegungslos mit der Decke unter dem Arm da. In diesem Moment meldete sich der Dämon. Er fuhr schon lange mit ihm. Er hatte so etwas, wie die Funktion eines Schutzengels übernommen, nur er hatte kein langes blondes Haar wie ein Engel und blieb durchweg ein ruppiger Geselle. Seine Kommentare griffen gewöhnlich im ungeeigneten Moment in das Geschehen ein.

„Du hast ihre Puppe überfahren“, ertönte es stereotyp und trocken. Nach einer Pause setzte er hinzu, „Sie musste in der ganzen Zeit mit ansehen, wie deine Räder sich ihrer Puppe näherten und das hilflose Geschöpf unbarmherzig zerquetschten. Aus ihren Kinderaugen brach das Entsetzen eines nahenden Todes hervor.“ So pflegte er mit der ihm eigenen Wesensart, jegliche Rechtfertigung im Keim zu ersticken. Er fuhr also fort,
„wer ein Auto wie ein Panzer fährt macht sich keine Gedanken über das Spielzeug von Kindern. Die Puppe besaß für das Kind eine Seele. Das Kind wird nie in seinem Leben diesen grausamen Tod ihrer Puppe verwinden können. Es steckt ein böser Fluch der Zerstörung in dir. Hast Du nicht schon früher Panzer eingesetzt?

Vergeblich versuchte der Fahrer den Vorwurf abzuwehren, „ich habe ihre Puppe beim besten Willen nicht sehen können. Es galt das Kind im Auge zu behalten. Natürlich hätte ich an der verlorenen Puppe angehalten.“
Er schwieg eine Weile und fuhr dann fort,
„Im Übrigen, es gab früher tatsächlich einen Panzer, er spuckte Funken - und ich ließ ihn auf den großen Schäferhund meiner Großmutter los. Der Panzer war so klein wie ein Igel und der Hund machte respektvoll und zu meiner Freude einen weiten Bogen um ihn herum. Der Hund hatte es mir nicht übel genommen. Er spielte danach weiter mit mir. Doch was hat das mit dem Vorfall auf der Strasse zu tun.“

Der Dämon ließ nicht locker, „ Alle Autofahrer sind letztendlich nichts weiter als sture Panzerfahrer.“

Der Fahrer überlegte, eigentlich ist es völlig abwegig, mit einem Dämon zu diskutieren. Irgendwie fühlte er sich dann aber doch zu einer Antwort herausgefordert,
„ Panzer hin oder her, ich habe eine Abneigung zu diesem Zeug. Schon als Kind legte ich diese auf den Kopf. Der Panzer versuchte, verzweifelt mit seinen beiden geriffelten Gummiketten wieder Bodenhaftung zu bekommen und hätte elendig ohne Hilfe verrecken müssen. Ist doch ausgesprochen positiv gedacht- oder?“ Der Dämon ließ die Darstellung nicht gelten,
„Es ist negativ, da du das Bild eines hilflosen Käfers dafür gewählt hast.“
Der Dämon wandte sich dem eigentlichen Thema wieder zu, „Niemand kann ihr die Puppe ersetzen. Diese Puppe ist wie ein verloren gegangener Mensch. Keine neue Puppe wird diese also je ersetzen können. Mit deinem Panzer ist das natürlich etwas anderes. Du hattest mehrere und spieltest sie gegenseitig aus.“

Er versuchte abermals zu widersprechen, dabei legte er den Wagen scharf in die Kurve, um den Worten Nachdruck zu verleihen, „was sollen diese alten Geschichten. Ich habe ganz normal mit meiner elektrischen Eisenbahn gespielt.“ Der Dämon fuhr unbeirrt fort,
„Normal gespielt, nennst du das und was sollten die Bombenangriffe dabei bewirken?

Etwas ärgerlich gab er zu, „ ausnahmsweise wurde die Eisenbahn auch schon mal bombardiert, aber nicht regelmäßig. In meiner Situation hättest du auch so gespielt. Aber was wissen Dämonen über die Spiele der Kinder von heute und gestern? Die Zeit war anders und Kinder lernen schnell. In unseren Schultornistern hatten wir damals auch mal scharfe Munition und tauschten diese für irgendwelche Sachen wie bunte Bilder und Lakritze aus. Wir konnten die Geschoßspitzen von der Messinghülle überraschend leicht trennen. Wir schütteten das graphitähnliche Pulver heraus und zündeten es an. Es brennt wie ein kleiner Feuerzauber zu Sylvester. So sind nun mal Kinder. Anschließend füllten wir die Patrone mit feinem Sand und versuchten, die Patrone weiter zu tauschen. Weiß der Teufel, woher wir dieses Zeug in die Hände bekamen. Nur durfte man nicht etwa mit Nagel und Hammer die Zündung auslösen. Eigentlich war im doppelten Sinn alles ein Kinderspiel. Du kannst diese Kinderspiele nicht mit heute vergleichen, die Zeiten haben sich Gott sei Dank geändert. Aber wir haben deshalb den Mädchen nicht gleich ihre Puppen kaputt gemacht.“

Der Dämon blieb unbeeindruckt, „aber du überfährst heute ohne Nachzudenken den Kindern ihre Spielsachen. Es kommt einfach davon, du hast nie in deiner Jugend richtig spielen gelernt.“

Er blieb dem Dämon eine Antwort schuldig. Es hatte keinen Zweck mit ihm weiter zu diskutieren. Dämonen entwickeln eben manchmal total bescheuerte Ideen. Er hielt an, stieg aus und nach einem kräftigen Türzuschlag blieb der nervige Ungeist wie durch Zauberhand verschwunden. Da hörte er seine Stimme erneut von hinten auftauchen, „ hier können Sie aber nicht stehen bleiben, junger Mann“. Er wachte endlich auf, die Sonne schien durch das Schiebedach und die Stimme stammte von einem Oberförster, letzterer mit seinem Wagen in die zugeparkte Waldstrasse einbiegen wollte. Der Fahrer fluchte in sich leise hinein, dieser Dämon aus der Familie Trauma kann aber auch rein alles einem mies machen. Alle Panzer auf den Kopf zu legen, ist doch wirklich eine gute Idee. Übertragen auf die Panzer der Welt, hieße das nichts anderes, diese können dann den Geschützturm nicht drehen und müssen auf der Stelle verharren. Kein Kind käme mehr zu Schaden und er vergaß darüber ganz, dass er selbst dem Mädchen vorhin ihr Spielzeug zerstört hatte.
Da trat die Schwester herein und machte das Licht in seinem Zimmer der psychiatrischen Klinik aus.

Ende

 

Hallo vialata,

ich bin mir etwas unschlüssig, was Deine Geschichte betrifft. Soweit ich sie verstanden habe, geht es eigentlich um den Fahrer, der offensichtlich irgendwelche Kindheitserlebnisse zu verarbeiten hat. Das hin und her zwischen ihm und seinem Dämon ist etwas verworren. Das Mädchen hat scheinbar etwas ausgelöst in ihm, oder nicht? Ich glaube ich muss mir Deine Geschichte morgen noch einmal durchlesen.Vielleicht verstehe ich sie dann besser. :)
Hier noch etwas Textkram.

Es sah nicht so aus, ob sie die Strasse noch einmal überqueren würde.
nach dem Komma fehlt ein als

Alles glitt in Bruchteil einer Sekunde vorbei, doch im Rückspiegel stand nach wie vor das Kind bewegungslos mit der Decke unter dem Arm da.
in einem oder im

auf den großen Schäferhund meiner Großmutter los. Der Panzer war so klein wie ein Igel und der große Hund machte respektvoll nur einen großen Bogen herum.
hier ist mir ein bisschen viel groß

Generell wäre die Geschichte schöner zu lesen,wenn Du bei Beginn der wörtlichen Rede eine neue Zeile verwenden würdest. Dann kann man die beiden auch besser auseinanderhalten.

Bis denn und liebe Grüße, Susie

 

Hallo vialata,

ansatzweise hat mir die Geschichte gefallen. Nach dem Lesen habe ich jedoch den Gesamteindruck von "viel geredet, wenig Handlung". Dein Prot bleibt oberflächlich, man versteht ihn nicht, kann seine Gedanken aufgrund der fehlenden Beschreibungen zu seiner Person nicht nachvollziehen. Auf mich wirkt das ganze noch reichlich unausgegoren, eher wie ein flüchtiger Entwurf denn wie eine wirkliche Geschichte.
Bitte überarbeite hier nochmal, denn so hat der Text trotz guter Grundidee leider viel zu wenig Spannung, als dass er mich als Leser fesseln könnte.

liebe Grüße,
Anea

 

Hallo Kürbiselfe –

Dämonen leben in einer Welt, die für uns oft verworren sind.
Aber so viel Tiefenpsychologie gibt die Geschichte nun auch nicht
wieder her – Es ist ein Randereignis, das einmal vor ca. 30 Jahren
tatsächlich stattgefunden hat. Mir ist erst viel später ein Grund für das
Zögern des Kindes am Straßenrand eingefallen, nachdem ich längst vorbei
gefahren war.
Deshalb wurde die Szene bis heute im Gewissen wahrscheinlich
gespeichert.
Irgendeine Assoziation (Dämon) hat sie nur wieder an das Tageslicht
gebracht. Nichts weiter --


Vielen Dank für die Durchsicht des Textkrams.

LG
Vialata
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Hallo Anea,

Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit – Meiner Meinung nach, verliert eine Geschichte ihre Virtualität, falls die Realität zu stark eindringt. Etwa die Beschreibung des Fahrers. Könnte aber überlegt werden, welcher spezifische Teil eingeblendet werden könnte.
Mehr Handlung? Hast Du sicher Recht - Die Szene eines nahenden Autos auf der Strasse, die ein sich noch im Spiel befindendes Kind überquert,
verdient eigentlich mehr Zeilen.
LG
vialata

 

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