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Ein Abend im Restaurant

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05.06.2004
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Ein Abend im Restaurant

Ein Abend im Restaurant

Es war ein kalter Winterabend.
Meine Freundin und ich beschlossen nach einem Kinobesuch, noch ins Restaurant „Waldschlöschen“ einzukehren und ein ausgiebiges Mahl zu uns zu nehmen.
Wir wurden nach unserer Ankunft freundlich begrüßt und nachdem wir unsere Mäntel abgelegt hatten, führte uns der zuvorkommende Ober zu einer kleinen Nische am Ende des Raumes, wo meine Freundin und ich Platz nahmen.
Nach eingehendem Studium der wohlsortierten Speisenkarte, entschieden wir uns schließlich für eines der zahlreichen Menüs sowie für einen leichten, trockenen Weißwein.
Nun, die Speisekarte zur Seite gelegt, schaute ich mich ein wenig im Raume um. Es war schon kurz vor Mitternacht und daher die Zahl der Gäste nicht mehr allzu groß. Die Wenigen, die da letzte Hand an ehemals ansprechend dekorierte Teller legten, oder bei leisem Gespräch letzte Schlucke im Glase schwenkten, hielten sich eher im vorderen Teil des Raumes auf.
Zwei Tische von uns entfernt saß allerdings ein älterer Herr in einem viel zu großen grauen Anzug. Vor ihm auf dem Tisch stand ein Wasserglas, an dem er hin und wieder nippte.
In seiner Hand aber hielt der alte Mann einen kleinen Vogel, der leise schnatterte und vor sich hin piepste und dabei ab und an sanft mit seinen Flügeln schlug.
Nach einer Weile kam der Ober und nahm unsere Bestellung auf.
Meine Freundin und ich unterhielten uns über den Kinofilm und über den morgigen Tagesablauf, denn wir hatten vor uns in nächster Zeit zu verloben. Es gab noch so vieles zu bedenken, wie die Feierlichkeiten zu gestalten seien, und ob wir denn diesen oder jenen nun einladen sollten, und dergleichen mehr.
Schließlich kam der Ober mit unserem Essen, und wünschte uns wohl zu speisen. Alles war appetitlich angerichtet und es schmeckte uns beiden so vorzüglich, dass wir uns entschlossen dieses Restaurant öfter zu besuchen, zumal uns auch das Ambiente ausgesprochen gut gefiel.
Während wir aßen und tranken, schaute ich immer wieder zu dem alten Mann, der in seiner Tasche wühlte, ein paar Brotkrumen daraus hervorzauberte und dem Vogel zu fressen gab.
Der Ober kam zwischenzeitlich nochmals an unseren Tisch und fragte uns, ob wir noch etwas wünschten und ob es uns denn mundete. Ich nutzte die Gelegenheit, und fragte den Ober, wer denn der alte Mann dort im grauen Anzug mit dem Vogel sei. Der Ober schaute sich um und sagte, dass er keinen alten Mann, und schon gar keinen Vogel sehen könne, zumal der Aufenthalt von Tieren in einem
Restaurant auch nicht gestattet sei.
Etwas irritiert entschuldigte ich mich beim Ober, und ich glaube, mir stieg schon einwenig Schamesröte ins Gesicht, als ich noch eine Flasche Wein bestellte, nur um ihn wieder los zu werden.
Meine Freundin, die mit dem Rücken zu dem alten Mann saß und meine Unterredung mit dem Ober nicht hatte verfolgen können fragte mich, was denn vorgefallen sei, denn sie sah mir wohl meine Verwunderung an. Ich erzählte es ihr, und natürlich drehte sie sich sofort zu dem Alten um und sagte, das sei aber ein besonders Putziger, dieser kleine bunte Vogel, denn sie mochte Tiere sehr gerne.
Aber warum behauptete der Ober steif und fest, er könne keinen alten Mann mit einem Vogel entdecken, der doch aber keine zehn Schritte von uns entfernt und vollkommen unversteckt an seinem Tische saß? Doch ehe wir uns noch darauf einen Reim machen konnten, landete plötzlich der kleine Vogel, flatternd und mit leisem Piepsen, mitten auf unserem Tisch. Er schaute hastig nach hier und da und tippelte schließlich flink auf meinen Teller zu und bevor ich noch hätte reagieren können, stibitzte er auch schon frech eine Erbse. Er flog sofort auf und davon, drehte eine kleine, kecke Runde über unseren Köpfen, und landete, gerade so, als wäre nichts gewesen, zurück auf der Hand des alten Mannes.
Meine Freundin und ich schauten uns aus großen Augen und mit weit geöffnetem Mund an. Doch kaum, dass wir die Sprache wiedergefunden hätten, trat auch schon der alte Mann in seinem viel zu großen grauen Anzug an unseren Tisch, bat um Verzeihung, und sagte, sein Vogel habe uns etwas weggenommen und er würde es uns gerne wiedergeben.
Der alte Mann hielt mir seine Hand entgegen und sagte mit leiser Stimme, ich solle es ruhig nehmen, und legte mir eine riesengroße Perle, die im Kerzenlicht rötlichweiß schimmerte, in die Hand. Dies solle von nun an unser Glücksbringer sein, wünschte uns für die Zukunft alles Gute und löste sich mitsamt dem Vogel von einem Moment auf den anderen im Nichts auf.
Unser beider Erstaunen und sicherlich auch Erschrecken lässt sich wohl kaum beschreiben und wir mochten unseren Augen nicht trauen. Und doch, wir hatten es ja gemeinsam erlebt: Es konnte kein Traum gewesen sein! Immer wieder versicherten wir uns dessen, was wir gerade zuvor erlebt hatten und kamen freilich zu keinem Schluss.
Erst als der Ober an unseren Tisch trat und uns höflich darauf hinwies, dass man nun doch bald schließen wolle, wurden wir gewahr, dass wir die allerletzten Gäste im Raume waren und dass schon der frühe Morgen anzubrechen drohte.
Eilig bezahlte ich die Rechnung, ließ die bestellte Flasche Wein einpacken und machte mich mit meiner Freundin auf den Heimweg.
Schon am gleichen Morgen, nach einem kurzen und unruhigen Schlaf, suchte ich den besten Juwelierladen der Stadt auf, um die Perle einer eingehenden Begutachtung unterziehen zu lassen.
Wie mir der Juwelier mit salbungsvollen Worten mitteilte, handelte es sich um eines der schönsten und wohl auch kostbarsten Exemplare, das ihm je unter die Augen geraten sei, und überhaupt sei diese Perle von so außergewöhnlichem Reiz, dass wohl ihresgleichen keine zweite auf der Welt zu finden sei.
Ich beauftragte ihn, kunstgerecht eine Öse anzubringen und dazu passend eine feingliedrige Kette aus reinstem Gold anzufertigen.
Beides ließ ich aufs Kostbarste verpacken und schenkte es meiner Freundin zu unserer Verlobung.
Und seit diesem Tage trägt sie diese Kette mit der Perle an ihrem Hals. Diese Perle hat nicht nur ihr, sondern auch mir schon viel Glück gebracht.

Copyright jojobada 2003

 

Hi jojobada!

Da noch niemand eine Kritik zu deiner Geschichte verfasst hat, übernehme ich das einfach mal. Zuert ein paar Details:

Nach eingehendem Studium der wohlsortierten Speisenkarte, entschieden wir uns schließlich für eines der zahlreichen Menüs sowie für einen leichten, trockenen Weißwein.

Der Satz wirkt durch die Adjektive ein wenig überladen. Ich würde "wohlsortierten" oder "zahlreichen" streichen.

Die Wenigen, die da letzte Hand an ehemals ansprechend dekorierte Teller legten, oder bei leisem Gespräch letzte Schlucke im Glase schwenkten, hielten sich eher im vorderen Teil des Raumes auf.

Viel zu umständlich. Insbesondere der Satzteil "die da letzte Hand an ehemal ansprechend dekorierte Teller legten" klingt komisch. Ich würde den Satz einfacher formullieren. Weniger ist manchmal mehr.

Meine Freundin und ich unterhielten uns über den Kinofilm und über den morgigen Tagesablauf, denn wir hatten vor uns in nächster Zeit zu verloben. Es gab noch so vieles zu bedenken, wie die Feierlichkeiten zu gestalten seien, und ob wir denn diesen oder jenen nun einladen sollten, und dergleichen mehr.

Was hat der "morgige Tagesablauf" mit den Plänen zu tun, sich "in nächster Zeit zu verloben"? Da die Feierlichkeiten ja erst noch geplant werden müssen, wird die Party wohl noch nicht am nächsten Tag steigen. Passt irgendwie nicht. Außerdem würde ich anstatt "morgige Tagesablauf" lieber "Ablauf des nächsten (oder: kommenden) Tages" schreiben.

Meine Freundin, die mit dem Rücken zu dem alten Mann saß und meine Unterredung mit dem Ober nicht hatte verfolgen können fragte mich, was denn vorgefallen sei, denn sie sah mir wohl meine Verwunderung an.

Sie sitzen doch am selben Tisch. Warum konnte sie die Unterredung zwischen Ober und Prot denn nicht verfolgen?

[...] das sei aber ein besonders Putziger, dieser kleine bunte Vogel, denn sie mochte Tiere sehr gerne.

"dieser kleine, bunte Vogel sei putzig" klingt besser.

So, jetzt zu deiner Geschichte. Leider muss ich sagen, dass sie mir nicht sonderlich gefallen hat. Ihr fehlt es eindeutig an Handlung und Spannung.
Ein Päärchen sitzt in einem Restaurant und sieht einen alten Mann mit einem Vogel. Der Kellner kann den Mann natürlich nicht sehen. Der Vogel fliegt zum Tisch des Prots, klaut ihm eine Erbse und fliegt davon. Daraufhin kommt der alte Mann, schenkt ihm eine Perle und löst sich in Luft auf. Der Prot lässt einen Anhänger daraus machen, der den beiden fortwährend Glück bringt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Sorry, aber das ist ein wenig dünn. Wenn die Geschichte wenigstens noch mit eine Pointe am Ende aufwarten könnte, hätte sie vielleicht noch einen gewissen Reiz. So ist sie aber einfach nur vorhersehbar und langweilig.
Daran musst du unbedingt noch arbeiten. Dein Stil ist gar nicht mal so schlecht, auch wenn du teilweise noch etwas zu umständlich und überladen schreibst.
Ich hoffe, du nimmst mir meine Kritik nicht übel.

Gruß, Tobias

 

Tja, tja. Mir gefällt sie ganz gut. Nicht als Horrorstory, ganz gewiss nicht, eher als Märchen, als Anekdote vielleicht. Eine Pointe hatte ich nicht erwartet, sie bietet sich irgendwie nicht an.

Hallo jojobada!

Ich werde den Eindruck nicht los, als hätte diese Geschichte für dich eine ganz besondere Bewandnis, als hättest du ähnliches selbst schon erlebt. Weiß nicht, machte nur den Anschein. :D

Der Stil ist ein wenig wie ein Schulaufsatz, tatsächlich null Spannung, nur Bericht. Sehr korrekt und akkribisch. Wie gesagt, das Ganze hat seinen eigenen Reiz.

Ich bin mir fast sicher, dass, wenn du ein wenig die Großen studierst, du eine feste Größe hier werden kannst. Würde mich freuen.

Viele Grüße von hier!

 

Hallo Jojobada,

Deine Geschichte hat etwas Magisches, was mir sehr gefällt, der alte Mann mit dem zahmen Vogel und aus der geklauten Erbse wird eine Perle.
Erfüllte mich zunächst ein leises Unbehagen, löste sich die Geschichte postitiver auf als erwartet. Insofern keine "richtige" Horrorgeschichte. Vielleicht läßt sich der Schluss noch etwas intensivieren.

Deine Erzählweise finde ich atmosphärisch, wenn auch etwas umständlich. Der Stil würde mich bei einer längeren Geschichte empfindlicher stören, hier fand ich ihn wegen der absehbaren Länge akzeptabler.

Aber die inneren Bilder, die du beim Leser zu erzeugen verstehst, entschädigen für einiges. Den Mann mit dem Vogel werd ich so schnell nicht vergessen.

lg Pe

 

Hallo@all,

vielen Dank für Eure Kritik, wie wichtig es doch ist, dass Bewustsein zu steigern, um
eine perfekte Geschichte zu erfinden. Wörter aneinander zu bringen, ohne dabei
über seinen eigenen Schatten zu springen. Im normalen Leben bin ich ein Poet
und noch kein Geschichtenschreiber der es mit Euch aufnehmen kann, aber mit Eurer
Kritik fällt es mir leicht aufleben zu können. Mit der Zeit und Geduld werde ich mit Eurer
Hilfe wahrscheinlich mal sehr weit kommen, vorausgesetzt ich schreibe bei zeiten fleissig weiter!

mfg jojobada

Vielen Dank für alles !

 

Meine Freundin und ich unterhielten uns über den Kinofilm und über den morgigen Tagesablauf, denn wir hatten vor uns in nächster Zeit zu verloben.
Was hat denn der Kinofilm und der morgige Tag mit ihrer Verlobung zu tun?

Der Ober kam zwischenzeitlich nochmals an unseren Tisch und fragte uns, ob wir noch etwas wünschten und ob es uns denn mundete.
Mundete? In welchem feudalen Gasthaus sind die Beiden denn eingekehrt?

Meine Freundin, die mit dem Rücken zu dem alten Mann saß und meine Unterredung mit dem Ober nicht hatte verfolgen können fragte mich, was denn vorgefallen sei, denn sie sah mir wohl meine Verwunderung an. Ich erzählte es ihr, und natürlich drehte sie sich sofort zu dem Alten um und sagte, das sei aber ein besonders Putziger, dieser kleine bunte Vogel, denn sie mochte Tiere sehr gerne.
Und Marta fragte mich, was denn mit Martin sei, denn von diesem hatte sie lange Zeit nichts mehr gehört, da er, was Marta allerdings nicht wußte, seit drei Wochen bei seiner Tante in Recklinghausen verweilte, um dieser ein wenig zur Hand zu gehen, weil sich die alte Dame leider beim Skilaufen das Bein gebrochen hatte. ;)
Die Sätze sind mir zu lang und verschachtelt.

Schon am gleichen Morgen
Nächsten Morgen. Lag ja eine Nacht dazwischen.

Moin jojobada,

ich hoffe Du nimmst mir meine Kommentare nicht übel, aber ich frage mich ernsthaft warum Du Deine Geschichte unter Horror/Grusel gepostet hast. Vom Stil her, welcher eigentlich nicht schlecht ist, würde ich sie eher als Märchen einordnen. Vom Inhalt her, ist sie mir jedoch viel zu banal. Es kommt keinerlei Spannung auf und das Ende ist auch noch in einem übertriebenen Maße kitschig.
Also nichts für Ungut,

Peace Jorgo

P.S. Hab die anderen Kommentare nicht vorher gelesen, bitte deshalb etwagige Doppelnennung zu endschuldigen.

 

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