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Der Aufreisser

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07.05.2004
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Der Aufreisser

Der Aufreißer

Eines Tages entschloss sich Hans-Paul noch spät abends das Haus zu verlassen, um seinen Müll an die Straße zu bringen. Am nächsten Tag wäre der allwöchentliche Abholtermin für seinen Unrat. In Gedanken versunken stellte er seinen Müllsack vor seine Couch, nahe der Tür, griff sich seine Haustürschlüssel, musterte sich im Spiegel: Er war von schlanker großer Gestalt, Frauen schwärmten von seinen katzengleichen grünen Augen. Da er von nazistischer Natur war, ergötzte er sich lange Zeit an seinem Ebenbild und lächelte: „Bin schon ein hübscher Bursche!“ Er öffnete die Haustür und verließ fluchtartig seine Wohnung.
Natürlich vergaß er dabei sein eigentliches Anliegen, nämlich den Müll an die Straße zu bringen, und lief gut gelaunt zu seiner Stammkneipe um die Ecke. Wie ein Raubtier bewegte er sich auf leisen Sohlen sicher durch die dunkle Stadt.

Wie immer nahm Hans-Paul seinen Stammplatz am Tresen ein und begrüßte den Wirt mit einem Kopfnicken, der ihm wohlwissend einen halben Liter Bier vor die Nase stellte. Prostend erwiderte Hans-Paul die Begrüßung und blickte in die Runde. Da sah er doch in einer der hinteren Ecken der Kneipe ein attraktives weibliches Geschöpf, welches offenbar auch noch ohne Begleitung hier war: Eine kleine etwas rundliche Frau mit strahlenden blauen Augen. Genau das richtige um sich einen netten Abend zu zweit zu machen, dachte er so bei sich. Kein bisschen schüchtern und keine Sekunde an sich und seinen Fähigkeiten im Umgang mit der Frauenwelt zweifelnd bewegte er sich bereits tänzelnden Schrittes auf das Objekt seiner Begierde zu. „Hallo hübsche Dame, hast Du schon den Sinn Deines Lebens gefunden? Wenn noch nicht, dann steht er direkt vor Dir!“ Dann nahm er süffisant und selbstzufrieden über soviel Kreativität in seinem Anmachspruch einen großen Schluck aus seinem Bier.

Angewidert von diesem Macho überlegte sich Nicole schnell einen falschen Namen. Sie sagte ihm, sie heiße Lupinella von der Wurz und dachte, dass das ihr aufgezwungene Gespräch damit beendet wäre, doch weit gefehlt. Hans-Paul dachte gar nicht daran schon das Feld zu verlassen. Er setzte sich zu ihr und erzählte in einer halben Stunde von seinem aufregenden Leben als Germanistikstudent an der Uni - Oldenburg und seiner ersten eigenen Wohnung. Dabei fiel ihm ein, dass er ganz vergessen hatte, den Müll an die Straße zu bringen. Das würde er später nachholen.

Sie saßen nahe an einem Fenster und bemerkten beide lächelnd, wie ein Vogel zwitscherte und an ihnen vorbeiflog.

Nicole alias Lupinella hatte sich seit ihrer letzten Beziehung, die vor einem halben Jahr zerbrach, nicht mehr auf die Männerwelt eingelassen. Sie hatte ganz recht als sie so bei sich dachte: Er ist ein Idiot und sie sollte sich lieber einen anderen suchen.

Nicole trank dennoch eines nach dem anderen der von Hans-Paul gesponserten stark alkoholhaltigen Getränke und lauschte seinen Worten. Bis seine Geheimwaffe plötzlich zu wirken begann: So schlimm war er doch gar nicht, dachte sie so bei sich. Von einem Wodka-Gingerale zum nächsten verwirrten sich ihre Sinne zusehends. Der sieht doch ganz gut aus? Schließlich folgte sie seinem Vorschlag, sich „seine hübsche geschmackvoll eingerichtete Wohnung“ bei einem Kaffee näher anzuschauen. Hans-Paul zückte seine Brieftasche und zahlte die Zeche für sie beide und gab der Bedienung ein üppiges Trinkgeld.

Sie verweilten anschließend einige Minuten an einer Bushaltestelle irgendwo in Berlin, die außer Betrieb war, was aber keiner von beiden wusste. So gingen sie nach Minuten vergeblichen Wartens etwas später zu Fuß.
Keine 20 Minuten später rekelten sie sich schon in seiner Wohnung auf der Couch und tauschten Zärtlichkeiten miteinander aus. Da kam Hans-Paul wieder der Müllsack in den Sinn, ein blöder Zeitpunkt. Er hatte sich doch gerade so schön festgefummelt und seine gierigen Hände verlangten nach mehr. Sein Plan war vollends aufgegangen. Nun stand da nur noch dieser blöde Müllsack rum und störte seine Aura.
Das Fenster war geöffnet und mit einem gekonnten Handgriff schleuderte er aus dem Liegen heraus den Müllsack ins Freie, an die nahe gelegene Straße, damit ja keine kostbaren Sekunden für seine Beschäftigung mit „Lupinella“ vergeudet wären. Sie fragte ihn: „Warum hast Du den Müll aus dem Fenster geworfen?“ Worauf er sie lächelnd schulterte, auf sein Bett warf und dann das Licht ausmachte.

 

Moin Lagerblom,

Erstmal herzlich willkomman auf KG.de

Deine Geschichte hat mich leider nicht wirklich überzeugt. Das Thema an sich (Frauen ansprechen) ist nicht wirklich neu, was nicht schlimm wäre, aber der Text bietet für meinen Geschmack einfach zu wenig Neues, um wirklich unterhaltsam zu sein.
Das ganze plätschert irgendwie seicht dahin, ohne rechten Höhepunkt oder Pointen, über die ich als Leser lachen konnte. Humor ist Geschmackssache, aber ich fand den Text hier leider nicht lustig.

Er öffnete die Haustür und verließ fluchtartig seine Wohnung.
Natürlich vergaß er dabei sein eigentliches Anliegen, nämlich den Müll an die Straße zu bringen
Aus zwei Gründen kommt das ziemlich unplausibel daher. Warum verläßt er plötzlich fluchtartig die Wohnung? Und warum vergißt er dabei den Müll?
Er setzte sich zu ihr und erzählte in einer halben Stunde von seinem aufregenden Leben als Germanistikstudent an der Uni - Oldenburg und seiner ersten eigenen Wohnung.
Hier hättest du eine Menge mehr aus dem Text herausholen können, indem du einfach in Dialogform schreibst, was er ihr genau sagt. Das macht den Text sicher lebendiger.

 

Danke

Vielen Dank für die erste Kritik und die nette Begrüßung.
Die Geschichte entstand innerhalb von 50 min. und wurde auf Grundlage verschiedener, vorgegebener Textbausteine verfasst. Der nächste, vielleicht freie Versuch, sollte besser werden! Thx, Lagerblom

 

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