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Die Geschichte einer Geschichte

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01.05.2002
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Die Geschichte einer Geschichte

Die Geschichte einer Geschichte

Es war einmal eine Geschichte, die lebte in einer Microsoft Textdatei. Viele sind der Meinung, dass so eine Geschichte ein relatives lockeres Leben führt. Dem ist jedoch nicht so. Man kann gar vom kompletten Gegenteil sprechen.

Unsere Geschichte zum Beispiel war geplagt von allerlei Ängsten. Da wäre zunächst mal die Frage nach der reinen Qualität: Bin ich gut genug? Welche Kritiken bekomme ich? Wo werde ich überhaupt veröffentlicht? Schulaufsatz, Privatarchiv, Buchveröffentlichung, Internet… Nie zu wissen wo man hin kommt war für unsere Geschichte – Freunde nannten sie auch Erzählung, Story oder Märchen – besonders schlimm, da sie Heimweh nach ihrem flauschigen Desktop haben würde. Neben Arbeitsplatz und Solitär vegetierte es sich eben am Besten. Auch ihre Mutter, das Microsoft Word Dokument, würde sie vermissen. Ihr Schreiber hatte die Angewohnheit häufig gebrauchte Dokumente nur auf dem Eingangsbildschirm zu platzieren, weshalb sich dort Dateien aller Abstammungen tummelten.

Überhaupt dieser Schreiber… die Beziehung zwischen ihm und seiner Geschichte lässt sich als eine Beziehung der Angst beschreiben. Sie musste ständig Korrigierungen fürchten, wahre Gemetzel mit der Tastatur. Teilweise wurden Dutzende Wörter mit einem Schlag verschluckt. Er hingegen projizierte Kreativstörungen, grammatikalische Aussetzer und anderen Ärger rund um seine Geschichte direkt auf dieselbe, was ihr wiederum das Gefühl gab, gehasst zu werden. Nur in ihrer Angst vor der Veröffentlichung, respektive den Kritiken, hatten beide ein gemeinsames Problem. Während der Autor jedoch den Hohn und Spott anderer Autoren fürchtete, musste sie die Traktionen besser bewerteter Geschichten fürchten. Er konnte sich zumindest einer anderen Geschichte verschreiben, sie würde im oft beschriebenen Daten-Nirvana enden und, vermutlich zu Recht, schon bald vergessen werden.

Doch sie hatte es in gewisser Weise auch besser als ihre Vorfahren. Diese mussten über Jahrhunderte hinweg auf Handbeschriebenen Pergamenten permanent hoffen, nicht im nächsten Moment zerknüllt zu werden. Ein Fehler, eine Minute der schlechten Laune seitens des Autors, und schon war man erledigt. Als die Schreibmaschinen in Mode kamen wurde es noch schlimmer: Der Perfektion verschrieben wurden teilweise noch so gute Ansätze aus dem Gerät gerissen, zerknüllt und weggeworfen, nur weil sich ein Rechtschreibefehler eingeschlichen hatte.

Mit derlei Problemen musste sich unsere Geschichte immerhin nicht herumplagen, wenngleich es auch schon vorgekommen war, dass sie ihr Schreiber reumütig aus dem Papierkorb gezogen hat. Dies jedoch, ohne seiner Geschichte eine Falt zugefügt haben.

Nun begab es sich, dass der Autor allmählich zum Ende seiner Geschichte kam. Beide wurden zusehends aufgeregt, wussten sie doch, dass sich der Moment der Veröffentlichung mit Riesenschritten näherte. Ein letztes Mal Probe gelesen, die letzten Korrekturen vorgenommen, und los ging die Reise auf ins endlose Datengewirr des Internets. Unsere Geschichte wusste, dass auf sie eine Veröffentlichung im Internet zu kommen würde, bald darauf wurde auch klar wo genau dies stattfinden würde: www.kleine-maerchen.de, eine Seite, von der ihr andere Geschichten bereits erzählt hatten.

Wie aber wird sie sich in der freien Wildbahn zurecht finden, ihren natürlichen Feinden - Viren, Kritikern, dem "Bearbeitungsbutton" - zurecht finden?Fortsetzung folgt im nächsten Beitrag.

 

Hallo HoEyo

Eine Geschicht über das Leben einer Geschichte an sich. Sozusagen ein Text bestehend aus reinem Selbstzweck. :dozey:
Weiß nicht, ob die Idee so bahnbrechend ist, aber ich habs immerhin mit Interesse verfolgt, diese kleine Charakterisierung (denn ein wirkliches zeitlich vorangehendes Geschehen gab es ja höchstens stellenweise).

Noch zwei Stellen die mir aufgefallen sind:

Geschichte eine Falt zugefügt haben
erweiterter Infinitiv mit zu -> "zu haben"
Wie aber wird sie sich in der freien Wildbahn zurecht finden, ihren natürlichen Feinden - Viren, Kritikern, dem "Bearbeitungsbutton" - zurecht finden?
das zweite "zurecht finden" sollte wohl ein "wehrlos ausgesetzt" oä sein.

Also wie gesagt: Ich fands nicht schlecht für diese Uhrzeit :)


mfg Hagen

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich finde den Text sprachlich und stilistisch sehr schwach - vor allem die pseudo-Märchen-Erzählweise wirkt gezwungen und dramaturgisch langweilig. Die Idee ist banal (auf ähnliche Weise kann man über jeden beliebigen Gegenstand berichten) und die Personifizierung, wie Lukas bereits sagte, nicht konsequent umgesetzt - da hätte man vielleicht noch mehr rausholen können.
Ich weiß nicht, was der Text soll. Soll er einen Aha-Effekt haben? Aha, Neben Word ist Solitär das gebräuchlichste Windows-Programm. Aha, Fehler müssen verbessert werden und Papier wird zerknüllt und eine Datei halt gelöscht ... das ist doch nicht wirklich bemerkenswert oder überraschend. Und daher langweilig. Einzig die Perspektive ist ungewöhnlich - aber so ungewöhnlich auch wieder nicht, und wenn eine ungewöhnliche Perspektive keine neuen Erkenntnisse bringt, wozu sollte man sie dann anwenden?

Du hast die Entstehung einer Geschichte beschrieben, aber ohne Tiefgang, da Du den mentalen Vorgang völlig außen vor lässt, obwohl er der wesentliche ist und viel wichtiger als die Frage, ob man eine Delete-Taste drückt oder Word oder Notepad verwendet. Genaugenommen ist es für eine Geschichte sogar völlig unwichtig, wie sie rein technisch festgehalten wird. Das ist noch trivialer als einen Tisch aus der Perspektive eines Staubkorns oder eine Lampe aus Perspektive einer Stubenfliege zu beschreiben.

Fazit: sprachlich und inhaltlich schwach.

Uwe
:cool:

PS: Habe den klickbaren Link weggemacht, da er eh ins Leere führt.
PPS: Der letzte Satz sollte entfernt werden, da Fortsetzungsgeschichten unerlaubt sind und eine Fortsetzung hier auch keinen Sinn macht.

 

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