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Dem Tod einen Sprung voraus

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24.12.2003
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Dem Tod einen Sprung voraus

Jetzt stehe ich hier und lasse noch einmal mein kurzes, nicht allzu schönes Leben an mir vorbei ziehen.
Mein Vater schlug mich jeden Tag, mein geliebter Bruder sitzt im Gefängnis wegen Bankraub und meine Mutter ist seid einem Jahr tot. Selbstmord. Sie ertrug die Schläge meines Vaters nicht mehr und ich mache ihr auch keine Vorwürfe, dass sie mich alleine gelassen hat. Ich bin froh, dass sie erlöst ist und auch ich werde bald bei ihr sein. Mein Tod wird auf die selbe Weise vollzogen wie der Ihre. So erstelle ich eine Art Verbindung.
Da auch längst Drogen meinen Körper, meine Gefühle und meine Gedanken zerfressen haben ist mein Leben unerträglich geworden. Jeden Tag hab ich so meine Sinne betäubt um die Schläge und mein schreckliches Leben zu ertragen. Ich hatte nie Freunde, welche mir weiterhelfen konnten. Alles musste ich alleine schaffen, aber gleich ist alles vorbei.
Langsam stelle ich meinen ersten Fuß auf das breite Geländer aus Beton. Mein zweiter folgt gleich und ich richte mich auf. Ich werfe einen kurzen Blick die Brücke hinunter, das Wasser, von dem Wind angepeitscht bildet kleine Schaumkronen auf den Wellen. Der Wind streicht durch meine Haare, als würde er mich anfeuern. Ein letztes mal schließe ich meine Augen, und weiß, dass ich sie nie wieder öffnen werde. Ein kleiner Windstoß nimmt mich mit hinunter in den Tod. Der Wind pfeift in meinen Ohren. Ich hatte alles genau berechnet, nur diesen Windstoß nicht bedacht. Wie eine starke Hand drückt er meinen Körper in die falsche Richtung. Hart schlage ich auf dem Brückenpfeiler auf. Ich spüre Schmerzen, welche ich noch nie gespürt habe. Wie tausend Messer, die in meinen Körper gebohrt werden. Ebenso zerbersten viele meiner Knochen unter starken Schmerzen.
In diesem Moment weiß ich noch nicht, ob ich tot bin. Erst als ich meine Augen öffne und sehe wie das Blut aus meinen klaffenden Wunden auf meinem Körper das Wasser rot färben ist mir mein Schicksal bewusst.
Dann höre ich jemanden schreien. Mein Bruder läuft den Fluss entlang und rettet meinen Körper aus dem kalten Wasser. Ich sehe wie er weint, aber auf einmal ist alles wieder dunkel.
Als ich meine Augen ein zweites mal öffne, erblicke ich jenes grelle Licht. Habe ich endlich meine endgültige Ruhe gefunden? Weitere starke Schmerzen zerstören meine Hoffnung. Meine kaum einsatzbereiten Ohren vernehmen ein leichtes Keuchen. Dann blicke ich in ein bekanntes, besorgtes Gesicht. Auch durch meinen misslungenen Versuch bin ich doch bei einer geliebten Person angekommen. Ich will ihn in meine Arme schließen, doch Schmerzen und gegipste Arme vereiteln jäh meinen Versuch. Sanft küsst er mich auf die Stirn und sagt mir, dass alles gut sei, dass es ein Wunder sei, dass ich noch lebe, und dass ich hier schon seit 3 Monaten im Koma liege. Glücklich schließe ich meine Augen wieder und schlafe sanft ein. Ich weiß, dass ich jetzt, da mein Bruder wieder bei mir ist, mein Leben mit ihm gemeinsam in die richtigen Bahnen lenken kann.

 

Ich weiß, ich weiß.
Ihr werdet mir sagen, dass die ganze Geschichte voller Klischee`s ist, aber trotz dieser Kritik würde ich mich auch über konstruktive Dinge freuen, denn ich finde sie meine Kurzgeschichte nicht schlecht.

 

Hi Minibar!

Zuerst zu den Details:

Jetzt stehe ich hier und lasse noch einmal mein kurzes, nicht allzu schönes Leben an mir vorbei ziehen.

"Nicht allzu schön" klingt komisch. Würde ich anders schreiben.

Mein Vater schlug mich jeden Tag, mein geliebter Bruder sitzt im Gefängnis wegen Bankraub und meine Mutter ist seit einem Jahr tot.

"sitzt wegen Bankraub im Gefängnis" klingt in meinen Ohren etwas besser.

Mein Tod wird auf die selbe Weise vollzogen wie der ihre.

"die gleiche Weise". "Vollzogen" klingt unpassend. Schreib doch einfach: "Ich werde auf die gleiche Art sterben wie sie", oder so ähnlich.

Alles musste ich alleine schaffen, aber gleich ist alles vorbei.

Wortwiederholung

Ich werfe einen kurzen Blick die Brücke hinunter, das Wasser, von dem Wind angepeitscht bildet kleine Schaumkronen auf den Wellen. Der Wind streicht durch meine Haare, als würde er mich anfeuern.

Wortwiederholung. Außerdem klingt der erste Satz nicht so toll. Verbesserungsvorschlag: "Ich werfe einen kurzen Blick nach unten. Das Wasser wird vom Wind aufgepeitscht, kleine Schaumkronen zieren die Wellen."

Ich hatte alles genau berechnet, nur diesen Windstoß nicht bedacht.

Der Selbstmörder von heute muss bei seinen Sturzberechnungen einfach an den Wind denken. Was dabei herauskommt, wenn er es nicht tut, sieht man ja. :dozey: Mal ehrlich: Was gibt es da zu berechnen? Außerdem kann man einen Windstoß ja wohl kaum voraussagen.

Erst als ich meine Augen öffne und sehe wie das Blut aus meinen klaffenden Wunden auf meinem Körper das Wasser rot färbt ist mir mein Schicksal bewusst.

"auf meinem Körper" würde ich streichen.

Jetzt zu deiner Geschichte: Sie hat mir leider nicht gefallen. Erstens ist die Thematik weder neu noch überraschend umgesetzt. Zweitens ist die Handlung etwas dünn. Der Protagonist steht auf der Brücke und jammert über sein beschissenes Leben. Er springt, überlebt aber und wird von seinem Bruder gefunden. Toll. Der dritte und auffälligste Kritikpunk: Die Logik. Es ist doch wohl etwas unrealistisch, dass der Protagonist den Sturz überlebt, zumal er vorher noch gegen einen Brückenpfeiler schlägt. Außerdem wird er von seinem Bruder gefunden, der natürlich gerade am Fluss ist, obwohl du am Anfang erwähnt hast, er sitze im Gefängnis. Irgendwie passt das vorne und hinten nicht.

Gruß, Tobias

 

Hi Minibar,

auch ich finde die Idee nicht schlecht. Hatte sogar die Befürchtung, dass es dir selbst passiert ist.
Das man so einen Sturz nicht überleben kann, weiß ich nicht. Normal vielleicht nicht. Aber wenn die Zeit des sterbens noch nicht gekommen ist ...?

An deinem Stil mußt du noch was arbeiten. Schätze, wenn du es auf KGde durchhälst, hier viel liest und dabei lernst, bist du in kurzer Zeit viel besser ;)

Also, Augen auf und durch :)

lieben Gruß, coleratio

 

Erst mal danke für die Kritiken und die Mühe, die ihr euch gemacht habt.
Wie gesagt, weiß ich, dass die Geschichte nichts neues ist, aber ich hab sie in einer Zeit geschrieben, in der ich mich selbst sehr intensiv mit dem Tod auseinander gesetzt habe... Und ich bin auch sehr froh, dass mir diese Geschichte nicht passiert ist.

Zu den "logischen" Punkten:

Ich glaube an Schicksal und ich glaube daran, dass man erst stirbt, wenn die Zeit dazu auch gekommen ist. Und deswegen wird in dieser Geschichte noch nicht gestorben, weil das Leben viel zu wertvoll ist um es in jungen Jahren aufzugeben.

Zu dem Bruder, ich selbst fand es auch etwas unlogisch, dass er auf einmal auftaucht... Aber wieso sollte er nicht an dem Tag entlassen worden waren? Wieso, MrPotato, blickst du nicht einfach hinter die Geschichte. In die Winkel, die ich leider nicht beschreiben kann. Ich glaub nämlich auch an eine Art Verbindung zwischen Menschen. Auf diese Weise weiß man manchmal einfach intuitiv wo sich ein geliebter Mensch befindet, sowas hab ich selbst auch schon erlebt.

"Nicht allzu schön" klingt komisch. Würde ich anders schreiben.
Wie würdest du es dann schreiben?

"die gleiche Weise". "Vollzogen" klingt unpassend. Schreib doch einfach: "Ich werde auf die gleiche Art sterben wie sie", oder so ähnlich.
Ich hatte zuerst stehen "Ich werde auf die gleiche Art sterben wie sie", aber leider hatte ich dann 3 Sätze hintereinander mit dem Satzanfang "Ich" und dafür hätte ich noch mehr Kritik bekommen.

Der Selbstmörder von heute muss bei seinen Sturzberechnungen einfach an den Wind denken. Was dabei herauskommt, wenn er es nicht tut, sieht man ja. Mal ehrlich: Was gibt es da zu berechnen? Außerdem kann man einen Windstoß ja wohl kaum voraussagen.

Genau weil der Windstoß nicht vorrausgesagt werden konnte knallte sie doch erst gegen den Brückenpfeiler... Ich denke, genau das hab ich damit ausgedrückt?!

auch ich finde die Idee nicht schlecht. Hatte sogar die Befürchtung, dass es dir selbst passiert ist.
Wie gesagt, ist mir nicht passiert... ich schreibe aber gerne Geschichten über die schlechten Seiten des Lebens, weil ich micha uch damit sehr gerne beschäftige.

An deinem Stil mußt du noch was arbeiten. Schätze, wenn du es auf KGde durchhälst, hier viel liest und dabei lernst, bist du in kurzer Zeit viel besser
Ich werde mir beste Mühe geben, um euch rein stilistisch bessere Geschichten liefern zu können, mit ein wenig Geduld werdet ihr sie auch bekommen :) :D

erstmal einen Applaus für deinen wirklich tollen Nick.
Danke - Nice to meet nice people :cool:

 

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