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12.01.2004
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Sie hatte tatsächlich gewonnen. Rogell betrachtete versonnen den langsam im Aussichtsmonitor wachsenden Planeten XP3314. Wie verrückt muss man sein, sich eine völlig unbewohnte Welt auszusuchen? Abgeschieden, am äußersten Rande des Spiralarms - fern von allen Vergnügungen der kultivierten Raumsektoren. Weit jenseits aller Touristenströme. Ohne medizinische Versorgung, ohne die Zerstreuungen der modernen Welt, ohne Sicherheiten. Endlich frei, dachte Rogell.

Die Fähre setzte zum Landeanflug an, heftiges Gerüttel begleitete den Eintritt in die Atmosphäre. Knatternd entfalteten sich die Bremsfallschirme, wenig später setzte die Fähre weich auf dem als Landeplatz ausgewählten steinernen Hochplateau auf.

Mit einem erleichterten Seufzer löste Rogell die Sicherheitsgurte und streckte die verkrampften Tentakel. Dann öffnete sie die Ausstiegsschleuse, griff sich ihre Ausrüstung und glitt schwungvoll die Rutsche herunter. Ein wunderbar idyllisches Plätzchen, dachte Rogell und betrachtete die im sanften Abendlicht schimmernden Basaltbrocken unter sich. Mit einem metallisch-melodiösen ‚Pling’ verschloss sich die Ausstiegsluke – nach 300 Rotationszyklen des Planeten würde das integrierte Zeitschloss die Luke für die Heimreise wieder öffnen.

Am Horizont konnte sie die Silhouette von einigen Dutzend der einzigartigen Quaderberge erkennen, einer der wenigen Attraktionen dieses Planeten. Eine eigenwillige Laune der Natur hatte diese bizarren Formen geschaffen: die berühmten 'bunten Winde von XP'.

Schon als winziger Klon hatte sich Rogell für die Geheimnisse des Universums begeistert - und davon geträumt, eines Tages selbst in ferne Welten reisen zu können. Nun war es endlich soweit - der Gewinn des Preisausschreibens der Firma Proxools hatte ihr geschenkt, was sie sich sonst niemals hätte leisten können: eine Raumreise. Sie hatte sich das Ziel der Reise selbst auswählen dürfen. Die Bedingungen waren nur gewesen, dass es eine Gegend ohne technische Zivilisation sein musste, und dass sie als einziges Werkzeug Proxools’ neuestes Produkt mitnehmen durfte.
Eine winzige Holokamera würde ihre Anstrengungen für ‚Survival-View’ exklusiv nach Hause übertragen – ein großartiger Werbegag zur Einführung des ‚Ultratools’.

Dieses Ultratool war schon ein tolles Ding. Es vereinigte die Funktionen von primitiven Messern, Schaufeln, Sägen, Schraubendrehern und diversen Zangen in sich, ebenso wie beispielsweise die eines kleinen Flammenwerfers, einer Lötlampe, einer kleinkalibrigen Feuerwaffe und eines Mini-Kaltfusionsreaktors mit Akkumulatorladestation. Und noch ungefähr 230 weitere Dinge des täglichen Bedarfs wurden durch dieses verblüffend kleine Meisterwerk proxotischer Technik ersetzt - Rogell hatte sich auf der Reise die Zeit damit vertrieben, mit diesem Wunderding herumzuspielen. Ihr war noch nichts eingefallen, was es nicht konnte. Sie hatte sogar eine Funktion entdeckt, mit der es ihr die Nackenhöcker massieren konnte. Sehr entspannend, wie sie befand.

Rogell beeilte sich, ihre wenigen Habseligkeiten zu sortieren und die provisorische Unterkunft für die nächsten dreihundert Rotationszyklen aufzubauen. Surrend umschwirrte sie die Miniholokamera, überwachte all ihre Bewegungen und steckte das Objektiv in jeden Winkel der Ausrüstung.
Eine Notration von drei Lotts Nahrungskonzentrat hatte sie dabei - damit könnte sie auch eine doppelt so lange Aufenthaltsdauer wie geplant überstehen. Trotzdem wollte sie natürlich versuchen, ohne die Fertignahrung auszukommen. Auch die Regenerationsröhre und das Strahlungssieb würde sie so bald wie möglich durch selbstgefertigte Möbel ersetzen. Mit Hilfe des Ultratools dürfte es ein Leichtes sein, aus den lokalen Materialien das Benötigte herzustellen.

Vergnügt brummend glitt Rogell, das Ultratool in Detektoreinstellung im Tentakel, den Abhang hinunter. Bald zeigte das Display ein kleines Kohlenwasserstoffvorkommen im Untergrund an. Rogell klappte den Detektor ein, die Bohr- und Fördereinrichtung des Geräts aus, und stillte ihren Durst. Die Miniholokamera sirrte ihr so dicht um den Kopf, dass sie sie fast mitverschluckt hätte. Langsam wurde dieses aufdringliche Ding etwas lästig.
Nachdem sie ihren Durst gelöscht hatte, begann Rogell unternehmungslustig die Umgebung zu erkunden. Hinter einem ausgedehnten Schotterfeld entdeckte sie eine schnurgerade, steinerne Rinne, die die Landschaft von Horizont zu Horizont durchschnitt. Hin- und wieder flossen in ungeheurem Tempo acrylat- und aldehydharzbeschichtete Metalltropfen die Rinne entlang, von denen sie schon in den wissenschaftlichen Berichten gelesen hatte. Seltsamerweise strömten sie in entgegengesetzte Richtungen. Kaum zu glauben, dass es sich dabei um eine Laune der Natur handeln sollte, aber zu genau diesem Schluss waren die Wissenschaftler nach diversen Untersuchungen gelangt.

Schon vor langer Zeit hatten sich die Forscher von XP3314 zurückgezogen, denn alles, was nach Ansicht des Wissenschaftsrats einer Erforschung lohnte, hatte man bis ins letzte Detail untersucht - nicht nur einmal, nein, ein gutes Dutzend Male. Und allein wegen der 'bunten Winde' und der Quaderberge verirrte sich nur höchst selten ein Besucher hierher. Genau gesagt war Rogell die bisher erste und einzige Reisende, die diese Phänomene herlockten.
‚XP3314: dritter Planet des XP-Systems. Besitzt einen großen, silikatischen -, und zahlreiche kleine, metallische Trabanten. Atembare Atmosphäre, verträgliche Temperaturen. Kruste besteht hauptsächlich aus Silikaten, unter der Oberfläche geringe Kohlenwasserstofflager. Überwiegend ist die Oberfläche von lebensfeindlichem Wasser bedeckt. Dieses kontaminiert auch weite Teile der Landmasse im Untergrund. Keine Biosphäre, ein von jeglicher Lebensform freier Planet.’ So lautete der knappe Eintrag im ‚Weisen’, wie die zentralen Informationsausgabe Proxos’ genannt wurde.

Nach vierunddreißig Dunkelperioden hatte sich Rogell eine sehr nette, kleine Unterkunft zusammengebastelt – mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, auf die kein moderner Proxot mehr verzichten mochte. Das Ultratool hatte ihre kühnsten Erwartungen noch weit übertroffen, seit sie auch noch die Wolkenwischfunktion entdeckt hatte, mit der sie das Wetter über dem Strahlungssieb ihren Vorstellungen anpassen konnte. So konnte sie die vereinzelt aufziehenden, dichten Metallocumulus-Hohlwolken einfach beiseiteschieben.

Die Zeit des Aufenthalts verging Rogell wie im Fluge, und ihr Respekt vor den Fähigkeiten des Ultratools steigerte sich stetig. Nur ein Problem hatte sie noch nicht mit dessen Hilfe lösen können: Die Miniholokamera umschwirrte sie, neugierig wie eh und je. Rogell ging dieses kleine Ding mittlerweile derart auf die Nerven, dass sie es bei jeder Gelegenheit loszuwerden versuchte. Über zweihundert Rotationszyklen hatte sie die Kamera nicht in Ruhe gelassen – Rogell fand, dass es nun langsam reichte, auch hatte das Ding doch längst genügend Aufnahmen für ‚Survival-View’ gesendet. Sie fand, dass sie ihre Schuldigkeit gegenüber der Firma getan hatte. Doch leider: Der kleine ‚verrutschte’ Flammwerferstoß aus dem Ultratool hatte den schrillsirrenden Quälgeist nicht vom Himmel holen können. Ebenso wenig das zufällig auf höchster Saugstufe in seine Richtung zeigende Vakucleanrohr, die etwas danebengeschossene Frugelharpune und der versehentlich eingeschaltete Notdurfthäcksler.
Die verflixte Holokamera war aber auch der einzige Makel dieses Aufenthalts.

Ansonsten hatte sich Rogell gut eingewöhnt. Auch an den hektischen Hell-Dunkelrhythmus des Planeten, obwohl der Unterschied zu Proxos’ Tagesdauer extrem war. XP3314 rotierte rund dreißigmal schneller als Proxos – die absurde Geschwindigkeit der Sonnenauf- und Untergänge hatte ihr zu Beginn ziemlich zu schaffen gemacht. Die Einsamkeit aber genoss Rogell in vollen Zügen. Proxos war so dicht besiedelt, und die Mentalität der meisten Proxoten eine so Gesprächige, dass Rogell zuhause nur in der Regenerationsröhre überhaupt zur Ruhe kam.

Es nahte die Saison der bunten Winde, der Höhepunkt ihrer Reise. Doch damit war auch bald das Ende des Aufenthalts erreicht, wie Rogell mit einem bedauernden Blick in die Chronotaktik des Ultratools feststellte. Sie brach das Lager auf dem Plateau ab, packte ihre Habseligkeiten mit Hilfe der Minimatorfunktion des Ultratools ins Reisepäckchen, und glitt hinunter zu der Steinrinne. Dort angelangt, folgte sie dem Verlauf der Rinne zu den Quaderbergen, die sich am Horizont abzeichneten. Dort sollte das Phänomen der bunten Winde am besten zu beobachten sein – wie sie Geröllmassen zu solch bizarren Gebilden wie den Quaderbergen aufwarfen, so hatten es jedenfalls die wissenschaftlichen Berichte der XP3314-Forscher behauptet.

Massenhaft flossen ihr die acrylatüberkrusteten Metalltropfen entgegen, sie naschte ein paar, wie würde sie diese Delikatesse auf Proxos vermissen ...
Je näher Rogell den Quaderbergen kam, desto dichter umwehten sie die bunten Winde XPs. Doch launisch, wie die Natur manchmal ist, konnte sie keinerlei in Bewegung geratende Gesteinsmassen entdecken. Sie wartete, regenerierte sich zwischendurch in der selbstgebauten und re-maximierten Regenerationsröhre, und beobachtete weiter.
Das Abreisedatum rückte unaufhaltsam näher, sie musste sich zurück zum Plateau begeben, wo die Fähre in nur acht Rotationszyklen die Luke entriegeln, und wenig später in Richtung Proxos abheben würde. Den Aufenthalt zu verlängern war unmöglich, die Fähre hatte ihren festprogrammierten Fahrplan, sie würde nicht warten. Enttäuscht machte sich Rogell auf den Rückweg.

Was für ein Reinfall, nach all der Zeit des Wartens und Hoffens, endlich diese Möglichkeit, und jetzt so ein Pech ...
Rogell kratzte die zahlreichen, juckenden Frustbeulen, die sich auf den Nackenhöckern gebildet hatten und glitt niedergeschlagen zurück in Richtung Plateau. Nicht mal die knackigsten Metalltropfen wollten ihr mehr schmecken. Die wässrige Füllung kratze ihr im Hals. Wie zum Hohn tanzte die Holokamera vor Rogells Saugrüssel herum, wütend schlug sie mit dem Schwanz nach ihr. Was bisher nie gelungen war, nun hatte sie es geschafft: klatschend traf sie den kleinen Quälgeist, der taumelte zu Boden - Rogell nutzte die Gelegenheit und sprang mit einem triumphierenden Grunzer flink obendrauf. Als flachgewalzter Überrest Prolektroschrott blieb die ehemalige Mobilkamera auf dem Weg zurück.
Rogells Laune besserte sich nach diesem kleinen Erfolg merklich – beschwingt schlängelte sie sich den Rest des Wegs die Rinne entlang. Eben wollte sie sich an den Aufstieg zum Plateau machen, als sie mit dem Rückauge seltsame Lichterscheinungen am im Moment mal wieder dunklen Himmel bemerkte: in hellleuchtenden Bahnen durchzogen Projektile mit feurigem Schweif den Nachthimmel – ungläubig wandte Rogell sich dem Schauspiel zu. Sie roch noch einmal genauer hin. Kein Zweifel, das waren metallische Projektile mit einem Antriebssystem, angefüllt mit hochenergetischen Konzentraten.
Konnte das möglich sein? Dass ein gutes Dutzend Expeditionen mit den Koryphäen der Exowissenschaften etwas so Gravierendes wie eine intelligente Zivilisation auf XP3314 übersehen hatten? Staunend betrachtete Rogell die Fütterungszeremonie. Oder war das die Art, wie hier Handel getrieben wurde? Oder ein Fruchtbarkeitsritual? Eine eigenwillige Art Sport? Die Gedanken jagten einander in Rogells Kopf, sie konnte den Blick nicht abwenden. Mit dumpfem Knall explodierten die Projektile über der Quaderberggruppe am Horizont, diese löste sich in einem Feuerball auf, der die Landschaft taghell erleuchtete. Rogell konnte trotz der großen Entfernung gut den Energiereichtum der geworfenen Nahrungsmittel riechen – wer aß das bloß alles da hinten? Und wie fingen sie die Energie wieder zur Lagerung ein? Oder war sie hier Zeuge einer Düngungsaktion? Eines Massengelages? Oder war das doch ein Lebensmittelopfer für die Fruchtbarkeit? Sie entwickelte und verwarf Hypothesen in einem Tempo, dass ihr selbst davon schwindelte.

Sie brauchte einen Beweis für die Wissenschaftler auf Proxos, sie musste dieses Spektakel aufnehmen ... suchend irrte Rogells Blick herum, dann fiel es ihr wieder ein, die Miniholokamera ... Rogell fluchte laut - dieses fiese kleine Ding, das sah ihm ähnlich, sich ausgerechnet kurz bevor es sich mal wirklich nützlich machen konnte von ihr erwischen zu lassen.
Die Zeit zum Abflug wurde langsam knapp – während Rogell eilig wieder in Richtung Fähre glitt, suchte sie am Ultratool mit fliegenden Tentakeln die Bildspeicherfunktion. Die Lebensmittelpakete fielen immer dichter, ein paar trafen ziemlich nahe auf. Rogell stellte besorgt fest, dass dieses Konzentrat für sie ohne vorherige Zubereitung vermutlich nicht sehr bekömmlich wäre – und erhöhte noch mal ihr Tempo. Im Inneren der Fähre könnte sie unter deren stärkerem Strahlungssieb die freundlichen Gaben auffangen, ohne Schaden zu erleiden. Jedenfalls dann, wenn ihr die netten Unbekannten noch rechtzeitig vor dem Abflug ein Päckchen zuwarfen.

Sie hatte die Fähre erreicht – hektisch nestelte sie am Ultratool – da ertönte pünktlich das erwartete metallische „Pling“ des Türöffnungsmechanismus. Doch nichts weiter geschah, die Luke blieb verschlossen. Irgendwo klemmte da etwas im Getriebe. Nun sonderte Rogell, die eigentlich nicht zu übertriebener Hast neigte, doch ein wenig Unruhesekret ab – die Suche nach der Bildaufnahmefunktion am Ultratool musste sie erst mal unterbrechen. Hinter einer kleinen Klappe neben der Luke befand sich der Notöffnungsmechanismus. Auf einem Aufkleber befand sich die Bedienungsvorschrift. „Beruhigen sie sich, Panik beeinträchtigt die Zielgenauigkeit ihrer Bewegungen.“
Köstlichen Humor haben die, dachte die wirklich ziemlich unentspannte Rogell, und las weiter: „Setzen sie zunächst ihren Sechskanttorxkegelschlüssel in Vertiefung A, dann halten sie mit ihrem Metzenbaumoberhubgreifer Nut B in Position. Mit einer einfachen Linksdrehung von Nut B entriegeln sie die interne Sicherung und können die Luke aufschieben.“
Es wurde also ein simpler Sechskanttorxkegelschlüssel benötigt – dieses Werkzeug hatte eigentlich jeder Proxot an einer Kette um den Hals ständig dabei, denn es diente der Schuppenpflege. Auch einen Metzenbaumoberhubgreifer trug jeder kultivierte Proxot mit sich herum – da er bei der umweltgerechten Entsorgung der Notdurft gebraucht wurde. Rogell hatte weder das eine, noch das andere Werkzeug extra dabei – sie hatte ja das Ultratool. Natürlich befand sich auch ein Sechskanttorxkegelschlüssel am Ultratool. Und ein Metzenbaumoberhubgreifer selbstverständlich auch. Leider war es nicht vorgesehen, am Ultratool zwei Werkzeuge gleichzeitig zu nutzen. Und selbst wenn das möglich gewesen wäre – Vertiefung A befand sich am linken Lukenrahmen, Nut B rechts davon.

Rogell hörte durch die verschlossene Luke gedämpft die mechanische Stimme des Oxonengehirns, die mit dem Start-Countdown begann. Rogell klappte den Sechskanttorxkegelschlüssel aus dem Ultratool, setzte ihn in Vertiefung A, und versuchte mit nacktem Tentakel Nut B zu drehen. Die rührte sich nicht. Das Unruhesekret strömte in kleinen Rinnsalen an ihr herunter, die Lebensmittelpäckchen der großzügigen unbekannten Intelligenz fielen mittlerweile hageldicht. Die zusehends unentspannter werdende Rogell riss und rüttelte an Nut B – bis sie schließlich mit einem Wutschrei der Luke einen kräftigen Schlag mit dem Schwanz verpasste. Sanft quietschend glitt die Tür daraufhin zur Seite. „Erst mal gut zureden“, knurrte Rogell und beeilte sich hineinzukommen. Noch acht Mikropel verblieben vom Countdown, Rogell machte sich wieder völlig unproxotisch hastig auf die Suche nach der Bildspeicherfunktion des Ultratools.

„Sechs -, Fünf -, Vier -“, zählte emotionslos das Oxonengehirn.

Da! Rogell hatte das Gesuchte gefunden, klappte es aus, richtete das Ultratool auf das Panorama jenseits der Luke, und löste aus.

„Drei -“, die Lukentür knallte zu.

„Klick“, machte das Ultratool.

„Zwei -, Eins -, Null -, Volle Kraft voraus - Startsequenz planmäßig abgeschlossen, künstliches Gravitationsfeld aktiviert“, schnarrte die mechanische Stimme.

*

Noch etwas außer Atem vom Herumspringen auf dem Ultratool, das sich nun untrennbar in den Fährenboden einschmiegte, betrachtete Rogell den im Aussichtsmonitor schrumpfenden Planeten. Rundum von den Detonationen der Lebensmittelpäckchen erleuchtet, strahlte XP3314 fast heller als seine Sonne ... Die Bewohner mussten sich wirklich sehr gern haben, so großzügig, wie sie sich mit Delikatessen beschenkten ...

Ihre Entdeckung hätte DIE Sensation des Zeitalters werden können - Eine bisher unbekannte Zivilisation! Noch dazu so freundliche Wesen!

Aber wer würde ihr schon glauben, so ganz ohne Beweise.

 

Folgendes schrieb poppins über seine Geschichte:

Hallo, liebe Forengemeinde ;) ich freue mich, den Weg zu euch gefunden zu haben und hoffe auf interessante, anregende Debatten - zu meinen, und natürlich auch anderen Texten hier im Forum! Und hier gleich mein Erstling bei euch, ich würde mich sehr über Kommentare freuen! :) - Auf gute Zusammenarbeit! ****************************
Herlich willkommen auf kg.de :thumbsup: - solche Ansagen wie obiges bitte künftig in ein separates Posting setzen.
Kritik folgt.

 

OK, hier die versprochene Kritik.
Zunächst der positive Teil: Du erzählst mit recht lockerer Sprache, souverän, mit feiner Ironie. Es ist ein ganz klassischer Pointen-SF-Stil, den Du schreibst, und vom Hocher reist Du damit im 21. Jahrhundert niemanden mehr, aber für ein Erstlingswerk finde ich die Sprache erstaunlich gut :thumbsup:

Nun zum negativen Teil, dem Hut. Dem alten Hut. Dem Inhalt :D So für sich betrachtet ist die Handlung zwar einigermaßen stimmig und nachvollziehbar. Warum raumfahrende Wesen allerdings intelligentes Leben nicht erkennen, wenn sie es vor sich haben, ist mir schleierhaft - und jetzt komm nicht mit "die sind uns soweit voraus, dass sie uns gar nicht als intelligent betrachten". Wer schon eine Reihe SF-Geschichten gelesen hat, kennt dieses Motiv in- und auswendig: Ein Außerirdischer landet auf einem seltsamen Planeten mit seltsamen Dingen, und, oh Wunder, es ist die Erde. :sleep:

Du glaubst doch nicht, dass das für irgendjemanden überraschend ist? Überraschend wäre gewesen, wenn es ausnahmsweise nicht die Erde gewesen wäre, auf dem die Außerirdische landet; eine Hoffnung, die Du schon im vierten Satz zerstörst. Wer schon einige SF-Storys kennt, ahnt nämlich von Anfang an, ungefähr seit "Ende des Spiralarms", dass es sich um die Erde handelt.

Auch die Aussage, die man in der Geschichte erkennen könnte, nämlich dass Fremdsein auf die Perspektive ankommt, ist banal. Wenn Du auf damit im Zusammenhang stehende gesellschaftliche Probleme hinaus willst, musst Du das differenzierter machen.

Dabei hättest Du diese triviale Sache mit der Erde gar nicht nötig. Die Idee mit dem Wettbewerb, dem Ultratool und der nervenden Minikamera gibt genug Stoff her, um eine witzige, ironische, ja sogar medienkritische Story daraus zu stricken.

Da Du sprachlich durchaus was drauf hast, bin ich auf Deine nächste Geschichte gespannt - was deren Thema angeht, inspiriert Dich vielleicht die Diskussion über SF des 21. Jahrhunderts.

Fazit: sprachlich okay, gut lesbar, inhaltlich ein alter Hut.

Uwe
:cool:

 

Hallo Uwe, kein Problem, so ein Vorwort wird nicht wieder vorkommen (wozu auch, jetzt habe ich ja ‚Hallo’ gesagt ;))

Danke für die Kritik – *Hm*, wenn du genau DEN Inhalt für banal hältst, der es nicht sein soll, ist mir der Text wohl doch ziemlich daneben gegangen ... Und ausgerechnet der Erzählstrang, der nur ein netter, kleiner Gag sein soll, ist es, der die Geschichte für dich lesenswert macht? *Rabbähschnief*;)

Mit der ganzen Chose wollte ich nämlich eigentlich folgende, hochphilosophischen Gedankengänge möglichst schmerzarm anregen;):

Was ist Intelligenz? Da streitet sich die Wissenschaft ja schon, was die Menschliche betrifft ... Ist es überhaupt möglich und sinnvoll, die menschlichen Definitionen auf Außerirdische zu übertragen?
Was, wenn es da völlig andere Maßstäbe gibt – so anders, dass alle Zeichen der menschlichen Zivilisation einfach unerkannt durch ein solcherart gestricktes außerirdisches Untersuchungsraster rutschten?
Hintergrund:
Die Voyager-Raumsonde (1977) war’s, glaube ich, die hatte einen in den USA entwickelten Versuchsaufbau mit einem Programm zur Suche nach Zeichen intelligenten Lebens per Ferndiagnose an Bord. Als dieses Testsystem nach dem Start versuchsweise auf die Erde gerichtet wurde, (nicht mal aus besonders großer Entfernung, die Sonde war da erst ca. in Höhe des Mondes) funkte sie das verblüffende Ergebnis zur Erde, dass der Planet Erde zweifelsohne frei von intelligentem Leben sei ... (als ob wir es nicht schon immer geahnt hätten ;)) – und da hatten MENSCHEN die Parameter festgelegt!!!


Was ist Leben? Die menschliche Wissenschaft hat da eine sehr stark auf irdische Bedingungen zentrierte Definition entwickelt – bei der Suche nach Leben im Weltraum konzentriert sich die Forschung (fast) seit Beginn auf erdähnliche Planeten/Monde – es wird postuliert, ohne WASSER gäbe es kein Leben. Eine sehr kühne These, finde ich – und in meiner Geschichte habe ich den Spieß umgedreht, und eine außerirdische Intelligenz ebenso borniert forschen lassen.

Ebenso, wie menschliche Forscher Leben z.B. unter reinen Methanatmosphären oder in Ammoniakseen für unmöglich erklären, ist die Wissenschaft Proxos’ davon überzeugt, dass Wasser und Leben einander ausschließen.

Ich habe selbst viele Jahre in der biologischen Forschung gearbeitet und genug Murks dabei gemacht um zu wissen, dass Messergebnisse ohne Interpretation absolut wertlos sind. Diese Interpretationen, die Hypothesen, die formuliert werden, hängen sehr stark vom ‚Vorgedachten’ ab. Manchmal ist „die Wahrheit“ unsichtbar, obwohl sie direkt vor der Nase liegt – einfach nur, weil sie nicht ins Denkschema passt.
Ich bin kein spiritueller Mensch, sondern wisssenschaftsorientiert-dröge;) – aber ‚Spiritualität’ ist ein gutes Beispiel dafür, was eine Dimension angeht, die in der Wissenschaft unberücksichtigt bleibt. O.K., es gibt ein paar versprengte PSI-Forscher, und in der Bevölkerung ist Esoterik auch gerade sehr in Mode, aber in der ‚anerkannten’ Wissenschaft spielt all das keine Rolle.

Hach, ich könnte jetzt ja noch stundenlang weiterphilofabulieren – jetzt mach ich aber erst mal Schluss - bin weiter sehr deprimiert, dass mir die Kernaussage völlig misslungen ist, kratze meine Frustbeulen und überlege, wie ich die Geschichte umstricken kann ... ;)

(*das mit dem Erstling bezog sich übrigens NUR auf kg.de – ich habe vor dieser schon ein gutes Dutzend andere SciFi-Kurzgeschichten geschrieben und noch so manch anderes, krauses Zeugs ;))

 

Okay, also unter uns Wissenschaftlern (ich bin Physiker) ;)
Du führst in der Tat in Deiner Erläuterung ein interessantes philosophisches Thema an - aber ich vermisse es in Deiner Geschichte ;) Naja, die groben Züge kommen schon durch, aber eben sehr oberflächlich - Du wirfst nur eine sehr allgemeine Frage auf. In Deiner Erläuterung hier hast Du wesentlich mehr Details gebracht, die m.E. in die Geschichte (oder eine andere) gehören.

Ich gehe mal auf ein paar ein:
- Ich weiß nicht, auf Basis welcher Messungen die Voyager-Sonde zu ihren Resultaten kam. Mit Sicherheit aber waren ihre Instrumente auf dem Stand von 1977 und nicht auf dem Stand einer außerirdischen, raumfahrenden Zivilisation.
- Wenn man direkt davor steht, erübrigt sich eventuell die Frage, ob man es als Leben definiert oder gar als intelligent. Man beobachtet es dann aufmerksam und macht sich Gedanken dazu. Das tut die Figur in Deiner Geschichte überhaupt nicht, sie verhält sich total ignorant.
- Dass Leben auch ohne Wasser oder unter extremen Bedingungen möglich ist (Stichwort: anaerobe Bakterien), ist inzwischen doch anerkannt, oder?

Nochmal zurück zur Geschichte. Das Problem ist halt, dass die Grundidee abgegriffen ist. Wenn man sie freilich detailliert ausbaut (mit den Themen die wir hier jetzt angeschnitten haben), könnte daraus eine richtig gute Philo-SF-Story werden. Ich bezweifle jedoch, dass dann der humorvolle Aufhänger funktioniert. Und ich würde einfach auf den Rollentausch verzichten. Lass menschliche Raumfahrer oder Forscher auf ein seltsames Phänomen treffen, das sie sich nicht erklären können und darüber diskutieren, ob es sich um Leben handeln könnte. Lass sie Experimente machen, um der Sache näher zu kommen. Kennst Du Solaris? Genau die Richtung meine ich!

Viel Spaß

Uwe

 

„Du führst in der Tat in Deiner Erläuterung ein interessantes philosophisches Thema an - aber ich vermisse es in Deiner Geschichte“
Frustbeulkratz! ;)

„- die Figur in Deiner Geschichte ... verhält sich total ignorant.“
Rogell ist KEINE Wissenschaftlerin, sondern interessierter Laie. In der Geschichte soll es gerade NICHT eine Forschungsexpedition sein, die die Erde unter die Lupe nimmt (DAS halte ich auch für abgegriffen ;)).
Rogell nimmt zu Beginn ihres Aufenthalts die Ergebnisse der proxotischen Forscher als Fakten hin – alle Phänomene, die sie beobachtet sind ihr ja aus den wissenschaftlichen Berichten bekannt. Und da die proxotischen Koryphäen ein gutes Dutzend mal dort geforscht haben, kommt ihr (erst) nicht in den Sinn, dass die etwas missdeutet oder gar übersehen haben. Wissenschaftsgläubigkeit als universelles Laster ...;) Es geht für Rogell ja auch gar nicht darum, zu wissenschaftlichen Erkenntnissen zu kommen, sondern um eine etwas absonderliche Art von ‚Sightseeing’- und Survivaltraining-Kombination.
Und: Als sie zum ersten Mal auf Phänomene stößt, die nicht beschrieben sind, macht sie sich doch durchaus zahlreiche Gedanken!? (Ich fand es übrigens eine reizvolle Idee, dass die wohl größte mögliche Dummheit, die Menschen je ersinnen könnten, zur Entdeckung ihrer ‚Intelligenz’ führt.;) Rogells Hypothesen sind zwar hanebüchen, aber der Schluss ist korrekt ...)

„Wenn man direkt davor steht, erübrigt sich eventuell die Frage, ob man es als Leben definiert oder gar als intelligent. Man beobachtet es dann aufmerksam und macht sich Gedanken dazu.“
Wenn ich mit dem ‚naivem’ Blick eines Kindes z.B. das Wachstum und die Struktur von Kristallen betrachte, oder die Muster, die das Meer im Sand hinterlässt – das Ebenmaß von Sanddünen in der Wüste, oder Basaltsäulen usw.usf. – könnte ich durchaus zu dem Schluss kommen, dass das (Bau)werke intelligenter Wesen sind. Aber wir Wissenschaftler ;) gucken ja nicht ganz naiv hin und machen uns Gedanken, sondern wir gucken hin und machen uns ausgehend von dem, was wir als gesichert annehmen, Gedanken. Es gibt einen ganzen Haufen Axiome, die ich nicht in Frage stelle, obwohl ich sie nicht richtig begreife. (Z.B., dass die Lichtgeschwindigkeit die maximal mögliche in diesem Universum ist. Ich kapier’s nicht, aber weil Einstein so ein Schlauer war und einen Nobelpreis gekriegt hat und alle das Gleiche sagen, glaube ich es mal. ;))

„- Dass Leben auch ohne Wasser oder unter extremen Bedingungen möglich ist (Stichwort: anaerobe Bakterien), ist inzwischen doch anerkannt, oder?“
Unter extremen Bedingungen ist Leben natürlich möglich, aber ohne Wasser: nein. Jedenfalls kein Irdisches.

„... könnte daraus eine richtig gute Philo-SF-Story werden. Ich bezweifle jedoch, dass dann der humorvolle Aufhänger funktioniert ...“
Och, ich bin da nicht ganz so pessimistisch – Stanislaw Lem, Isaak Asimov sind doch leuchtende Vorbilder, die das auch immer ganz gut hingekriegt haben!? Es MUSS möglich sein, denn eine Geschichte ohne eine gewisse Minimaldosis Humor mag ich nicht lesen (... und auch nicht schreiben :D)

 

Unbedingt stimme ich Dir im letzten Punkt zu, da sehe ich auch keinen Widerspruch - aber Deine Story zwinkert eigentlich die ganze Zeit mit dem Auge. Ich versuche mal, es anders auszudrücken: Der Schwerpunkt liegt auf der anspruchslosen Unterhaltung.
Naja, mal sehen, was die anderen meinen - wir haben den Thread jetzt ja quasi "aktiviert", also werden sicher bald weitere Kommentare hier auftauchen.

 
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Hallo poppins,

also ich konnte mich bei deiner Geschichte köstlich amüsieren. Dies lag neben der Hauptdarstellerin Rogell, am Oscar für die beste Nebenrolle – dem Ultratool.
Während ihr Frauen eure Befriedigung ja oftmals im Ausleben des Schuhkauftriebs findet, wird uns Männern ja eine seltsame Affinität zu Heimwerkerläden nachgesagt. Alles was sich irgendwie schrauben, sägen oder nageln lässt, fasziniert uns. Vor allem letzteres bringt uns Testosteronis dann immer wieder in pikante Situationen.
Als Mann und somit Profiheimwerker musste ich von Rogells Ultratool natürlich begeistert sein. Seit der Zeit von Jugendcamp und Zeltlager bin ich selbst stolzer Besitzer eines Original "Schweizer Ultratools". Da nun Männer, wenn es um besagtes Werkzeug geht, leicht zur Übertreibung neigen, hab ich mich damals beim Kauf mächtig ins Zeug gelegt. So verfügt mein Tool über zahlreiche Funktionen, von denen ich einige bis zum heutigen Tag nicht zuordnen kann; ferner über eine Dimension und Form, welches das Tragen in der Hosentasche eigentlich unmöglich macht. So bekam ich einmal besondere Probleme, als ich das Tool beim Discobesuch in der Vordertasche meiner Jeans trug. Seit unserem besonders engen Tanz und ihrer Ohrfeige trage ich das Schweizer Messer nur noch im Rucksack bei mir, wo es mir schon oft wertvolle Hilfe leistete (z.B. Motorrad-Tuning, Mountainbike-Pannen, öffnen von Ravioli-Dosen und am Unfallort bei einer Notoperation am offenen Gehirn)

Dem aufmerksamen Leser werden die Feinheiten "deines" Ultratools nicht entgangen sein. Alleine die Erwähnung des Begriffes "Sechskanttorxkegelschlüssel" lässt darauf schließen, dass du zu den Frauen gehörst, die sich nicht scheuen einmal Hand anzulegen, und selbst schon das ein oder andere Regal eines schwedischen Möbelhauses aufgebaut hast.
Die Erwähnung einer "Nut B" lässt sogar vermuten, dass Du eventuell Erfahrung im verlegen von Laminat- oder Parkettböden hast. Gar nicht erst vorstellen mag ich mir die erotisch-schreinerische Finesse einer Schlitz- und Zapfenverbindung. Nur mit dem Metzenbaumoberhubgreifer kann ich momentan nichts anfangen, aber da ich ohnehin tentakellos bin, muss ich dies ja auch nicht.

Vom Inhalt her finde ich schon, dass man die ironischen Seitenhiebe auf unsere Gesellschaft erkennen, und somit auf den Hintergrund und die Absicht deiner Geschichte schießen kann. Auch lässt sich der Text durch den flüssigen Stil und die Wahl der Worte gut lesen. Lediglich ein Punkt ließ mich ein wenig skeptisch aufhorchen:
»Die Einsamkeit aber genoss Rogell in vollen Zügen...«
Frauen sind bekanntlich kommunikativer als Männer, und verfügen somit über einen größeren Wortschatz. Diese These lässt sich ohne weiteres durch den Vergleich der monatlichen Telefonrechnung eines weiblichen, bzw. männlichen Humanoiden untermauern. Nach metaphysischen Studien durch Loslösung meines Astralkörpers, der durch die Weiten des Kosmos schwebte, ist dieses weibliche Phänomen in der gesamten Galaxis verbreitet. So kann ich mir kaum vorstellen, dass Rogell nach ihrer langen Reise nicht den innigen Wunsch hegte, sich jemandem mitzuteilen.

So – zum Schluss noch mal im Ernst. Bin schon auf deine nächste Geschichte gespannt. Ich hoffe, nicht zu lange darauf warten zu müssen, da sonst, in einem Erguss der freudigen Erwartung, vielleicht mein Unruhesekret die Tastatur verklebt.

LG von F. P.

 

Hallo Fugalee Page,

Danke sehr für den Kommentar, der sich mindestens ebenso unterhaltsam liest, wie die Geschichte selbst. :) Die Story sollte natürlich vor allen Dingen unterhalten – und wenn das gelungen ist, freut es mich außerordentlich.

Dass die Affinität zu Schuh- bzw. Baumärkten geschlechtsspezifisch variiert, kann ich bestätigen. Allerdings genau umgekehrt: während man mich häufiger im Heimwerkerladen mit verzücktem Blick zwischen Kreis-, Gehrungs-, Dekupier- und Bandsägen findet, blüht meine bessere Hälfte in den Filialen des örtlichen Schuhhandels so richtig auf. Sein Schuhkauftrieb füllt unser Haus mit allen nur denkbaren Modellen der Herrenschuhmode, meine Kreis-, Band und Gehrungssägen haben kaum noch Platz. Die Bücher auch nicht. Eine wirklich pikante Situation.

Selbstverständlich besitze auch ich ein Ultratool, das mich zu der Geschichte inspirierte. Seit frühester Jugend begleitet mich ein solches, das „Original Schweizer Offiziersmesser“ in schickem Rot mit weißem Kreuzlogo. Es neigt ein wenig zu Komplikationen, das ist mir auch schon aufgefallen. In meinem Fall hat es sich einmal mitten im Gebrauch selbsttätig wieder zusammengelegt. Die wirklich unvergleichlich scharfe Schneide des Geräts verewigte sich beim Durchtritt durch meinen Finger auf Lebenszeit. Das verbindet. Dies war aber auch der einzige hobbychirurgische Eingriff, den das Gerät je ausführte. Apropos: Der Metzenbaumoberhubgreifer ist übrigens inspiriert von einer chirurgischen Scherensorte: http://www.carl-teufel.de/Documents/Prod_Scheren_Chirurg.htm

Dass Frauen kommunikativer seien als Männer, halte ich für eine kühne These, die einer wissenschaftlich korrekten empirischen Überprüfung vermutlich nicht standhalten wird. Sicher, das Klischee der Tratschliese und des wortkargen harten Kerls hält sich hartnäckig. Betrachtet man aber völlig unvoreingenommen Prototypen, wie z.B. Thomas Gottschalk, Harald Schmidt oder Norbert Blüm, um mal nur die Bekanntesten zu nennen, relativiert sich das. Bei deiner Astralreise quer durch die Galaxis hast du jedenfalls ganz eindeutig auch unseren Haushalt nicht besucht. Während ich tugendhaft schweigsam hinter Computerbildschirm oder Buch verharre, ruiniert mein Angetrauter uns mit seiner telefonischen interkontinentalen Schwatzsucht.
"Die merkwürdigen Ansichten des Professeur Auguste Bienlein" – wie du ja auch selber schreibst, sind es _merkwürdige_ Ansichten, die Monsieur dort vertritt. Das kann ich nur bestätigen. ;)

Halte das Unruhesekret noch ein wenig – meine nächste Geschichte kommt, schon bald. Huch, da ist sie ja schon. ;)

Viele Grüße,
Susanne ‚poppins’
*
P.S.: Übrigens hat es “Die andere Seite” nach leichter Überarbeitung und unter anderem Titel mittlerweile in ein Buch geschafft: http://www.amazon.de/exec/obidos/AS...98011/sr=1-2/ref=sr_1_0_2/028-1919268-3279763 darin heißt die Geschichte: Versiebt - oder: Survival of the Fittest. In dem Buch finden sich insgesamt 27 Stories, zwei davon von mir. *Ahem*, das Coverbild auch. ;)

 

Erstmal Herzlichen Glückwunsch Marry(?) zur Veröffentlichung

Hast du deinen Erfolg schon im hiesigen Erfolgs-Thread bekanntgegeben? Sowas macht den jungen Nachwuchsautoren (wie ich auch einer bin) immer Mut weiterzuschreiben.

Zur Geschichte:
Ich muss dich leider enttäuschen: so richtig konnte mich dein Text nicht hinter dem Ofen vorlocken. Das liegt jetzt nicht daran, dass er grauenvoll schlecht geschrieben ist. Das mit Sicherheit nicht! Aber mir fehlte irgendwie der Bezug zu deiner Protagonistin. Möglicherweise wurde ich bei der Lektüre ständig von eigentlich nichtigen Fragen abgelenkt. Zum einen:Wie groß ist Rodell eigentlich?
Immerhin kraucht sie da die ganze Zeit(300Jahre) über unseren Planeten, sieht Autos als lackbeschichtete Metatlltropfen an und wartetet darauf, das Hochhäuser gebaut werden (soweit ich den Text richtig verstanden habe)

Weitere:
Wo bleiben da die Menschen? Die vielbeschworene Verteidigungsbereitschaft der Amerikaner? Kriegen die das denn gar nicht mit, wenn ständig Autos von den Strassen geklaut werden? und dazu noch von einer seltsam anmutenden Fleischmasse gleich daneben? Und warum werden Hochäuser in einem Zyklus von 300 Jahren gebaut?

Du siehst also: Deine Geschichte ergab bei mir ein Haufen kleiner und großer Fragen. Das führte dazu, dass ich den Eindruck gewann, er sei unausgewogen, ähnlich wie es Uwe schon oben angemerkt hat (der Text will zu sehr unterhalten, anstatt auf aufgeworfene Fragen näher einzugehen)

Nichts desto trotz bin ich gespannt auf deine nächsten Texte (den direkten Nachfolger hab ich schon gelesen und gleich bekommst du auch eine Kritik von mir :) )

lg
Hagen

 

Hi,

vom Text her hats mir gut gefallen und war flüssig zu lesen, ebenso ein sympathischer Charakter und Humor, der nicht mit Gewalt herein bricht, sondern angenehm unterstützt. Inhaltlich tatsächlich nicht ganz neu, tut dem Text aber nicht weh, wie ich finde. Insgesamt geht ihr Aufenhalt schon ziemlich schnell vorbei, vielleicht wären da noch ein, zwei Erlebnisse mehr möglich gewesen? Um evtl. die Eigenheiten des Planeten noch etwas auszubauen...naja, ich habs jedenfalls gern gelesen.

Gruß, baddax

 

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