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Ein Gefängnis

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16.10.2004
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Ein Gefängnis

Ein Gefängnis

Ich weiss nicht, ob Einsamkeit eine bestimmte Eigenschaft sein kann, ich weiss auch nicht, ob alleine sein eine Tätigkeit ist. Jedoch weiß ich, dass sie es ist. Einsam, allein. Aber sie ist nicht die einzige. Ob ihr das Trost spenden mag?


Wenn es Nacht ist, dann ist sie in ihrem Element, dann blüht sie auf, zwischen verzerrten Klängen, die laut aus den Boxen geschmettert werden, umgarnt von Gesängen, leidend und voller Weltschmerz, und sie tobt, schreit, singt, springt meterweit durch den Raum. Wenn sie wollte, sie würde alles um sich herum zertrümmern. Diese ganze Welt, sie legt sie in Schutt und Asche. Sie hat nichts zu verlieren, denkt sie. Überhaupt nichts.

Niemand würde sie je hören, denkt sie, niemand. Manchmal kommt sie sich vor, als wäre sie umgeben von schallisolierten Mauern, tagtäglich. Das seien ihre ständigen Begleiter. Sie könnte schreien und toben - hört ihr denn nicht, seht ihr denn nicht? – niemand würde sie hören. Und in ihr, da schreit und tobt es. Und tatsächlich: Niemand hört es.
Diese Erkenntnis mag verbittert stimmen. Sie hat sich daran gewöhnt.
Aber da ist etwas, das schnürt ihr die Kehle zu, ein Knoten in ihrem Hals, der sie fast erstickt. Und sie wird ihn nicht los, einfach nicht los.

Dieser Knoten, er ist es, er sperrt sie ein, hält sie gefangen, lässt sie nicht mehr los. Und sie kann toben und schreien, springen und rasend sein vor Wut, sie ist eingesperrt. Ihre Zelle, man mag sie Seele nennen, wenn man denn so möchte. Aber sie ist nicht alleine.

Sie will raus, sagt sie, raus hier, aus diesem Loch, aus diesem ich, raus aus mir. Sie gräbt mit den Händen, tritt gegen die steinernen Mauern, wirft sich mit ihrem ganzen, zierlichen Körper, mit aller Kraft die sie hat, gegen ihre Zellwände, es nützt nichts, denkt sie, es nützt überhaupt nichts. Sie bräuchte Hilfe. Doch niemand hört sie rufen.

Es bleibt Nacht um sie herum. Bis sie das Tageslicht irgendwann zu vergessen versucht…

 

Hallo Shinichi,

herzlich Willkommen auf KG.de!

Eine sehr traurige Geschichte hast du hier geschrieben.

Ich denke, dass es vielen Menschen so geht, wie deiner Prot.!
Die heutige Gesellschaft ist sehr schnelllebig und Menschen wie deine Prot. kommen dabei leider oftmals zu kurz.
Nicht allzu gut gefallen hat mir, dass im Grunde genommen nichts über sie erfährt. Also man bekommt keinen Hinweis, keine Andeutung darauf, warum sie sich so fühlt.
Das hat mir wirklich gefehlt.

Ich weiss nicht, ob Einsamkeit eine bestimmte Eigenschaft sein kann, ich weiss auch nicht, ob alleine sein eine Tätigkeit ist. Jedoch weiß ich, dass sie es ist. Einsam, allein. Aber sie ist nicht die einzige. Ob ihr das Trost spenden mag?

Hier würde ich nach "Tatigkeit ist." in die nächste Zeile springen. Hat mich so beim Lesen etwas verwirrt, weil der Bruch so plötzlich ist.

Wenn sie wollte, sie würde alles um sich herum zertrümmern.

Hier würde ich schreiben: Wenn sie wollte, sie könnte....
Passt m.E.n. besser, weil sie es ja nicht wirklich tut.

Hoffe du konntest mit meiner Kritik etwas anfangen.

LG
Bella

 

hallo

ja,klar, kritik ist immer erwünscht, obwohl es nicht bedeutet, dass ich irgendwann meinen stil ändere, denn ich schreibe aus dem bauch und aus einer stimmung heraus, manchmal auch aus gedanken, schreibe zuende und lese nicht mehr korrektur oder ähnliches.

danke trotzdem für die positive rückmeldung und vor allem für das verständnis meiner geschichte, da taten sich bisher immer alle schwer mit...

 

Hallo Shinichi,

nein, du sollst deinen Stil natürlich nicht ändern, aber du bekommst hier auf der Seite wirklich viele gute Ratschläge.
Es hilft einem sehr die Geschichte mal mit den Augen eines anderen zu sehen, so dass einem oft Dinge auffallen, die wirklich nicht so toll waren und die man alleine nie gemerkt hätten.

LG
Bella

 

hallo

um auf die kritik an der nicht vorhandenen motivation der Protagonistin einzugehen, ich halte nicht immer viel davon, alles aufzuschlüsseln, da meine figuren keine mathematischen gleichungen sind. Ich zeichne am liebsten momentaufnahmen beliebiger menschen, die ich treffe ob im echten leben oder in meinen gedanken, und nicht immer ist sofort ein motiv für dieses oder jenes verhalten zu erkennen und manchmal sträube ich mich auch dagegen, menschen und meine figuren festzulegen auf kausalitäten.
kurz gesagt: ich habe absichtlich kein motiv eingebaut, denn es ging mir um ein stimmungsbild, ein puzzleteil eines menschen, den rest des puzzles kann man da draußen finden, oder auch in sich selbst, das soll jedem freigestellt sein.

ich weiß, dass man unbefriedigt mit soetwas zurückgelassen werden kann, allerdings wollte ich in diesem fall keine einseitige festlegung der Protagonistin durch eine motivation erzwingen, denn wie sie sich fühlt, das können mehr menschen verstehen, die nur das gefühl kennen, aus unterschiedlichen gründen. hätte ich ein motiv angegeben würde es wohl eher leute mit eben dieser motivation ansprechen, das war meine absicht dahinter.


danke und bis bald, würd mich auch freuen, eure meinung über meine anderen geschichten zu hören...

 

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