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Der Weg zum Reichtum

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Der Weg zum Reichtum

Der Weg zum Reichtum – Mein erster Nebenjob

12.55 Mein erster Kontoauszug.
Ich habe meine erste Bezahlung bekommen. 253,84 Euro überweißt mir die IAD am 11.05.2004.
Mir wird übel. Richtig schlecht. Ich habe das Gefühl ich müsste kotzen, aber es geht nicht, weil ich heute morgen noch nichts gegessen habe. Ich hab Kopfschmerzen, und hab das Gefühl mein Körper verwandelt sich in warmen Pudding.
Ich wünschte ich hätte diese Zahl nie gesehen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Jetzt werde ich nicht mehr kündigen können. Niemals.
Ich kann plötzlich nachvollziehen, wie man sich fühlt wenn man reich ist. Warum reiche Menschen geizig werden. Wenn du weißt was Geld ist, kannst du niemals genug davon haben. Man kann nie von irgendetwas genug haben.
Ich bin jetzt süchtig. Süchtig nach Bezahlung. Abhängig von meiner beschissenen Arbeit. Und wenn ich das Geld sehe, ist es die Arbeit wert, und ich verfluche mich schon allein wegen diesem Gedanken.
Ich wünschte der Betrag auf meinem Kontoauszug wäre höher, befriedigender. Ich wünschte ich könnte glauben, dass er befriedigend wäre, ich wünschte ich könnte 253,84 für viel Geld halten. Aber das kann ich nicht mehr. Ich habe Blut geschmeckt. Genug ist ein irreeller Ausdruck.
Mir ist übel und ich habe Angst.
Meine Gedanken kreisen immer mehr ums Geld und um Arbeit.
Ich erwische mich wie ich beim Aufstehen daran denke, die Schule hinzuschmeißen um mehr Zeit zum Arbeiten zu haben. Beim Einschlafen versuche ich die Arbeit einer renommierten Nutte zu rechtfertigen und muss den Gedanken, diesen enorm einfachen Geldverdienst auch für mich in Erwägung zu ziehen, versuchen zu verdrängen. Ich schlafe immer weniger. Und wenn ich aufwache fühl ich mich elend. Wenn ich aus dem Bett steige fühle ich mich so als würde ich am liebsten wieder einschlafen und niemals wieder aufwachen.
Ich glaube, der Tag ist nicht mehr weit, bis ich anfangen werde den Spiegel im Bad mit Merkzetteln zu kleben, auf denen steht: JEDER TAG IST EIN NÜTZLICHER TAG.
Oder: HEUTE KANNST DU WIEDER EINPAAR SCHEINCHEN VERDIENEN!
Oder: UND WIEDER BIST DU EIN STÜCK REICHER GEWORDEN.
Siehe auch: DU BIST EIN STARKER, SELBSTBEWUSSTER MENSCH UND WIRST WAS AUS DIR MACHEN!
Und mit der Überzeugung dass ich bald Millionen verdiene, werde ich mich langsam umbringen.
In Wirklichkeit sagen die Zettel: BRING DICH UM!
Es steht zwar nicht drauf, aber ich kann zwischen den Zeilen lesen: BRING DICH UM!
Die Zettel sind meine einzigen Freunde, schon jetzt: MACH DEM GANZEN ENDLICH EIN ENDE! BRING DICH UM!!!
Irgendwann werden wir alle Millionäre und glückliche Menschen, das weiß ich. Irgendwann besteht die Welt nur noch aus Konzernen und das Leben wird einfacher sein, weil wir Arbeit als selbstverständlich und so unentbehrlich ansehen werden, dass man uns mit primitivsten Mitteln ausbeuten können wird.
Hoffentlich lebe ich dann nicht mehr.
Ich hatte vor vorgestern zu kündigen. Danach überlegte ich es mir anders und beschloss gestern zu kündigen. Ich konnte nicht. Ich wollte am Freitag kündigen. Aber heute kam der Kontoauszug. Jetzt haben sie mich!
Ich geh mir morgen von meinem neuen Gehalt Merkzettel für den Spiegel im Bad kaufen. Der Rest wird gespart: SCHLIESSLICH WILL ICH DOCH REICH WERDEN!!!!!!!!!

Oh bitte bitte.... nichts zu meiner rechtschreibung.

 

Hi Delena,

das las sich doch recht unterhaltsam. Und ich musste an die Zeit denken als ich das erste Geld verdiente und ähnliche Gefühle aufkamen. Und die Rechtschreibung war doch auch in Ordnung. Nur die Nute, die wird mit 2 t geschrieben.

Viele Grüße
Kardinal

 

Hi Kardinal,

danke fuers lesen und fuers kritisieren. Naja, das Wort Nutte verwende ich selten, daher war mir seine Rechtschreibung nicht bekannt.

 

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