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16.10.2004
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ein gespräch

Ein Gespräch


X: Du schaust die Nachrichten.

Y: Ja.

X: Täglich siehst du Bilder von Krieg, Angst, Tod und Gewalt. Glaubst du noch an das Gute im Menschen?

Y: Ja, das tue ich.

X: Was verleitet dich dazu?

Y: Der Mensch ist nicht unfehlbar. Er hat ein natürliches Bestreben zu überleben, manche mehr als andere. Der Mensch ist kein Monstrum, auch wenn man den Weltereignissen zufolge diesen Eindruck gewinnen könnte.

X: Das beantwortet meine Frage nicht.

Y: Ich glaube an das Gute im Menschen, weil ich Hoffnung habe. Man kann schnell einen einseitigen Eindruck gewinnen, doch der Mensch vollbringt auch viel Gutes. Es gibt Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen, die nach dem Guten streben. Ich zähle mich selbst auch dazu.

X: Würdest du dich selbst als Optimist bezeichnen?

Y: Ja. Ich versuche stets nach dem Guten zu forschen. Ich habe Hoffnung. Kriege, Not, Elend, der Tod und Gewalt sind Begleiterscheinungen unserer Gesellschaft, vielleicht auch zwangsläufige Zustände die den Umständen entsprechen. Aber ebenso bildet sich dazu ein Gegenpol. Nehmen wir zum Beispiel die Friedensbewegung. Eine überidealisierte, aber moralisch absolut gerechtfertigte Sache. Jeder Mensch empfindet irgendwo eine Moral, die er vielleicht zu seinem Ideal macht. Das kann eine Religion sein, das kann eine Vision sein oder auch nur eine politische Gesinnung. Jeder Mensch verfolgt ein Ziel, das er auf verschiedene Art und Weise versucht durchzusetzen. Ob Ziel und Mittel einer Moral entsprechen, der ich mich anschließen kann, ist jedoch zu hinterfragen. Ist dies der Fall, unterstütze ich das angestrebte Ziel mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln.

X: Wer bestimmt über die „richtige“ Moral?

Y: Jeder Mensch bestimmt das für sich alleine. Genau genommen gibt es keine „richtige“ Moral. Man könnte diese nach demokratischem Prinzip ermitteln, das heisst, man erkennt die Moral, der die meisten Menschen folgen als die absolute an, aber selbst ein demokratisches Verfahren unterliegt einer Moral- und Wertevorstellung, die bis jetzt nicht von jedem anerkannt und akzeptiert wird.

X: Man kann also deiner Meinung nach keine absolute Moral festlegen.

Y: Genau. Jeder muss seine moralischen Maßstäbe selbst festlegen. Natürlich legt die Verfassung eines Staates, dem man angehört, schon ein Mindestmaß an Moral fest. Doch das heisst nicht, dass jeder Staatsangehörige diese Verfassung akzeptiert. Man wird zwar gezwungen, die Grundgesetze eines Staates, sofern sie existieren, um des Zusammenlebens Willen zu befolgen, das heisst aber noch lange nicht, dass sie jeder verinnerlicht hat. Das könnte ein Problem sein. Nein, ich verbessere mich: Das ist eine Problematik. Eine Jahrtausende alte noch dazu. Es gibt viele Menschen, die versucht haben, diese Problematik zu lösen, doch letztendlich ist es fast unmöglich. Man müsste den Menschen an sich verändern können. Doch auch das ist moralisch einseitig. Nach welcher Moral würde man den Menschen verändern? In Anbetracht dessen, dass eine absolute Moral nicht existiert halte ich es für gefährlich, dem Menschen eine absolute Moral anzudichten.

X: Spielst du auf absolutistische Systeme an?

Y: Auch. Der Nationalsozialismus, der Marxismus/Leninismus, aber auch Länder, deren Politik von einer Staatsreligion gelenkt wird haben dem Menschen eine Moral und ein Ideal aufgezwungen. Im Grunde ist die Demokratie auch ein aufgezwungenes Ideal. Was die Demokratie jedoch von den absolutistischen Staaten unterscheidet ist, dass sie dem Menschen eine gewisse Freiheit zugesteht, allein durch die Menschenrechte, die den demokratischen Grundstein bilden.

X: Aber wer die demokratischen Ideale nicht befolgt, wird vom System bestraft.

Y: Du spielst auf verfassungswidrige Gruppierungen an?

X: Nicht nur. Ich will nur zum Ausdruck bringen, dass jedes politische System eine Ideologie vorraussetzt, die die Menschen, die in dem System leben, befolgen müssen. Ist das nicht der Fall, so werden sie vom System bestraft.

Y: Das ist das Prinzip eines Systems, ja. Sonst würde es nicht funktionieren.

X: Wie stehst du zu Staaten wie Amerika, die eine Art „Kreuzzug für die Demokratie“ führen?

Y: Das ist eine zwiespältige Angelegenheit, ein Paradoxon. Wenn die Amerikaner im Irak einfallen unter dem Vorwandt, dort eine Demokratie errichten zu wollen, dann ist das einer absoluten Moral unterworfen, in dem Fall der amerikanischen Moral. Ich bin der Meinung, dass man Demokratie nicht aufzwingen kann. Man kann nicht mit einem vorgefertigten Ideal auf die Menschen zustürmen und ihnen sagen: So müsst ihr es machen, sonst werdet ihr bestraft. Das war der Fehler des Leninismus. Die Amerikaner sind momentan die Kaderpartei für die ganze Welt. Das ist eine fatale Einstellung die schnell in extreme Richtungen führen kann. Wenn man mit Gewalt eine Ideologie und/oder eine Moral durchsetzt, dann ist das in meinen Augen schon extremistisch und wider jeder Vorstellung von Demokratie.
X: Du meinst, eine Demokratie muss sich entwickeln.

Y: Ja. Sie muss aus dem Willen der Bevölkerung entstehen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Demokratie von dem Menschen verinnerlicht wurde, dann erst kann sie richtig funktionieren. Sollten die Amerikaner im Irak oder in Afghanistan eine Demokratie errichten nach ihren Vorstellungen und diese als vorgeschneiderten Anzug der Bevölkerung aufzwängen, so werden sie auf viel Ablehnung stoßen, vielleicht sogar bei potentiell demokratisch gesinnten Menschen. Denn solch ein Verfahren ist nicht demokratisch.

 

diesen dialog schrieb ich vor anderthalb jahren, als die situation im irak noch am anfang ihrer entwicklung stand. trotzdem habe ich mich entschieden, diesen disput zu veröffentlichen, denn es geht um grundsätzliches. kommentare erwünscht

 

Hallo shinichi,

nun, dass dies ein Dialog und keine Kurzgeschichte ist, das wirst du wissen - trotzdem kann ich´s mir nicht verkneifen ;) Ich hätte mich halt sehr über eine Rahmenhandlung gefreut. Du hättest zwei Menschen beschreiben können, die vor dem Fernseher sitzen, ihre Umgebung mit einfließen lassen können, vor diesem Hintergrund hätte sich der Dialog entwickeln können und da wäre dann auch der Rahmen für deine Geschichte gewesen. Aber wenn du das gewollt hättest, hättest du es wohl auch so gemacht.

Ansonsten ist der Dialog geschickt aufgezogen, ein Fragender, ein Antwortender. An manchen Stellen schien mir die Sache und einzelne Sätze zu komplex für einen realen Dialog. Inhaltlich für mich relativ wenig Ansatz für Diskussionen, da du Thesen vertrittst, mit denen wahrscheinlich die Mehrzahl der Leser d´accord sein werden. Demokratie muss von unten wachsen - Paolo Freire z.B. hat da interessante Erfahrungen in Lateinamerika gemacht, sehr empfehlenswert seine Bücher.

Ein Fehler ist mir aufgefallen:

Wenn die Amerikaner im Irak einfallen unter dem Vorwandt
Vorwand

Liebe Grüße
Juschi

 

dankeschön!

wie du in weiser vorraussicht bemerkst habe ich den dialog hier rein experimentell hingestellt, schon klar, dass es sich hierbei um keine geschichte handelt, die mit ihrem ganzen drumherum den fokus von dem gesprochenen nimmt, ich habe nur auf reaktionen gewartet, danke auch dafür.

ich denke schon dass die themen diskutabel sind, auch die positionen von X und Y sind nicht einwandfrei, denke ich. es handelt sich hierbei, so sehe ich das, um einen philosophischen ausbruch von ehrlichkeit, der nicht unbedingt etwas mit wahrheit zu tun haben muss.

an dieser stelle weise ich gerne auch nochmal auf meine anderen beiträge in diesem forum hin, die ähnlich, allerdings mit handlungsrahmen, funktionieren.

danke und bis bald

s.

 
Zuletzt bearbeitet:

Liest sich ziemlich langweilig, da es total durchkonstruiert ist. Keine Höhen und Tiefen, nichts, was Bewegung in den Text brächte. Entweder man ist gewillt, sich eine altbekannte Position anzutun oder nicht. Aber ist schon klar, dass das so gewollt ist. Nur laufen Deine literarischen Bemühungen bei diesem Text gegen Null. Du bereitest nichts auf, vermittelst nichts, benutzt so gut wie keine Mittel, dem Leser irgendwas schmackhaft zu machen, sondern setzt es wie bei einer Abhandlung einfach auf den Tisch. Doch als Leser geht man z.B. bei einem Essay anders heran, als bei einer Kurzgeschichte.

Du erfüllst die Erwartungshaltung des Lesers nicht, nicht weil Du sie gekonnt missachtest, sondern weil es Dir keinen Moment daran gelegen war, der Gattung Kurzgeschichte gerecht zu werden. Da sollte man so ehrlich sein, und den Text ganz woanders posten, wenn man am Gedankenaustausch interessiert ist.

PS: Inhaltlich auch uninteressant, weil es eben tausend Mal schon vernommen wurde. Eigentlich strebt die gesamte Eigenleistung bei diesem Text gegen Null.

 

Hey,
politische Statements in Geschichten fnde ich ansich immer erstrebenswert, auch ein einfacher Dialog kann eine Kurzgeschichte ausmachen, aber du hättest vielleicht den "Fragenden" etwas mehr ausgestalten sollen. Einfach beiden etwas mehr persöhnliches menschliches geben und sie nicht einfach nur Statements abfragen und aufsagen lassen.
Liebe Grüße

 

gut, ich weiß schon, wie gesagt, es ist ein experiment. ich habs als kleine hommage an max frisch und seine tagebücher verfasst, die ich nur jedem, wie überhaupt alles von frisch, ans herz legen mag, zum schluss. denn meine zeit bei, wie ihr sagt, kg.de ist rum. das klima gefällt mir nicht so sehr, hab mir das etwas anders vorgestellt, wünsche euch aber noch viel spaß und freude und kreativität bei allem, was von euren gedanken aufs papier segelt.

cya


s.

 

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