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Die Rückkehr

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17.08.2004
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Die Rückkehr

Der Regen fiel in dicken, schweren Tropfen auf das Land und verwandelte es in eine große, schlammige Pfütze. Die Sonne war schon lange hinter grauen Wolken verschwunden, und die Nacht brach über Silberbach herein.
Hamfast, Schankwirt und Besitzer des „Goldenen Bullen“ stand hinter seinem Thresen und füllte einige Humpen mit frischen, starken Met. Er stellte sie auf ein hölzernes Tablett und ging zu dem einzigen Tisch, der an diesem verregneten Abend noch besetzt war.
„Hamfast, ich bin froh, dass du wieder unser heimisches Gebräu ausschenkst. Dieses Teufelszeug aus Mascarell war doch nicht mal zum Wegschütten gut genug“, sagte Bergot, ein Bauer aus Silberbach. Die anderen am Tisch lachten, hoben ihre Pötte und stießen auf das Wohl Hamfasts an.
Während sie sich noch in allerhand weiteren Späßen ergingen, klopfte es plötzlich an die Tür. Sie schwang auf und ein kräftiger, junger Mann trat herein. Regen wurde vom kalten Nachtwind in das Stube getrieben. Ruhe kehrte unter ihnen ein und sie blickten erschrocken und ehrfürchtig auf die massige Gestalt. Er trug einen Brustpanzer, feste, grobe Schuhe und einen dunklen, langen Umhang. Ein großes Schwert hing in einer Scheide an seinem Gürtel.
Hamfast fand als Erster seine Stimme wieder: „Entweder Ihr kommt herein, Fremdling und macht die Tür hinter Euch zu - oder Ihr verschwindet schnell wieder.“
„Die Gastfreundschaft hat doch merklich nachgelassen, seit ich zuletzt hier war. Meister Hamfast ist doch eher bekannt wegen seines hervorragenden Mets, als für seine scharfe Zunge.“
Hamfast stutze. „Herr Thorbald?“, fragte er ungläubig, legte den Kopf schief und blickte ihn genauer an. Seine Augen wurden groß, als er ihn erkannte. „Ihr seid es wirklich. Dass ich Euch wiedersehe! Kommt doch rein. Kommt!“ Er eilte auf Thorbald zu, ergriff dessen Hand und schüttelte sie eifrig.
„Na, wenn das nicht der wunderlichste Tag des Jahres ist“, sagte Bergot, schüttelte den Kopf und schlug mit der Faust auf den hölzernen Tisch. „Setzt Euch zu uns und lasst Euch einen Humpen geben. Zuerst wollen wir anstoßen und dann müsst Ihr erzählen, wie es Euch ergangen ist!“ Bergot erhob sich und zog vom Nachbartisch einen Stuhl heran.
Theobald hob die Hand. „Ich danke Euch für das Angebot, aber ich bin müde von der langen Strecke und muss mich ausruhen. Ich bin seit heute Morgen ohne Pause gewandert.“ Er wandte sich an Hamfast: „Ich hoffe, Ihr habt noch ein Lager für einen müden Krieger bereit?“
Hamfast lachte und schlug Theobald auf die Schulter. „Für Euch räum' ich mein bestes Zimmer frei!“
„Dann wirst du deinen Esel wohl aus dem Stall schicken müssen“, sagte Bergot und die restlichen Gäste lachten schallend.
„Nicht, so lange er noch einen Humpen bestellt“, entgegnete Hamfast und blickte Bergot an. „Ich zeige Euch das Zimmer, kommt.“ Theobald folgte ihm durch eine schmale Tür auf der anderen Seite des Gastzimmers.

Thorbald schloss die Tür hinter sich und legte seinen Umhang über einen Stuhl. Er fror und hatte Hunger. Er wünschte sich, dass er sich doch zu ihnen gesellt hätte, aber in seinem tiefsten Inneren verspürte er Abscheu und Widerwillen gegen die Menschen, die ihn so freudig empfangen hatten. Auf seiner Wanderung hierher hatte er oft daran gedacht, wie schön es früher in Silberbach gewesen war und, dass er hier die Schrecken endlich hinter sich lassen könnte.
Er ging zu seinem Lager, einem einfachen Holzgestell, dass mit Stroh und einer groben Decke ausgestattet war, und legte sich hin. Er blickte zur Decke und dachte nach, als es an der Tür klopfte und Hamfast seinen Kopf hereinstreckte.
„Solltet Ihr noch etwas brauchen, dann scheut Euch nicht, nach mir zu rufen.“
Thorbald hob den Kopf ein wenig an, lächelte und nickte.
„Es tut gut Euch hier wieder zu sehen. Wir alle freuen uns sehr.“ Hamfasts Kopf verschwand wieder hinter der Tür, die leise ins Schloss fiel.

Die Sonne brannte auf den goldenen Sand herab und ließ die Luft erzittern. Theobald blickte in den weißen, wolkenlosen Himmel. Schweißperlen rannen ihm die Stirn hinab. Es war kein Laut zu hören. Ein Schatten legte sich über seine Augen. Er richtete sich auf und blickte in die endlose Wüste. Der Schatten war verschwunden, aber er konnte leisen Lärm vernehmen; irgendwo hinter ihm schlugen Schwerter gegeneinander und Menschen schrieen. Er wollte sich umdrehen, um zu sehen, woher der Lärm kam, doch seine Arme versanken langsam im Sand. Er blickte hinab und sah, wie dunkles Blut aus dem Sand quoll, just an jenen Stellen, die seine Arme verschlucken wollten. Er öffnete den Mund, um zu schreien, aber kein Laut drang hervor. Er zog und zerrte an seinen Armen, und schließlich konnte er sich befreien. Ein schmatzendes Geräusch erklang, als er sie aus dem blutigen Sand zog.
Der Lärm, den er anfangs nur schwach hinter sich gehört hatte, war näher gekommen. Plötzlich wirbelte ein Trichter aus Sand nach oben und umfasste ihn. Schützend hielt er sich die Hände vor die Augen und duckte sich. Der Sand nahm die Gestalt eines dunklen Verlieses an und Thorbald nahm die Hände vom Gesicht. Zwischen den Lücken im Gemäuer drangen Gesichter hervor, vom Kriege entstellt und zerfressen von Maden. Thorbald trat zurück und wollte die Hände wieder über die Augen legen, um die Geister, die ihn heimsuchten, zu vertreiben. Doch seine Hände hielten Schwerter, mit ledernen Bändern an den Armen befestigt, von denen grellrotes Blut troff. Die Gesichter in den Wänden rissen ihre Mäuler auf und schrieen kreischend. „Nimm mein Blut! Nimm mein Fleisch“ krächzten sie und Thorbald fürchtete, seine Ohren würden zerreißen. Plötzlich schossen Hände aus den Mauern hervor, die Steine zerbarsten und Splitter regneten auf ihn herab.
„So erwacht doch, Herr! Ihr träumt!“
Thorbald schrie immer noch, als Hamfast ihn in die Wirklichkeit zurückholte.
Er fuhr aus dem Schlaf hoch und instinktiv packte er den Arm des Wirts. Er sprang aus dem Bett, bog ihn nach hinten, und zog mit der anderen Hand einen spitzen Dolch aus seinem Stiefel. Keuchend drückte er ihn an Hamfasts Kehle.
„Was-“ stöhnte der Wirt und versuchte sich aus dem Griff Theobalds zu befreien. Nach ein paar Sekunden realisierte dieser, wo er war und ließ den Dolch fallen. Er sackte nach hinten und fiel auf den Boden.
„Es – es tut mir leid, Meister Hamfast. Ich weiss nicht, was über mich gekommen ist. Alles war – war so real.“
Hamfast nahm auf dem Lager Platz und rieb seinen linken Arm. „Es ist ja nichts passiert – na ja, nichts schlimmes zumindest. Ihr hattet einen üblen Traum, ich hörte Euch nebenan schreien. Da habe ich nur nach dem Rechten sehen wollen. Ich konnte ja nicht ahnen, was mich hier erwartet.“ Ein Lächeln flog über das Gesicht des Wirts. Theobald erwiderte sein Lächeln, doch innerlich hatte er Angst.
„Wie lange habe ich denn geschlafen?“ fragte er den Wirt.
„Ziemlich lange, es geht schon auf Mittag zu. Ihr solltet Euch stärken und ein wenig durch Silberbach gehen. Vieles hat sich verändert hier, doch meist zum Guten."
Der Wirt stand auf und ging zur Tür. Als er an Theobald vorbeikam zögerte er einen kurzen Moment und legte dann die Hand kurz auf seine Schulter. Dann verließ er das Zimmer.
Theobald trat ins Freie. In tiefen Zügen sog er die frische Luft ein und schloß für einen Moment die Augen. Die Sonne schien warm auf sein Gesicht, vom gestrigen kalten Regen waren nur noch ein paar wenige Pfützen übrig geblieben. Da hörte er Lärm hinter sich auf der Straße. Er drehte sich um und sah zwei Kinder auf ihn zu kommen. Sie trugen Holzschwerter und riefen sich allerhand grobe Dinge zu.
„Ich werde dich der Länge nach aufschlitzen, du widerlicher Ork!“ rief ein blonder Junge von höchstens sechs Jahren. „Niemals!“ erwiderte sein Gegenüber, ein kräftiger, dunkelhäutiger Bauernsohn, und schon prallten die hölzernen Waffen aufeinander. Sie fochten ungeschickt miteinander während ihnen Theobald zusah.
Nach einigen Attacken und Paraden bemerkten sie ihn und hielten inne. Freude strahlte aus ihren Augen, als sie ihn erkannten, und schon rannten sie auf ihn zu.
„Du bist doch der Held, von dem alle reden, nicht wahr?“ fragte der Blonde. Er lief geschwinden Schrittes um Theobald herum und betrachtete ihn von allen Seiten. „Wieviele Orks hast du erschlagen? Es waren bestimmt eine Million!“
Theobald lachte und fuhr dem blonden Jungen durchs Haar. „Wie heisst ihr beiden denn?“
„Ich bin Wulfred,“ sagte er. „Das dort ist Farwet.“
„Ich bin ein großartiger Kämpfer. Ich erlege ein Dutzend Goblins mit verbundenen Augen!“ pflichtete Farwet bei. „Wenn ich dann so groß bin wie du, dann werde ich auch so tapfer sein! Ich werde ein berühmter Gladiator werden und mit Wulfred in den Krieg ziehen!“ Während er dies stolz bekundete, focht er weiter mit seinem kleinen Schwert gegen unsichtbare Gegner.
Das Lachen verschwand mit einem Schlag von Theobalds Gesicht und er packte den dunkelhäutigen Jungen am Arm. „Tu das ja nicht, hörst dum Farwet!“, rief er in einem zornigeren Tonfall, als er es eigentlich wollte. „Ihr beide werdet das nicht tun, verstanden! Geht zur Schule und lernt soviel ihr nur könnt, und hofft, dass ihr nie in den Krieg ziehen müsst!“
Erschrocken blickte ihn der Junge an und seine Augen wurden feucht. Theobald lockerte seinen Griff und merkte dabei erst, wie fest er den Jungen gehalten hatte. Dieser riss sich los und trat einige Schritte zurück. Tränen liefen ihm über die Wangen. Er machte kehrt und rannte davon. Der blonde Junge blickte ihm nach.
„Hast du das ernst gemeint? Warum sollen wir nicht kämpfen dürfen?“ Seine Stimme schwankte. „Du bist doch ein Held!“
„Nein, bin ich nicht!“ fuhr Theobald ihn an. „Geh nach Hause. Geh.“ Theobald wandte sich ab und der kleine Junge lief davon.

Theobald ging mit langsamen Schritten die Straße entlang. Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen und in den Griff zu bekommen. Seit einer Woche war er nun wieder in seiner alten Heimat, doch immer noch wollte sich kein befreiendes Gefühl in ihm einstellen. Die Alpträume waren fast jede Nacht gekommen. Er wusste nicht, ob er immer noch schrie, und Hamfast schien es nicht mehr zu wagen, ihn aus dem Schlafe zu reißen.
Als er am „Goldenen Bullen“ vorbeikam, trat dewr Wirt gerade aus der Tür. „Hier seid Ihr!“ rief er und legte Theobald eine Hand auf die Schulter. „Kommt mit, ich habe eine Überraschung für Euch.“
Thorbald ließ sich ein widerwillig mitziehen, bereits ahnend, was ihn erwarten würde. Und er hatte Recht. In dem Wirtshaus saßen einige Dutzend Männer, Frauen und Kinder, die scheinbar nur auf ihn gewartet hatten, denn sie jubelten los, als er den Raum betrat. Theobald spürte eine unangenehme Röte in sich aufsteigen.
„Ich habe all Eure Bekannten, Verwandten und Freunde zusammen getrommelt, um Euch doch noch einmal offiziell herzlich in Silberbach willkommen zu heißen. Den Einen oder Anderen habt Ihr sicher schon getroffen, aber vielleicht macht es Euch die Rückkehr noch ein wenig leichter, wenn wir ein paar Stunden gemütlich zusammen sitzen.“
„Leichter werden vor allem unsere Goldsäcke, wenn wir deinen Met trinken“, rief es aus den hinteren Reihen nach vorne und ein allgemeines Gelächter brach los.
„Ein Wirt muss es eben verstehen, das Wichtige auch mit dem Nützlichen zu verbinden,“ lachte Hamfast und klopfte Theobald auf die Schulter. „Und nun setzt Euch zu uns und erzähle und von den Abenteuern, die Ihr auf Euer Fahrt erlebt habt. Ich hoffe, Ihr habt Silberbach würdig im Kampf vertreten.“
Theobald nahm Platz blickte sichtlich gequält zu Boden. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Der Krieg war nichts, über das man gemütlich bei einem Humpen Bier plaudern sollte.
„So eine Schlacht ist doch das richtige Metier für einen Jungen, um ein Mann zu werden“, sagte Bunthal, ein dicker, schwerfälliger Bauer, und einige andere pflichteten ihm lautstark bei.
„Ich weiss nicht, was ich Euch erzählen soll. Wir haben in Khorad-Nûr gegen die Orks und Goblins gekämpft. Letztlich haben wir gesiegt und ich bin zurück gekehrt.“ Theobald blickte zur Tür hinüber und wünschte sich, sie würden ihn endlich zufrieden und gehen lassen.
Ein kleiner Junge drängte sich durch die stehenden Männer und blickte Theobald mit großen Augen an. Es war Wulfred. „Was du letztens auf der Straße gesagt hast – das war ein Spaß, nicht? Ich wünschte, ich könnte auch in den Krieg ziehen. Sagst du mir, wie der Krieg ist?“ Gespannt blickte er ihn an.

„Was glaubt Ihr denn, wie der Krieg ist?“ rief Theobald und sprang von seinem Platz auf. Wulfred schrak zurück und stolperte gegen einen, hinter ihm stehenden, Bauern.
„Nichts von diesen Heldentaten mehr! Ich kann es nicht mehr hören! Ich bin kein Held und ich will es auch nicht sein. Ich habe Dinge gesehen, die Ihr euch nicht im Traum vorstellen könnt. Wollt ihr hören, wie es wirklich war? Ich soll euch lehren, was Krieg ist? Was es heißt, tagelang durch die Wüste zu marschieren und zu wissen, dass man nicht genug Wasser dabei hat, um alle lebend nach Khorad-Nûr zu bringen? Männer, Freunde, die ich seit Jahren kannte und schätzte, sind neben mir verreckt. Sie sind, getrieben von unbändigen Durst, wahnsinnig geworden. Sie haben sich, in Krämpfen windend, im Sand gewälzt. Sie haben sich für einen Tropfen Wasser niedergemetzelt. Die meisten von uns sind nicht bis nach Khorad-Nûr gekommen. Sowas nennt ihr dann Heldentod, nicht wahr? Sowas nennt Ihr Ehre!“ Seine Stimme schwoll zu einem zerfetztem Schreien an.
„Ihr wisst nicht, wie es ist, kaum fünfzehnjährige Knaben auf dem Schlachtfeld liegen zu sehen, wie sie ihre Innereien festhalten, damit sie nicht herausquellen.“ Er sah zu einer Frau, die erschrocken und verängstigt nahe bei ihm saß. Sie hielt ihren Jungen im Arm. „Soll Euer Sohn so sein Leben lassen? Im Kampf um Ehre im Sand alleine verbluten? Sollen sie vergiftete Wunden davontragen, von denen der Wundbrand Ihnen schwarze Löcher ins Fleisch reißt“ Die Frau zuckte unter den heftigen Worten Theobalds zusammen. „Sterben im Glauben an eine gute Sache, das wollt ihr. Aber es ist kein Sterben, es ist ein langsames Verrecken!“
„Aber Herr Theobald“, sagte Hamfast, stand auf und hob beschwichtigend die Hände. „So beruhigt Euch doch. Ich glaube, es war zuviel für Euch. Die Rückkehr und alles. Ich meine, wir -“
„Ich kann mich nicht beruhigen!“ schrie Theobald. Er ergriff den Stuhl, auf dem er gesessen hatte und schleuderte ihn quer durch das Wirtshaus. Die Männer duckten sich, er prallte gegen die Wand und die Lehne brach entzwei . „Ich kann mich nicht beruhigen. Ihr feiert mich wie einen Helden! Aber ich bin kein Held. Ich habe mehr Menschen, Orks und Goblins umgebracht, als ihr in eurem Leben je zu Gesicht bekommen habt. Ich habe sie erstochen, aufgespießt und mit meinen Händen erwürgt. Ich habe Kinder und Frauen gleichermaßen abgeschlachtet, wie Vieh auf der Weide!“
Theobald atmete schwer und blickte sich im Wirthaus um. Keiner der Gäste wagte es, auch nur das leiseste Geräusch von sich zu geben. Schweißperlen rollten seine Stirn hinab und sammelten sich Kinn. Leise sprach er weiter.
„Ihr wisst nicht, was Krieg ist. Ihr seht nicht das Leid, die Qual und den Tod. Ihr seht nur die Taten von großen Männern, die das unverschämte Glück haben, diese Tortur zu überleben. Ihr feiert die Siege nur, ihr erringt sie nicht. Ihr wisst nicht, wie der Krieg ist.“
Theobald durchquerte langsam das Wirtshaus. Immernoch wagte keiner zu sprechen. Ängstlich traten diejenigen zurück, die Theobald im Weg standen, der nun zielstrebig auf die Tür zuging. Leise öffnete er die schwere Eichentür, trat ins Freie und zog sie hinter sich zu.
Lange Zeit noch saßen die Bewohner im „Goldenen Bullen“, unfähig zu verstehen. Keiner konnte das Schweigen brechen, dass Theobald hinterlassen hatte.

 

Hallo Malachy,

bevor irgendetwas anderes passiert, erst einmal Textkram:

Dieses Teufelszeug aus Mascarell war doch nicht mal zum Wegschütten gut genug.“ sagte Bergot
Hier kommt der Punkt weg, dafür steht hinter den " ein Komma

„Herr Thorbald?“, fragte er ungläubig,

Ich bin seit heute Morgen ohne Pause gewandert

„Dann wirst du deinen Esel wohl aus dem Stall schicken müssen“, sagte Bergot
Das Komma hinter die "s

„Nicht, so lange er noch einen Humpen bestellt“, entgegnete Hamfast und blickte Bergot an

Er wünschte sich, dass er doch dem Met zugesprochen hätte, aber in seinem tiefsten Inneren verspürte er Abscheu und Widerwillen gegen die Menschen, die ihn so freudig empfangen hatten
Ich kenne die Redewendung zwar, aber sie wirkt hier trotzdem ziemlich holprig. Vielleicht besser "Met getrunken"?

Auf seiner Wanderung hierher hatte er oft daran gedacht, wie schön es früher in Silberbach gewesen war und dass er hier die Schrecken endlich hinter sich lassen könnte.
Ich würde rein gefühlsmäßig zwei Kommas rund um das und setzen.

Er ging zu seinem Lager, einem einfachen Holzgestell, dass mit Stroh und einer groben Decke ausgestattet war, und legte sich hin

Er wollte sich umdrehen, doch seine Arme versanken langsam im Sand. Er blickte hinab und sah, wie dunkles Blut aus dem Sand quoll, just an jenen Stellen, die seine Arme verschlucken wollten.
Hier verstehe ich nicht ganz, wie du von "umdrehen" auf "Arme versinken im Sand" kommst. Ich geh mal davon aus, dass der Prot ein Mensch ist und die Arme von daher nicht irgendwo an den Füßen hat... ;)

Er öffnete den Mund, um zu schreien, aber kein Laut drang hervor
Würde hier ein Flusskomma hinsetzen - muss nicht, aber beim Lesen würde ich an dieser Stelle die Stimme heben.

Er zog und zerrte an seinen Armen und schließlich konnte er sich befreien
Würde hier ob des besseren Textflusses ein Komma vor und setzen, sonst liest der Satz sich unschön.

Es gab ein schmatzendes Geräusch, als er sie aus dem blutigen Sand zog.
"es gab" finde ich nicht schön, vielleicht findest du da eine schönere Formulierung?

Der Sand nahm die Gestalt eines dunklen Verlieses an und Thorbald nahm die Hände vom Gesicht..
Ein Punkt reicht aus

Der Wirbel war verschwunden und der Sand schwarzen Steinen gewichen.
Hast du im ersten Satz schon drin, wirkt daher wie eine Wortwiederholung bzw. Sinndopplung.

Thorbald trat zurück und wollte die Hände wieder über die Augen legen, um die Geister, die ihn heimsuchten, zu vertreiben

Doch seine Hände hielten Schwerter, mit ledernen Bändern an den Armen befestigt, von denen grellrotes Blut troff. Fetzen von Haut hingen noch daran
Schwerter sind normalerweise scharf und Haut hat eine Neigung dazu, direkt auf dem Fleisch zu sitzen. Dass also Hautfetzen von einem Schwert hängen, ist ebenso theatralisch wie unrealistisch ;)

Thorbald schrie immer noch, als Hamfast ihn in die Wirklichkeit zurückholte. Er schüttelte ihn kräftig an seinen Schultern.
Wirkt, als würde er den Wirt schütteln

Thorbald schrie immer noch, als Hamfast ihn in die Wirklichkeit zurückholte. Er schüttelte ihn kräftig an seinen Schultern.
Dopplung zum Satz darüber, die Namen stehen da schon

Einige Stunden, es ist schon beinahe Mittag.
Ich gehe mal davon aus, dass es noch nicht allzu spät gewesen sein wird, wenn die Taverne am Abend, als Theobald angekommen ist, noch voller Leute war. Von daher ist "einige" Stunden falsch gewählt

Wahrscheinlich müsst Ihr Euch nur wieder in die gewohnte Umgebung einfügen
Würde ich ersatzlos streichen. Das wirkt konstruiert.

Als er an Theobald vorbeikam, zögerte er einen kurzen Moment und legte dann die Hand kurz auf seine Schulter. Dann verließ er das Zimmer.

Ich werde dich der Länge nach aufschlitzen, du widerlicher Ork!", rief

erwiderte sein Gegenüber, ein kräftiger, dunkelhäutiger Bauernsohn, und schon prallten die hölzernen Waffen aufeinander.

Sie fochten ungeschickt miteinander, während ihnen Theobald zusah.
Würde besser "Während Theobald ihnen zusah" schreiben

Freude strahlte aus ihren Augen, als sie ihn erkannten, und schon rannten sie auf ihn zu.

Tu das ja nicht, hörst du, Farwet!“, rief er
Anreden werden durch Kommata abgetrennt, Malachy

Hast du das ernst gemeint

r versuchte, seine Gedanken zu ordnen und in den Griff zu bekommen.

Er wusste nicht, ob er immer noch schrie, und Hamfast schien es nicht mehr zu wagen, ihn aus dem Schlafe zu reißen.

Als er am „Goldenen Bullen“ vorbeikam, trat dewr Wirt gerade aus der Tür.

Den einen oder anderen habt Ihr sicher schon getroffen
die beiden Worte werden immer klein geschrieben, warum, weiß ich auch nicht. Meine Deutschlehrerin sagt das.

Und nun setzt Euch zu uns und erzähle und von den Abenteuern, die du auf deiner Fahrt erlebt hast
Hier has du einen plötzlichen Anredenwechsel drin, den solltest du rausmachen.

sagte Bunthal, ein dicker, schwerfälliger Bauer, und einige andere pflichteten ihm lautstark bei.
Der Nebensatz beschreibt etwas näher, ist daher attributisierend. Er wird durch Kommata ausgegrenzt - wenn du den Satz laut liest, dann wird dir das auch auffallen.

Wir kämpften in Khorad-Nûr gegen die Orks und Goblins. Wir siegten letztlich und ich kehrte zurück.
Solltest du alles unbedingt ins Plusquamperfekt setzen, weil die Handlung in jedem der Fälle abgeschlossen ist: haben gekämpft, haben gesiegt, sind zurückgekehrt.

Was du letztens auf der Straße gesagt hast – das war ein Spaß, nicht?

Ich wünschte, ich könnte auch in den Krieg ziehen.

Wulfred schrak zurück und stolperte gegen einen, hinter ihm stehenden Bauern.
Entweder das Komma raus oder nach "stehenden" noch eins

Was es heißt, tagelang durch die Wüste zu marschieren und zu wissen, dass man nicht genug Wasser dabei hat, um alle lebend nach Khorad-Nûr zu bringen?

Sie haben sich gegenseitig für einen Tropfen Wasser niedergemetzelt.

Die meisten von uns sind nicht mal bis nach Khorad-Nûr gekommen
hier würde ich "nicht einmal" schreiben, das ist aber Geschmackssache

Soll Ihr Sohn so sein Leben lassen?
besser Euer Sohn

ch habe mehr Menschen, Orks und Goblins umgebracht, als ihr in eurem Leben je zu Gesicht bekommen habt.

Keiner konnte das Schweigen brechen, dass Theobald hinterlassen hatte.

Tja - ich finde deinen Text wirklich gut geschrieben, beim letzten Satz ist mir eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen. Aber ich finde das Verhalten deines Helden eine Spur zu unüberlegt, gerade an der Stelle, wo er so unbeherrscht die Kinder anschreit - er versucht es ja nicht einmal. Daran würde ich arbeiten - macht es ihm wirklich Spaß, Leute zu verscheuchen, indem er sie anschreit?

Aber ansonsten - gern gelesen!

gruß
vita
:bounce:

 

vita schrieb:
Tja - ich finde deinen Text wirklich gut geschrieben, beim letzten Satz ist mir eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen. Aber ich finde das Verhalten deines Helden eine Spur zu unüberlegt, gerade an der Stelle, wo er so unbeherrscht die Kinder anschreit - er versucht es ja nicht einmal. Daran würde ich arbeiten - macht es ihm wirklich Spaß, Leute zu verscheuchen, indem er sie anschreit?

Hallo Malachy

mir hat deine Story auch sehr gut gefallen. Ich denke, du hast das Trauma eines Kriegsveteranen ganz gut rübergebracht.

@vita, es macht dem Prot bestimmt nicht Spass die Leute zu verscheuchen. Mein Großvater ist immer ausgewichen, wenn ich ihn auf den Krieg angesprochen hab, aber das war schon ein paar Jahrzehnte nach '45.
Ich weis nicht, wie er kurz nach seiner Rückkehr reagiert hat, aber ich kann mir gut vorstellen, das er auch schneller aus der Haut gefahren ist, als er wollte.

Gruß
Shinji

 

@ Vita:

Vielen, vielen Dank für deine Korrekturen und Anmerkungen. Ich traue mich ja kaum zu sagen, dass ich Germanistik studiere :)

Das chaotische, unüberlegte Handeln des Protagonisten (besonders bei der Begegnung mit den Kinder) ist absichtlich so angelegt, da er es nicht schafft seine Gedanken bzw. seine Gefühle in den Griff zu bekommen.
Es geht nicht darum, die Leute zu verscheuen oder einzuschüchtern - sondern er sich nicht unter Kontrolle, da die Schrecken des Krieges in innerlich zerstört haben - da hat er sicher keinen Spass daran. Er flippt eben aus, wenn schon kleine Jungen daran denken, dass der Krieg etwas Tolles ist, was man erlebt haben muss.

 

Hallo Malachy!

Eine schöne Geschicht, gut rübergebracht.

Allerdings war das Ende für mich schon relativ bald ersichtlich, denn was du hier benutzt ist halt doch ein eher klassisches Motiv im Sinne von ihr-wisst-doch-nicht-was-Krieg-ist, welches mir bei Borchert, Hemingway u.ä. schon des öfteren begegnet und somit nicht neu ist.

Nichtsdestotrotz ist Thorbald natürlich sehr schön dargestellt, und ich finde seine Handlungsweise auch durchaus nachvollziehbar.

Den letzten Teil hätte ich noch etwas gekürzt, der hier auftretende Ausbruch ist eben vorhersehbar, und müsste daher meiner Meinung nach nicht in allen Details geschildert werden.

Anbei auch von mir noch etw. "Textzeug", wie immer nicht als Kritik sondern als Zeichen meines eingehenden Lesens:

Er wollte sich umdrehen, um zu sehen, woher der Lärm kommt, doch seine Arme versanken langsam im Sand.
Woher der Lärm kam - oder ganz im Präsens

Erfuhr aus dem Schlaf hoch und instinktiv packte er den Arm des Wirts.
Er fuhr. Es sei denn, er erfuhr im Schlaf irgendwas...
;)


Ihr feierte die Siege nur, ihr erringt sie nicht.

Schoenen Gruß, Charousek

 

Erstmal dank an alle für das Lob ...

@ Charousek
Ich gebe dir durchaus Recht, dass die Idee nicht wirklich originell ist (wirklich neue Ideen gibt es in der Literatur sowieso eher selten :)), aber meine Intention, diesen Text zu schreiben, war, dass in dem Genre "Fantasy / Märchen" eine solche Betrachtung doch eher selten eine Rolle spielt - ob sie überhaupt angebracht ist, weiss ich nicht. Vielleicht sollte Fantasy dazu dienen, solche "realitätsnahen" Dinge, wie ich sie Thorbald erfahren liess, auszublenden. Aber ich hielt es für eine gute Idee, zudem ihr sie ja nicht wirklich schlecht fandet.

mfg
Mala

P.S.: Die Fehler habe ich selbstverständlich ausgebessert :)

 

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