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Der größte, schönste und wertvollste Schatz!

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11.05.2002
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Der größte, schönste und wertvollste Schatz!

Selbst der letzte Hauch von Sommer war inzwischen dem hereinbrechenden Herbst gewichen.
In dem kleinen Städtchen wehte eine kräftige Brise, die jeden schon jetzt dazu veranlasste aus dem Speicher die Winterjacken hervorzuholen.
Es versprach ein harter Winter zu werden, das meinten wohl auch die Meteorologen, denen die Einwohner an diesen Tagen ihre Aufmerksamkeit besonders widmeten.
Einige würden, zumal angesichts der nun bevorstehenden Herbstferien, vor diesem Wetter wohl in sonnigere Gebiete fliehen.

Auch Sven, der sich nun nach Schulschluss auf den Weg nach Hause machte, wünschte, er könnte, gerade jetzt zu Beginn der Herbstferien, zu diesen Privilegierten gehören.
Neidisch hatte er seinem Klassenkameraden Lars zugehört, der in den Ferien wieder nach Spanien, zu seinen Großeltern, fliegen würde, die ein Haus in der Nähe vom Meer hatten.
Wie es dort wohl war? In Spanien.
In seinen Träumen wusste Sven das ganz genau.
Riesige, verlassene, warme Sandstrände- das wohlige Schweigen und die entspannende Ruhe die in der Luft liegt, nur unterbrochen vom gewaltigen Rauschen des Meeres, den an der Küste zerschellenden Wellen, in denen sich das gleißende Licht der über alles erhobenen Sonne in allen Farben wiederspiegelt und vom warmen Wind der durch die Blätter der herumstehenden Palmen gleitet und ihnen sanfte Melodien entlockt.

Das gewaltige Brausen des aufbäumenden Windes riss den Jungen unsanft aus seinen Träumen.
Wie sehr würde er sich wünschen einmal nach Spanien zu fliegen.
Er verließ nun die sauber asphaltierte Straße und bog auf einen Weg ab, der von Schlaglöchern und nicht fertig gestellten Bauarbeiten gekennzeichnet war.
Von hier aus erstreckte sich eine vom Rest der Stadt sauber abgetrennte Gegend mit riesigen, zerfallenen Betonbauten.
Hier lebte auch Sven mit seinen Eltern und vier Geschwistern.
Sven hasste diese Gegend, überall war nur Asphalt und Beton.
Die rissigen Straßen mit Müll überzogen und die Luft schmutzig und stinkend.
Hier gab es keine Natur und keine Vögel, hier gab es nur die anödende erdrückende Wucht und Gewalt des Beton.
Es war das sogenannte „Armenviertel“ der Stadt und die Einwohner mieden diesen Ort, der außerdem ihr so gepflegtes äußeres Erscheinungsbild der kleinen sauberen idyllischen Stadt zu trüben schien.
Sven hasste diesen Ort. Aber sein Vater war nicht nur arbeitslos sondern auch noch sehr krank und damit arbeitsunfähig.
Morgen hatte Sven Geburtstag, seinen zwölften, aber Geschenke hatte er schon lange nicht mehr bekommen und würde wohl auch dieses Jahr nicht in diesen Genuss kommen.
Als Sven den Schlüssel in das Schlüsselloch der hässlichen Eingangstür steckte überfiel ihn eine Trauer, von der er sich nicht mehr zu lösen vermochte.
Voller Missmut betrat er die elterliche Wohnung.

„Aber Sven, mein Junge, was ist denn los mit dir?“ seine Mutter schaute ihn mit ihren hellen klaren Augen an und trotz der kargen Umgebung, in der sie leben mussten, konnte Sven dennoch jedes Mal dieses Feuer in ihren Augen spüren und sehen. Ein Feuer, das sogar seinen Mißmut, der sich wie ein schwerer Eisklotz um sein Herz gelegt hatte, zu schmelzen vermochte.
„Es ist nichts, es ist nur...“ Sven schaute verlegen zu Boden, er wollte seiner Mutter nicht weh tun. Doch die schritt freundlich näher auf ihn zu und zog ihn liebevoll auf ihren Schoß.
Sie brauchte gar nichts mehr zu sagen, ihr Blick reichte.
„Alle in meiner Klasse fahren in den Ferien in den Urlaub, alle, nur ich nicht. Ich würde auch so gerne nach Spanien, so wie der Lars, er hat so furchtbar viel Geld und wir gar nichts“ brach es aus dem Jungen heraus.
Die Mutter schaute ihn sanft an und wischte ihm die angesammelten Tränen aus den Augen.
Dann drückte sie ihn an sich und sagte: „Hör mir zu Sven, ich möchte dir eine kleine Geschichte erzählen, möchtest du sie hören?“
Sven schaute sie erwartungsvoll an, schniefte noch einmal kräftig und nickte dann mit dem Kopf.
Die Mutter legte ihren Arm um seine Schultern und begann:

„Es gab einmal vor vielen, vielen Jahren ein mächtiges, prunkvolles Königreich. Das Land war fruchtbar und alle hatten genug zu essen und zu trinken. Das Königreich wurde von keinen Feinden bedroht und es machte sich ein allgemeiner Wohlstand breit.
Eines Tages nun wollte der König herausfinden, wer in seinem Königreiche wohl den schönsten, wertvollsten und größten Schatz besäße.
Er ließ also alle seine Minister, Ratgeber und Hofleute holen und befahl ihnen, den Mann in seinem Reiche zu suchen, der diesen Schatz besäße. Er wolle ihm seine Hochachtung ausdrücken.
Verwundert schauten sich seine Untertanen an, aber auch in ihnen war nun eine gewisse Neugierde geweckt und so machten sie sich also auf die Suche.
Alle Bürger des Reiches beteiligten sich daran und es brach regelrecht Streit in dem kleinen, friedlichen Königreich aus, wer denn nun den wertvollsten Schatz besäße.

Nach einigen Tagen präsentierten seine Hofleute die ersten Ergebnisse.
Es war alles dabei, wunderschöne, fein geschliffene Edelsteine, funkelnde Perlen, Gold, Diamanten alle denkbaren Schätze dieser Welt und vieles mehr, aber keiner konnte ihm sagen, was denn nun der wertvollste Schatz wäre und auch der König vermochte nicht darüber zu urteilen.
So beschloss der König, sich heimlich selbst auf die Suche nach diesem kostbaren Schatz zu machen, er wechselte seine Kleidung und begann sich überall in seinem Reiche gründlich umzusehen, ob er dort nicht irgendwo etwas finden könnte.

Nach einer langen Zeit, in dem der König keinen solchen Schatz finden konnte, begegnete ihm plötzlich eine grauer, ärmlich gekleideter, alter Mann.
„Was suchst du, Fremdling?“ fragte er ihn freundlich.
„Ach“ erwiderte der König: „du kannst mir da auch nicht helfen“
Der Mann schaute ihn eindringlich an und antwortete: „Wenn dies dein letztes Wort ist so ziehe in Frieden weiter, aber bedenke vorher eines: Nur ein Narr bittet nicht denjenigen um Hilfe, der ihm die Hand dazu ausstreckt“
„Ach“ meinte der König: „Alter Mann, ich suche den kostbarsten, größten und wertvollsten Schatz hier in diesem Königreich. Wie könntest du mir bei dieser Suche schon behilflich sein?“
Der Alte schaute ihn eifrig mit leuchtenden Augen an: „Ich kann dir schon behilflich sein, wenn du das möchtest!“
Der König blickte ihn überrascht an: „So sprich und sage mir, wo kann ich diesen Schatz finden, weiser alter Mann?“
Der Alte antwortete: „Siehst du das Licht dort drüben in dem kleinen Häuschen. Begebe dich dorthin und du wirst finden, nach was du suchst.“
Der König drehte sich zu dem Häuschen um, ein ärmliches, zerfallenes, kleines Häuschen.
„Wie soll ich denn da einen solchen Schatz finden“ fragte er und drehte sich wieder um, doch der Alte war bereits wie vom Erdboden verschluckt.
So beschloss der König die Worte des Alten zu überprüfen und ging auf das hell erleuchtete Häuschen zu.
Als er direkt vor dem Haus stand, blieb er stehen und schaute durch das hell beleuchtete Fenster.
Der Raum der sich ihm dort zeigte war furchtbar, es war ärmlich, schmutzig, klein und wenig Möbel darin.
Doch plötzlich sah er eine Mutter und ein Vater mit ihren Kindern.
Die Kinder spielten mit dem wenigen was sie hatten miteinander.
Der Vater hatte eines der Kinder in die Arme geschlossen und die Mutter versuchte mühevoll, aus ein paar Zutaten, eine angenehme Speise zu kochen.
Es war seltsam, aber plötzlich fühlte sich der König ganz ruhig und friedlich.
Er hatte noch nie ein solch glückliches Lachen gesehen, wie das des Kindes, das nun behütet auf dem Schoß seines Vaters lag.
Er hatte noch nie solche Hingabe gesehen, wie die der Mutter, die versuchte aus den paar Zutaten eine Mahlzeit zuzubereiten.
Noch nie sah er so eine Liebe, wie der Vater sie für sein Kind hatte.
Niemals zuvor hatte er eine solche Lebenslust im Gesicht eines Menschen gesehen, wie das der spielenden Kinder.
Und das alles, obwohl sie gar nichts hatten.
Plötzlich verspürte der König eine ungeheure, tiefe Wärme und ein großes Wohlbefinden und Glück in sich.
Er wußte nun, dass seine Suche zu Ende war und kehrte überglücklich auf sein Schloß zurück.“

Die Mutter endete und schaute ihren Sohn vielsagend an.
„Was war denn nun der größte und wertvollste Schatz, den der König in seinem Reich gefunden hat?“ fragte Sven.
„Nun das ist doch ganz offensichtlich“ meinte die Mutter und strich dem Jungen über’s Haar: „Den größten, schönsten und wertvollsten Schatz, den der König in seinem Reich finden konnte, war eine Familie, die sich liebte und zusammenhielt.“
„Hmm“ Sven überlegte.
„Sieh mal“ sagte die Mutter nun: „Es ist völlig egal wie viel Geld du hast oder nicht hast, ob du deinen Urlaub in einem Grandhotel in Spanien oder zu Hause verbringen musst. Nur wenn du diesen Schatz besitzt, diesen wertvollen Schatz, den man für Geld nicht kaufen kann, nur dann kannst du richtig glücklich sein und es werden die schönsten Ferien deines Lebens und zwar egal wo du bist und was du bist.“
Sven schaute seine Mutter lange und nachdenklich an.
„Mama,“ freute er sich dann und schaute sie überglücklich an: „Ich glaube, ich spüre jetzt auch das, was der König gefühlt hat!“
Sven stand auf.
Er hatte verstanden.

 
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Hallo Autor,

Zuerst die Hinweise zu Stil und Rechtschreibung. Dazu muss ich anmerken, dass ich nicht alles aufgelistet habe, was mir aufgefallen ist. Vor allem bezüglich Beistrichen solltest du den Text ordentlich kontrollieren.

Selbst der letzte Hauch von Sommer war inzwischen dem hereinbrechenden Winter gewichen.

Dazwischen ist aber schon der Herbst.

Einige würden vor diesem Wetter wohl in sonnigere Gebiete fliehen.

Ich würde hier bereits erwähnen (auch wenn es schon im nächsten Satz passiert), dass Ferien bevorstehen. Wirkt auf mich so als werfen die Leute ihre Arbeit hin und hauen ab.

Auch Sven, der sich nun nach Schulschluss auf den Weg nach Hause machte, wünschte, er könnte, gerade jetzt zu Beginn der Herbstferien, zu diesen Priviligierten gehören.

Privilegierten

Riesige, verlassene, warme Sandstrände- das wohlige Schweigen und die entspannende Ruhe die in der Luft liegt, nur unterbrochen vom gewaltigen Rauschen des Meeres, den an der Küste zerschellenden Wellen, in denen sich das gleißende Licht der über alles erhobenen Sonne in allen Farben wiederspiegelt und vom warmen Wind der durch die Blätter der herumstehenden Palmen gleitet und ihnen sanfte Melodien entlockt.

Gegen anspruchsvolle Sätze ist nichts einzuwenden, aber verständlich müssen sie bleiben. Am besten teilst du das Gebilde auf. Ab "Wellen, in denen" wird es mühsam.

Er verließ nun die sauber asphaltierte Straße und bog auf einen Weg ab, der von Schlaglöchern und nicht fertiggestellten Bauarbeiten gekennzeichnet war.

Sauber asphaltiert? Muss der Leser wissen, dass die Straße „sauber“ asphaltiert ist?

„fertig gestellten“

Es war das sogenannte „Armenviertel“ der Stadt und die Einwohner meideten diesen Ort, …

mieden

… überfiel ihn eine Trauer, von der er sich nicht mehr zu lösen vermochte.
Voller Abscheu und Ekel betrat er die elterliche Wohnung.

Jetzt bin sogar ich deprimiert. Ein wenig übertrieben, finde ich.

konnte Sven dennoch jedesmal dieses Feuer in ihren Augen spüren und sehen. Ein Feuer, das sogar seinen Mißmut, der sich wie ein schwerer Eisklotz um sein Herz gelegt hatte, zu schmelzen vermochte.

Jedes Mal

Missmut

Die Mutter schaute ihn sanft an und wischte ihm die einsetzenden Tränen aus den Augen.

EINSETZENDE tränen? Höchstens: einsetzender Tränenfluss

Zum Inhalt

1) Mein objektives Urteil:

+ Botschaft des Gleichnisses wird klar
+- Umgebung SEHR trist dargestellt
- Stilistische Schwächen

2) Mein subjektives Urteil:

Beim Schreiben von Kindergeschichten bewegt man sich nicht selten auf dem schmalen Grad zwischen kitschigem und rührendem Stil. Von mir selbst (Schreibender und Lesender) weiß ich, dass die Unterscheidung zwischen beiden hauptsächlich beim Rezipienten liegt.

Gestern habe ich mir deinen Text bereits durchgelesen. Nach einem Tag Wartezeit habe ich die Geschichte nochmals gelesen und ich finde sie immer noch zu klischeehaft.

Die Botschaft wurde einfach schon zu oft (in markant ähnlicher) Form verarbeitet, z.B. TV & Film - Dutzendware. Dadurch gab es keinerlei Überraschung (für mich), was denn nun der Schatz sein wird.

Die Beschreibungen in dieser Passage:

Es war seltsam, aber plötzlich fühlte sich der König ganz ruhig und friedlich.
Er hatte noch nie ein solch glückliches Lachen gesehen, wie das des Kindes, das nun behütet auf dem Schoß seines Vaters lag.
Er hatte noch nie solche Hingabe gesehen, wie die der Mutter, die versuchte aus den paar Zutaten eine Mahlzeit zuzubereiten.
Noch nie sah er so eine Liebe, wie der Vater sie für sein Kind hatte.
Niemals zuvor hatte er eine solche Lebenslust im Gesicht eines Menschen gesehen, wie das der spielenden Kinder.
Und das alles, obwohl sie gar nichts hatten.
Plötzlich verspürte der König eine ungeheure, tiefe Wärme und ein großes Wohlbefinden und Glück in sich.Er wußte nun, dass seine Suche zu Ende war und kehrte überglücklich auf sein Schloß zurück.

Das war zuviel Schmalz für mich.

Wenn ich das Ganze nicht schon vorausgeahnt hätte, wäre es mir wohl nicht derart störend aufgefallen.

Es gibt sicher Andere, die an dem Text Gefallen finden.

Sobald ein Text eine positive, klare Botschaft hat, ist schon einiges gewonnen.

mfg,
mg

 

Hallo Markus Grundtner,

danke für's Lesen der Geschichte und für die ausführliche Kritik.
Was die Rechtschreibung und die anderen Punkte angeht habe ich meine Geschichte dahingehend überarbeitet.

Was allerdings dem grundsätzlichen Gefallen dieser Geschichte angeht, dem kann ich dir natürlich nicht abhelfen.

Ich gebe zu, dass dies ein Thema ist, das schon oft auch durch TV und andere Geschichten behandelt wurde, aber ich meine das gerade auch angesichts eines großen Wertezerfalls in unserer Gesellschaft solche Themen immer wieder verarbeitet werden müssen.
Eine bestimmte "Moral" in unserer Gesellschaft wurde meiner Meinung nach durch Geschichten und Medien erst dann zur Erschöpfung behandelt, bis die Umsetzung selbstverständlich geworden ist.
Und das ist es leider, besonders auch was das Thema Familie angeht, nicht.
Es ist deshalb umso wichtiger, Kindern gerade solche Grundwerte von Anfang an mitzugeben, dabei geht es ja nicht darum, dass das Thema vielleicht für einen selbst schon abgehandelt ist oder nicht.
Ich glaube in der Tat, dass eine viel zu große Anzahl von Kindern in diesem Land diesen Schatz leider noch nicht entdeckt haben und solange wird das Thema auch brandaktuell bleiben.

Liebe Grüße

Autor

 

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