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Das Phänomen der Phantomfettleibigkeit

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28.04.2004
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Das Phänomen der Phantomfettleibigkeit

Seit Jahr und Tag leide ich nunmehr unter der inzwischen als Komplex manifestierten Wahn-vorstellung, mein Bauch sei eindeutig und für jeden Betrachter auf den ersten Blick sichtbar zu deutlich – sprich: zu fett.
Freunde und Bekannte, die mich vom Gegenteil überzeugen wollen und mir vorrechnen, daß ich laut Idealgewichtstabelle oder auch dem Body-Mass-Index, schon fast in die Kategorie magersüchtig einzustufen sei, werden von mir sofort als charmante Schmeichler oder ah-nungslose Trottel abgestempelt. Was wissen diese Leute schon von meinen Problemen mit den Problemzonen.
Immerhin kann ich froh sein, daß keiner das ganze Ausmaß meiner Körperfülle erkennt, schließlich arbeite ich hart und mit allen Mitteln, um meine vermeintlich unansehnliche Wam-pe vor fremden Augen zu verbergen. Der derzeitigen Mode sei Dank. Steht sie doch im Zei-chen des Schlabberlooks, unter dem sich geschickt das ein oder andere überflüssige Pfund kaschieren läßt.
Problematisch wird das Ganze erst, wenn ich mich meiner XXXL-T-Shirts und dreiviertellän-ge Hosen in Gesellschaft anderer entledigen muß. Am Badesee beispielsweise.
Darum gilt für mich die Faustregel: Öffentliche Schwimmbäder, sowie Duschen und Saunen sind, soweit es irgend geht, weiträumig zu umgehen.
Sollte doch einmal eine dieser Lokalitäten nackter Tatsachen aufgesucht werden müssen, zum Beispiel nach spektakulären Ergüssen zwanghafter Kalorienverbrennungspsychosen – dem Sport, oder nach einem Sommertag mit Rekordhitze, bleibt nur noch eine Möglichkeit: Luft anhalten bis zum Umfallen!
In dieser Disziplin steigerte ich mich in den letzten Jahren, nach einiger Übung, zu wahren Meisterleistungen. An guten Tagen vermag ich es, die Luft bis zu 10 Minuten anzuhalten und dabei gekonnt den Bauch einzuziehen. Dies allein wäre noch nichts besonderes, das schafft auch ein durchschnittlich trainierter Perlentaucher in der Südsee. Das eigentlich Be-merkenswerte ist die Tatsache, währenddessen ganz normal und natürlich Konversation zu betreiben. Sogar ein zugegebenermaßen etwas gezwungenes Lächeln kann ich mir dabei abringen. Das ist die perfekte Tarnung! Zumindest solange man nicht blau anläuft. Aber das läßt sich durch stetes Training in den Griff bekommen.
Lästiger, aber unvermeidbar, ist die Prozedur des Luftholens, die sich spätestens alle zehn Minuten kurz vor´m Kollabieren wiederholt. Hierzu muß ich mich an ein stilles Örtchen bege-ben (Umkleidekabinen, mannshohe Büsche oder Toiletten), um meine nach Luftbläschen winselnden Lungenflügel und sauerstofflosen Gehirnlappen mit Frischluft zu versorgen.

Als nächster Arbeitsgang steht die Vorbereitung auf die darauffolgende Etappe der Sauer-stoffschuld an. Hierzu pumpe ich, wie ein Maikäfer vor dem Start, immer wieder meinen Bauch auf und hyperventiliere dabei kräftig, um die Sauerstoffversorgung der nächsten Mi-nuten auch bei Atemstillstand zu gewährleisten. Nur auf diese Art läßt sich der klassische Waschbrettbauch, wie er uns in der Werbung täglich zelebriert wird – und gib uns täglich unser Brett! – perfekt simulieren.
Als Vorwand für das ständige Aufsuchen abgeschiedener Orte muß meine angebliche Bla-senschwäche erhalten, die ich mir offiziell durch eine verschleppte Erkältung eingefangen habe. Diese Ausrede hat neben der Rechtfertigung für mein sonderbares Verhalten den po-sitiven Nebeneffekt, daß ich das Bedauern meiner Mitmenschen erhasche. Ob ich mir be-wußt bin, daß man mich insgeheim hinter meinem Rücken belächelt, über mein Schicksal witzelt? Klar! Doch ich sage mir: Als Blasenschwächling verspottet ist allemal besser als als Dickbauch entlarvt.
Und es soll mir keiner erzählen, daß nur Frauen Problemzonen hätten!

 

Moin Makira,

erstmal herzlich Willkommen auf KG.de!

Deine Geschichte hat mich leider nicht ganz überzeugt. An einigen Stelle ist das Ganze zwar ganz witzig geschrieben (zB die Stelle mit dem Perlentaucher), aber insgesamt ist das für meinen Geschmack ein wenig zu seicht.
Irgendwie wirkt das Ganze auf mich auch eher wie einer Geschichte, als mehr wie eine Art Bericht - es fehlt mir hier ein bißchen die Tiefe und ein Plot. Vielleicht hätte es mir besser gefallen, wenn du eine Situation ein bißchen mehr ausgeschmückt und so einfach mehr erzählt hättest ("Gestern war ich wieder im Schwimmbad und da traf ich den Peter. Natürlich habe ich gleich die Luft angehalten, doch dann hat er mich angesprochen und..." - so in der Art halt)...
Naja, das ist Geschmackssache. Ganz witzig geschrieben ist der Text, aber er hat mir vom Aufbau her leider nicht wirklich gefallen.

Noch was Formales:

muß meine angebliche Bla-senschwäche erhalten
herhalten
Außerdem hast du ganz oft Trennstriche im Text (Bla-se), die da nicht hingehören.

 

Hallo Makira,

also auch von mir ein herzliches Willkommen hier auf KG. Ich habe vor Lesen deiner Geschichte in dein Profil gelinst und mit Freude gelesen, dass du Satirisches magst. Dann hab ich erwartungsfroh deinen Text angeklickt und irgendwie zuviel erwartet, weil ich nun dachte, jetzt werden wir Frauen mit deiner saftigen oder gar beissenden Ironie bedacht.
Dein Text, da geb ich übrigens Gnoebelchen Recht, eine Geschichte ist es irgendwie nicht, plätschert leider dahin, ohne dass ich mich besonders unterhalten gefühlt hätte.
Du verschenkst meiner Meinung nach jede Menge Potential bezüglich des Plots, denn eigentlich beschränkt sich die Manie deiner Protagonistin bezüglich ihres Riesenphantombauchs darauf die Luft anzuhalten. Ich denke, da hättest du mehr Möglichkeiten darstellen können, wie sich Frau noch so zum Affen macht.

Insoweit verfügt der Text dann über erhebliche Längen, weil nichts Neues passiert.
Nagut, sicherlich bist du lern- und steigerungsfähig was die Qualität von Kurzgeschichten anbelangt und ja auch erst am Anfang hier auf KG. :)

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita,

danke für die ehrliche Kritik. Genau das brauche ich, sonst ruhe ich mich noch aus;-)

Du hast in allen Punkten Recht. Nur in einem nicht: hier ist ein Mann gemeint. Hm, kam wohl nicht so ganz rüber. schlechtschlechtschlecht. Aber ma ehrlich, es sind die Männer, die ihre Wampe einziehen, die Damen binden sich ein Tüchlein rum.
Aber ich tröste mich ein wenig damit, daß diese Geschichte meine erste war und ich sie bereits vor 10 Jahren geschrieben und nicht korrigiert, sondern einfach nur über die Zwischenablage hineinkopiert habe. Also, ich übe noch und das mit den Trennstrichen kriege ich dann irgendwie auch noch hin;-). Gelobe Besserung.

Ein ganz dickes DANKE nochmals für die absolut nette Begrüßung. Fühle mich bereits wohl.

Grüßle
Makira

 

Ach du Schreck, da haste ja Recht, Makira, da steht ja nirgendwo, obs ein Männlein oder Weiblein sein soll, welches sich da im Baucheinziehen ertüchtigt. ;)
Ich habe da eindeutig projeziert und mir gedacht, dass nur Frauen sich immer und ewig für zu dick halten.
Wie oft habe ich mich mit Größe 40 Frauen in der Abteilung für Großraumsäcke und Segeltuchplanen um die wenigen Blusen kloppen müssen, die sie für uns Dicke bereit waren, in einer verschämten Ecke des Kaufhauses auf den Kleiderständer zu hängen. Daher dachte ich, dass deine Bezeichnung Schlapperlook ja wohl nur und ausschließlich weiblicher Natur sein könnte.
Und die zum Alibi umfunktionierte schwache Blase hab ich dann nolens volens auf jeden Fall meinen Geschlechtsgenossinnen zusortiert, obgleich ich eigentlich sagen muss, dass in meiner Praxis mehr Männer das Klo aufsuchen als es Frauen tun, womit wohl eindeutig erstere die schwächere Blase haben (oder letztere härter im Nehmen :D).

Wie auch immer, ich freue mich sehr, dass meine Kritik bei dir nicht auf Ablehnung gestoßen ist, sondern in die Abteilung Ansporn gepackt wurde und freue mich auf Neues von dir.

Lieben Gruß
lakita

 

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