Was ist neu

Der Studienrat

Mitglied
Beitritt
16.07.2023
Beiträge
2
Zuletzt bearbeitet:
Anmerkungen zum Text

Das ist meine erste Kurzgeschichte, welche meiner Fiktion entspringt, aber um ein historisches Ereignis herum geschrieben ist. Der Hagelsturm von München 1984 ist der bis heute höchste, jemals ausgezahlte Versicherungsschaden durch ein Unwetter.

Der Studienrat

Es war warm, zu warm für mein Temperaturempfinden. Seit Wochen zeigten sämtliche Thermometer konstant Temperaturen jenseits der Dreißiggradmarke an und eine Abkühlung war nicht in Sicht. Wen wunderte es, schließlich war es Mitte Juli.
Ich hatte mich das gesamte Wochenende erfolgreich in meiner kühlen Wohnung verbarrikadiert und sämtliche Aktivitäten des Alltags eingestellt.
Selbst für meinen Wochenendeinkauf hatte ich, moderner Technik sei Dank, lediglich ein paar Minuten meiner Zeit an meinem Laptop opfern müssen, um eine Stunde später von einem sichtlich durch die Hitze geschlauchten Boten alles fix und fertig vor meine Wohnungstür geliefert zu bekommen.

Nun aber war wieder Montag und das bedeutete zwangsläufig, dass ich meine Komfortzone in Form meiner Wohnung würde verlassen müssen.
Zu schnell war die Zeit des vorsätzlichen Nichtstuns vorbei und jetzt hieß es die Woche bei tropischen Temperaturen so unbeschadet wie möglich zu überstehen.
Für mich bedeutete das raus aus der Wohnung, so rasch wie ebenmöglich meinen Wagen erreichen um bei laufender Klimaanlage meine Arbeitsstelle am Stadtrand anzusteuern und nach getaner Arbeit auf direktem Wege wieder meine kühle Wohnung im Osten von Braunschweig unbeschadet zu erreichen.

Es war Mittwoch, Bergfest. Die letzten zwei Tage ist mein Plan wunderbar aufgegangen und es schien so, als wenn es den Rest der Woche ebenfalls planmäßig verlaufen würde. Den halben Tag hatte ich bereits geschafft und auf dem Weg nach Hause in meine mich vor der immer noch kochenden Hitze schützenden Wohnung wollte ich noch kurz bei einem Supermarkt halten, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen.
Ich entschied mich für Kaufland an der Hamburger Straße, da ich dort im Schatten einer parkhausähnlichen Überdachung unbeschadet meinen Wagen abstellen konnte. Der Parkplatz war aufgrund der Temperaturen überschaubar gefüllt und ich verließ mein Fahrzeug in Richtung Haupteingang.
Auch im Kaufland war wenig Betrieb und ich packte meine Lebensmittel zügig in den Einkaufswagen. Als ich die Getränkeabteilung passierte um zu dem Kassenbereich zu gelangen, fiel mir ein etwa dreißigjähriger Mann auf, der gerade die elfte Kiste Wolters Premium in seinen Einkaufswagen hiefte. Mir war es ein Rätsel, wie man bei diesem Wetter auch nur auf die Idee kommen könnte freiwillig Bier, geschweige denn Alkohol zu sich zu nehmen. Generell trank ich seit Jahren nur noch sehr selten und wenn dann auch nur Helles, wie es sich für mich als waschechten Münchner gehört.
Ich erreichte die Kassen, zahlte meinen Einkauf und verstaute anschließend alles im Kofferraum mit dem Ziel schnell nach Hause zu fahren, als ich ein Schnaufen und das Quietschen überlasteter Rollen wahrnahm. Der Mann aus der Getränkeabteilung hatte scheinbar erfolgreich die maximale Belastbarkeit seines Einkaufswagen ausgereizt und schob sich langsam und schweißüberströmt über den Parkplatz.
Auf dem Rückweg von dem Häuschen für die Einkaufswagen zu meinem Wagen registrierte ich wie der Bierkäufer sichtlich von der Wärme gestresst sein Fahrzeug erreicht hatte und die Kofferraumklappe öffnete. Ich erreichte ebenfalls meinen Wagen und startete den Motor. Da bemerkte ich die vielen Dellen, Beulen und Kratzer auf dem steinalten Kombi, in welchen gerade die letzte Kiste Bier verladen wurde. Beim Verlassen des Parkplatzes fuhr ich an dem giftgrünen Opel vorbei und jetzt war deutlich zu sehen, wie ramponiert die Oberfläche des gesamten Fahrzeugs war. Mein Blick traf die inzwischen geschlossene Heckklappe und dort prankte rechts neben dem Kennzeichen ein "I mog di" Aufkleber. Direkt da drüber war in geschwungener Schrift zu lesen "München, 12.07.1984".

Und plötzlich fiel es mir wie von den Schuppen, kamen Erinnerungen an längst vergessene und verdrängte Tage zum Vorschein. Das konnte kein Zufall sein. Heute war Mittwoch, Mittwoch der 12.07.2023 und auf den Tag genau neununddreißig Jahre waren seitdem vergangen. Damals war ich sechzehn Jahre alt und lebte noch bei meinen Eltern in München, meiner Heimat. Und ausgerechnet jetzt wurde ich mehrere Jahrzehnte später und hunderte Kilometer entfernt wieder daran erinnert.
Ich erreichte meine Wohnung, verräumte meine Einkäufe und versuchte sämtliche Gedanken zu sortieren.

'Warum ist das nur so heiß und wann kommt endlich eine Abkühlung?' Es waren noch fast drei Wochen bis zu den Sommerferien und ich befand mich quasi schon mitten im Sommerloch. Bei den Temperaturen war der Unterricht nur noch pure Folter und mein Deutschlehrer Doktor Simmlmayr der selbsternannte Foltermeister.
Es hatte seit Tagen nicht mehr in München geregnet und die Hitze war kaum noch auszuhalten. Sämtliche Klassen unseres Gymnasiums hatten bereits Hitzefrei und dementsprechend leer war das Schulgebäude und die Klassenräume. Nur der olle Simmlmayr ließ uns bis zum bitteren Ende die Leiden des jungen Werther zu unser Eigen machen.
Das zog sich schon die ganze Woche so hin und warum sollte es heute anders sein. Schließlich war Donnerstag und wenn es nach Studienrat Doktor Alois Simmlmayr gehen würde, säßen wir auch am Samstag allesamt im Klassenzimmer.
Es schellte, der Unterricht war zumindest für heute vorbei. Ich verließ wie der Rest der Klasse auf dem kürzesten Weg das Schulgebäude und eilte zu meinem Fahrrad. Anders als einige meiner Freunde und Klassenkameraden hatte ich kein Mofa oder Moped, meine Eltern waren der Meinung dass mir Bewegung gut tun würde und ich mit einem motorisierten Gefährt nur zur Bequemlichkeiten neigen würde.
So musste ich wohl oder übel bei der unerträglichen Hitze zum Ungererbad radeln, während Klaus, Xaver und Ilona bereits auf ihren Feuerstühlen davon fuhren.
Der Nachmittag verging wie im Flug als wir uns gegen neunzehnuhr dazu entschlossen aufzubrechen und noch im Englischen Garten ein Bier zu trinken.
Der Himmel zog sich zu und es wurde in kurzer Zeit wolkendunkel. Wir saßen an der Isar und hatten bereits jeder das zweite Hofbräu im Anschlag, als es langsam ungemütlich wurde und sich ein Unwetter anbahnte. Einstimmig brachen wir auf und sahen zu, dass wir halbwegs trocken unsere Elternhäuser erreichen würden.
Ich hatte natürlich wieder das Nachsehen und beschloss Starkregen, Unwetter und plötzliche Wetterveränderungen als Argument meinen Eltern gegenüber zu verwenden um doch noch in den Genuss eines knattrigen Zweirades zu kommen.
Den Englischen Garten hatte ich fast verlassen als es in einer bis dahin noch nie dagewesenen Heftigkeit anfing zu hageln. Je weiter ich radelte, desto größer schienen die Körner zu werden, die neben und auf mich herab sausten. Als einige ca murmelgroße Hagelkörner an mir vorbei säbelten, entschied ich mich unweit vom Seehaus unterzustellen.
Die Körner wurden größer und größer, nach etwa drei Minuten rauschten tennisballgroße Kugeln vom Himmel herab. Ich wähnte mich alleine, als ich etwa fünfzig Meter entfernt eine Gestalt wahrnahm, welche sich durch die Hagelflut kämpfte. 'Der kann doch nicht ganz dicht sein' war mein erster Gedanke. Es hagelte jetzt so richtig und die Person kam immer näher und ich bemerkte ein starkes Schwanken im Gangbild. Es dauerte noch ein paar Augenblicke und ich erkannte meinen Deutschlehrer. Alois Simmlmayr musste in einem der umliegenden Biergärten nach Schulschluss seinen Frust und Hass auf die Schülerschaft in Weißbier ertränkt haben. Von einigen Schulkameraden hatte es gelautet "der Simmlmayr war neulich im Biergarten und hat einen Krug nach dem anderen geleert", was bereits für einen Ruf als verbitterter Schülerhasser und Säufer gesorgt hatte.
Der Hagel nahm kein Ende und gerade als ich nach meinem Deutschlehrer rufen wollte, passierte es. Etwa drei bis vier Hagelkörner in der Größe einer ausgewachsenen Kegelkugel trafen Studienrat Doktor Alois Simmlmayr und sorgten dafür, dass dieser das Gleichgewicht verlor und auf den inzwischen rutschigen Boden stürzte. Aus einiger Entfernung im sicheren Schutz eines überdachten Pavillon sah ich, wie sich eine Blutlache über der Stirn meines Deutschlehrers ausbreitete.
Ich fühlte mich hilflos aber auf der anderen Seite kam ein noch ganz anderes Gefühl, eine Welle der Schadenfreude und die Wut über die letzten Tage Unterrichts im kochend heißen Klassenraum.
Der Hagel nahm langsam ab, es kam mir vor wie Stunden, später wusste ich es waren nur wenige Minuten. Ich schwang mich wieder auf mein Rad, passierte die Stelle an der mein Lehrer lag. Ich stoppte, Doktor Simmlmayr war scheinbar bewusstlos. Noch immer strömte Blut über sein Gesicht und seinen Oberkörper.
Langsam setzte ich meine Fahrt fort. Warum wusste ich nicht, aber ich hielt nicht an der nahen Telefonzelle, sondern fuhr direkt nach Hause und zog mir trockene Kleidung an. Auch später alarmierte ich keinen Rettungsdienst, ich ging schlafen.
Am nächsten Morgen wurden die Ausmaße bekannt, ein bis dahin noch nie erreichter Sachschaden war entstanden. Glasscheiben, Gebäude, Autos und Dächer von Haltestellen waren teilweise in starke Mitleidenschaft gezogen worden. Tageszeitungen titelten "München im Hagel, ein Zustand wie seit fast vierzig Jahren nicht mehr". Und da war noch eine Überschrift, die mich komplett erstarren ließ "64 jähriger Studienrat im Englischen Garten vom Hagel überrascht, tot".

 

Herzlich Willkommen,

Erst hat mich die Bewertung des Trinkers gestört, warum darf er nicht ... doch ich habe weiter gelesen und fand viele kleine Dinge interessant, auch dein Aufbau, obwohl die Sätze häufig kompliziert daherkommen und eben viel Umgangssprache vorliegt (was nicht unbedingt schlecht ist), du kannst etwas aus der Geschichte machen. Sie ist Roh. Sie ist noch nicht ausreichend bearbeitet für meinen Geschmack, doch sie hat Potenzial und dass solltest Du nutzen, also daran arbeiten. Was kannst Du heraus streichen? Vielleicht die Einleitung doch etwas kürzen und so weiter.

Es war warm, zu warm für mein Temperaturempfinden. Seit Wochen zeigten sämtliche Thermometer konstant Temperaturen jenseits der Dreißiggradmarke an und eine Abkühlung war nicht in Sicht.
Der erste Satz ist gut als Einstig, finde ich. Doch beim zweiten würde ich schon auf den Sprachfluss schauen und lieber einfach "jenseits der Dreißiggrad" schreiben als "der Dreißiggradmarke".

Und das muss ich immer wieder bemängeln. Du hast Schreibfluss und da durch Lesefluss Schwierigkeiten eingebaut, die wenn Du sie weg machst, den Text verbessern werden.

Sonst holst Du noch zu weit aus. Ich verstehe (glaube zu verstehen) was Du willst. Du willst den Charakter des ich Erzählers beschreiben. Er hat ein flüchtendes, schüchternes Wesen und würde am liebsten niemanden begegnen. Doch muss das alles so ausführlich sein? Ist das für deine Geschichte die Du erzählst notwendig?

Für mich bedeutete das raus aus der Wohnung, so rasch wie ebenmöglich meinen Wagen erreichen um bei laufender Klimaanlage meine Arbeitsstelle am Stadtrand anzusteuern und nach getaner Arbeit auf direktem Wege wieder meine kühle Wohnung im Osten von Braunschweig unbeschadet zu erreichen.
so rasch wie(eben würde ich weg lassen) möglich den (weniger Personalpronomen, die
benutzt Du zu häufig) Wagen erreichen ... die Arbeitstelle ... in die Kühle Wohnung ... usw.

Ich entschied mich für Kaufland an der Hamburger Straße, da ich dort im Schatten einer parkhausähnlichen Überdachung unbeschadet meinen Wagen abstellen konnte.
den Wagen
Auch im Kaufland war wenig Betrieb und ich packte meine Lebensmittel zügig in den Einkaufswagen. Als ich die Getränkeabteilung passierte um zu dem Kassenbereich zu gelangen, fiel mir ein etwa dreißigjähriger Mann auf, der gerade die elfte Kiste Wolters Premium in seinen Einkaufswagen hiefte. Mir war es ein Rätsel, wie man bei diesem Wetter auch nur auf die Idee kommen könnte freiwillig Bier, geschweige denn Alkohol zu sich zu nehmen. Generell trank ich seit Jahren nur noch sehr selten und wenn dann auch nur Helles, wie es sich für mich als waschechten Münchner gehört.
wieder: die Lebensmittel (statt meine L., ... usw.)

Das ist eindeutig bewertend. Würde ich nicht so schreiben. Dem Leser ist es auch nicht unbedingt klar, was der Unterschied zwischen Wolters und einem Hellen ist.

Ich erreichte die Kassen, zahlte meinen Einkauf und verstaute anschließend alles im Kofferraum mit dem Ziel schnell nach Hause zu fahren, als ich ein Schnaufen und das Quietschen überlasteter Rollen wahrnahm. Der Mann aus der Getränkeabteilung hatte scheinbar erfolgreich die maximale Belastbarkeit seines Einkaufswagen ausgereizt und schob sich langsam und schweißüberströmt über den Parkplatz.
auch da wieder die Personalpronomen wegmachen (sicher überall im Text zu reduzieren), sonst hat mir der Abschnitt gefallen.
Mein Blick traf die inzwischen geschlossene Heckklappe und dort prankte rechts neben dem Kennzeichen ein "I mog di" Aufkleber. Direkt da drüber war in geschwungener Schrift zu lesen "München, 12.07.1984".
Alles etwas zu lange, doch es ist interessant wie du auf dein Erzählung vom 12.07.84 kommst. Es ist eben eine zulange Einleitung für die Erinnerung.
Ich erreichte meine Wohnung, verräumte meine Einkäufe und versuchte sämtliche Gedanken zu sortieren.
Eine andere Überleitung ... eine wirkliche. Das funktioniert meiner Meinung nach nicht.
Z.b Bilder aus der Vergangenheit der Münchener Schulzeit steigen auf, oder so ähnlich. Ich sehe mich mit Freunden im Freibad.
Freunde und Klassenkameraden hatte ich kein Mofa oder Moped, meine Eltern waren der Meinung dass mir Bewegung gut tun würde und ich mit einem motorisierten Gefährt nur zur Bequemlichkeiten neigen würde.
So musste ich wohl oder übel bei der unerträglichen Hitze zum Ungererbad radeln, während Klaus, Xaver und Ilona bereits auf ihren Feuerstühlen davon fuhren.
Das ist unwichtig für die Geschichte, zumindest all die Einzelheiten. Ja, Du bist mit dem Fahrrad unterwegs ... das ist wichtig.
Feuerstühle ist lustig, passt aber nicht in dir Erzählung, finde ich.
Die Körner wurden größer und größer, nach etwa drei Minuten rauschten tennisballgroße Kugeln vom Himmel herab. Ich wähnte mich alleine, als ich etwa fünfzig Meter entfernt eine Gestalt wahrnahm, welche sich durch die Hagelflut kämpfte.
sehr schön ...
Der Hagel nahm kein Ende und gerade als ich nach meinem Deutschlehrer rufen wollte, passierte es. Etwa drei bis vier Hagelkörner in der Größe einer ausgewachsenen Kegelkugel trafen Studienrat Doktor Alois Simmlmayr und sorgten dafür, dass dieser das Gleichgewicht verlor und auf den inzwischen rutschigen Boden stürzte. Aus einiger Entfernung im sicheren Schutz eines überdachten Pavillon sah ich, wie sich eine Blutlache über der Stirn meines Deutschlehrers ausbreitete.
Ich fühlte mich hilflos aber auf der anderen Seite kam ein noch ganz anderes Gefühl, eine Welle der Schadenfreude und die Wut über die letzten Tage Unterrichts im kochend heißen Klassenraum.
Und das willst Du thematisieren oder?
Was hat ihn geritten nichts zu machen? Eine wichtige Frage. den Stundienrat liegen zu lassen, obwohl er die Hilfe nötig hat. Ein interessantes Thema finde ich und du kannst noch mehr in die Psyche des Jugendlichen hinein gehen. Als er den Artikel liest.

Soweit lasse ich das jetzt mal stehen. Danke für das Lesevergnügen, für Deine erste Geschichte hier bei den Wortkriegern.

Liebe Grüße aus der Abwesenheit
G.

 

Hallo und willkommen!

Nun - ich finde die Grundidee gut. Ein Mensch, der damit konfrontiert wird, dass er einst einen verhassten Lehrer durch unterlassene Hilfeleistung 'tötete'.
Da ist schon was drin.

Allerdings, statt Szenen zu zeigen, die mit dem Studienrat und dem Protagonisten zu tun haben und ihr Verhältnis ausleuchten - oder mit dem Innenlben des Protagonisten, verlierst du dich in - völlig irrelevanten Beschreibungen von Nebensächlichem.
Das ist ein wenig wie bei den neuen Werken von Stephen King: viel Gelaber und eigentlich könnte man dreißig Prozent des Texts streichen, ohne dass irgendwas fehlen würde. Im Gegenteil. Schau dir diese Sequenz an:

Ich entschied mich für Kaufland an der Hamburger Straße, da ich dort im Schatten einer parkhausähnlichen Überdachung unbeschadet meinen Wagen abstellen konnte. Der Parkplatz war aufgrund der Temperaturen überschaubar gefüllt und ich verließ mein Fahrzeug in Richtung Haupteingang.
Auch im Kaufland war wenig Betrieb und
ich packte meine Lebensmittel zügig in den Einkaufswagen. Als ich die Getränkeabteilung passierte um zu dem Kassenbereich zu gelangen, fiel mir ein etwa dreißigjähriger Mann auf, der gerade die elfte Kiste Wolters Premium in seinen Einkaufswagen hiefte. Mir war es ein Rätsel, wie man bei diesem Wetter auch nur auf die Idee kommen könnte freiwillig Bier, geschweige denn Alkohol zu sich zu nehmen. Generell trank ich seit Jahren nur noch sehr selten und wenn dann auch nur Helles, wie es sich für mich als waschechten Münchner gehört.
Ich erreichte die Kassen, zahlte meinen Einkauf und verstaute anschließend alles im Kofferraum mit dem Ziel schnell nach Hause zu fahren, als ich ein Schnaufen und das Quietschen überlasteter Rollen wahrnahm. Der Mann aus der Getränkeabteilung hatte scheinbar erfolgreich die maximale Belastbarkeit seines Einkaufswagen ausgereizt und schob sich langsam und schweißüberströmt über den Parkplatz.
Alles, was grau ist, ist in meinen Augen komplett überflüssig und nimmt der Geschichte den Fokus. Was interessiert es, dass und warum er seinen Wagen im Schatten parkt?
Und das oben ist nur 1 Beispiel.
Das müsste dein erstes Rangehen an den Text sein: alles weg, was banal ist; und dann im zweiten Rangehen schauen, was womöglich zu deiner Geschichte beitragen könnte, was fehlt.

Gruß von Flac

 

Ich danke euch für die ausführlichen Antworten.
Den Text habe ich ziemlich zügig aus meinen Gedanken niedergeschrieben und nicht weiter bearbeitet veröffentlicht. Da fehlt noch viel Feinschliff, Tiefgang und eine ausführliche Bearbeitung.
Ich bin ein ziemlich detailversessener Mensch und verliere mich dann schnell in Nebensächlichkeiten. Darauf hingewiesen zu werden ist für mich sehr wichtig, da ich manches auch einfach übersehe.

Auch ist die Geschichte meiner Meinung nach noch lange nicht zu Ende erzählt und bedarf einer erneuten Überarbeitung.

 

Selbst für meinen Wochenendeinkauf hatte ich, moderner Technik sei Dank, lediglich ein paar Minuten meiner Zeit an meinem Laptop opfern müssen, um eine Stunde später von einem sichtlich durch die Hitze geschlauchten Boten alles fix und fertig vor meine Wohnungstür geliefert zu bekommen.
...
Als ich die Getränkeabteilung passierteKOMMA um zu dem Kassenbereich zu gelangen, fiel mir ein etwa dreißigjähriger Mann auf, der gerade die elfte Kiste Wolters Premium in seinen Einkaufswagen hiefte*

* hievte

Das gesprochene Wort,

lieber BubEast91,

ist gnädig und flüchtig – kaum der Zunge entsprungen durchdringt es das eine Ohr, um evtl. zum andern wieder zu entweichen, als wäre nichts geschehen.

Das niedergeschrieben Wort aber ist unwarmherzig und brennt sich beim Leser ein, dass jede Schwäche wahrgenommen werden kann, die auch nicht durch bewusst gewählt „gewähltere“ Formen ausgeglichen werden kann wie

… und ich befand mich quasi schon mitten im Sommerloch.

eben ein „sich befinden“ statt des schlichten „sein“ (das doch substantiviert ganze Philosophien beherrscht).

Kein Grund, aufzugeben –
schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Was hätte er auch davon,
außer einem gebrochenen Genick.

Und damit welcome 2 the pleasuredom vom

Friedel

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom