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Die Bogenbrücke

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18.09.2004
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Die Bogenbrücke

Die Bogenbrücke

Die Bogenbrücke

Fast ein Märchen

Der alltägliche Weg zur Arbeit führte Herrn Krüger über eine breite, ebene Fußgängerbrücke. Obwohl sie täglich viele Seelen über sich ergehen lassen musste, sie selbst blieb seelenlos, denn sie war aus Beton. Es war - wie gesagt- ein ganz normaler, langweiliger Bau. Irgendwann hatte die obere Baubehörde versucht, ihr etwas Bedeutung durch einen Namen zu geben, aber bald wieder das auf den Bauherrn verweisende Geschnörkel abgenommen. Es hatte niemand interessiert. Mitunter lockerte die Eintönigkeit ein fliegender Händler auf. Ihm sah man den Künstler schon von der Weite an. Aber auch er musste letztendlich von irdischen Gütern leben. Aus diesem Grunde bot er in Schutzfolie eingehüllte Kunst, klassische und auch moderne, feil. Er warf die Exponate einfach kreuz und quer auf den Boden, achtlos verstreut lagen diese zwischen den Füßen der vorbeihastenden Passanten. An einem solchen Tag pflegte es nie zu regnen und Herr Krüger nahm im hellen Sonnenschein gelegentlich gern das eine oder andere Bild in Augenschein. Aber die Unordnung störte ihn. Das Durcheinander stand im krassen Widerspruch zu der strengen Organisation auf seinem Schreibpult. Er stellte dann jedes Mal fest,

“Niemand kauft ihm ein Bild ab! Ja- ja - - warum legt er auch nicht die Bilder ordentlich aus.“

Mit diesen und anderen Selbstgesprächen musterte er die Ware, um anschließend den Dienst anzutreten,

“Manche Bilder“, - so sprach er halblaut vor sich hin- “verführen ja gerade zu einer ganz liederlichen Lebensweise.“

Letztere Gedanken äußerte er, wenn er auf einem dieser Bilder den nackten Rücken einer schönen Badenden betrachtete, die ihm dazu noch verführerisch über ihre Schulter freundlich anlächelte. Regelmäßig schaute er sie sich an und vergewisserte sich unauffällig, dass ihn niemand dabei sah. Doch der Verkäufer las immer in einer Zeitung und blickte nie auf. Eines Tages hatte Herr Krüger gute Laune und beschloss in einer plötzlich aufwallenden Großzügigkeit, dem Brückenverkäufer endlich das Bild der Dame abzukaufen. Doch ausgerechnet in dieser angeregten Kaufstimmung glänzte der Zeitungsleser durch eine kurze Abwesenheit. Auf seinem Stuhl prangte lediglich ein Schild:

- Komme gleich wieder. Geld - bitte in den Hut werfen.

Aber Herr Krüger wollte jetzt kein Geld in den Hut werfen, womöglich hätte jemand das Geld herausgenommen und der Künstler hätte bei der Rückkehr denken müssen, da hat jemand gerade dieses Bild ohne Bezahlung mitgenommen. Der Gedanke, dass er die Ursache für eine solche Verdächtigung sein könnte, kam ihm unerträglich vor und wer weiß, vielleicht hatte der Händler unbemerkt ihn vorher über den Zeitungsrand beobachtet? So wartete er geduldig auf die Rückkehr des Verkäufers. Inzwischen betrachtete er aufmerksam alle Bilder. Ein Bild mit einer Gartenlandschaft und einer steil gekrümmten Bogenbrücke hatte gerade seine Blicke auf sich gelenkt, da sprach ihn jemand von hinten an.

“Wenn Du möchtest, nimm es ruhig mit, hängst Du es auf, hast Du einen Wunsch danach frei.“

Herr Krüger stellte mit Verwunderung fest, dass er geduzt wurde, aber das schien wohl irgendwie mit der Darstellung dieser Seufzerbrücke zusammen zu hängen. Im Bild war nur die Hälfte der Brücke zu sehen. Wo der andere Brückenbogen endete, blieb dem Auge verborgen. Über eine so lustige Brücke, die wie eine fauchende Katze einen großen Buckel über einen Fluss schlug, würde es Spaß machen, darüber zu gehen, dachte noch Herr Krüger in sich hinein.

“Es ist praktisch unverkäuflich für mich, alle wollen keine halben Sachen, ob es sich nun um Rücken oder Brücken handelt, “

scherzte der Kunsthändler und drückte das gute Stück dem Betrachter einfach in die Hand. Die Bogenbrücke trug eine Inschrift:

Gehst Du über meinen Bogen- begleiten dich auf und ab die Lebenswogen.

Etwas unsicher, da er ja nun nicht seinen festen Vorsatz des Kaufes verwirklicht hatte und zudem nichts geschenkt haben wollte, dankte er dem Spender und schlich sich mit der Rolle unter dem Arm davon. Gleich am Abend hängte er das Bild gegenüber seinem Schaukelstuhl auf. Aus dem Stuhl betrachtete er es mit einer leichten linken und rechten Kopfneigung, ob es nun wirklich akkurat gerade hing. Zufrieden mit seinem Werk wiederholte er schließlich seinen Wunsch auf der Brücke, einmal in seinem Leben über eine solch harmonisch gebogene Brücke gehen zu können. Das hätte er aber nicht so laut aussprechen sollen, denn schon ging sein Wunsch- wie vorausgesagt - in Erfüllung. Noch mit dem Hammer in der Hand und dem Ersatznagel zwischen den Zähnen stand er verdattert auf der Brücke. Verblüfft sah er von der Brücke in seine eigene Stube hinein und seine Augen folgten mechanisch dem geisterhaft sanft hin und her wippenden Schaukelstuhl. Er wandte sich dem anderen Ende des Bogens zu. Das kunstvoll gebaute Holzgerüst überspannte ein stehendes Gewässer in einem idyllisch sich dahinziehenden Garten. Die Szene atmete eine geradezu gespenstische Stille. Selbst seine zaghaften Schritte auf dem Holz der Brücke klangen gedämpft wie auf einem weichen Rasenteppich. Er überquerte nun die Brücke in ihrer ganzen Länge und da sie am Ende nicht den Boden ebenerdig berührte, sprang er eine Stufe hinunter und dachte noch, bei einem solchen Aufprall muss ich jetzt aufwachen. Doch nein - er stand jetzt auf dem Gartenweg und konnte den Verlauf des Weges weiter verfolgen, der sich leicht schlängelnd im dichten Blätterwald mit der herrlichen Blütenpracht an der nächsten Biegung verlor. Dem Auge bot sich die Landschaft als eine natürliche Fortsetzung des Gartens seines aufgehängten Bildes dar. Langsam entglitt ihm der Hammer aus den Händen, und er spuckte den immer noch festgehaltenen Nagel aus. Gewöhnlich brauchte er diesen, da er den ersten Nagel jedes Mal krumm und schief schlug. Er ging vorsichtig einen Schritt weiter und dann noch einen. Plötzlich bemerkte er, dass ihm Kräfte wuchsen und er beschwingter sich fortbewegen konnte. Mit dem Abstand von der Brücke wurde er zudem jünger. Noch nicht konnte er feststellen, dass auch die Welt um ihn herum in die Vergangenheit mitlief. Drehte er sich um und rannte ein paar Schritte zurück, wurde er sofort wieder älter, mürrischer und die Kräfte verließen ihn rascher als sie in der anderen Richtung zunahmen. Er wiederholte sorgfältig das sonderbare Spiel. Es blieb aber alles so wie vorher. Vergeblich versuchte er sich jetzt diesem Phänomen zu entziehen. Die Bogenbrücke des Künstlers war nichts anderes als eine ganz raffiniert ausgeklügelte Zeitfalle, die nicht nur die Zeit sondern auch seine Kräfte und im gewissen Rahmen seine Größe beeinflussen konnte. Wollte er in einem stabilen Zustand verharren, durfte er die Entfernung zur Brücke nicht verändern. Inzwischen hatte er aber schon eine derartig große Weglänge zurückgelegt, dass eine Umkehr alle seine Kräfte aufbrauchen würde, bevor er je das Brückengeländer hätte ergreifen können. Es gab also kein zurück mehr für ihn. Mit einem etwas schwammigen Gefühl in der Magengegend fügte er sich in sein Schicksal und ging weiter. Die Grenze der Gartenlandschaft war bald erreicht, und so sah er in ein Tal mit einer Stadt. Die Zeit lag inzwischen so weit zurück, dass er das Mittelalter erreicht hatte. Wäre er noch weitergegangen, irgendwann müsste er dann in oder lange vor der Steinzeit landen und schließlich so groß und stark wie ein Dinosaurier werden. Der Tag neigte sich aber jetzt dem Ende entgegen und beendete zunächst seine Wanderung. Wenigstens der Sonnenuntergang und damit die Tageslänge bleiben unverändert, tröstete sich Herr Krüger. Da jegliche Veränderung- wie gesagt- sofort aufhörte, wenn er die Entfernung zur Brücke nicht mehr vergrößerte, wählte er einen Querweg zu der Stadt. Die Torwachen musterten den in einem komischen Aufzug mit viel zu kurzen Ärmeln und deshalb etwas dümmlich wirkenden, jedoch voller Kraft strotzenden Naturburschen. Der Hauptmann sah in ihm jedoch gleich einen billig anzuwerbenden Kandidaten für seine Stadtwache. Er zwirbelte also seinen Schnauzbart in eine respekterheischende Position hoch, das hieß mit anderen Worten, er dachte nach. Dann deutete er auf die schwere Lanze in der Torstube hin und ermunterte den Neuankömmling, diese einmal anzuheben. Was blieb dem so Aufgeforderten jetzt übrig, er brauchte ja schließlich ein Nachtquartier. Es war eine lange Lanze, die drei Krieger gleichzeitig zu tragen hatten, um einen Panzerreiter aus dem Sattel zu heben. Herr Krüger nahm die Lanze, hielt diese wie ein Bleistift zwischen Zeige- und Mittelfinger, warf sie in die Höhe und fing sie spielend mit einer Hand wieder auf. Dann zerbrach er sie mit ungeheuerem Vergnügen in zwei Stücke. In seinem Büro hatte Herr Krüger nie einen Bleistift bisher zerbrochen. Dem Hauptmann klappte der Unterkiefer herunter. Das hieß wiederum, keine weiteren Kraftproben ausdenken. Am Ende käme der Neue vielleicht noch auf dumme Gedanken.

In ein Wachregiment eintreten wollte Herr Krüger auf keinen Fall. Auch wären seine Kräfte bei einem Ritt in die Richtung der Zeitbrücke schnell geschwunden. Lange konnte eine solche Eigenschaft ja nicht verborgen bleiben. Also verließ er heimlich die Stadt. Die Nachbarstadt brachte zunächst auch keine Lösung. Die Stadt war schon so weit von der Zeitbrücke entfernt, dass er jetzt mühelos das schwere Stadttor mit dem Daumen hätte aufdrücken können. Diesmal gelang es ihm, unbemerkt an der Torwache hinter einem Leiterwagen mit Stroh in die Stadt zu gelangen. Herr Krüger hatte darauf ein Schild bemerkt, das ihn den Weg zu einem Stadtweisen wies. Es gab früher in jeder größeren Stadt einen solchen. Wie gesagt, früher eben, heutzutage sind diese längst ausgestorben. Er klagte also dem allseits verehrten Meister sein Missgeschick. Der so Angesprochene war durchaus nicht überrascht über seine Geschichte und hatte Mitleid mit ihm, denn er kannte das seltsame Zeitsyndrom. Nur seine schlauen Folianten sagten nichts darüber aus, wie diese Zeitachse ohne Komplikationen wieder umzukehren sei. Der Alte versprach ihm aber, darüber nachzudenken. Also verdingte sich Herr Krüger inzwischen als Holzhacker bei einem Wirt des Gasthauses am Markt. Schon nach einem Tag hatte er das ganze Winterholz für den Wirt zerkleinert. Jedoch bevor er nun den ganzen Stadtwald abholzte, suchte ihm rechtzeitig der Gelehrte in der Schankstube auf. Der Wirt hatte ihn inzwischen alkoholisieren müssen, da keine Arbeit mehr für ihn anlag. Herr Krüger begann nämlich schon aus Langeweile die Stadtmauer abzubauen, weil er meinte, die sei nun nicht mehr notwendig. Er, Herr Krüger, sei ja nun da und werde mit allen Feinden schon fertig werden. Glücklicherweise erinnerte sich just in diesem Moment der betagte Denker an ein schon vergessenes Bild im Stadtarchiv, das genau dem vom Holzhacker beschriebenen Bild entsprach. Als Krüger das Stichwort Bild mit Brücke hörte, wurde er sofort nüchtern und eilte auf Einladung des Gedankensuchers schnurstracks zu dem alten Turm, in dem das Archiv untergebracht war. Seit hunderten von Jahren hatte man Aufzuhebendes lieblos in den Turm geschmissen. Hin und wieder musste der Turm dazu noch als Schuldturm herhalten. Vielleicht lagen auch noch ganze Gerippe von Schuldnern, die man einfach vergessen hatte, auch noch darunter. Aber für eine genaue Bestandsaufnahme war jetzt keine Zeit. Er räumte und räumte die Gerätschaften von rechts nach links oder warf sie gleich von der Brüstung des Turms hinunter. Hinter vielem Gerümpel fanden sie endlich ein vom Zahn der Zeit sehr mitgenommenes Gemälde. Es zeigte exakt die andere Hälfte der Bogenbrücke von dem Bild des Herrn Krüger. Nach der ersten Freude, strich sich Krügers Turmbegleiter nachdenklich den langen weißen Bart, denn er wusste nichts mit dem Bild anzufangen. Wie sollte er nun den Kraftmenschen in dieses Bild verbannen, um die Stadt vor weiteren Schaden zu bewahren? Herr Krüger wischte erfreut über ein solches Wiedersehen lustig mit dem Ärmel über das staubige Bild. Als ordentlich erzogener Mensch duldete er auch im Mittelalter keinen Staub. Und was den Schaden betrifft, es galt schließlich Ordnung in diese Stadt zu bringen. Mit der Überzeugungsarbeit gab es eben Schwierigkeiten. Unter der Staubschicht kam eine unleserliche Inschrift zu Tage. Die Worte entstammten offenbar aus einer noch weiter zurückliegenden Zeit. Der Begleiter schaute eine ganze Weile gespannt auf die Zeilen, dann rief er in dem Gewölbe aus, “Heureka, ich hab’s“. Er konnte es entziffern. Wer sonst? Der geheimnisvolle Inhalt lautete,

wenn Du die Inschrift auf meiner anderen Seite errätst, kannst Du über meinen Bogen gehen.

Herr Krüger stammelte jetzt vergeblich die Worte, die er auf seinem Bild gelesen hatte. Er verwechselte dauernd Wogen mit Bogen. Bis der Alte, der sorgfältig die stoßweise vorgetragenen Worte gehört hatte und diese sich richtig zusammensetzte. Anschließend half er Herrn Krüger auf die Sprünge. Schweiß stand den beiden auf der Stirn als endlich der Stadtunhold die Reihenfolge nicht mehr verwechselte. Es reichte nun nicht einmal die Zeit für einen Abschied oder einen Dank dem Meister auszudrücken, denn Schwupps - schon stand er wieder auf der Zeitbogenbrücke. Jetzt durfte er nur nicht in die falsche Richtung über diese gehen. Nach einigem hin und her, klappte es auch hier und Herr Krüger traf vollkommen nüchtern vor seinem Schaukelstuhl ein. Da er nur einen Wunsch damals gewährt bekam, konnte er die Zeitreise nicht wiederholen und deshalb nahm ihm niemand seine Geschichte später ab.

Ende

 

Hallo vialata,

hab ich dich schon mal in Fantasy gelesen? Glaube nicht... ;)

So, nu


Obwohl die Brücke täglich viele Seelen über sich ergehen lassen musste, sie selbst blieb seelenlos, denn sie war aus Beton.

:thumbsup:


Und doch hatte die Brücke Sternstunden- dann nämlich - wenn auf ihr ein fliegender Händler Bilder zum Kauf anbot. Er warf die Bilder einfach kreuz und quer auf den Boden. Die Bilder lagen achtlos verstreut zwischen den Füßen der vorbeihastenden Seelen.

Das sind mir dann doch zu viele Bilder in drei Sätzen...
Ich glaube auch, dass du die beiden letzten Sätze gut verbinden könntest, dann liest es sich flüssiger, à la: Er warf sie einfach kreuz und quer auf den Boden, achtlos....
Nur ein Vorschlag, natürlich.

Doch ausgerechnet in diesem Moment war er nicht da.

Da es zwei Männer sind, ist das "er" nicht ganz eindeutig. Da würde ich wirklich mal "dieser" schreiben, obwohl ich sonst das Wort gar nicht sehr mag... ;)

trug eine Inschrift:
Gehst Du über meinen Bogen- begleiten dich auf und ab die Lebenswogen.

Vielleicht machst du die Inschrift Kursiv, oder setzt sie noch mal ab, nur des besseren Lesens willen ?


kaufen keine halben Brücken,“

Ich glaube, das Komma kommt nach die "s

und drückte das Bild einfach dem Betrachter in die Hand. Etwas verdutzt, da er ja nun nicht ein Bild gekauft hatte, trollte er sich mit dem zusammengerollten Bild schließlich über die lange Brücke davon. Gleich am Abend hängte er sich das Bild gegenüber seinem Schaukelstuhl auf und wünschte sich

noch so eine Bilderschwemme... ;)


wünschte sich, über eine solche kühn gebogene Brücke zu gehen. Und schon stand er auf der Brücke.

Ich glaube, ein Absatz zwischen den Sätzen wäre schön


dass sein leerer Schaukelstuhl, auf dem er gerade noch gesessen hatte, sich geisterhaft leise hin und her bewegte.

er war doch grade bei Bildaufhängen. Wie kann er dabei im Schaukelstuhl sitzen?


Er wandte sich dem anderen Brückenende zu. Die vor ihm liegende Brücke überquerte einen kleinen Fluss. Alles war in eine unnatürliche Stille getaucht. Selbst seine Schritte auf dem Holz der Brücke klangen gedämpft. Er überquerte die Brücke und sprang am anderen Ende mit einem Sprung herunter und dachte, bei einer solchen Anstrengung muss ich aufwachen.

Hmmm... die Passage gefällt mir nicht so recht, nicht nur wegen der Wortwiederholungen.
Ich glaube nicht, dass eine Brücke einen Fluss "überquert", vielleicht ist "spannte sich über" besser.
Dann: warum springt er runter? Ist die Brücke in der Realität auch nur halb? Dann würde ich es erwähnen, das ist doch eigentlich zu hübsch schräg, um es untergehen zu lassen. Außerdem würde ich ja dann erwarten, dass sie direkt über dem Fluss endet ;)
Einen anderen Grund zum "springen" seh ich sonst bei einer Brücke nicht.


Doch nein - er konnte dafür den Verlauf des anderen Flussufers jetzt sehen, welches

ich mag ein schlichtes "das" meistens lieber, als "welches". Klingt nicht so geschwollen.


Enttäuscht haderte er mit sich herum

Das "herum" ist überflüssig.


weil er so leichtfertig, seinen

Komma weg


Enttäuscht haderte er mit sich herum, weil er so leichtfertig, seinen einzigen Wunsch von dem Bildhändler verschleudert hatte.

Statt diesem Satz würde ich mir ein bisschen mehr Nähe zum Charakter wünschen. Nicht einfach nur: er haderte mit sich, sondern das auch zeigen. Vielleicht steht er am Flussufer und schimpft leise mit sich, oder so.


Doch jetzt merkte er erst, dass er schon nach wenigen Schritten immer leichter seinen Weg fortsetzen konnte. Mit jedem Schritt wurde er jünger und die Welt um ihn lief mit ihm in die Vergangenheit. Drehte er sich um und lief ein paar Schritte zur Brücke zurück,

Auch das geht mir ein bisschen schnell. Es wirkt so, als akzeptiert der Prot das Wunderbare einfach so.
Vielleicht beschreibst du erst mal, wie er ein paar Schritte macht, noch unsicher, und dann fühlt, wie eine Veränderung über ihn kommt, dann geht er weiter, seine Schritte werden leichter, und dann erst merkt er, was mit ihm passiert. Er bleibt verwundert stehen, kratzt sich am Kopf. Versucht es nochmal, es funktioniert, dann erst beginnt er, es zu akzeptieren und versuchen, herauszufinden, ob es in die andere Richtung auch funktioniert.


Die Brücke war eine Zeitfalle, denn in der Richtung aus der kam,

da fehlt was...


und er sah ein Tal mit einer Stadt, die in der Zeit schon weit im Mittelalter sich befinden musste.

äähhh... was? Der Satz ist irgendwie nicht verständlich. Na ja, ich weiß, was du sagen willst, aber so passt es nicht.
" , die aus dem Mittelalter stammen musste" oder vielleicht " , die so aussah, als wäre er schon im Mittelalter angelangt"
klingt mMn besser


Er selbst war inzwischen so kräftig geworden, dass er mühelos Bäume hätte ausreißen können.

Echt? das konnte ich auch nicht, als ich noch jung war. Vielleicht: dass er sich fühlte, als ob...


Er wählte einen Querweg, der weder hin zur noch weg von der Brücke führte

Vielleicht besser: der weder von der Brücke weg, noch zu ihr hin führte...


Er wählte einen Querweg, der weder hin zur noch weg von der Brücke führte und ihn geradewegs in die vor ihm liegende Stadt führte.

Liest sich nicht schön so... vielleicht: der ihn zur Stadt brachte....


in einem komischen Anzug mit viel zu kurzen Ärmeln

er wird jünger. Warum werden die Ärmel dann zu kurz?


Der Hauptmann wollte ihn gleich für die Stadtwache anwerben. Zum Spaß deutete er auf eine Lanze in der Torstube hin und ermunterte ihn, diese einmal anzuheben.

die Torstube? ;)
Auch hier wäre es schön, etwas mehr Leben in die Geschichte zu bringen. In etwa: "Was bist du denn für einer?" fragte der Hauptmann und lachte. "Kannst du auch etwas, mit deinen Muskeln?" "Heh, Hauptmann, so wie der aussieht, kann er sogar die "lange Matha" anheben".... oder so ähnlich... ;)


Herr M. nahm die Lanze, die für ihn so leicht wie ein Bleistift war, warf sie in die Höhe und fing sie spielend mit einer Hand wieder auf und zerbrach sie dann wie ein Streichholz in zwei Stücke.

Dem Lanzenbrecher wurde daraufhin großer Respekt gezollt.

Auch hier: erstaunte Ausrufe von den Soldaten. Ein anerkennendes Nicken des Hauptmanns, eines Frau seufzt.... würde das alles plastischer machen.


Die Stadt war schon so weit von der Zeitbrücke entfernt, dass er jetzt mühelos das schwere Stadttor mit dem Daumen hätte eindrücken können.

Ah, er wird nicht nur jünger, sondern auch stärker... das solltest du oben erwähnen.


Sein Weg führte ihn zu dem Stadtweisen, den es früher in jeder grösseren Stadt gab.

Woher weiß er das? Willst du ihn sich nicht einfach bei einem Bauern oder so erkundigen lassen. Er braucht Hilfe, traut sich schließlich zu fragen und wird an den Weisen verwiesen.


Der so Angesprochene war durchaus nicht sonderlich überrascht, denn er kannte das seltsame Zeitphänomen aus vielen Büchern. Nur seine schlauen Folianten sagten nichts darüber aus, wie diese Zeitachse umzukehren sei. Der Weise versprach, aber darüber nachzudenken.

Hier verschenkst du wieder sehr viel Potential zu schildern, Bilder vor den Lesern entstehen zu lassen. Wie sieht der Weise aus, wie spricht er, wo wohnt er. Fühlt sich Herr M. in seiner Gegenwart wohl oder unwohl...


Der Weise versprach, aber darüber

Schieb das Komma mal hinter das aber


Schon in einem Tag hatte er das ganze Winterholz für das Gasthaus zerkleinert. Jedoch bevor er nun ganze Wälder abholzen konnte, kam der Weise auf ihn zu. Der betagte Denker erinnerte sich an ein Bild im Stadtarchiv, in dem die linke Hälfte einer Brücke sichtbar war, aber sonst genau dem vom Holzhacker beschriebenen Bild mit einer rechten Bogenseite entsprach. Sie gingen beide zu dem alten Turm, in dem das Archiv untergebracht war, und schauten nach. Das Bild war tatsächlich vorhanden. Doch sein Stadtführer wusste jetzt nicht, wie Herr M. jetzt in dieses Bild gelangen sollte.

Auch hier: mehr schildern. Nicht nur aufzählen, erzählen.


So nun,

Eigentlich ein schönes Märchen. Aber wie bereits angedeutet, am Stil hapert es noch ziemlich. Du hast so viele schöne Szenen, so viel Potential, das du nicht ausschöpfst, dass es schade ist, die Geschichte so zu lesen.
Ein bisschen wirkt es so wie die Inhaltsangabe zu einer schönen Geschichte, relativ knapp.

Mein Vorschlag wäre, dem Skelett etwas mehr Fleisch zu geben. Dem Protagonisten Farbe zu geben, vielleicht Andeutungen über sein normales Aussehen und seine Veränderung einflechten.
Ich hab ja schon oben zu manchen Stellen was geschrieben, aber prinzipiell würde ich diese "Zeitreise" mehr ausbauen, mit Dialogen, Schilderungen, so dass beim Lesen im Kopf ein Bild entsteht. ;)

Ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber so ist deine gute Idee noch ein bisschen arg kahl.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo vialata,

männo, kaum ist man mal nicht da, schon nimmt die Felsenkatze einem die ganze Arbeit ab. Textzeugs spar ich mir, da war Ronja schon fleißig genug, noch kurz zur Idee und zum Stil:

Die Idee ist schön. Nicht neu, aber welcher Plot kann das noch von sich behaupten? Trotzdem - die Umsetzung hapert. show, don't tell - aber du erzählst und berichtest nur, knallst dem Leser die Fakten vor die Nase.
Geh näher auf deinen Prot ein - schreib mehr aus seiner Innensicht. Wie empfindet er beim Aufhängen des Bildes, wie beim Gang über die Brücke? Als er ein Bild vom Künstler kaufen möchte, ist dir das schon ganz gut gelungen. Nur ein wenig zu hastig finde ich die Stelle noch.
Bau die Geschichte aus - sie ist es wert!

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo liebe Felsenkatze ,liebe Vita..


Wow - Ihr seid ja beide ungeheuer flink mit den
Vorschlägen und der Kritik–
Ich dachte, im Märchenreich geht alles viel langsamer.
Die Präzision erstaunt mich, dass frau alles gleich so bemerkt- dass die physikalischen Märchengesetze in
einigen Fällen unstimmig sind! Ich dachte – ich könnte so einfach darüber hinweg schummeln -
merkt doch keiner --- aber ich bessere mich-
auch für das Märchenreich ---


Die ersten Kritikpunkte habe ich also schon
mal drin-

.
Es ist 0Uhr 30r – na ja – ich unterbreche –
Woche beginnt ja gleich wieder.

Wahrscheinlich wäre die ganze Nacht
leicht so mal drauf gegangen-

Vielen Dank nochmals
Es grüßt aus dem Märchenreich
Vialata

 

Hi Vialata,

habe überlegt, ob ich einen Komm. abgebe, da Felsenkatze und vita schon alles gesagt haben.
Doch ich weiß ja, dass man sich über jeden Komm. den man bekommt freut. ;)

Ich fand die Idee deiner Geschichte sehr interessant.
Es juckt mir in den Fingern, dass an Leben hineinzubringen, was der KG noch fehlt. :shy:

Doch glaube ich, dass du bei den guten Anregungen, die du schon bekommen hast, weißt, was du noch hinzu fügen kannst.

Wie gesagt, die Idee finde ich klasse. Mach was draus, wenn du Lust hast.

liebe Grüße, coleratio

 

Tja, da lässt sich wirklich nur noch schwer etwas anfügen.
Aber wie mein Vorredner so schön bemerkt hat, freut man sich über (fast) jeden Kommentar:-). Daher auch von mir ein Lob für das allgemeine Gerüst und ein Minus für die Präzision. Aber leider kenn ich das Problem nur allzugut und kann daher nicht groß daran herummeckern :Pfeif:
Fand die Geschichte jedenfalls schön :thumbsup:

Grüße

Thomas

 

Hallo lieber coleratio und Thomas

Vielen Dank für eueren Muntermacher zum Abend – bisschen geschlaucht - gerade von Dienstreise zurück (Früh um 5 ab abends zurück) - bin jetzt aber wieder munter -

Nicht zuletzt von den vielen Welten, die aus den
kg.de fantasy- Geschichten auf einen stürzen. –

Die bisherigen Anregungen werde ich also mal durchgehen– so im IC ist prima Zeit übrig. Und wenn ich nicht fahre, ist natürlich auch noch Zeit dafür.

virtuelle Grüsse-
vialata

 

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