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Der letzte Fahrgast

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11.06.2004
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Der letzte Fahrgast

Der letzte Fahrgast

Die Tür schloss sich mit einem mechanisch klingenden Geräusch, eine Art Quietschen. Der Mann, der nun verlassen am U-Bahn-Steig stand, schaute traurig drein. Er blickte sich um und stellte mit Grauen fest, dass kein anderer Mensch mehr im Bahnhof war. Ihm blieb nichts anderes übrig als zu warten - zu warten auf die nächste Bahn. Als er da so alleine auf der kalten, metallenen Bank saß, ließ er die Geschehnisse noch einmal Revue passieren: „Er stieg aus dem Bus aus, alle fingen an zu rennen. Sie wollten alle noch rechtzeitig die Bahn erreichen. Er wollte nicht rennen. Und nun das, er ist als Einzigster noch am Bahnhof - zurückgeblieben.“ Seine Gedankengänge wurden unterbrochen, der nächste Zug rollte ein und bremste mit einem Angst einflößenden Schleifgeräusch. Ihm sträubten sich die Haare. Er stieg ein. Nun stand er in der Bahn und schaute sich erneut um. Kein Mensch war in ihr. „Es müssen wohl alle mit der anderen U-Bahn gefahren sein“, dachte er sich. Zu hause angekommen, macht er das Radio an und hört mit Schrecken, dass eine U-Bahn verunglückt ist. Er stellt es schnell lauter. Nach ein paar Sekunden des Hörens, merkt er, dass es die verpasste Bahn ist, die verunglückte. Alle Fahrgäste sind umgekommen.

 

Hm, kennst du Parabeln? Das ist eine literarische Form. Da ist es nicht angebracht lang zu schreiben. So kurz wie möglich muss man dort seine Intention verpacken und dem Leser möglichst keine Lösung anbieten. Man muss ihn zwingen sich das Ende oder die Lehre selbst zu denken und daraus sollte dann jeder Leser für sich eine Lehre ziehen.

In diese Parabel kann man wahrlich viel reindeuten - ist mir aber erst gestern aufgefallen. Naja, um so besser.

 

Das du diese Parabel nicht deutest bzw. nicht deuten kannst, schockiert mich. Alle, die diese bisher gelesen haben, war der Sinn sofort klar. Natürlich wichen die Deutungen in geringen Punkten von einander ab, aber die Grundidee war vorhanden: "Man soll nicht immer blind mit dem Strom laufen. Man soll ruhig das tun, was einem beliebt - auch wenn man es alleine machen muss", um mal eine Freundin zu zitieren.

Du scheinst kein großer Freund von Texten zu sein, die dem Leser Freiraum lassen? Dann sind wirkliche Parabeln wohl nichts für dich, da ja jeder etwas anderes hineindeuten kann, ja, sogar soll!

 

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