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Davon geschlichen (überarbeitete Version)

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22.04.2004
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Davon geschlichen (überarbeitete Version)

Davon geschlichen – 2. Version –

Als Mira vor seiner Haustür, mit dem Schlüssel in der Hand, stand, beschlich sie ein eigenartiges Gefühl. Sie konnte es nicht erklären oder einteilen. Es fühlte sich an, wie wenn ihr jemand eine Faust in ihren Magen schlug und der Schmerz gekoppelt mit der Übelkeit kroch ihre Speiseröhre `rauf. Mira schluckte hart, würgte das Gefühl wieder `runter. Sie wusste, die Vorahnung, die seit der Diagnose immer wieder in ihrem Kopf rumspuckte, würde nun wahr werden.

„Ja, die letzten acht Monate waren für uns alle verdammt hart. Aber für Walter wohl am härtesten." Ihre Gedanken schweifen von der Haustür weg, zurück in die Vergangenheit.

Vor acht Monaten fing alles offiziell an, inoffiziell weiss es niemand genau. Walter klönte – etwas untypisch für ihn, ansonsten ertrug er alles wie ein Held – über starke Kopfschmerzen und doppeltes Sehen. Mira versuchte ihm zu befehlen, einen Arzt aufzusuchen, als sie jedoch auf taube Ohren stiess, liess sie ihre Macht als Walters Vorgesetzte walten. Sie packte ihn ins Auto und fuhr in die Notaufnahme des Universitätsspitals. Auf dem Weg quer durch Zürich, verkündete Walter seinen Unmut laut. Mira liess ihn reden. Sie machte sich Sorgen, denn die Symptome deuteten auf einen Schlaganfall oder einen Hirntumor hin. Und so konnte und wollte sie Walter nicht arbeiten lassen!
Ihr ging es bei dieser Aktion nicht um die Risiken und Konsequenzen fürs Geschäft, nein, ihre Sorge gehörte dem Mensch Walter. Er war für sie mehr als nur ein Mitarbeiter – eigentlich sind sie das alle, sie nennt ihre Mitarbeiter gerne 'meine Babies' – er gehörte zu ihrer Familie. Sie wusste, aus zahlreichen Gesprächen am Feierabend, dass die Firma wirklich seine Familie war. Irgendwo auf der Welt gab es zwar einen Bruder und eine Schwester, doch war der Kontakt seit über zehn Jahren abgerissen.

Im Spital angekommen, gingen sie sogleich zur Notaufnahme. Mira platzierte Walter gleich auf einem Stuhl und ging zur Schwester hinter der Empfangstheke. Da Mira die langen Wartezeiten kannte, richtete sie sich auf das „Arsch-Flach-Sitzen“ im Vorraum ein. Als sie jedoch der Schwester die Symptome von Walter nannte, registrierte sie den geschockten Blick sofort. Die Schwester, plötzlich hektisch, sagte: „Bitte nehmen Sie einen Moment Platz. Wir werden Sie gleich holen. Danke!“
Als Miras Po einen Fingerbreit von der Sitzfläche entfernt war, stand eine junge, hübsche Schwester vor ihnen: „Sie können gleich mitkommen. Bitte hier entlang.“ Sie wies sie zu einem Bett, zog den Vorhang, der vor neugierigen Blicken schützt, zu. „Bitte ziehen Sie ihre Kleider, bis auf die Unterwäsche, aus und dafür dieses Nachthemd an. Ihre Kleider und die Schuhe können Sie hier hinein legen.“ Sie zeigte auf ein Plastikbecken, dass unter der Liegefläche ins Bett integriert war.
Während Walter sich umzog, ging Mira diskret aus dem Zimmer und suchte einen Kaffeeautomaten. Zum Glück war dort das Telefonieren mit dem Handy erlaubt, so konnte sie sich schnell im Büro für den Rest des Tages abmelden.
Mit dem Kaffee in der Hand ging sie zurück zu Walter, setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. Er hing bereits am Tropf.
„Da hast du mir aber einen verdammten Scheiss eingebrockt! Hier komme ich nicht mehr so schnell raus, was?“ Blaffte er Mira an. Sie sah die Angst in seinen Augen und statt die Wut ernst zu nehmen, nahm sie seine Hand in die ihre.
So sass die knapp dreissigjährige Vorgesetzte mit ihrem, doppelt so alten, Mitarbeiter Händchen haltend da und warteten auf den Arzt.
Eine neue Schwester blickte kurz zwischen dem Vorhang durch und bemerkte: „Oh, Sie haben aber eine liebe Tochter, das sieht man hier nicht alle Tage!“ Bei diesen Worten blitzte es in Walters Augen und eine kleine Sonne erhellte sein Gesicht. Er schaute dabei Mira an. Sie lächelten und blinzelten sich zu. Der Bann war gebrochen und die Wut verflogen.

Nach einem vierstündigen Ärzte- und Untersuchungsmarathon stand fest, Walter musste bleiben. Mira wich nicht mehr von seiner Seite, versuchte mit Spässen ihn aufzuheitern und hielt – wann immer möglich – seine Hand. Sie machte sich erst auf den Heimweg, als er sein Zimmer auf der Station beziehen konnte.

Am nächsten Tag telefonierten sie morgens und am Feierabend ging sie ihn besuchen. So vergingen der zweite, der dritte und auch der vierte Tag. Walter musste viele Untersuchungen über sich ergehen lassen, doch die entgültige Diagnose stand erst in der zweiten Woche fest.
Mira versuchte zuerst mit der Ärztin zu sprechen, wollte telefonisch einen Termin ausmachen. Sie wusste jedoch nicht, dass Walter sie als seine „Angehörige“ angegeben hatte, was die Ärztin von der Schweigepflicht befreite. So erfuhr Mira am Telefon die schreckliche Wahrheit: „Es tut mir sehr leid, Frau Berger, die Diagnose lautet Lungenkrebs mit Ableger, mindestens vier, im Kopf. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie hoch die Lebenserwartungen noch sind, jedenfalls ist es nicht mehr heilbar. Bestrahlung und Chemo-Therapie sind sicher sinnvoll, allerdings sind sie nur lebensverlängernd und nicht heilend!“
„Uff! Vielen Dank für Ihre Offenheit Frau Doktor. Weiss es Walter schon?“
„Nein, aber ich wollte gerade eben zu ihm gehen. Es wäre gut, wenn Sie heute noch zu ihm kommen könnten. Ich denke, er wird Sie heute brauchen!“
„Ja klar, kein Thema. Werde so bald wie möglich kommen. Auf Wiedersehen.“ „Wiedersehen.“

Mira sass lang mit dem Hörer in der Hand in ihrem Büro, starrte vor sich hin. Sie zerlegte die gesagten Worte in Buchstaben und hoffte, diese neu zusammen bauen zu können. Dies funktionierte jedoch nicht, die Realität holte sie gnadenlos ein. Sie beugte sich vorn über, legte den Kopf auf die Tischplatte und fing an zu weinen.
Einige Zeit später, stahl sie sich aus dem Büro auf die Toilette, lies kaltes Wasser in ihre Hände fliessen und versenkte ihr Gesicht darin.
„Oh mein Gott! Nun muss ich stark sein, muss es den Anderen sagen. Ich bin stark! Ich schaff` das! Ich werde nicht weinen! Ich schaff` das!“
Mit gestrafften Schultern trommelte sie ihre Meute zusammen, erzählte ihnen die schlechte Neuigkeit und verabschiedete sich sogleich um zu Walter zu fahren.

Mira strich sich mit der Hand über die Augen und vertrieb damit die Erinnerungen. Durch das Dahingleiten auf der Welle der Vergangenheit hatte sie sich in Raum und Zeit verloren, dabei stand sie immer noch unschlüssig vor Walters Haustür. Die Ahnung wurde sehr stark, so stark, dass sie nicht sicher war, ob sie den Anblick ertragen würde und konnte. Aber bevor sie sich der Peinlichkeit von Feuerwehr und Polizei aussetzte und Walter wäre nur am schlafen, würde sie lieber selber nachschauen.
Sie atmete noch ein paar Male tief durch, steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Es klickte leise und die Tür sprang auf. Sofort sprang ihr ein ekliger, modriger Gestank entgegen und liess sie rückwärts taumeln. Sie kramte ihre Zigaretten aus der Handtasche, zündete sich, in der Hoffnung der Rauch würde den Gestank etwas abschwächen, eine an. Mit ihr bewaffnet, betrat sie die kleine Zweizimmerwohnung und befand sich gleich in der Küche. Die Wohnung wurde von einer unnatürlichen Dunkelheit eingehüllt. Draussen schien die Aprilsonne schon kräftig vom Himmel herunter, doch die schweren, dunkelblauen Vorhänge sperrten ihre Strahlen hinaus. Von der Küche aus sah Mira ins Schlaf- und Esszimmer, doch von Walter fehlte jede Spur!
Mira wollte die Dunkelheit, Stille und den Geruch zerreisen. „Er wird mir sicher nicht antworten, aber es ist so verdammt still hier!“ Dachte sie und versuchte seinen Namen zu rufen. Doch ausser einem Krächzen brachte sie nichts `raus. Die Stimmbänder gehorchten ihr nicht mehr.
Ihr Blick glitt über die Wände der Küche, hinüber zur Badezimmertür. Diese stand einen spaltbreit offen, ein Wasserhahn tropfte leise. Beim `rübergehen verstärkte sich ihre Übelkeit, der Gestank war allgegenwärtig. Mit dem rechten Zeigefinger tippte sie die Türe an und versuchte sie aufzustossen. Dies gelang nicht. Die Tür wurde durch etwas dahinter gestoppt.
Mira macht die Augen zu, wusste, nun würde die schlimme Vorahnung der letzten Monate wahr werden. Sie quetschte ihren Kopf durch den Türspalt, öffnete die Augen und da lag er! Es nahm ihr den Atem, Brechreiz überflutete sie und sie rannte aus der Wohnung an die frische Luft. Gegenüber seiner Wohnung setzte sie sich auf den Boden. Angelehnt an die kühle Betonwand warf sie den niedergebrannten Zigarettenstummel weg und nestelte mit zittrigen Fingern eine neue aus der Packung.
Den Kopf in die linke Hand gelegt, nahm sie einen tiefen Zug und versuchte dem Schock zu entkommen. Egal wie oft sie sich mit dieser Situation gedanklich auseinander gesetzt hatte, die Wucht der Realität war grausam.
Sie starrte, sie weiss bis heute nicht wie lange, auf den Boden und sah nur Walter. Nackt, tot, abgemagert, auf dem Boden zwischen der Dusche und dem Lavabo. Sein Körper, eine leblose Hülle, starr und in einer leicht verdrehten Lage, verursacht durch den Sturz.
Mira hätte gerne geschrieen, gekotzt, aber in diesem Moment war sie genauso tot wie er. Er hatte sie einfach verlassen, ohne einen Abschied. Hatte sich klammheimlich aus der Welt geschlichen.
Nach einiger Zeit, für Mira waren es wie Jahre, zog sie ihr Handy aus der Tasche und wählte den Notruf.
Ein Arzt und die Polizei kamen vorbei, bestellten einen Leichenwagen, stellten die Todesursache – Hirnschlag – fest und gaben die Dokumente Mira zur Unterschrift. „Was unterschreib` ich hier überhaupt? Schenke ich hiermit dem Teufel meine Seele? Scheissegal! Das spielt doch jetzt auch keine Rolle mehr. Walter ist tot!“ Dachte sie, las nicht, unterschrieb es einfach. Es wurden ihr Fragen gestellt, die sie alle apathisch beantwortete. „Nein, ich bin nicht seine Tochter, nur seine Vorgesetzte.“ „Nein, ich hab` die Telefonnummern seiner Angehörigen nicht hier, sind zuhause.“ „Ja, ich rufe sie nachher an.“
Mira konnte sich nicht konzentrieren. Das Bild und der Gestank. Sie kamen immer wieder hoch. Sie wollte nach Hause unter die Dusche, sich schrubben, die Kleider verbrennen. Alles weg haben, vor allem den Gestank!
Der eine Polizist versiegelte die Haustür und dann gingen sie fort. Der Arzt drückte ihr einige Pillen, vermutlich Beruhigungsmittel, in die Hand und liess sie alleine zurück.
In Trance ging sie zu ihrem Cabriolet, liess mechanisch das Dach `runter, stieg ein und fuhr davon. Der Fahrtwind riss an ihren langen Haaren, doch es interessierte sie nicht. Wichtig war nur die frische Luft, einfach nur Luft!

Zuhause angekommen, suchte sie die Telefonnummer von Walters Schwester, legte sie aber gleich beiseite und ging ins Badezimmer. Unter der heissen Dusche kamen langsam die Lebensgeister zurück. Der verwesende Geruch hatte sich in ihrer Nase festgesetzt und auch heute riecht sie ihn noch oft.

Die Beerdigung von Walter fand eine Woche später statt. Nur eine kleine Abdankung auf dem Friedhof. Die Organisation blieb Mira erspart, dies erledigten seine Geschwister.
Viele Freunde, alle seine Mitarbeiter und seine Verwandten trafen sich vor dem kleinen Urnengrab.
Mira, die roten Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt, stand mit drei weissen Rosen und einem Brief da, verstand nicht was der Pfarrer predigte und liess ihren Tränen freien Lauf.
Sie hatte sich viele Gedanken über ihr Kondolenzschreiben an die Familie gemacht. Sie konnte einfach nichts schreiben. Da kam ihr die Idee, nicht den Hinterbliebenen etwas zu schreiben, sondern einen kleinen Brief an Walter. Sie hätte ihm so gerne noch persönlich für vieles gedankt und so konnte sie es wenigstens auf diesem Weg.

Lieber Walter
Ich möchte dir danke sagen, für die schöne Zeit, die wir zusammen erleben durften. Und dass ich von dir lernen konnte, dass ein Mitarbeiter ein Mensch ist, welcher viel wichtiger ist als das Geschäft und die richtigen Zahlen. Dass die Menschlichkeit in unserer Zeit etwas vom Wichtigsten, jedoch auch sehr dünn gesät ist.
Deinen Platz in meinem Herz hast du auf sicher. Ich wünsche dir alles Gute und Liebe, wo auch immer du nun bist und ich bitt` dich, gib etwas acht auf uns!
In Liebe deine Mira

„Staub zu Staub. Asche zu Asche. Hiermit übergeben wir die sterblichen Überreste von Walter der Erde und in deine Hände, oh grosser Gott.“ Sprach der Pfarrer, der Messner hob Walters Urne auf und versenkte sie im Grab.
Die Familie machte den Anfang, sie gingen einzeln zum Grab, knieten nieder und legten eine Rose zur Urne.

Mira ging als eine der Letzten vor, kniete sich auch hin, legte ihren Brief zusammen mit den Rosen hinein und berührte die kühle, leicht feuchte Erde, spürte das Gras und sagte ganz leise, nur für Walter bestimmt: „Das Bild von dir, so tot und ruhig am Boden, wird mich ein Leben lang begleiten. Aber die schönen Erinnerungen überwiegen es. Ich hab` dich lieb. Leb wohl!“​

 

Hallo Muchel,

ich muß gestehen, die alte Version habe ich nicht gelesen :shy: , aber diese hier hat mir gefallen. Etwas ungewöhnlich war das starke Band zwischen einer Vorgesetzten und ihrem Mitarbeiter für mich schon, aber so etwas gibt es ja auch manchaml.

Mir sind ein paar Sachen aufgefalen, leider habe ich sie nicht aufgeschrieben, während ich gelesen habe. Ich versuche es mal so aus dem Kopf:

Du musst bei Dialogen Absätze machen, wenn der Sprecher wechselt, eröeichtert das Lesen ungemein.

Eins will mir nicht richtig einleuchten. Ich hatte herausgelesen, dass die Beziehung zwischen Walter und Mira ungewöhnlich eng ist, wenn sie sogar als seine Angehörige angegeben ist, statt seiner Geschwister. Aber dann kommt sie erst zu seinem Haus, nachdem er schon eine Weile tot im Baezimmer liegt? Ich meine, selbst, wenn sie sich nicht täglich gesehen haben, haben sie doch wohl telefoniert. Alleine schon, weil die Diagnose bekannt ist, oder?

Ach ja, da war noch was:

„Asch-Flach-Sitzen“

Ich denke, den Fehler hier siehst Du selbst :D

Liebe Grüße,
gori

 
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Hallo Gori

Vielen Dank, dass Du meine Geschichte gelesen und Dir auch die Zeit genommen hast, mir Deine Gedanken dazu zu schreiben. Ich freu mich vorallem auch darüber, dass nach sooooooo langer Zeit sich mal wieder jemand zu einer meiner Geschichten verirrt hat und dass sie Dir gefällt, freut mich auch sehr! :)

Ja es ist schon ein recht ungewöhnlich starkes Band zwischen Walter und Mira und eigentlich könnte man meinen Du hast Recht betr. dem Telefonieren. Doch leider läuft im wahren Leben nicht immer alles so, wie man es in einer Geschichte viellleicht festhalten würde.
Und Du kannst mir glauben, Mira macht sich heute noch Vorwürfe, dass sie nicht früher vorbei ging, obwohl es ihr komisch vorkam, dass beim Handy lange Zeit nur der AB kam. :crying: Und doch war es für Walter normal, Phasen zu haben, wo er schlichtweg seine Ruhe wollte und sich nicht am Tel. meldete....... Krebs ist keine einfache Krankheit und jeder Betroffene verhält sich ganz anderst und vielfach auch nicht unbedingt nachvollziehbar für sein Umfeld. Und obwohl Mira und Walter ein sehr enges Band hatten, musste sie gewisse Sachen von ihm akzeptieren. Ich wollte (konnte auch zu einem gewissen Grad) nicht alles in diese Geschichte hineinquetschen, deshalb erscheint dieser Punkt vielleicht etwas "falsch".
Sorry für die lange Erläuterung aber vielleicht konnte ich Dir damit diesen Punkt etwas genauer beschreiben.

Ich hab' einige Absätze eingebaut, ich hoffe, es ist nun einfacher zu lesen und den Tippfehler habe ich sofort korrigiert..... Danke!

Lieber Gruss
Muchel

 

Hallo nochmal!

Muchel schrieb:
Doch leider läuft im wahren Leben nicht immer alles so, wie man es in einer Geschichte viellleicht festhalten würde.

Stimmt, ich war allerdings der Meinung, irgendwie herausgelesen zu haben, dass sie regelmäßig Kontakt haben, auch wenn Du es nicht ausdrücklich geschrieben hast. Aber vielleicht habe ich auch einfach nicht konzentriert gelesen.
Trotzdem schöne Geschichte vor allem, wegen der ungewöhnlichen Beziehung, die ich ja schon erwähnt hatte.

Liebe Grüße,
gori

 
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Liebe Muchel!

Urlaubsbedingt recht spät aber doch, wünsche ich Dir alles Gute zum Geburtstag. :)

Eigentlich wollte ich Dir ja schon längst eine Kritik zu der Geschichte schreiben, und als ich sah, dass Du Geburtstag hattest, mußte ich mein Vorhaben endlich in die Tat umsetzen. Ich hoffe nur, daß Du Dich trotz der vielen Anmerkungen über meine Kritik freuen kannst… ;)

Wie schon einmal gesagt, fand ich die Perspektive der ersten Version besser, habe Dir aber trotzdem jetzt zu dieser Fassung meine Anmerkungen geschrieben. Sorry, daß es so viele geworden sind, aber die meisten sind ja nur stilistisch oder gedanklich, also nur meine Meinung dazu und kaum richtige Fehler. Was Du davon annimmst, ist natürlich Dir überlassen. ;-)

Bei der ersten Fassung war es ein bisschen ein Rätsel, wer die beiden zueinander sind, wenn ich mich recht erinnere (hab sie jetzt nicht noch einmal gelesen), dadurch war doch eine gewisse Spannung da, die hier eigentlich völlig fehlt. Die Geschichte ist jetzt nur ein Erzählen des Ablaufs, wo man sich recht bald denken kann, was weiter geschehen wird, und so ist es dann auch. Es sollte meiner Meinung nach entweder etwas Spannung rein oder etwas Unerwartetes passieren. Was mir im Moment einfällt, ist wohl nicht sehr originell, aber vielleicht ein Denkanstoß: Ein Sohn, den er bisher verschwiegen hat, könnte sich melden, oder sein Testament könnte eine Überraschung zutage bringen, zum Beispiel daß er das Arbeiten überhaupt nicht nötig gehabt hätte, es also tatsächlich nur tat, um Kontakt zu anderen Menschen zu haben …
Aber es ging Dir wohl auch mehr darum, zu zeigen, wie unwichtig die Zahlen werden, wenn es um einen Menschen geht, den man gern hat. Dann kommt das für mich viel zu wenig heraus. Dann paßt zum Beispiel die teilweise recht autoritäre Denkweise von Mira nicht dazu (siehe dazu auch meine Anmerkungen), außerdem könntest Du sie mal einen Vergleich denken lassen, zum Beispiel wie sie für einen gewichtigen Auftrag einen Termin verpaßt, als sie im Krankenhaus mit ihm wartet, sich also im Wissen, sie würde den Auftrag an die Konkurrenz verlieren, für ihn entscheiden, es nicht übers Herz bringen, ihn allein zu lassen.
Aus Deiner Antwort an Gori läßt sich schließen, daß es sich um eine reale Geschichte handelt (hab das erst jetzt, nach dem Schreiben meiner Anmerkungen gelesen, die Anmerkungen beziehen sich also rein auf die Geschichte als solche), daher willst Du vielleicht an der Handlung nichts ändern. Wenn das so ist, dann würde ich Mira gefühlvoller beschreiben, einiges dazu findest Du auch in meinen Anmerkungen, vielleicht erinnert sie sich aber zwischendurch auch an einige schöne Momente mit Walter im Detail, die dem Leser die innige Beziehung auch als vor seiner Erkrankung bereits dagewesen deutlich machen?

So, jetzt aber der Reihe nach, und wie gesagt, es sind zu rund 97 % nur Vorschläge: ;-)

»Als Mira vor seiner Haustür, mit dem Schlüssel in der Hand, stand, …«
– das geht einfacher: Als Mira mit dem Schlüssel in der Hand vor seiner Haustür stand, …

»beschlich sie ein eigenartiges Gefühl. Sie konnte es nicht erklären oder einteilen. Es fühlte sich an, wie wenn ihr jemand eine Faust in ihren Magen schlug und der Schmerz gekoppelt mit der Übelkeit kroch ihre Speiseröhre `rauf.«
– ein Gefühl, das sich anfühlt, ist nicht so optimal, und „wie wenn“ auch nicht ;-) – Vorschlag: beschlich sie ein Gefühl, als hätte ihr jemand mit der Faust in den Magen geschlagen. Sie konnte es sich nicht erklären, Schmerz und Übelkeit krochen ihre Speiseröhre hinauf.

»die Vorahnung, die seit der Diagnose immer wieder in ihrem Kopf rumspuckte«
– Pfui, grauslich, wenn einem jemand im Kopf herumspuckt. :lol: Dabei meintest Du doch rumspukte…;)

»„Ja, die letzten acht Monate waren für uns alle verdammt hart. Aber für Walter wohl am härtesten." Ihre Gedanken …«
– irgendwie klingt das so, als wäre sie froh, daß diese harte Zeit nun vorbei ist, fände einen einfachen Mitleid fühlenden Satz, wie zum Beispiel »Was hat Walter die letzten Monate ertragen müssen …« schöner

»Mira versuchte ihm zu befehlen, einen Arzt aufzusuchen, als sie jedoch auf taube Ohren stiess, liess sie ihre Macht als Walters Vorgesetzte walten.«
– ich finde, wenn das Familiäre der Firma und der Satz am Ende der Geschichte »Und dass ich von dir lernen konnte, dass ein Mitarbeiter ein Mensch ist« echt wirken sollen, dann stört dieses Obrigkeitsdenken, dann wäre es entweder eine sehr autoritäre Familie, oder sie hätte es nicht wirklich gelernt – ich jedenfalls fände Mira sympathischer, wenn sie ihn vergeblich zu überreden versucht hätte und dann eine Situation besonders starker Schmerzen der Anlaß für das folgende Ins-Auto-Packen wäre, statt dem Ausspielen der Macht.

»Auf dem Weg quer durch Zürich, verkündete Walter seinen Unmut laut. Mira liess ihn reden.«
– meinem zuvor Gesagten folgend, fände ich es hier gefühlvoller, wenn Mira ihn zu überzeugen versuchte, daß die Situation einfach zu ernst sei und/oder daß er nicht vor der Wahrheit davonlaufen sollte

»Sie machte sich Sorgen, denn die Symptome deuteten auf einen Schlaganfall oder einen Hirntumor hin.«
– daß sie sich Sorgen macht, beschreibst Du ja, die Feststellung kannst Du Dir daher sparen, ein einfaches »Sie kannte die Symptome, die auf Schlaganfall oder Hirntumor deuteten« würd´s auch tun ;-)

»Ihr ging es bei dieser Aktion nicht um die Risiken und Konsequenzen fürs Geschäft, nein, ihre Sorge gehörte dem Mensch Walter.«
– würde »bei dieser Aktion« und »nein« streichen

»Er war für sie mehr als nur ein Mitarbeiter – eigentlich sind sie das alle, sie nennt ihre Mitarbeiter gerne 'meine Babies' – er gehörte zu ihrer Familie.«
– das mit den Babies finde ich ziemlich übertrieben, wäre es meine Geschichte, würde ich schreiben »…mehr als nur ein Mitarbeiter. Eigentlich waren sie alle eine Familie, in der jeder seinen Platz hatte.«

»Sie wusste, aus zahlreichen Gesprächen am Feierabend, dass die Firma wirklich seine Familie war.«
– statt »wirklich seine Familie war« würd ich schreiben »wirklich sein Familienersatz war.«

»gingen sie sogleich zur Notaufnahme. Mira platzierte Walter gleich auf einem Stuhl«
– Wortwiederholung sogleich/gleich, würde einfach das »gleich« ersatzlos streichen

»Da Mira die langen Wartezeiten kannte, richtete sie sich auf das „Arsch-Flach-Sitzen“ im Vorraum ein.«
– Hm, also dieses »Arsch-Flach-Sitzen« paßt in meinen Augen nicht in die Geschichte, es klingt auch so, als würde sie das jetzt plötzlich irgendwie ungern, fast zornig tun – mir ist auch nicht ganz klar, wie sie sich darauf einrichtet, versorgt sie sich mit Nahrung und Getränken, besorgt sie sich sämtliche Tageszeitungen, statt die Zeit vielleicht mit Walter sprechend verbringen zu wollen? :confused: Mein Vorschlag: »Mira rechnete mit einer langen Wartezeit, als sie jedoch …«

»registrierte sie den geschockten Blick sofort. Die Schwester, plötzlich hektisch, sagte: „Bitte nehmen Sie einen Moment Platz. Wir werden Sie gleich holen. Danke!“«
– gerade in der Notaufnahme müßte die Schwester gefaßter mit sowas umgehen können, den geschockten Blick und das Hektischwerden finde ich daher übertrieben, eher würde sie vielleicht sofort zum Telefonhörer greifen oder ins Nebenzimmer gehen, um den Arzt von der Notsituation zu verständigen.

»Als Miras Po einen Fingerbreit von der Sitzfläche entfernt war,«
– Formulierungen wie diese oder das obige Arsch-Flach-Sitzen fände ich für eine Geschichte in Humor oder Satire passender, würde hier zu einem einfachen »Mira war gerade noch beim Niedersetzen, als …« tendieren

»Sie wies sie zu einem Bett, zog den Vorhang, der vor neugierigen Blicken schützt, zu.«
– gäbest Du das »zu« gleich hinter den Vorhang, spartest Du einen Beistrich: zog den Vorhang zu, der vor neugierigen …

»„Bitte ziehen Sie ihre Kleider, bis auf die Unterwäsche, aus und dafür dieses Nachthemd an.«
– die beiden Beistriche sind unnötig

»Sie zeigte auf ein Plastikbecken, dass unter der Liegefläche«
– das

»Während Walter sich umzog, ging Mira diskret aus dem Zimmer«
– durch das Beschreiben dessen, was sie tut, könntest Du »diskret« einsparen

»und suchte einen Kaffeeautomaten. Zum Glück war dort das Telefonieren mit dem Handy erlaubt, so konnte sie sich schnell im Büro für den Rest des Tages abmelden.
Mit dem Kaffee in der Hand ging sie zurück zu Walter,«
– die Erwähnung des Telefonats ist eigentlich für die Geschichte nicht wichtig, obendrein haben die anderen wohl mitbekommen, daß sie mit Walter ins Krankenhaus gefahren ist, und können sich denken, wo sie ist, wenn sie nicht so schnell wiederkommt – würde kürzen auf: »…suchte einen Kaffeeautomaten. Mit dem Becher in der Hand …«

»Sie sah die Angst in seinen Augen und statt die Wut ernst zu nehmen, nahm sie seine Hand in die ihre.«
– was hältst Du von so herum: Sie sah in seinen Augen, dass die Wut nicht ernst, sondern Ausdruck seiner Angst war, und nahm seine Hand …

»So sass die knapp dreissigjährige Vorgesetzte mit ihrem, doppelt so alten, Mitarbeiter Händchen haltend da und warteten auf den Arzt.«
– entweder den ersten Teil so belassen, dann müßte es heißen »wartete auf den Arzt«, also Einzahl, oder Mehrzahl: »So sassen die knapp dreissigjährige Vorgesetzte und ihr doppelt so alter Mitarbeiter Händchen haltend da und warteten auf den Arzt.

»Der Bann war gebrochen und die Wut verflogen.«
– wenn es oben Angst statt Wut war, müßte auch die Angst verflogen sein, statt Wut ;-)

»Nach einem vierstündigen Ärzte- und Untersuchungsmarathon«
– daß Ärzte die Untersuchungen machen, ist klar, es reicht daher der »Untersuchungsmarathon«

»stand fest, Walter musste bleiben.«
– würde nach »fest« einen Doppelpunkt machen

»versuchte mit Spässen ihn aufzuheitern und«
– würde »mit Spässen« und »ihn« vertauschen

»Walter musste viele Untersuchungen über sich ergehen lassen, doch die entgültige Diagnose«
– da es bereits vorher viele Untersuchungen gab, würde ich hier zumindest »noch viele Untersuchungen« oder »noch weitere Untersuchungen« schreiben, oder auch die Wiederholung von »Untersuchungen« vermeiden, zum Beispiel durch »musste sich noch vielen Tests für weitere Befunde unterziehen«
– endgültige

»Mira versuchte zuerst mit der Ärztin zu sprechen, wollte telefonisch einen Termin ausmachen. Sie wusste jedoch nicht, dass Walter sie als seine „Angehörige“ angegeben hatte, was die Ärztin von der Schweigepflicht befreite. So erfuhr Mira am Telefon die schreckliche Wahrheit: „Es tut mir sehr leid, Frau Berger, die Diagnose lautet Lungenkrebs mit Ableger, mindestens vier, im Kopf. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie hoch die Lebenserwartungen noch sind, jedenfalls ist es nicht mehr heilbar. Bestrahlung und Chemo-Therapie sind sicher sinnvoll, allerdings sind sie nur lebensverlängernd und nicht heilend!“«
– ich weiß nicht mit Sicherheit, wie das gehandhabt wird, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Arzt sowas einfach am Telefon erzählt, ich würde eher schreiben, daß er sie zu sich gebeten hat, um ihr die Diagnose persönlich mitzuteilen

»Einige Zeit später, stahl sie sich aus dem Büro auf die Toilette, lies kaltes Wasser in ihre Hände fliessen und versenkte ihr Gesicht darin.«
– keinen Beistrich nach »später«
– bei uns mit ß, für Dich als Schweizerin: liess

»muss es den Anderen sagen.«
anderen

»verabschiedete sich sogleich um zu Walter zu fahren.«
– sogleich, um
– würde die Wiederholung von »zu« vermeiden, eventuell »um ins Krankenhaus zu fahren« (der Leser weiß ja, wen sie dort besucht)

»Aber bevor sie sich der Peinlichkeit von Feuerwehr und Polizei aussetzte und Walter wäre nur am schlafen, würde sie lieber selber nachschauen.«
– den Gedanken an Feuerwehr und Polizei find ich übertrieben, wo sie doch den Schlüssel hat (bestenfalls würde ein Polizist mitkommen und mit ihrem Schlüssel aufsperren, denke ich)
– »wäre nur am Schlafen« find ich nicht so schön formuliert, würde schreiben: »und Walter würde nur schlafen, ging sie lieber selber nachschauen«

»Sofort sprang ihr ein ekliger, modriger Gestank entgegen und liess sie rückwärts taumeln.«
– wie lange hat sie nicht mehr nach ihm gesehen…? :susp:

»Sie kramte ihre Zigaretten aus der Handtasche, zündete sich, in der Hoffnung der Rauch würde den Gestank etwas abschwächen, eine an. Mit ihr bewaffnet,«
– hm, die Begründung für die Zigarette gefällt mir weniger, da dahinter ein »du stinkst so, daß ich dich nur rauchend ertrage« steht, was die angebliche Liebe in meinen Augen stark dezimieren würde – ein »zündete sich eine an um die Wahrheit besser ertragen zu können« fände ich passender

»doch die schweren, dunkelblauen Vorhänge sperrten ihre Strahlen hinaus.«
– würde statt »hinaus« nur »aus« schreiben

»Mira wollte die Dunkelheit, Stille und den Geruch zerreisen.«
– zerreissen (für Schweizer, sonst ß – ich schreib das nur für mitlesende Deutsche und Österreicher mit ss/ß-Schwächen dazu, damit sie nicht verwirrt werden ;-))

»so verdammt still hier!“ Dachte sie«
– hier!“, dachte sie

»Doch ausser einem Krächzen brachte sie nichts `raus.«
– besser »hinaus« statt raus

»Ihr Blick glitt über die Wände der Küche, hinüber zur Badezimmertür. Diese stand einen spaltbreit offen, ein Wasserhahn tropfte leise.«
– würde das Offenstehen bei der Tür lassen: hinüber zur Badezimmertür, die einen Spalt breit offen stand. Ein Wasserhahn tropfte leise.

»Beim `rübergehen verstärkte sich ihre Übelkeit, der Gestank war allgegenwärtig.«
– »Beim `rübergehen« gefällt mir nicht sehr, ich vermute, Du wolltest damit die Wiederholung von »hinüber« nicht so offensichtlich machen – ein ganz anderer Vorschlag: Sie dämpfte die Zigarette aus, die ihre Wirkung ohnehin verfehlte; ihr wurde noch übler.

»versuchte sie aufzustossen. Dies gelang nicht.«
– versuchte, sie aufzustossen
– würde die beiden Sätze zu einem machen: aufzustossen, was ihr nicht gelang.

»Mira macht die Augen zu, wusste, nun würde die schlimme Vorahnung der letzten Monate wahr werden.«
– das weiß sie doch schon die ganze Zeit, würde hier nur »Mira machte die Augen zu …« stehenlassen

»Sie quetschte ihren Kopf durch den Türspalt, öffnete die Augen und da lag er!«
– statt »und da lag er!« könntest Du hier die Bestätigung der Vorahnung verwenden, wenn Du oben meinem Vorschlag, es zu streichen, gefolgt bist…;-)

»sie rannte aus der Wohnung an die frische Luft. Gegenüber seiner Wohnung setzte sie sich auf den Boden.«
– würde sie bis vor die Haustür laufen lassen, gegenüber der Wohnungstür ist die Luft sicher noch nicht so richtig gut, wenn es drinnen dermaßen stinkt

»Angelehnt an die kühle Betonwand warf sie den niedergebrannten Zigarettenstummel weg und nestelte mit zittrigen Fingern eine neue aus der Packung.«
– falls Du meinem Vorschlag, die Zigarette vorher schon auszudämpfen, gefolgt bist, müßtest Du hier den Mittelteil rauswerfen

»Egal wie oft sie sich mit dieser Situation gedanklich auseinander gesetzt hatte, die Wucht der Realität war grausam.«
– »grausam« allein find ich hier zu schwach, besser fände ich sowas wie »…, wie grausam die Wucht der Realität im Vergleich zur Vorstellung sein konnte, wusste sie erst jetzt.«

»Sie starrte, sie weiss bis heute nicht wie lange, auf den Boden und sah nur Walter.«
– würde ich umdrehen: Sie weiss bis heute nicht, wie lange sie auf den Boden starrte und nur Walter sah.

»aber in diesem Moment war sie genauso tot wie er.«
– klingt makaber, Vorschlag: war sie innerlich so tot wie er physisch.

»Er hatte sie einfach verlassen, ohne einen Abschied.«
– klingt erstens nach Vorwurf, zweitens so, als hätte sie nicht damit gerechnet, was sie aber doch sehr wohl hat – Vorschlag: Nun hatte er sie wirklich verlassen, die Zeit des Abschieds war vorbei. Den Klammheimlich-Satz danach würd ich streichen, da ebenfalls Vorwurf.

»Nach einiger Zeit, für Mira waren es wie Jahre,«
– Nach einiger Zeit (EZ), für Mira war (EZ) es wie Jahre

»Schenke ich hiermit dem Teufel meine Seele? Scheissegal!«
– woher, warum, wieso hat sie solche Gedanken? Finde, das paßt nicht zur Geschichte…

»Sie wollte nach Hause unter die Dusche, sich schrubben, die Kleider verbrennen. Alles weg haben, vor allem den Gestank!«
– auch das klingt eher seltsam für mich, ich kann mir zwar vorstellen, daß sie den Geruch nicht mehr riechen möchte, aber Du drückst das schon etwas extrem aus, da ist irgendwie Haß drinnen, finde ich. Mein Vorschlag ist: Mira wollte nach Hause unter die Dusche, sich den Geruch, der sie ständig an dieses Bild von Walter erinnerte, abschrubben, die Kleider in die Waschmaschine stecken und die Zähne putzen. Sie wollte auf andere Gedanken kommen.

»Der Fahrtwind riss an ihren langen Haaren, doch es interessierte sie nicht. Wichtig war nur die frische Luft, einfach nur Luft!«
– wenn sich der Geruch so in der Nase festgesetzt hat, wie Du danach beschreibst, müßte sie ihn auch hier riechen
– »doch es interessierte sie nicht« finde ich irgendwie seltsam, vielleicht ein »doch es störte sie nicht«?

»Unter der heissen Dusche kamen langsam die Lebensgeister zurück. Der verwesende Geruch hatte sich in ihrer Nase festgesetzt«
– würde da ein »aber« dazwischensetzen, sonst spießt es sich gedanklich irgendwie komisch: zurück, aber der

»Viele Freunde, alle seine Mitarbeiter und seine Verwandten trafen sich vor dem kleinen Urnengrab.«
– das klingt jetzt nach einer ganzen Menge Leute, wo doch vorher so gut wie niemand da war, besser z.B. »zwei alte Freunde«, und warum »seine« Mitarbeiter, er war doch ihr Mitarbeiter, also vielleicht »alle Firmenmitarbeiter und seine beiden Geschwister«? ;-)

»Mira, die roten Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt, stand mit drei weissen Rosen«
– würd ich umdrehen: Die roten Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt, stand Mira mit drei …

»Sie hätte ihm so gerne noch persönlich für vieles gedankt und so konnte sie es wenigstens auf diesem Weg.«
– naja, nachdem sie Monate vorher davon wußte, hatte sie eigentlich genug Zeit, außerdem geht auch aus dem Brief hervor, daß sie ihm dankt, daher ist die Erwähnung des Dankens vorher nicht notwendig, würde vielleicht eher einen Satz schreiben, in dem sie sich klar wird, daß sie ja wohl am meisten um Walter trauert und den Geschwistern, die sich ohnehin nie blicken ließen, ihr Mitleid gar nicht zusteht, oder sowas in der Richtung.

»und ich bitt` dich, gib etwas acht auf uns!«
– das würd ich streichen, ansonsten: Acht

»Gott.“ Sprach der Pfarrer, der Messner«
– Gott“, sprach
– nach »Pfarrer« würd ich einen Punkt machen


So, ich hoffe, Dich hat jetzt nicht der Schlag getroffen, bei der Länge der Liste, aber ich hab Dir ja »einige« Anmerkungen versprochen… ;)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Liebe Susi

Vielen herzlichen Dank für deine sehr ausführliche Arbeit zu meiner Geschichte. Ich habe es nur kurz überflogen (bin gerade im Büro... ;) ) und hab mir aber deine Anmerkungen ausgedruckt und werde mich später intensiv damit auseinandersetzen und Dir dann auch ausführlich antworten.

Vielen Dank auch für die Geburi-Wünsche.... hab' mich schon etwas an die Gehhilfe gewöhnt.... ;)

Liebe Grüsse und bis bald
Muchel

 

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