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Der Tränensammler

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07.01.2004
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Der Tränensammler

Der Tränensammler schlendert am liebsten über den Friedhof und schaut dabei auf den Boden. Er weiß, wo er nach den kleinen Kostbarkeiten suchen muss.
Ganz hinten, an den frischen Hügeln. Bei den Gräbern, die mehr als ein Jahr liegen, findet er selten etwas.
Nur da ganz hinten glitzert der Boden. Und wenn dann die Trauernden nach Hause gehen, schreitet er durch die Reihen, bückt sich und streichelt die Tränen von der Erde in seine warme Hand.
Danach legt er sie vorsichtig in eine kleine Schachtel und freut sich innerlich über seinen tollen Fang.

Zuhause besieht er sie sich dann genauer. Er wendet und dreht sie. Mal lässt er die Sonne hindurchscheinen. Dann ist es der Schein der Glühbirne, der die Tropfen funkeln lässt. Jede Träne ist anders.
Es kommt immer drauf an, weswegen sie vergoßen wurde. Je intensiver die Trauer, desto leuchtender und wertvoller die Träne. Nach diesem Wert ordnet er sie dann in sein rotes Album ein. Das ist für die Trauertränen und dann gibt es auch noch ein anderes Album. Ein Gelbes. Die Tropfen, die hier eingeordnet werden sind sehr, sehr selten. Der Tränensammler besitzt nur zwei dieser Gattung. Die fand er auf der Treppe einer Kirche. Sie lagen zwischen Reiskörnern und Rosenblättern. Ganze drei Tage verbrachte er damit sie zu betrachten.
Zwei Glückstränen kleben im gelben Album.
Nach dem er diese gefunden hatte, war er noch oft an der Kirche gewesen, aber stets umsonst.
Glückstränen sind seltener als Diamanten und viel schöner, findet er. das Licht bricht sich darin in allen Regenbogenfarben und die Tröpfhcneform ist schön fragil.

Der Tränensammler sammelt nur seine eigenen tränen nicht. Die kann und mag er nicht schön finden. Dabei wären sie sehr wertvoll, denn sie blitzen vor Traurigkeit. allein das Tränen sammeln, bewahrt ihn davor zu weinen.
Deswegen sammelt er.

 

Hallo Robert!

Ich seh zwar nicht, worin das Experiment Deiner Geschichte besteht, aber die Geschichte vom Tränensammler gefällt mir. :)

Ein bisschen zu kurz geraten find ich sie allerdings, ich hätte gern noch mehr von ihm gelesen. Vor allem würde ich ihn auch an anderen Stellen suchen lassen als am Friedhof und vor der Kirche. Was ist mit Kindertränen, von einem Spielplatz zum Beispiel? Ein guter Fundort für Glückstränen ist glaub ich eine Geburtenstation - aber da war der Protagonist wahrscheinlich noch nicht... ;)
Und wer weiß, ob die Tränen alle so echt sind, die er zum Beispiel am Friedhof findet - er könnte sie ähnlich wie Gold auf Reinheit prüfen...

Ein paar Kleinigkeiten, die ich noch gefunden hab:

"weswegen sie vergoßen wurde"
- vergossen

"Nach dem er diese gefunden hatte"
- Nachdem (zusammen)

"findet er. das Licht bricht sich darin"
- Das

"die Tröpfhcneform ist schön fragil."
- bei Tröpfchenform sind Dir die Buchstaben ein bisschen durcheinandergeraten ;)

"sammelt nur seine eigenen tränen nicht"
- Tränen

"allein das Tränen sammeln, bewahrt ihn davor zu weinen."
- "das Tränensammeln" (zusammen) oder auch das "Sammeln von Tränen"
- davor, zu

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Robert Zobel

Mir erging es beim Lesen Deiner "kurzen" Geschichte ähnlich wie Häferl.
Ich fand die Idee des Tränensammlers genial, doch da ist eindeutig zuwenig Fleisch am Knochen. Schade eigentlich. Der Text kommt mir eher vor wie ein Prolog zu einer grossen Geschichte.

allein das Tränen sammeln, bewahrt ihn davor zu weinen.
- Weswegen? Erzähle es uns.

Deswegen sammelt er.
Nee, das kaufe ich dem Tränensammler nicht ab.

Hoffe, die Kritik regt Dich an zum Ausbau Deiner guten Idee.
Lieben Gruss
dot

 

schön melancholisch, hätte wirklich etwas länger sein können

ich finde die gestalt eines "tränensammlers" sehr interessant.

Wo bleibt Teil 2???

M!ke

 

Hallo Robert,

auch ich kann in Deiner Geschichte kein Experiment erkennen. Die Grundidee ist sehr schön, doch fehlt eine weitere Aussage, ein Zusammenhang, der über die gemachte Beschreibung hinausgeht, um den Leser eine (unerwartete) Erkenntnis oder ähnliches zu vermitteln. So wirkt der Text wie ein Tatsachenbericht ohne Schlussfolgerungen.

Liebe Grüße,

tschüß... Woltochinon

 

Ich mag diese Art von Geschichte, die ein scheinbar kurioses Thema behandelt und in Wirklichkeit doch so viel "tiefer" geht. Eine sehr traurige aber schöne Geschichte. Im Gegensatz zu den anderen Beiträgen, muss ich sagen, dass ich die Bedeutubnbg der Geschichte, so glaube ich, doch unmittelbar verstanden habe. Solche Geschichten wie der Tränensammler sind wertvoll, besonders in der "Entwicklung eines Schreibers" ;) und soetwas schreiben zu können, so eine Idee niederzuschreiben, beweist Tallent! :thumbsup:

 

Hallo joyce,

vielleicht kannst Du das von Dir Verstandene noch darstellen?

LG,

tschüß... Woltochinon

 

Woltochinon schrieb:
auch ich kann in Deiner Geschichte kein Experiment erkennen.

Dass die Geschichte noch nicht verschoben worden ist, liegt daran, dass Robert seit dem 8. nicht mehr online war und ihn somit Leifs diesbezügliche PM noch nicht erreicht hat.

 

An Wotochinon!

Ich werds versuchen, auf das der Autor mich anschliessend nicht erschlagen wird, weil ich die Geschichte völlig falasch verstanden habe! :) In der Geschichte geht es hauptsächlich, so denke ich, über die Trauer oder der Umgang mit dieser. Der Satz "Hinten bei den Gräbern die schon mehr als ein Jahr dort stehen (oder so ähnlich) findet er fast nie Tränen.", ist sicherlich auf den Punkt gebracht. Entweder die Hinterbliebenen besuchen das Grab nicht mehr, weil sie damit abgeschlossen haben und es vergessen haben( und den Menschen der in im Grab liegt) oder sie haben den Schmerz in dieser Zeit zu verdrängen versucht und kommen nicht wieder, aus Angst der Schmerz könnte wiederkehren oder sie kommen und vergiessen keine Tränen mehr, weil sie sich damit abgefunden haben. Der Tränensammler erklärt uns die verschiedenen ´Stufen von Leid und Glück, er zeigt auf seine weise, das Tränen keinerswegs schlimm sind oder ein Zeichen von Schwäche und das man sie nicht verdrängen sollte.(auch um ihm, dem Tränensammler eine Freude zu machen:) ) Auch zeigt er, dass besonders Glückstränen sehr selten geworden sind auif der Welt, selten geworden durch soviel Leid und Ignoranz. Er beweist uns, dass der Tod allgegenwärtig ist und doch ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. "Der Tod ist nicht unser Feind, sondern unser Freund und ewiger Begleiter" Carlos Castaneda.
So ich hoffe ich konnte dir ein wenig verständlich machen, was ich verstanden habe!
Liebe grüsse

 

Hallo joyce,

Danke für Deine Rückmeldung. Ich glaube nicht, dass der Autor Dich für Dein Statement „erschlagen wird“, es ist doch sehr textnah.
Jedenfalls passt die Geschichte in diese Rubrik eher, als zu den Experimenten.

LG,

tschüß... Woltochinon

 

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