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Der Drache
'So ein Mist! Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?
Ist es das wirklich wert, sein Leben für eine Prinzessin aufs Spiel zu setzen, die ich nicht mal richtig kenne?
Zugegeben, hübsch ist sie ja, die Prinzessin Sionine. Aber hätte es nicht auch etwas anderes sein können, um seine Liebe zu beweisen? Zum Beispiel ein Liebesgedicht, oder ich hätte ihr auch etwas Schönes im Mondenschein singen können. Aber nein, das ist ja alles nicht gut genug für die Prinzessin Sionine, eine Prinzessin braucht als Liebesbeweis eine Drachenschuppe und einen Drachenzahn und als ob das nicht schon genug wäre, nein auch noch die Schwanzspitze vom Drachen. Na ja, und der Drache wird mir das alles ja wohl nicht freiwillig geben...'
Prinz Leon schreckt aus seinen Gedanken hoch, er steht direkt vor der Drachenhöhle.
"Da wären wir. Na ja, dann auf in den Kampf." Prinz Leon steigt von seinem Pferd, nimmt sein Schwert in die Hand und marschiert mutig in die Höhle. Er sieht kaum die Hand vor den Augen. „He, Dache! Komm raus, ich mach dich fertig!“, ruft Prinz Leon, um sich selbst Mut zu machen. Als Antwort hört er ein lautes Brüllen. Prinz Leon beschließt, zukünftig lieber die Klappe zu halten. Langsam geht er tiefer in die Höhe, aber jetzt wesentlich vorsichtiger als zuvor.
Plötzlich steht er in einer großen Höhle, die durch Spalten in der Decke hell erleuchtet wird. In der Mitte der Höhle sitzt auf einem großen Berg Gold ein riesiger roter Drache. Der Drache schaut Prinz Leon mit seinen gelben Augen direkt an, über seinen riesigen Nasenlöchern kräuselt sich Rauch. „ Seid gegrüßt edler Prinz! Mein Name ist Waslu, der Rote Drache. Was ist Euer Begehren?“ Prinz Leon verschlägt es die Sprache. `Seit wann können Drachen sprechen? Wie soll ich denn so einen Drachen umbringen.´ „Na ja,“ fängt Prinz Leon unsicher an, „wie soll ich Dir das sagen, ich bin eigentlich hier um Dich zu töten. Nimm das nicht persönlich. Ich brauche eine Schuppe, einen Zahn und eine Schwanzspitze von Dir, als Brautgeschenk, damit ich meine Prinzessin heiraten kann.“
Der Rote Drache fängt an zu lachen, dabei kommt ihm ein ganzer Schwall Rauch aus dem Maul und kleine blaue Flämmchen züngeln aus seinen Nasenlöchern. „Du willst Dich doch nicht etwa unnötig in Gefahr bringen, oder? Du könntest sterben, wenn Du versuchst mich zu töten!“ `Sehr witzig, das hätte ich jetzt nicht gedacht! Der Drache ist wirklich sehr komisch!´ denkt Prinz Leon ärgerlich. „Was bietest Du mir dafür, dass ich Dir das gebe, was Du für Deine Prinzessin haben möchtest?“ fragt der Drache Prinz Leon. „Wiiiee? Wie meinst Du das? Du würdest mir deine Schwanzspitze, eine Schuppe und einen Zahn von Dir freiwillig geben?“ fragt Prinz Leon jetzt völlig verwirrt. Das kann er sich nun beim besten Willen nicht vorstellen.
„Na ja", sagt der Rote Drache und sieht dabei aus als würde er grinsen, „ich mache das schon seit 900 Jahren so. Alle Prinzen, die heiraten möchten, kommen hier her um die Schuppe, den Zahn und die Schwanzspitze für ihre Angebetete zu holen. Bis jetzt konnten wir uns immer einigen. Was glaubst Du denn, woher der riesige Goldberg kommt, auf dem ich sitze?“
„Aber der Schwanz und ..?“ Der Drache fällt dem Prinzen ins Wort „ Das ist alles kein Problem. Der Schwanz wächst nach, wenn man ihn abschneidet, und ich merke kaum etwas davon, ich verliere alle 50 Jahre meine Zähne und bekomme dann wieder neue, ich sammle sie immer für die Prinzen, die mich besuchen kommen, und Schuppen habe ich nun wirklich genug!“
Prinz Leon muss jetzt auch lachen, er ist doch ziemlich erleichtert, dass er keinen Drachen töten muss, so ist ihm das viel lieber. Prinz Leon gibt dem Drachen die Goldknöpfe seiner Jacke und seinen Smaragdring und erhält dafür den Drachenzahn, die Drachenschuppe und die Schwanzspitze des Drachen.
Prinz Leon verabschiedet sich fröhlich von dem Drachen und reitet dann zufrieden und glücklich über den gelungenen Tag in den Sonnenuntergang zu seiner Prinzessin