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Der Schnitt

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01.03.2004
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Der Schnitt

Ich gehe mir unter die Haut. Ich schneide mir ins eigene Fleisch und das gern. Manchmal schon morgens, wenn die Welt draußen anfängt zu lärmen. Die Küchenvorhänge ziehe ich zu, damit die Welt nicht rein kann mit ihrem unerträglichem Licht und hole mein Messer. Das schöne Edelstahlfleischmesser aus der oberen Küchenschrankschublade.
Es ist ein Ritual. Ein Ritual, das mir hilft, die Zeit schneller fliessen zu lassen, mich durch den Tag zu hängeln, bis endlich wieder Nacht ist. Dieses Messer mag ich gern. Ich habe ihm viel zu verdanken. Als Karl sagte "Ich gehe jetzt!", war es da und lag kühl und elegant an meinem Schenkel. Dieser Moment vor dem Schnitt ist fast so gut wie der Moment, in dem das Metall meine Haut zeichnet, für immer markiert. Die Anderen trinken morgens Kaffee, duschen und all diesen Blödsinn. Ich brauche morgens mein Messer, damit es geht. Ich lächeln kann im Büro, wenn der Chef meinen Schreibtisch passiert und Aktenberge hinknallt, damit ich das Geschwätz meiner Kolleginnen ertrag. Ich scheiße auf euren Kaffee in euren blanken Bechern. Eure Muntermacher. Mein Wiederbeleber trägt einen anderen Namen. Ich sitze ganz entspannt auf meinem Küchenstuhl und schneide mir lange, schöne Streifen in die Haut meiner Oberschenkel. Gelegentlich auch kurze, wenn ich wieder mal spät dran bin, mich beeilen muß. Meine Oberschenkel brauchen keinen Tätowierer, das mach ich selbst. Jede Narbe erzählt eine Episode aus meinem beschissenen Dasein. Keine Sorge, ich komme klar.
Letzte Woche habe ich Karl in der Innenstadt gesehen. Eine keimfreie Blondine hing an seinem Arm, die stinkt sicher nie, selbst ihre Körperausscheidungen riechen nach "j´adore" von Dior.Passt zu ihm. Dem Mann, der nichts mag, was dreckig ist und Probleme macht. Zum Glück sah er mich nicht. Ich habe schnell die Strassenseite gewechselt, wollte sowieso in die Apotheke Desinfektionsmittel kaufen. Fast hätte ich das Pflaster vergessen. Mistkerl.

 

Hallo Mia,

mit deiner Geschichte schneidest (im wahrsten Sinne des Wortes) ein sehr trauriges Thema an.
Menschen, die es nicht schaffen anders mit ihren Problemen fertig zu werden, als sich selbst weh zu tun.

Leider ist deine Geschichte voller Rechtschreibefehler. Oft schreibst du nach Punkten klein weiter... Am besten du überarbeitest dein Geschichte hinsichtlich dessen noch einmal.

Tja... ansonsten fand ich die Idee zu deiner Geschichte recht gut, allerdings ist sie mir zu wenig ausgearbeitet.
Der Auslöser, dass deine Prot. mit dem Schneiden begonnen hat, war ja wohl Karl.
Am Ende steht etwas von Sauberkeit, die er so gern mag und von keimfreie Blondine. Das lies mich etwas ratlos zurück, fand ich aber vom Ansatz her sehr interessant.
Warum hatte Karl diesen Reinlichkeitsfimmel? Hatte er überhaupt einen?

So lässt die Geschichte zu viele Fragen offen und im Moment liest es für mich ehrlich gesagt ein bißchen wie selbst erlebtes. Ich hoffe für dich, dass es nicht so ist.

LG
Bella

 

der direkte einstieg, ohne dem leser zeit zu lassen sich vorzubereiten, und wie du immer aggressiver in deiner ausdrucksweise wirst ist super. bzw. es kommt so echt rüber, als ob du selbst dies alles erlebst. das heisst: entweder erzählst du so glaubwürdig, dass mir das ein kompliment wert ist, oder du schreibst einfach denen tagesablauf nieder, der eigendlich nur ziemlich traurig wäre.

 

Hallo mia.mo,

ich bin, ehrlich gesat, weniger überzeugt von Deiner Geschichte. Du vermittelst dem Leser, dass die Erzählerin glücklich ist, mit dem, was sie tut. Dass sie es regelmäßig tut.
Aber Menschen verletzen sich, wenn irgendwas passiert ist, was, wie man so schön sagt, das Fass zum Überlaufen bringt. Sie schämen sich auch im Nachinein für diese Tat an sich selbst. Verletzen sich an Stellen, die man gut verstecken kann, etc., sind verzweifelt, weil sie nicht gegen den Drang ankommen, sich wehun zu müssen...
Interessant wäre es auch zu erfahren, warum die Erzählerin sich verletzt.

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo,
Danke für eure Beiträge zu meiner Geschichte! Nein, ich bin keine Ritzerin. So nennt man die Frauen, die sich ins eigene Fleisch schneiden. Ich finde dieses Thema nur unglaublich interessant, da es nicht gerade wenige Menschen sind, die diese Krankheit betrifft. Im Sommer sehe ich immer wieder Frauen, die eine Narbe nach der anderen an ihren Armen haben.
Mit dem Schneiden soll seelischer Schmerz gemindert werden. Der körperliche überdeckt den seelischen.
Gori, ich bin zwar keine Spezialistin für diese Krankheit, aber ich bin davon überzeugt, daß die meisten Menschen das Ritzen äußerst regelmäßig machen. Ich habe einige Artikel darüber gelesen, in denen das ritualisierte Schneiden beschrieben wird, die meisten haben sogar extra ein Etui, in dem sie ihre Utensilien aufbewahren. Ich finde nicht, daß meine Prot besonders glücklich wirkt. Ich beschreibe bloß, daß sie versucht sich mit dem Schneiden zu schützen, aber es ist eine Sucht und keine Sucht vermag einen wirklich zu schützen, oder?

Liebe grüße, mia.mo

 

Hallo nochmal,

es kommt darauf an, wie Du regelmäßig definierst. Ich sehe es nicht so, dass sie, und so habe ich es aus Deiner Geschichte herausgelesen, sich zum Beispiel morgens an den Küchentisch setzen und sich erst einmal eine Runde verletzen, aus Gewohnheit, so wie ich morgens schon automatisch noch im Halbschlaf den Kaffee machen gehe. Es mag eine Sucht sein, und die Gedanken kreisen auch fast ständig darum, sich zu verletzen, es stimmt sogar auch, dass man oft seine Utensilien bei sich hat, für den Fall das. Aber es passiert eben etwas, was den „Kranken“ dazu bringt, dem Drang nachzugeben. Das kann etwas sein, was jemand anderem vollkommen unwichtig erscheint.

Der Begriff „glücklich“ war von mir schlecht gewählt, tut mir leid. Was ich eigentlich meinte ist, dass mir Deine Erzählerin zu sehr im Plauderton darüber spricht. Sie stockt nie, scheint keine Scham zu empfinden, etc.

Was mir allerdings jetzt beim erneutem Lesen aufgefallen ist, ist dieser Satz:

Keine Sorge, ich komme klar.

der hat mir gefallen, wollte ich nur mal schnell erwähnen :)


Es mag sein, dass jeder für sich dieses Ritual anders empfindet. Ich habe es als Teenager (da war das Symptom, mir jedenfalls, relativ unbekannt ) selber getan und habe es, trotz unfähigen Therapeuten, schon seit Ewigkeiten nicht mehr getan. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich seit dem letzten Mal gar keinen Drang mehr verspürt habe, aber inzwischen hat es extrem abgenommen. Und bis jetzt habe ich es auch geschafft, nicht nachzugeben.
Vielleicht liegt es ja daran, dass die Angst vor meiner Mutter so groß war, die mich, sagen wir mal, nicht gerade sanft behandelt hat, wenn sie irgendetwas entdeckt hat, das auf eine Verletzung hätte hinweisen können, aber bei mir lief es nicht so entspannt ab wie es hier, und auch in anderen Geschichten, die ich gelesen habe, zu laufen scheint.
Ich habe immer vermieden, es so offen zu schreiben, gerade wegen der Scham, vor allem jetzt, nachdem mich einige Menschen, die auf dieser Seite sind, schon getroffen haben. Aber ich denke, der Grund, warum ich Deine, aber auch andere, Geschichte für mich persönlich nicht stimmig empfinde, wird so vielleicht etwas klarer.

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo gori,
Ich finde es toll, daß du so offen über Dein früheres Problem schreibst. Natürlich hat meine Geschichte nichts mit der Realität zu tun, denn ich habe sie mir ja nur ausgedacht und auch keine Erfahrungen mit der Ritzerei. Allerdings verurteile ich Menschen nicht, die dies tun oder getan haben. Die meisten von uns haben Probleme und jeder seine eigene Art damit umzugehen und manchmal wählen wir Lösungsformen, die die Dinge nur scheinbar besser machen. Was soll zum Beispiel so viel toller daran sein sich bei jedem Anflug von Stress eine Kippe anzuzünden!? Zigaretten bringen einen über kurz oder lang um. Die meisten Menschen wissen das, lassen es trotzdem nicht. Sie glauben, es entspannt sie. Vielleicht hinkt dieser Vergleich etwas!

Meine Prot ist sehr wütend, wütend auf ihren Ex, wütend auf ihren Chef, ihre Umwelt und sie tut sich aber selbst etwas an. Das ist das Paradoxe. Das ist das, was ich zum Ausdruck bringen wollte. Ich wollte keine umfassende Analyse der Ritzerei liefern. Das kann ich gar nicht!

Ich wünsche Dir alles Gute und möchte Dir sagen, daß Du Dich nicht zu schämen brauchst... keine Sekunde, m.m.

 

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