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Die Fälle des Josef Hartmanns

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07.01.2004
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Die Fälle des Josef Hartmanns

Vor etwaiger Zeit flog eine schuppige Perücke an einem Fenster vorbei. Das sie ver- und beschuppt war, erkannte Josef erst als er vom Küchentisch aufsprang, die Treppen hinunterlief und dann vom Bordstein das Bündel Fell klaubte. Es war ein wenig nass, schmiegte sich in seine beiden Hände und schickte einen Fluss Flüssigkeit seine Arme entlang. An den Ellenbogen versickerte der Rinnsal in seinem Baumwollhemd. Dies machte die Arme unmerklich schwerer.
Als er nach oben schaute, die eventuelle Flugbahn visuell nachzeichnete, traf er am Ende auf eine glänzende unbekannte Glatze. Das heißt, Moment, ihm fiel ein, er multiplizierte Haarteil aus seiner Hand mit gesehener Kopfhaut, setzte auch das Gesicht hinzu, dass dies nur Frau Höckel sein konnte. Für dieses zusammengesetzte Bild im Kopf sprach auch die Tatsache, dass sich das Fenster direkt über seinem befand und er von der Klingelleiste im Erdgeschoss wusste, dass sie da wohnte.
Darüber war nur Dach mit Schornstein, Wolken, Himmel und irgendwann Weltall.
Alles sprach für die Vermutung, dass Frau Höckel eine Glatze und eine Perücke besaß und weil Josef, überspannt mit ehrlicher Haut auch noch auf einen deftigen Finderlohn hoffte, umschloss er die falschen Haare und bestieg die Treppen.
Ganz aus der Puste, fast aus den rote Latschen kippend, klingelte er ein paar Mal gegen die kahle Wand, traf dann den Knopf, wartete, sah und schaute ins Gesicht einer kopfhandtuchtragenden Höckel.

„Bitte!?“

Josef reichte die Haarkonstruktion luftraumtechnisch über die Schwelle vom Haupthausflur in den Wohnungsflur. So etwa in Richtung Rentnerbrust, die sich mit einem alten, löchrigen Frotteebademantel umhüllte. Sein Gehirn zeigte ihm schon einen kleinen Trailer indem die Frau sich die Kopfbedeckung beschämt schnappte, stotterte und dann einen Euroschein in seine Hände warf. Aber Pustekuchen. Sie schaute erst ihn an, dann das Haar, wieder ihn und schüttelte dann den Kopf.

„Nein Danke, ich kaufe nichts.“

Die Tür schlug zu, Josef zuckte zusammen und in dem winzigen Sekundenbruchteil zwischen Wurf und Türschnappen konnte er sehen, wie das Handtuch vom Kopf rutschte und echtes, nasses Naturhaar zum Vorschein kam. Auch registrierte er, dass das Haar in seinen Händen braun und ihres schwarz wie Sternzwischenraum war.
Er blieb stehen, der Türspion zielte genau zwischen seine Augen und er überlegte.
Schon bald jedoch spürte er, dass die Denknuss, die ihm das Leben, der Zufall, das Schicksal, Gott in den Schoß, den Kopf, das Gehirn geworfen hatte hier im Flur unknackbar war.
Er nahm sie mit, öffnete seine Tür mit einem Fußtritt, setzte sich an seinen Schreibtisch, platzierte das Haarteil, nahm ein leeres, liniertes Blatt und schrieb:

„Eine Perücke“

Er hielt kurz inne, sammelte alles in sich zusammen und fügte ein paar Begriffe hinzu:

„feucht, braun, Frau Höckel ohne und mit Haaren, Flugbahn“

Nachdem er letzteres aufgeschrieben hatte, trat er zum Fenster und überprüfte Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Windtemperatur und Umweltbelastung mit einem bespuckten Finger. Das heißt, er wollte es überprüfen. Leider war es nämlich so, dass er gar nicht wusste worauf er dabei zu achten hatte. All sein Wissen bezog sich auf irgendwelche Filme, in denen der Finger mit Speichel gereckt wurde.
Josef kniff die Augen zusammen und wartete, dass das Ergebnis kommen würde, aber es ließ auf sich warten und schon bald gab er es auf.
So besann er sich auf eine andere Messmöglichkeit, riss sich mit einem Ruck ein Haar vom Arm und übergab es der Luft. Doch seine Augen verloren bald den organischen Strich und es war keine Windrichtung erkennbar. Damit hatte er nicht gerechnet.

Es blieb ihm nichts anderes übrig als einfach darauf zu vertrauen, dass die Windrichtung richtig war. Also dass die Perücke wirklich über ihm abgesprungen, -geworfen oder –gefallen war.

Josef setzte sich zurück, nahm seinen Umsonstsparkassenkugelschreiber und machte hinter „Flugbahn“ ein kleines Häkchen. Es war ein zaghaftes, ungeschlossenes Dreieck das ihn nicht richtig befriedigte.
Als nächstes sprang ihm das Adjektiv „feucht“ in die Augen, er nahm das Haarteil in die Hände und presste die Restflüssigkeit auf den hellen Dielenboden. Nun stand die Frage im Raum, woher die Feuchte gekommen war. Natürlich fiel da zuerst Frau Höckel auf , die ja, so wie es aussah, frisch geduscht hatte. Eine fixe Idee zur Überprüfung knickte seine Beine ein, beugte seinen Rücken, ließ den Kopf sinken und die Zuge herausschnellen.

Die Pfütze schmeckte weder nach Seife, noch nach Mensch und schon gar nicht nach Shampoo. Außerdem konnte sich Josef nicht vorstellen, dass eine Frau mit Glatze sich mit ihrer Perücke unter eine Dusche stellen würde.

Der Lecktest bestätigte dies oder nicht oder doch oder nicht. Es war reines Wasser. Vielleicht ein wenig metallisch im Abgang, bitter auf der Zunge aber doch eindeutig normales Wasser. Im Nachhinein war er froh, dass es kein gift oder Sekundenkleber gewesen war.
Ein zweites Häkchen sprang aufs Papier.

Die Tatsache und der Stichpunkt: „braun“ brachte keinen Grund zur Zweifelei. „Braun“ stand unumstößlich fest. Wobei es natürlich da auch Farbabstufungen gab. Kuhlederbraun, nussbraun, herbstlaubbraun, naziuniformbraun und sonnenbrandbraun. Josef versuchte die Haare in diese Abstufungen einzugliedern und merkte, dass es ein ganz besonderes braun war.
Wenn er es ins Licht hielt, leuchteten die Härchen dunkelblond und im Schatten verwandelten sich die Farbe in ein kräftiges Braunschwarz. Es hatte keine bestimmte Farbstärke, sondern wandelte sich irgendwie direkt mit seiner Umgebung. Hielt er die Perücke nach Norden brannte ein rötliches Feuer darin. Westen brachte sogar einen Blauton.
Hinter dem Stichpunkt „braun“ schrieb er in Klammern „oder etwa so rot, blau, blond, schwarz“.

Nun wurde es ein wenig schwieriger, denn das eigenartigste an der ganzen Angelegenheit war natürlich diese mysteriöse Höckel. Einmal ohne Haare, dann wieder mit. Einmal mit Glatze und einmal ohne. Wie konnte er sie einmal so und einmal so blicken? Die Denknuss, die er im Kopf trug bestand nur aus dieser Frage und er wusste, dass er sie knacken muss um an seinen Finderlohn zu kommen oder noch wichtiger, um die Haare wieder loszuwerden. Letzteres musste er unbedingt, denn er wollte nicht in Erklärungsnot geraten, wenn Besuch das Haarteil mit spitzen Finger finden sollte.
„Was ist das denn hier? Bekommst du jetzt eine Glatze oder wie?“

Darauf dann

„Ach die Perücke, die hab ich auf der Straße gefunden“

antworten zu müssen. Nein das wollte Josef nicht. Das klang unglaubwürdig. Auch wenn es die reine Wahrheit war. Nein, sie musste weg und einfach aus dem Fenster werfen ging nicht. Dagegen sprach seine Erziehung. Seine Eltern hatten nie im Leben etwas weggeworfen was noch irgendwie nützlich sein konnte und ein Haarteil war für vieles nützlich. Ihm fielen tausend Dinge ein, die man damit machen könnte. Seine Fantasie war grenzenlos und zeigte ihm Eierwärmer, Pelzkragen und Putzlappen. Das war das Problem.

Um die Haare also aus der Wohnung zu entfernen, musste er an der Denknuss vorbei. Mal legte er die Höckelproblematik in seinem Gehirn nach rechts, mal nach links. Dann schüttelte er den Kopf, horchte in sich hinein, hoffte auf ein verdächtiges Geräusch, auf das Splittern der Schale und das Erblicken des Kerns. Doch alles was aus diesen Versuchen heraus resultierte waren Hammerkopfschmerzen.

Auch Selbstzweifel tauchten auf. Vielleicht hatte seine Auffassungsgabe einen kleinen Schaden gehabt, als er nach oben blickte und die Glatze gesehen hat. Hatte er wirklich Höckel geschaut, als er an der Tür gestanden hatte? Hatte er einfach alles nur geträumt? Ach nein, da war ja die Perücke auf dem Schreibtisch. Aber konnte es sein, dass er gerade immer noch träumte?
Hatte er so etwas wie einen Blackout gehabt ? Wenn ja könnte es ein herrliches Knackwerkzeug sein. Also eine schnelle, schmerzlose Erklärung für alles. Doch Josef ahnte schon, dass das Leben nicht so nett sein würde. Überprüfen musste er es trotzdem.

Per Willenskraft hackte er sich in seinen Kopf ein, spulte zu besagter Perückenfundstrassenhöckelschausequenz zurück und ließ dann ablaufen. Als er zu der Stelle kam, an der er die Glatze der Frau sah, wünschte er Pause und Pause war. Gehirnhälfte 1 hielt nun dieses Bild fest. Um genau vergleichen zu können musste jedoch auch Gehirnhälfte 2 ran und Frau Höckel zwischen Türwurf und Türschnappen erschien mit Haar auf einer imaginären Leinwand gleich hinter seinen Augen. So detailgetreu, genau und scharf, dass er sogar die „echten“ Haarwurzeln sehen konnte. Bei Bild 1 fiel auf, dass auf der Glatze zarte Strichlein zu sehen waren. Als Josef das Bild noch genauer heranzoomte, erkannte er dass auf der Oberfläche keine Poren zu finden waren. Diese Merkmale einer normalen Haut fehlten.
Selbst Leberflecke, die ja gerne mal Kopfhaut bespringen, waren nicht ausmachbar. Diese Striche waren aus näherer Sicht schwarz und verteilten sich über den ganzen Kopf. So, als hätte eine Laune der Natur, Frau Höckel besprungen und es so arrangiert, das ihr die Haare unter der Kopfhaut wachsen.

Potzblitz, da kam ihm ein Gedanke, er schaltete sein Gehirn wieder auf Automatik und stand eine Minute später ein Stockwerk über seiner Wohnung und lauschte den von ihm erzeugten Klingeln.
Der Türspion verdunkelte sich, er lächelte gezwungen, drückte die Perücke hinter seinem rücken nervös zusammen und dann öffnete sich das Brett im Loch.

Ihre schwarzen Haare lagen auf ihren Schultern, wie betrunkene dünne Kenianer auf Rindfleischstücken. Die Haare waren echt. Das passte.

„Frau Höckel. Bitte entschuldigen Sie die erneute Störung, aber Ihnen ist eine braune Perücke vor zwei Stunden entwischt“.

Mit den letzten Worten legte er das Haarteil vor. Seine Hände dienten als Serviervorrichtung und zur Bekräftigung seiner Worte faltete er es zu seiner vollen Größe auseinander. Frau Höckel schien interessiert und eher belustigt als erleichtert. Sie schüttelte den Kopf, schloss für einen kurzen Moment die Augen und bewegte dann ihre vollen Lippen.

„Nun erkenne ich Sie wohl. Doch ist mir der Zweck Ihres Besuches völlig entgangen. Ich weiß oder kann ahnen, dass es sich irgendwie um diesen fetzen handeln muss, aber trotzdem weiß ich nicht, was Sie von mir wollen.“

Ihr Körper lehnte sich in den Türrahmen, die Arme trafen sich in Verschränkung, ein Fuß ging hinter das andere Bein und Josef stand da und befand, dass er sich nun selbst in eine Sackgasse hineinmanövriert hatte. Und dabei hatte er gedacht, dass es der Weg an durch die Nuss ist. Nun stand er da, mit diesem Fell in der Hand und stammelte:

„Sie haben doch nach draußen geschaut, als ich nach oben geschaut habe und da hab ich geschaut, dass sie eine Glatze haben“

Damit war das Gespräch beendet. Der Ärger in ihren Augen war echt und auch der Knall der entstand als sich das Loch von der Höckelwohnung schloss. Da stand er wieder und ihm war, als würden Splitter der Tür auf ihn zufliegen und in seinen Körper einschlitzen.
Entgegen seiner Moral tat er dann auf dem Weg zu seiner Wohnung so, als würde er das Haarteil verlieren. Auf Stufe drei von Etage drüber zu Etage drunter hatte es nun Anhaftung gefunden. Schnell machte er die Tür hinter sich zu, warf sich mit seinem Rücken gegen die aufmachbare Trennwand zum Hausflur und fühlte sein Herz schlagen.

Poch, poch, poch, poch.

Jeder Schlag war wie ein Stufenhüpfen der Perücke. Poch, hüpf, poch, hüpf, poch, hüpf.

Blitzschnell öffnete er spaltbreit, warf seinen Blick, wie eine Angel aber da kam keine Perücke auf seine Tür zugehüpft. Alles was mit dieser Sache zu tun hatte, wollte er schleunigst beseitigen. Das Blatt Papier zerknüllte und warf es aus dem noch offenen Fenster hinaus in eine Windböe.
Dann klingelte es. Vor Schreck wäre Josef fast aus dem Fenster gefallen.
Als er zitternd öffnete, sah er sich dem Nachbarn gegenüber, der unter ihm wohnte. Er schien völlig abgekämpft, schaute ungläubig auf seine Haare, dann auf die Perücke in seinen Händen und klingelte immer weiter.

„Bitte!?“

Der Nachbar antwortete nicht, aber hielt die Perücke über die Schwelle. Josef reagierte blitzschnell, schlug die Tür zu und gab sich selbst die Anweisung bloß in zwei Stunden nicht die Tür zu öffnen.

Nach vier Stunden saß er in der Küche, es hatte vor zwei Stunden tatsächlich geklingelt und natürlich hatte sich Josef an seinen eigenen Rat gehalten und nicht aufgemacht, da sah er aus den Augenwinkeln heraus, wie Frau Höckel am Fenster vorbeiflog.

 

Hallo Robert.

Teilweise konfus und ungelenk geschrieben. Was nicht heißen soll, dass nun die ganze Geschichte schlecht wäre.
Mir dünkt, wenn man die betroffenen Sätze einfacher gestalten und hier und da einen Satz streichen würde, transportiere sich der Inhalt lesbarer.
Die Idee ansich, ist witzig. Der Humor aber, wird von der teilweise ungelenken Sprache gebremst – würde aber aus dem Text springen, wenn man hier auf verschnörkelte Sätze, überflüssige Beischmuckwörter verzichten würde.
Aber das ist nur meine Meinung.

Textarbeit:

Vor etwaiger Zeit flog eine schuppige Perücke an einem Fenster vorbei. Das sie ver- und beschuppt war, erkannte Josef erst als er vom Küchentisch aufsprang, die Treppen hinunterlief und dann vom Bordstein das Bündel Fell klaubte. Es war ein wenig nass, schmiegte sich in seine beiden Hände und schickte einen Fluss Flüssigkeit seine Arme entlang.
Der erste Absatz ist leider völlig vermurkst.
= Vor etwaiger Zeit?
Das sagt gar nichts aus und könnte einfach gestrichen werden.
Besser:
Die Perücke flog an einem Fenster vorbei.
= Die Perücke flog an einem Fenster vorbei.
Was hat Josef damit zu tun? War es vielleicht sein Fenster, von dem hier die Rede ist? Falls ja, so sollte der Text dies deutlich machen.
= Bündel Fell?
Ja hat sich die Perücke in einen Hund verwandelt? Ich denke nicht. Also warum dieses falsche Wort? Ein Fell ist etwas ganz anderes, als Kopfhaare/Perücke.
= Es war ein wenig nass/schickte einen Fluss Flüssigkeit
Ein Fluss besteht also aus ein wenig Nässe? Das geht genau so wenig, wie ein „wenig“ nass. Entweder ist etwas nass oder nur feucht oder trocken. Hier sollte man sich entscheiden.
= schmiegte sich/schickte
Diese Perücke ist aber ganz schön aktiv. Scheint also doch ein „Bündel Fell“, ein lebendes und lebendiges Ding zu sein. Ein Alien?

An den Ellenbogen versickerte der Rinnsal in seinem Baumwollhemd. Dies machte die Arme unmerklich schwerer.
= Das Rinnsal, wenn dann schon. Das.
Und ein Rinnsal ist ein kleiner Bach und kein Fluss.
Wenn „dies“ die Arme unmerklich schwerer machte, was soll das Ganze dann?
Kann man doch streichen, enthält keine wichtigen Informationen. (Wie hält Josef eigentlich seine Arme? Ich frage nur wegen der Schwerkraft. Nach unten? Nach oben?)

Als er nach oben schaute, die eventuelle Flugbahn visuell nachzeichnete, traf er am Ende auf eine glänzende unbekannte Glatze. Das heißt, Moment, ihm fiel ein, er multiplizierte Haarteil aus seiner Hand mit gesehener Kopfhaut, setzte auch das Gesicht hinzu, dass dies nur Frau Höckel sein konnte.
= eventuelle Flugbahn? Es wird also angezweifelt, dass das Ding geflogen ist?
Besser wäre:
ungefähre Flugbahn/wahrscheinliche Flugbahn
= Das heißt, Moment, ihm fiel ein, er multiplizierte Haarteil aus seiner Hand mit gesehener Kopfhaut, setzte auch das Gesicht hinzu, dass dies nur Frau Höckel sein konnte.
Liest sich etwas holprig. Multiplizieren ist etwas anderes als addieren. In diesem Fall sollte er besser addieren.
Besser wäre:
Das heißt, Moment, er kombinierte: Haarteil plus Glatze plus Gesicht, gleich Frau Höckel.
(Der Name ist witzig.)

Darüber war nur Dach mit Schornstein, Wolken, Himmel und irgendwann Weltall.
= Und dahinter der Märchenwald und die sieben Berge?
Die Aufzählung ist doch ohne Belang. Streichen.

Alles sprach für die Vermutung, dass Frau Höckel eine Glatze und eine Perücke besaß und weil Josef, überspannt mit ehrlicher Haut auch noch auf einen deftigen Finderlohn hoffte, umschloss er die falschen Haare und bestieg die Treppen.
= Er hat doch schon weiter oben kombiniert, dass es nur Frau Höckel sein kann.
= überspannt mit ehrlicher Haut? Hat er denn genügend Bewegungsfreiheit darunter?
Das ist so ein Firlefanz, auf den der Text gut verzichten kann.
= umschloss die Haare
Ja womit denn?

Ganz aus der Puste, fast aus den rote Latschen kippend, klingelte er ein paar Mal gegen die kahle Wand, traf dann den Knopf, wartete, sah und schaute ins Gesicht einer kopfhandtuchtragenden Höckel.
= Ganz aus der Puste
Warum? Leidet er unter hohem Blutdruck? Ist Josef ein achtzigjähriger Mann?
Frau Höckel wohnt doch nur eine Etage über ihm. Die paar Stufen wird er doch wohl schaffen, ohne wie eine Lokomotive zu schnaufen.
= fast aus den roten Latschen kippend
Schönes, zwar bekanntes Wortspiel, aber in dieser Geschichte unpassend, weil die Hauptrolle in der Geschichte nicht das Aussehen von Josef spielt.
= klingelte gegen die kahle Wand
Wie vollbringt man dieses Kunststück?
= wartete, sah und schaute ins Gesicht einer…
Das Gesicht tauchte einfach so auf? Ging da nicht vielleicht vorher eine Tür auf?
= kopfhandtuchtragenden Höckel
Gibt es dann auch fußhandtuchtragende oder kleinerzehhandtuchtragende Menschen?
Bitte. Ein Handtuch ist ein Handtuch.
Muss dies alles in einem einzigen Satz stehen? Wie auch immer, der Satz gehört anders formuliert.

Hier mache ich erstmal eine Pause.
Falls es gewünscht wird, würde ich den restlichen Text auch noch bearbeiten.

Es grüßt
Alessa

 

Josef reichte die Haarkonstruktion luftraumtechnisch über die Schwelle vom Haupthausflur in den Wohnungsflur.
= Gibt es einen Grund, warum man für eine einfache Handlung, einer banalen Geste, solche Überwörter einbinden muss? Wieso luftraumtechnisch? Was soll der Haupthausflur? (Nebenhausflur und Unterkellerhauskammer?.)
Soll der Text nun humorvoll sein, oder in höheren Sphären schweben? Reicht es nicht zu schreiben: Er hielt ihr die Perücke vor die Brust?
Dann würde nachfolgender Satz nicht gar so peinlich sein.

So etwa in Richtung Rentnerbrust, die sich mit einem alten, löchrigen Frotteebademantel umhüllte.
= Rentnerbrust. Okay. Hier wollte die Information untergebracht werden, dass es sich bei Frau Höckel um eine Rentnerin handelt. Gut. An der Rentnerbrust mögen sich die Geschmäcker scheiden, aber – und jetzt kommt es: „die sich mit einem alten, löchrigen Frotteebademantel umhüllte.“ Wer? Die Rentnerbrust?
Satztechnisch gesehen bezieht sich das „die“ auf die arme Rentnerbrust. Und, das ist noch schlimmer, nur die Rentnerbrust umhüllte sich mit dem löchrigen Bademantel. Der Rest ist wohl rentnernackt. Hm?
Mein Vorschlag, der übrigens für die meisten kritisierten Sätze gilt: Einfache Sätze formulieren. Der Humor ergibt sich dann schon aus den Situationen.

Die Tür schlug zu, Josef zuckte zusammen und in dem winzigen Sekundenbruchteil zwischen Wurf und Türschnappen konnte er sehen, wie das Handtuch vom Kopf rutschte und echtes, nasses Naturhaar zum Vorschein kam. Auch registrierte er, dass das Haar in seinen Händen braun und ihres schwarz wie Sternzwischenraum war.
= winzigen Sekundenbruchteil
Dann gibt es wohl auch riesige Sekundenbruchteile?
Warum doppelt moppeln? Das Wort „Sekundenbruchteil“ impliziert beim Leser schon die richtige Vorstellung der Zeitspanne.
Abgesehen davon, halte ich es für unglaubwürdig, dass ein Handtuch so schnell vom Kopf herunter rutscht. Immerhin schneller als eine Sekunde vergeht.
= Naturhaar
Woher will Josef wissen, ob das ihr Naturhaar war? Schließlich sah er es doch nur in einem „winzigen Sekundenbruchteil“.

Schon bald jedoch spürte er, dass die Denknuss, die ihm das Leben, der Zufall, das Schicksal, Gott in den Schoß, den Kopf, das Gehirn geworfen hatte hier im Flur unknackbar war.
= die ihm das Leben, der Zufall, das Schicksal,…
Warum nicht auch gleich noch Schneewittchen, Dornröschen und Rosenrot aufzählen? Die können Denknüsse auch ziemlich gut werfen. Sie treffen dann den Fuß, das Knie, die Nase und manchmal auch das Ohr.
Man muss nicht alle Redewendungen die man kennt, in einem Text unterbringen.

Er nahm sie mit, öffnete seine Tür mit einem Fußtritt, setzte sich an seinen Schreibtisch, platzierte das Haarteil, nahm ein leeres, liniertes Blatt und schrieb:
= öffnete seine Tür mit einem Fußtritt
Hm. Amerikanische Tür? Oder handelt es hier um eine Tür, die schon daran gewöhnt ist, aufgetreten zu werden? Die sich quasi in ihr Schicksal ergeben hat und nur auf Fußtritte reagiert, anschließend wieder funktionstüchtig ist?
= platzierte das Haarteil
Ja wohin denn?
= leeres, liniertes Blatt
Warum so detailiert? Macht es einen Unterschied, wenn er nun ein kariertes Blatt genommen hätte?
Solche Schilderungen sind einfach unnötig, es sei denn, das leere, linierte Blatt ist wichtig für die Geschichte.

„Eine Perücke“
Er hielt kurz inne, sammelte alles in sich zusammen und fügte ein paar Begriffe hinzu:
= sammelte alles in sich zusammen
Uuii. Da hat er aber eine Menge Platz in seinem Körper.

„feucht, braun, Frau Höckel ohne und mit Haaren, Flugbahn“
= Der Unterschied zwischen nass und feucht, wurde oben schon einmal erwähnt.

All sein Wissen bezog sich auf irgendwelche Filme, in denen der Finger mit Speichel gereckt wurde.
= Wenn schon, dann: bezog er aus irgendwelchen Filmen
= der Finger mit Speichel gereckt wurde? Hier ist wohl gemeint:
der Zeigefinger wurde gestreckt

Also dass die Perücke wirklich über ihm abgesprungen, -geworfen oder –gefallen war.
= Ja natürlich. Perücken sind Weltmeister im Abspringen.
Der Satz ist äußerst unlesbar und falsch, wenn man den Gedankenstrich auflöst:
Also dass die Perücke wirklich über ihm abgesprungen war. /geht nicht
Also dass die Perücke wirklich über ihm abgeworfen war. /geht nicht
Also dass die Perücke wirklich über ihm abgefallen war. /geht auch nicht

Josef setzte sich zurück, nahm seinen Umsonstsparkassenkugelschreiber und machte hinter „Flugbahn“ ein kleines Häkchen. Es war ein zaghaftes, ungeschlossenes Dreieck das ihn nicht richtig befriedigte.
= Der Umsonstsparkassenkugelschreiber ist mal wieder Geschmackssache. Ich finde die Wortkonstruktion gar nicht mal schlecht, aber in diesem Wust an Schnörkelsätzen geht so ein originelles Wort einfach unter. Man ist nur noch froh, wenn man sich in die nächste Zeile hinüber retten kann. (Okay, das gilt natürlich nur für mich.)
= zaghaftes, ungeschlossenes Dreieck
Meine Güte, wie das Häkchen aussieht, ist doch nun wirklich wurscht, zumal die Beschreibung des Häkchens nicht wirklich lustig oder originell ist.

Als nächstes sprang ihm das Adjektiv „feucht“ in die Augen, er nahm das Haarteil in die Hände und presste die Restflüssigkeit auf den hellen Dielenboden.
= Feucht ist feucht und da ist einfach nicht genügend Flüssigkeit zum Auswringen vorhanden. Bei „nass“ sieht das schon wieder anders aus, aber das Thema hatten wir ja schon.

Nun stand die Frage im Raum, woher die Feuchte gekommen war.
= Wenn schon, dann müsste es „Feuchtigkeit“ heißen. Die Feuchte ließe eher andere Rückschlüsse zu, auf die ich nicht weiter eingehen möchte.

Natürlich fiel da zuerst Frau Höckel auf , die ja, so wie es aussah, frisch geduscht hatte.
= Frau Höckel die Feuchte. :D

Eine fixe Idee zur Überprüfung knickte seine Beine ein, beugte seinen Rücken, ließ den Kopf sinken und die Zuge herausschnellen.
= Jessesmariaundjosef. So eine Überprüfung hat es in sich. Knickt einfach Josefs Beine weg, beugt seinen Rücken, lässt seinen Kopf sinken und sorgt dafür, dass Josefs Zuge (Zunge, hm?) heraus schnellt.
Wie schon gesagt: Einfache Sätze heben Situationskomik hervor. Drummbudeldudelsätze verschleiern den Humor.

Die Pfütze schmeckte weder nach Seife, noch nach Mensch und schon gar nicht nach Shampoo.
= Josef spielt tatsächlich Hund und schlabbert in der Pfütze herum?
= Wie schmeckt Mensch? Hat Josef mit dieser Geschmacksrichtung Erfahrungen gemacht?

Der Lecktest bestätigte dies oder nicht oder doch oder nicht. Es war reines Wasser.
= Ja wenn der Autor das nicht weiß.
= Also reines Wasser. Hm. Josef ist bestimmt Angestellter bei einer Kläranlage.

Vielleicht ein wenig metallisch im Abgang, bitter auf der Zunge aber doch eindeutig normales Wasser.
= Ich denke, es handelt sich um reines Wasser? Nun doch metallisch und das noch im
Abgang? Und noch bitter? Bleibt aber „normales“ Wasser?
Das ist mir ehrlich gesagt zu Blabla. Die letzten Sätze sind doch Humbug.

Im Nachhinein war er froh, dass es kein gift oder Sekundenkleber gewesen war.
= Entschuldigung, aber diese Bemerkung ist einfach Schwachsinn. Das ist nicht lustig.
Wenn es sich um Sekundenkleber gehandelt hätte, hätte Josef das schon zu Anfang der Geschichte merken/fühlen müssen.

Ein zweites Häkchen sprang aufs Papier.
= Ei der Daus. Aus welcher Ecke ist es denn gesprungen?

Wenn er es ins Licht hielt, leuchteten die Härchen dunkelblond und im Schatten verwandelten sich die Farbe in ein kräftiges Braunschwarz. Es hatte keine bestimmte Farbstärke, sondern wandelte sich irgendwie direkt mit seiner Umgebung. Hielt er die Perücke nach Norden brannte ein rötliches Feuer darin. Westen brachte sogar einen Blauton.
= Eine magische Perücke sozusagen?

Wie konnte er sie einmal so und einmal so blicken?
= Weiß ich auch nicht, wie das augentechnisch vor sich gehen soll.
Man kann niemanden blicken, das geht einfach nicht. Josef wollte wohl sagen, dass er sie einmal so und einmal so gesehen hat.

Hatte er wirklich Höckel geschaut, als er an der Tür gestanden hatte?
= Kann er nicht. Nein.
Besser wäre: Hatte er wirklich Höckel gesehen,…

Doch Josef ahnte schon, dass das Leben nicht so nett sein würde.
= Ein gelungener Satz. (Das sage ich ohne Ironie, ich finde den Satz wirklich gut.)

Per Willenskraft hackte er sich in seinen Kopf ein, spulte zu besagter Perückenfundstrassenhöckelschausequenz zurück und ließ dann ablaufen.
= Wieder so ein Megasuperduperwort, Anmerkung siehe weiter oben.
= Aber was in aller Perücken Namen, ließ er da ablaufen? Fehlt da ein „sie“?

Als er zu der Stelle kam, an der er die Glatze der Frau sah, wünschte er Pause und Pause war.
= …, an der er die Glatze der Frau gesehen hatte,

Selbst Leberflecke, die ja gerne mal Kopfhaut bespringen, waren nicht ausmachbar.
= Soso. Sowas machen Leberflecke? Bin ich froh, dass ich bisher keine Bekanntschaft mit diesen Viechern gemacht habe.

Diese Striche waren aus näherer Sicht schwarz und verteilten sich über den ganzen Kopf. So, als hätte eine Laune der Natur, Frau Höckel besprungen und es so arrangiert, das ihr die Haare unter der Kopfhaut wachsen.
= Hier habe ich laut gelacht. Über die Laune der Natur, die Frau Höckel besprungen hat. Ich krieg mich nicht mehr ein. (Aufgrund der vielen unglücklich formulierten Sätze, erhält die Stilblüte den Humorzuschlag.)

Der Türspion verdunkelte sich, er lächelte gezwungen, drückte die Perücke hinter seinem rücken nervös zusammen und dann öffnete sich das Brett im Loch.
= Tippfehler: Rücken
= öffnete sich das Brett im Loch?
Welches Brett? Woher kommt das Loch?

Ihre schwarzen Haare lagen auf ihren Schultern, wie betrunkene dünne Kenianer auf Rindfleischstücken. Die Haare waren echt. Das passte.
= Was für ein schiefes Bild! Ich gebe zu: recht originell. Aber immer noch schrecklich schief. Wie in aller Welt passen denn Kenianer auf Rindfleischstücken? Entweder handelt es sich um kenianische Ameisen oder um ein Riesenrindviehstück.

„Nun erkenne ich Sie wohl. Doch ist mir der Zweck Ihres Besuches völlig entgangen. Ich weiß oder kann ahnen, dass es sich irgendwie um diesen fetzen handeln muss, aber trotzdem weiß ich nicht, was Sie von mir wollen.“
= Tippfehler: Fetzen

Damit war das Gespräch beendet. Der Ärger in ihren Augen war echt und auch der Knall der entstand, als sich das Loch von der Höckelwohnung schloss.
= Komma fehlt

Entgegen seiner Moral tat er dann auf dem Weg zu seiner Wohnung so, als würde er das Haarteil verlieren. Auf Stufe drei von Etage drüber zu Etage drunter hatte es nun Anhaftung gefunden.
= Anhaftung gefunden?
Wie gesagt, einfache Sätze…

Blitzschnell öffnete er spaltbreit, warf seinen Blick, wie eine Angel aber da kam keine Perücke auf seine Tür zugehüpft.
= was öffnete er spaltbreit?
= der Rest: wie gesagt, einfache Sätze…

Alles was mit dieser Sache zu tun hatte, wollte er schleunigst beseitigen. Das Blatt Papier zerknüllte und warf es aus dem noch offenen Fenster hinaus in eine Windböe.
= Das Papier zerknüllte wie von Geisterhand?

Dann klingelte es. Vor Schreck wäre Josef fast aus dem Fenster gefallen.
Als er zitternd öffnete, sah er sich dem Nachbarn gegenüber, der unter ihm wohnte. Er schien völlig abgekämpft, schaute ungläubig auf seine Haare, dann auf die Perücke in seinen Händen und klingelte immer weiter.
= Gute Idee, dass Josef nun dasselbe passiert, wie vorher Frau Höckel.

Nach vier Stunden saß er in der Küche, es hatte vor zwei Stunden tatsächlich geklingelt und natürlich hatte sich Josef an seinen eigenen Rat gehalten und nicht aufgemacht, da sah er aus den Augenwinkeln heraus, wie Frau Höckel am Fenster vorbeiflog.
= Das Ende verstehe ich nicht. Wieso fliegt nun Frau Höckel aus dem Fenster?


Robert, ich hoffe, dass einige Bemerkungen von mir, dir irgendwie weiter helfen konnten.

Freundliche Grüße


Alessa

 

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