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Der Streich

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11.12.2003
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Der Streich

Achtung, ziemlich makaber, aber lustig!

Der Streich

Hanspeter Gmür war ein älterer, aber nicht unbedingt alter Mann. Er wohnte allein in einem Appartement in einem 8-stöckigen Haus. In diesem alten Haus wohnten viele ältere, aber nicht unbedingt alte Leute.
Eines Tages kam die 74-jährige Romina Pfarrmann die Treppe heraufgestiegen. Hanspeter hatte gerade vor wenigen Minuten "Kevin allein in New York" gesehen. Dort gab es eine Szene, wo einer der Einbrecher die Treppe hinaufstürmte, kurz bevor ein Farbkessel an einem Seil heruntergelassen wurde und dem Einbrecher mit voller Wucht ins Gesicht knallte. Dieser flog mehrere Meter weit die Treppe hinunter und blieb dort stöhnend liegen. Diese Szene gefiel Hanspeter irrsinnig gut. Er hasste Filme, in denen Leute erschossen wurden oder sonst irgendwie sterben mussten. Doch solche Szenen, in denen Leute nicht lebensgefährlich verletzt wurden, fand er irrsinnig witzig.
Jedenfalls kam inzwischen Frau Pfarrmann oben an, mit einem Einkaufskorb in der Hand, mit der anderen stützte sie sich am Treppengeländer ab. Sie machte eine kurze Verschnaufpause, wie es die alten Leute manchmal machen. Danach verschwand sie in ihrem Appartement.
Hanspeter hatte sie durch seine Tür beobachtet. Er überlegte sich schon die ganze Zeit, wie witzig es wäre, wenn so etwas wie in diesem Film auch mal richtig passieren würde. Er wusste, dass Frau Pfarrmann jeden Sonntag einkaufen ging und dann zu Fuss die Treppe hochkam, weil der Aufzug momentan restauriert wurde. Letzten Sommer war darin eine Handgranate hochgegangen, nachdem ein Rentner diese aus dem Muesum geklaut und im Aufzug damit rumgespielt hatte. Der Aufzug war bereits im siebten Stock, als das Unglück geschah. Die Drahtseile rissen sofort, und die Kabine rasselte dem Boden entgegen, wo sie vier Sekunden später mit voller Wucht aufschlug und eine weitere Explosion auslöste. Das gesamte Aufzugssystem war komplett zerstört. Der Rentner kam mit einem Schock und einem Kratzer am Arm davon. Allerdings verlor er durch den Kratzer so viel Blut, dass er noch an der Unfallstelle starb.

Jedenfalls plante Hanspeter nun etwas. Er hatte noch eine Woche Zeit, bevor es wieder Sonntag war und Frau Pfarrmann mit ihrem Einkauf die Treppe hoch kam...

Während dieser Woche arbeitete Hanspeter hart an seinem Plan. Er befestigte, wie im Film, einen schweren Farbkessel an einem Seil. Dieses band er über der Treppe an einem Balken fest. Mit einer Leiter kletterte er dort hinauf und klammerte sich an dem Balken fest. Dann zog er den Kessel am Seil hoch und hängte diesen an einen Haken, der 3 Meter vom Balken entfernt war. Jetzt verschob er die Leiter und kletterte zu diesem Haken. Auch dort war ein Balken, wo er sich festhalten konnte. Dann machte er einen Testlauf. Er stellte sich vor, wie Frau Pfarrheim die Treppe hinauf kam. Als sie in seinen Gedanken etwa dort war, wo der Kessel vermutlich durchsausen würde, löste er den Kessel vom Haken und liess ihn hinunterschwingen. Der Kessel zischte durch die Luft, genau so, wie Hanspeter es sich vorgestellt hatte. In seinen Gedanken fiel Frau Pfarrmann hinunter und blieb dort liegen.

Drei Tage später. Es war soweit. Hanspeter schaute auf die Uhr. "Schon halb sieben! Gleich kommt sie!" Schnell verliess er sein Zimmer, ging mit schnellen Schritten den Flur entlang und blieb bei der Treppe stehen. Es war eine runde Treppe, wo man in der Mitte bis ins Erdgeschoss runtersehen konnte. Und da war sie auch schon. Hanspeter hatte noch einige andere Rentner geholt, die jetzt dort standen um zuzusehen. Er hatte ihnen aber nichts davon verraten, nur dass etwas Lustiges passieren würde.
Schnell holte Hanspeter die Leiter, stellte sie an die ca. 4 Meter hohe Wand und kletterte hinauf, wo der Kessel bereits ganz unauffällig am Haken hing. Danach klammerte er sich an den Balken und stiess mit dem Fuss die Leiter weg, welche zu Boden knallte. "Das wäre zu auffällig wenn da eine Leiter stehen würde. Frau Pfarrheim würde sofort hier hoch schauen!", dachte er.
Er wartete. Leise hörte er Frau Pfarrheim die Treppe hoch steigen, einen Schritt nach dem anderen. Sie war schon ziemlich alt und zerbrechlich, darum machte sie auch immer wieder kurze Pausen um keinen Herzinfarkt zu provozieren.

Zwei Minuten später. Sie war jetzt etwa im fünften Stock, schätzte Hanspeter. Langsam bekam er den Krampf in den Armen, weil er sich jetzt schon drei Minuten am Balken festklammerte. Und jetzt das noch; Frau Pfarrheim hatte offensichtlich jemanden auf der Treppe getroffen, irgendeine Rentnerin aus einem der unteren Stöcke. Sie unterhielten sich, lachten leise. Hanspeter wurde wütend. "Die soll sich beeilen, verdammt nochmal!" Seine Arme zitterten bereits, und die Muskeln begannen zu brennen. Mit seinen 69 Jahren war er schliesslich auch nicht mehr der Jüngste. Drei Minuten später hatten die beiden Frauen endlich ausgequatscht. Frau Pfarrheim hob den Einkaufssack wieder auf und ging weiter. Sie erreichte den sechsten Stock. "So, jetzt dann gleich...", kicherte Hanspeter leise. Und da war sie endlich. Langsam setze sie einen Fuss vor den anderen. Bei jedem Schritt stöhnte sie, als ob es ihr letzter Atemzug wäre. Hanspeter regte das irgendwie auf. "Ich halte mich jetzt schon fünf Minuten an diesem Scheiss-Balken, und sie schnauft sich fast zu Tode wegen diesen paar Treppen. Unglaublich...", dachte er. Sie kam langsam die Treppe zum siebten Stock hoch, und Hanspeter machte sich bereit. "Das wird ein Spass!", freute er sich. "Sie wird es bestimmt auch lustig finden!" Er stellte sich vor, wie alle anderen Rentner im Haus lachen würden, und wie dann auch Frau Pfarrmann aufstehen würde und ihm in die Backe kneifen würde, während sie schmunzelnd sagen würde "Herr Gmür, Herr Gmür. Da haben sie mich aber ganz schön reingelegt, sie Lausbub! Hihi..."

Jetzt war Frau Pfarrheim an dem Punkt angelangt, wo der Kessel auf Kopfhöhe durchsausen würde. Hanspeter konnte sich fast nicht mehr halten. Schnell liess er mit der einen Hand los, um den Kessel vom Haken zu heben. Er packte das Seil und zog daran, worauf der Kessel sich vom Haken löste und hinunterflog. Er sauste durch die Luft und knallte mit voller Wucht und einem lauten Krachen gegen Frau Pfarrheim’s Gesicht. Diese schrie kurz auf und flog nach hinten. Blut spritzte, der Kessel schmetterte gegen die Wand und das Seil riss. Frau Pfarrheim krachte laut polternd auf die Treppenstufen, und es tönte, als ob sie sich einige Wirbel brach. Sie blieb halb bewusstlos und stöhnend auf dem Rücken liegen, während die Mineralwasserflaschen und die Früchte die Treppe hinunter rollten. Der Kessel fiel nun hinunter und knallte ihr scheppernd auf den Kopf, wobei einige Bluttropfen gegen die Wand spritzten. Dann war es still. Die Leute betrachteten geschockt das Chaos. An der Wand klebten Blut und einige Schädelknochensplitter, auf der ganzen Treppe waren Früchte, Flaschen, Lebensmittel und anderes Zeug verstreut. Unten lag Frau Pfarrheim mit einem zertrümmerten Gesicht voller Blut. Sie bewegte sich nicht. Neben ihr lag der zerschmetterte Kessel, die Farbe war ausgeleert und floss die Treppenstufen hinab. Es war ganz still. Plötzlich hörte man einen Schrei, und hinter den Leuten krachte etwas zu Boden. Die Rentner drehten sich erschrocken um. Dort lag Hanspeter, der sich nicht mehr länger hatte halten können und herunterfiel. Er lag regungslos da.

Zwei Stunden später. Die Polizei und Sanitäter waren da. Sie befragten die Rentner, machten Fotos und Notizen. Frau Pfarrheim war tot. Hanspeter war wieder bei Bewusstsein, hatte sich aber bei dem Sturz das Bein und zwei Rippen gebrochen. Er lag auf einer Bare. "Warum haben Sie das getan, Herr Gmür?", befragte ihn ein Polizist. Darauf Hanspeter: "Ich wollte halt mal etwas Lustiges machen. Bei Kevin allein in New York hat das aber anders ausgesehen..."

Die Treppe und die Wände im siebten Stock wurden von einer Reinigungsfirma geputzt. Frau Pfarrheim wurde mit dem Leichenwagen abtransportiert. Hanspeter Gmür kam ins Krankenhaus, wo er gepflegt wurde und noch einige Tage bleiben konnte. Danach wanderte er auf direktem Weg in eine Erziehungsanstalt für Rentner. Sie wurden dort in Gummizellen eingesperrt und durften nur sechs Stunden am Tag raus. Zwei Stunden pro Tag durften die Patienten zusammen fernsehen, und immer schob Hanspeter seinen Lieblingsvideo ein: Kevin allein in New York. Alle anderen Rentner ärgerten sich jedesmal und hassten Hanspeter dafür, dass sie sich jeden Tag denselben Scheiss ansehen mussten. Aber Hanspeter war zufrieden. In einer Szene warf Kevin dem Einbrecher Ziegelsteine auf den Kopf. Das gefiel Hanspeter besonders gut. Da kam ihm eines Tages eine Idee...


Ende

 

Wie gut, dass wir nicht in einer solchen Welt leben. Bist du sicher, dass der Laden nicht schon von Anfang an ein Irrenhaus ist?
Ich finde, das Makabere überwiegt zu sehr und wirkt an einigen Stellen regelrecht geschmacklos.
Auch ist ein logischer Fehler vorhanden: Wie kann einer verbluten, nachdem er mit einem Kratzer "davongekommen" ist?
Hau-drauf-und-Schluss ist nicht so ganz meine Masche. Für Looney Tunes fans aber ist deine Geschichte perfekt. Ich denke, da kommt es wirklich auf den Geschmack an.
Lass dich von meiner persönlichen Meinung nicht entmutigen.
Grüße,
elanor_magdalena

 

Moin Norther,

Erstmal willkommen auf KG.de

Zunächst mal würde ich bitten, den Titel der GEschichte zu ändern. Ich nehme an, "Der Streich" ist der Titel und nicht "Achtung, makaber".

Zum inhaltlichen. Nun, Humor ist Geschmackssache und du hast meine Art von Humor hier leider überhaupt nicht getroffen. Das hat nichts damit zu tun, daß Blut spritzt (ich mag makabres), aber ich fand es hier einfach nicht lustig. Die beiden einzigen Gags, die ich ganz nett fand, waren die Handgranate im Fahrstuhl und als der Rentner am Balkne hängt und sich vorstellt, wie ihm später als Lob für seinen Streich in die Wange gekniffen wird.
Auf jeden Fall würde ich den Anfang kürzen. Nicht nur, daß der ziemlich wenig Handlung enthält, sondern er nimmt der gesamten Geschichte auch schon alles vorweg. Man weiß "aha, der wird das mit dem Eimer sicher nachspielen und es wird bestimmt in die Hose gehen". Darunter leidet die Spannung.

Naja, vielleicht findest du noch jemanden, der drüber lachen kann, aber meinen Humor hast du leider nicht getroffen.

 

Hallo susammen!

Danke für eure Meinungen, ich habe mich gefreut, auch wenn sie nicht allzu positiv sind.

Ja elanor, sie ist wirklich sehr makaber, deshalb habe ich auch überlegt ob ich die Geschichte nicht hätte ins Horror-Thema posten, doch dann hätten alle gesagt "Viel zu dämlich für Horror! Verpiss dich Norther!".

Ja, der Logikfehler ist Teil meines Humors. Auch wenn es dir völlig 02ufsaoj vorkommt, es ist nun mal so, ich habe einen sehr eigenen Humor.

Und jetzt zu dir, Gnoebel.
Erstmal ebenfalls danke für deine ehrliche Meinung. Du hast Recht, am Anfang habe ich zu viel verraten und auch zuviel geschrieben, es wird etwas langweilig. Das hätte ich ändern können. Merke ich mir fürs nächste Mal, danke!

Das mit dem Titel werde ich in Zukunft ebenfalls beachten. Und das habe ich übrigens auch gar nicht erwartet, dass ich deinen Humor treffe. Dafür ist mein Humor viel zu nifelig. Kannst du mir sagen, was denn etwa dein Humor wäre? Würde mich nur so interesssieren.

Danke nochmals dass ihr meine Geschichte gelesen habt. Bis bald!

Norther

 

Ach ja, meinen Humor kann man "teilweise" (!) mit Monty Python Zeug vergleichen. Aber nur teilweise. :-)

Norther

 

hi norther,

ich wollte mal loswerden, dass mir die geschichte sehr gefallen hat.
über den witz mit dem Kratzer musste ich am meisten schmunzeln.

und was ich noch dazu sagen möchte ist, dass diese geschichte ja auch einen tieferen sinn hat und das finde ich richtig gut. es gibt nun mal menschen, die das im fernsehn glauben und welche die nicht aus ihren Fehlern lernen ("In einer Szene warf Kevin dem Einbrecher Ziegelsteine auf den Kopf. Das gefiel Hanspeter besonders gut. Da kam ihm eines Tages eine Idee...")

toll gemacht
gruß rohbert

ps.:im fahrstuhl hat ein rentner wahrscheinlich bis 5 gezählt ;-) (monty python)

wenn du lust hast, kannst du dich auch ma durch meine bisher einzige geschichte kämpfen. bist herzlich eingeladen!!

 

Vielen Dank! Ich hatte die Hoffnung auf eine positive Kritik für diese Geschichte bereits aufgegeben, aber offenbar scheint sie doch jemandem zu gefallen. :-) Nochmals danke. Deine Geschichte werde ich gleich jetzt mal lesen.

Gruss

Norther.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Norther,

Humor...mmh. Naja.

Ich glaube Du stehst eher auf diese visuellen Gags, die früher so in Stummfilmen kamen (Slapstick). Oder heutzutage in Trickfilmen gezeigt werden. So mit Torten und umfallenden Leitern usw. Dies mit einem Text auszudrücken, ist etwas kompliziert.
Weil man einerseits genau beschreiben muß, damit sich´s alle auch vorstellen können, weil man aber andererseits die Dichte beibehalten muß, damit die Spannung nicht verloren geht.
In Deiner Geschichte ist von vornherein ziemlich viel klar und darum wirkt sie sehr lang. Wenn er z.B. am Balken hängt und sie ewig nicht kommt, oder wie er da bastelt das ist einfach nicht lustig, weil vorhersehbar. Man könnte hier eine fette Fliege reinbauen, die ihn an der Nase krabbelt, wodurch er selber vom Balken kracht, sich mit dem Fuß in der Schlinge verheddert, damit aus dem Fenster schwingt und nur überlebt, weil er in der Wäsche von Frau Schubert landet. Leider hetzt die ihren Köter auf ihn, so daß er auf der Flucht in ein Dreirad rennt und so böse fällt, daß er von da an seine Arme nicht mehr bewegen kann, was sehr kompliziert beim Zähneputzen beim Essen im Restaurant ist.
Humor lebt sehr viel von der Überraschung, denke ich.

Womit wir bei der anderen Art sind. Dem Humor, der sich hinter bestimmten Formulierungen verbirgt, Zweideutigkeiten, unerwarteten Vergleichen. Ich glaube, daß ist der Humor, der in Texten eher zu finden ist, und den viele hier lieber sehen. Wenn Dinge übertrieben, grotesk dargestellt werden. Unübliche Wendungen, die so abstrus sind, daß sie überraschen. D.h. das lustige entsteht erst im Kopf des Betrachters und man muß dafür sorgen, daß es gut vorbereitet ist.

Ideal ist ein Kombination aus beiden Richtungen.

Was wäre mein Tip (wobei das natürlich alles meine persönliche Meinung ist)?
Wenn Du diesen Humor leben willst, muß Du noch krasser werden. D.h. nicht noch mehr Blut, Explosionen und Action. Sondern die Handlung die Figuren müssen abgehoben sein. Die Wendungen schneller und überraschender.
Habe auch mal eine mehrteilige Sache geschrieben mit abgedrehten Figuren, plötzlich auftauchenden Figuren und habe versucht, gegen möglichst viele Regeln zu verstoßen.
Damals fand´ ich das auch extrem lustig und es machte mir sehr viel Spaß, es zu schreiben, aber heutzutage finde ich es zu lang, so daß ich es dringend kürzen muß. Aber einige Gags bringen mich selber zum Lachen, was sehr selten ist.

Also mein Rat, wenn Du einen Weg beginnst, mußt Du ihn sehr konsequent beschreiten. Ich glaube den Mut und das Selbstvertrauen hast Du. Allerdings solltest Du Dir noch mal vor Augen führen, was das besondere an Deiner Art ist, wie Du es verbessern kannst und wenn Du uns sagst, was Du erreichen willst, dann können wir Dir in dieser Richtung vielleicht helfen.

Viele Grüße

mac

 

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