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Das perverse Paradies

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14.07.2003
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Das perverse Paradies

"Weißt du was ich jetzt gerne hätte? Einen Kaffee. Den trinke ich immer gerne nach einem Spaziergang in der Stadt, du nicht auch? Besonders wenn ich in diesem Cafe` bin, das habe ich nämlich wirklich am liebsten von allen Bistro`s in der Stadt. Wollen wir nicht etwas später eine Runde durch den Park gehen und reden?"

Die Kellnerin wusste nicht wirklich, was sie mit dieser Art der Bestellung anfangen sollte, ging etwas irritiert auf und ab, sagte irgendetwas belangloses und verschwand danach wieder in Richtung Theke.

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Sie standen beide vor einem Schaufenster. Sie kannten sich nicht. Da sah er ihn an und fragte ihn, ob er mit ihm gemeinsam das ausgestellte Objekt im Laden besichtigen wolle. Man könnte doch das Geld zusammenlegen und das Produkt abwechselnd benutzen. Er sah ihn etwas schief von der Seite an, bekam es mit der Angst zu tun und ging kopfschüttelnd seines Weges weiter. Als er einige Meter zurückgelegt hatte, zischte er "Psycho" aus seinen Lippen heraus...

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"Komm in meine Arme!" sprach der obdachlose Vollbartträger als er Hubert K. im Krankenhaus gegenüberstand. Dieser hatte wenige Minuten zuvor im Flur der Station vom zuständigen Arzt erfahren, dass seine Schwester verstorben ist. Er wandte sich angewidert von ihm ab und rannte weinend davon.

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"Die Wände leuchten heute geradezu!" grinste ein Patient einer psychiatrischen Anstalt einer Schwester entgegen. "Sie leuchten wie alles um uns herum, wir sind nur zu dumm um die Schönheit zu bemerken. Die Tore des Himmels stehen uns Menschen sperrangelweit offen. Leider ziehen wir es vor wie Würmer vor diesen Toren herumzukriechen anstatt erhobenen Hauptes hineinzustolzieren!"

"Patient leidet weiter an Wahrnehmungsstörungen und an vermindertem Realitätsbezug. Ansuchen einer ärztlichen Bestätigung wird erbeten." schrieb sie in die Krankenakte ein.

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An diesem Tag konnte Gott seine Zigarre, die er Abends stets genüßlich zu rauchen pflegte, nicht genießen. "Theoretisch, dachte sich die universelle Kraft, ja theoretisch könnte man 5.000 mal direkt hintereinander einen Messias zur Erde schicken, niemand würde es bemerken...

 

Hi Jingles!
Deine story gefällt mir echt gut. Es ist ja schon traurig, aber du beschreibst die Welt eben so widersprüchlich wie sie ist. Bevor ich zum letzten Absatz gekommen bin, muss ich zugeben, hab ich auch gedacht dass es sich hier um einen Haufen Irrer handelt, und der Schock zum Schluß hat mich richtig schuldig fühlen lassen...
Der Titel passt perfekt!
Auch die Art, die Scenen einfach zusammenhanglos aneinanderzufügen hat was!
LG
Peanut :-)

 

Und im Prinzip kann man ja auch nicht mit Sicherheit sagen, wer die Welt richtig sieht. Die "verrückten" oder die "normalen" Menschen.

Also:
Sind die normalen verrückt oder die verrückten normal?

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Danke für deine positive Kritik. Auch, wenn es gar nicht beabsichtigt war, alle Charaktere als verrückt darzustellen... :)

 

Dear Jingles,

ich muss gestehen,dass ich am Anfang deiner Geschichte dachte,dass sie wirklich seltsam ist,am Ende jedoch wusste,dass sie einzigartig ist...
Deine Erzähltechnik gefällt mir!! :thumbsup:
Diese kurzen Szenen sind aus dem Alltag herausgegriffen (was ich sehr gut finde) und dadurch kann sich der Leser mit der Person in der Geschichte identifizieren.
Diese Identifikation führt zur Erkenntnis,da diese Personen unmoralisch handeln und der Leser dies erkennt.
Außerdem muss ich sagen,dass deine Geschichte viel beinhaltet und eine ausgezeichnete Moral enthält.
Die Menschen sehen die Schönheiten und die alltäglichen Wunder der Natur (siehe Nathan der Weise) nicht (Ist nur ein Irrer in der Lage diese zu erkennen?Oder wird man als Irrer bezeichnet,wenn man diese erkennt?-Diese Szene hat mir besonders gut gefallen!)
Sie sind undankbar,missmutig,egoistisch und haben Vorurteile.
Du hast bezgl. den Menschen eine pessimistische Haltung,was ich aber für richtig halte,da ich der Meinung bin ,dass sie wirklich diese schlechten Eigenschaften besitzen.
Anstatt dankbar zu sein,wollen Menschen immer mehr haben und vergessen dabei,dass sie das Wertvollste aller Dinge besitzen:
Gesundheit,Liebe,Familie,Wärme,Geborgenheit...
Falls man diese Geschenke Gottes erkennt und dankbar ist,wird man wie Irren behandelt:man leidet unter ,,Wahrnehmungsstörungen''.
Die Menschen sind so sehr von Geld und Ruhm geblendet,dass sie erstens den ,,Messias'' (sehr gut gemacht!!) nicht erkennen würden und zweitens die Menschlichkeit vergessen.
Traurig aber wahr. :crying:
Zusammenfassend kann ich sagen,dass du eine ausgezeichnete Geschichte verfasst hast,die den Leser wirklich zum Nachdenken bringt!!
Riesengroßer Lob,Jingle,aus dir kann noch was werden!!
Ist sehr lang geworden (sitze seit 2 Stunden an deiner Geschichte)

Habe mich aber königlich amüsiert!
fliegender Stern :rotfl:

 

Ich habe mich wirklich unglaublich darüber gefreut, dass du dich so mit meiner Geschichte befasst hast. Du hast die meisten meiner beabsichtigten Aussagen völlig richtig interpretiert, deinen Auffassungen kann ich deshalb eigentlich gar nicht mehr wirklich viel hinzufügen.

Nur eine Kernaussage dieses Textes blieb noch gänzlich unerwähnt:
Die Menschen sind viel zu steif und viel zu angepasst, das ist eigentlich der Hauptgrund warum wir uns verschließen, warum wir den anderen mißverstehen, warum Konflikte sich in uns festsetzen. (Meistens verstehen wir die Menschen, die wir nicht mögen nur falsch, meistens fehlt es einfach an ehrlichen Gesprächen.) Würden wir einfach damit beginnen, völlig naiv und ungezwungen miteinander zu reden und aufeinander zuzugehen, würde sich sicherlich viel zum positiven ändern. Doch das ist in unserem Gesellschaftskodex eben nicht möglich. (Alle meine "Messiase" handeln übrigens so...)

 

Hallo Jingles!
Wirklich eine super gelunge Beschreibung der Welt.
Ich hab mal eine wildfremde Frau gefragt, ob ich ihre Portion Pommes essen
darf, weil sie zu ihrer Begeleitung gesagt hat dass sie keinen Hunger mehr hat und
sie wegschmeißen wollte. Sie hat sie mir allerdings nicht gegeben sondern
ganz ähnlich reagiert wie der Mann vor dem Schaufenster :lol:

 

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