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Ein guter Tag

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09.08.2017
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Ein guter Tag

Der Unfall hat alles verändert: sie, mich, uns!

Sieben Jahre sind wir verheiratet. Sie hätte bei mir sein, meine Hand halten, mir Kraft spenden können. Nicht eine Träne hat sie vergossen – nicht, dass ich wollen würde, dass sie weint. Aber ich bin dem Tod entkommen, so knapp, und sie verliert nicht eine Träne, ach was sage ich, sie hat mich nicht einmal besucht.
Ich versuche es mir schön zu reden: Das schlechteste Zimmer, irgendwo im Untergeschoss, schlechte Luft, schwache Beleuchtung. Vielleicht fand sie einfach nicht den Raum.
Alles andere verdränge ich: andere Männer, andere Liebe, andere Träume. Das ist sie nicht, war sie nicht.
Heute wurde ich entlassen – na ja, ich habe mich selbst entlassen. Ich bin rausgeschlichen, ohne dass es jemand gemerkt hat. Ich möchte sie überraschen. Mein Körper fühlt sich taub an. Aber ich fühle mich gut, ich fühle mich leicht. Die Sonne scheint durch kleine Wolkenfetzen, die sich einen gemütlichen Platz im Blauen gesucht haben. Ich atme tief ein, endlich nicht mehr der Geruch von Desinfektionsmittel und Latex. Der Park vor dem Gebäude lebt. Vögel zwitschern. Bunte Gärten, Pollen in der Luft, Kinder am Spielen, sommerliche Kleidung. Meine Augen gewöhnen sich an das Licht, an die Farben, an Menschen.

Ich fühlte mich einsam und verlassen, wie vergessen, aber das ist nun vorbei. Ich laufe zur Straße, pfeife eine fröhliche Melodie.
Heute ist ein guter Tag.
Autos rauschen an mir vorbei, meine Augen suchen gelbe Fahrzeuge. Ich entdecke eins, winke ihm zu, der Taxifahrer sieht mich nicht – ich rümpfe die Nase, möchte ruhig bleiben, denn heute ist ein guter Tag.
Ich gehe weiter, weiß nicht, welchen Tag wir haben, weiß nicht, was in der Welt passiert. Neben der Straße steht ein Kiosk. Ich nehme eine Zeitung in die Hand: Terroranschlag, Feuerwehrmann rettet Hund aus der Flut, Verkehrsunfall mit einem Toten. Die Schlagzeilen wie immer, das Jahr ist gleich, der Monat auch, lange bin ich nicht im Krankenhaus gewesen. Ich habe keine Schmerzen.
Neben mir steht ein Mann, Zeitung in der Hand, der Kopf vorgeneigt, er liest über die dicke Brille, die auf seiner rot gebrannten Nasenspitze liegt. Wieso er so nah bei mir stehen muss, verstehe ich nicht, ich rieche sein Parfum, süß; ich mache einen Schritt weg, atme hörbar aus, er ignoriert mich.
Was soll's, heute ist ein guter Tag.
Ich gehe weiter, werde gleiche meine Frau sehen, freue mich wie ein Kind, das Zuhause ein neues Spielzeug erwartet. Die Backen müde vom Dauergrinsen, beobachte Vögel, beobachte den Fluss, seicht und klar, ruhig, als liege ein unsichtbares Tuch darüber. Kein Zeitgefühl, ich folge meinem Glück, ich gehe nach Hause. Jetzt bin ich froh, dass der Taxifahrer mich übersehen hat.

Vor unserem Haus bleibe ich stehen, ihr roter BMW vor der Garage, die Haustür offen, ihre Handtasche liegt vor der Tür. Ich muss lachen – nie schafft sie es raus, ohne etwas zu vergessen.
Vorsichtig trete ich ein, mache keine Geräusche. Ich weiß, wo die Diele knarzt, ich umgehe die Stelle und schleiche mich ins Wohnzimmer. Sie ist nicht hier. Alles ist so, wie vor dem Unfall: Die bunten Decken auf den Sofas, der unaufgeräumte Tisch, der Fernseher, das Chaos in der Küche. Es riecht gleich, sie liebt Vanille, ich hasse Vanille. Die Rollläden sind zur Hälfte unten, die Sonne strahlt durch, es ist staubig. Mein Blick wandert zum Kamin, verkohlte Holzscheite, nur der Sims ist ungewohnt. Ich betrachte ihn genauer, etwas fehlt, aber was? Ein sauberer Strich in der Staubschicht verrät es mir. Bilderrahmen, Fotos von ihr und mir. Sie hat sie weggestellt. Mein Grinsen erstarrt. Was hat das zu bedeuten? Die Beine werden weich.
Eine Tür schlägt zu. Der Motor startet. Ich habe sie verpasst. Ich muss herausfinden, wohin sie geht, muss mit ihr sprechen.
Andere Männer, andere Liebe, andere Träume. Die verdrängten Gedanken klopfen an.
Ich schüttele den Kopf, ich kämpfe gegen Tränen. Ich kenne sie, sie ist meine Frau.

Der Zettel auf der Schuhkommode hilft ihr, Termine nicht zu vergessen. Heute hilft er mir; sie ist immer noch die alte. Die Uhrzeit stimmt, das Datum von heute, eine Adresse, ein Restaurant.
Die verdrängten Gedanken klopfen an.
“Nein”, sage ich. Meine Stimme trocken. Sie kratzt im Hals.
Ich gehe raus, nehme den Bus. Er ist voll und ich stehe, in meinem Kopf herrscht Krieg, meine Lunge drückt gegen die Brust, sie schwillt an und ab.
“Schneller, schneller, komm schon”, sage ich leise vor mich hin. Mein Blick fällt auf einen Jungen. Struppiges Haar, Stupsnase, Sommersprossen, Augen schwarz wie Kohle. Zwischen den Beinen sein Rucksack. Ich lächele ihn an, er versinkt in seinem Telefon.
“Unser Kind wird kein Handy kriegen”, sage ich vor mich hin und schau aus dem Fenster. Die Stadt glüht, die Bäume erleben ihre schönste Zeit. Zwiebel, Knoblauch und Fleisch kitzeln meine Nase. Ich liebte den Döner bei Ahmet, doch ich spüre keinen Hunger, keinen Durst. Die Klimaanlage stöhnt, die Dame mit dem riesigen Strohhut wedelt sich mit einer Zeitschrift Kühlung zu. Mir ist nicht warm, mir ist nicht kalt. Ich steige aus, vor mir das Lokal, unser Lokal.

Sie ist hier, der BMW steht dort. Ich trete auf den roten Teppich, meine Schuhe sind zerkratzt und dreckig, was soll`s, meine Seele ist zerkratzt. Ich schlucke, spüre wie es im Hals stecken bleibt. Jeder Schritt fühlt sich unendlich lange an. Ich trete durch die Tür, der Empfang begrüßt freundlich, ich grüße zurück, ein Pärchen drängelt sich an mir vorbei.
Ich möchte mich nicht aufregen, schließe kurz die Augen, beiße mir auf die Lippe und atme tief aus. Gehe einfach rein, ich finde sie schon. Gedämmtes Licht, langsame Musik, exotische Pflanzen und fleißige Kellner. Edel geschmückt. Porzellan und Besteck klirren, Stimmen hallen durch den tiefen Raum, den mein Blick durchforstet.
Da sitzt sie, in ihrem nachtblauen Kleid, ihre Haut braun gebrannt, das Haar kurzgeschnitten, bis zu den Schultern – ich mochte ihr langes, schwarzes Haar. Sie nippt an einem Glas. Ihr gegenüber ist frei.

‘Auf wen wartet sie?’, denke ich mir. ‘Bitte lass es eine Freundin sein, eine Frau, ein Bekannter, ein Verwandter.’
Die verdrängten Gedanken klopfen an.
Ich stehe hinter einem dicken Vorhang, der Stoff rau, riecht nach Essen, will mich zerdrücken. Anspannung breitet sich in mir aus wie Gas.
Der Kellner bringt das Essen an ihren Tisch. Ich bin verwirrt.
Sie wartet nicht?
Die verkrampfte Stirn löst sich, eine Erleichterung fließt durch den Körper. Ich atme aus, weiß gar nicht, wie lange ich die Luft schon halte. Sie ist meine Frau.
Heute ist ein guter Tag.
Ich möchte sie überraschen, ich gehe zu ihr hin. Ihre schwarz umrandeten Augen fixieren den Teller. Ich setze mich auf den Stuhl und schaue sie an, ohne etwas zu sagen, ich genieße es. Sie ist wunderschön, wie schon immer.
Ich beobachte sie geduldig. Ihre Gabel schlägt auf den Teller, das Messer kreischt auf dem Porzellan, sie isst hastig, zu schnell – so kenne ich sie nicht.
"Alles in Ordnung?”, frage ich, ich grinse, sie wird ihren Blick anheben, mich sehen, sie wird glücklich sein.
Das Besteck fällt ihr aus der Hand, ihre Augen schwimmen in Tränen. Sie starrt mich an, starrt durch mich hindurch. Die Lippen krümmen sich, das Kinn zittert, sie hält sich den Fingerrücken unter die Nase.
“Du muss nicht weinen”, sage ich, “ich bin wieder da.”
Sie schnieft, streckt die Hand und fordert die Rechnung.
“Tu das nicht, lass uns reden. Ich bin nicht sauer auf dich”, sage ich, meine Stimme weich wie Butter. Der Kellner bringt ein Heft, in schwarzes Leder gebunden, legt es auf den Tisch, ich strecke die Hand danach, sie ist schneller.
“Ich mach das”, sage ich. Doch sie legt das Geld schon rein.
“Was ist nur los? Was habe ich getan?” Mein Blick haftet auf ihr.
Sie tupft sich den Mund ab und legt das Tuch auf den halbvollen Teller. Dann schaut sie mich an, wieder ist es nur ein leerer Blick.
“Alles Gute zum Jahrestag!”, sagt sie leise, ihre Stimme zittert, sie steht auf und geht, mit ihr der blumige Duft.
Wie versteinert sitze ich da. Warum freut sie sich nicht, mich zu sehen? Ist sie wirklich sauer, weil ich unseren Jahrestag verpasst habe? Ich war doch im Krankenhaus. Was ist nur los mit ihr?


Am Abend traue ich mich nicht ins Schlafzimmer, die Türe ist zu, ich möchte sie nicht überfordern. Ich will anklopfen, mit ihr reden, doch meine Hand vereist bei dem Versuch. Sie muss den Schock bearbeiten, ich gebe ihr Zeit.
Morgen wird ein guter Tag, ein besserer.
Ich lege mich aufs Sofa, verschränke die Arme hinter dem Kopf und starre die Decke an. Es ist still, draußen ist die Nacht über die Stadt eingefallen, ein leichter Luftzug irrt durch die Wohnung. Hin und wieder Stimmen vor dem Haus oder vorbei rauschende Autos. Doch sie höre ich die ganze Zeit. Ihr Schluchzen. Ich finde keinen Schlaf, stehe auf und überlege, was ich sagen kann, wie ich sie trösten kann, wie ich alles zu dem machen kann, was es war.

Irgendwann in der Nacht öffnet sie die Tür. Das macht sie immer, wenn es ihr warm ist. Ich warte, warte sehr lange. Vielleicht zu lange. Dann stehe ich auf. Das Licht der Straßenlaterne fällt ins Schlafzimmer, sie liegt auf dem Bett, zusammengekauert, die Decke fest umschlungen. Sie schnieft, redet wirres Zeug im Schlaf. Vorsichtig nähere ich mich und knie mich neben sie.
Ihre Schminke ist verschmiert, ihr Atem kurz und zittrig. Ich streichele ihr zerzaustes Haar.
“Ich vermisse dich”, sagt sie.
“Ich bin hier”, sage ich.
“Warum bist du gegangen?”
“Was meinst du?”
Sie schweigt, ihre Wangen sind feucht, ihre Stirn in Falten. Sie dreht sich, etwas fällt auf den Boden. Ich hebe es auf: Einer der fehlenden Bilderrahmen vom Kaminsims. Ich halte ihn gegen das hereinfallende Licht. Sie und ich, unsere Hochzeit. Die Scheibe ist zerbrochen.
“Was ist nur los?”, sage ich. Mein Atem stockt, kalter Schweiß überzieht meine Stirn. Das Laternenlicht wirft lange, gespenstische Schatten ins Zimmer: Die Pflanzen auf dem Fenstersims, die Fensterstreben, die Tonfiguren, sie alle sind als Schatten auf dem Boden. Doch etwas fehlt. Ja, ganz sicher. Meine Blicke wandern über die Wand, über den Boden, ich kann es nicht finden. Etwas fehlt! Und dann, wie ein zerbrechender Spiegel, fällt ein Schleier von meinen Augen:

Es ist mein Schatten – er fehlt.

 
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Hey Ally Wa,

Super spannende Geschichte! Ich liebe das Ende!

Solche Kommentare freuen zwar den Autor, helfen aber weder ihm noch Dir wirklich weiter. Deshalb werden sie hier eigentlich auch gelöscht. Ich lass den mal stehen, bitte begründe deine Begeisterung, was genau hat Dir so gut gefallen? Du kannst auch gern ein paar Lieblingsstellen zitieren. Auf Dauer machst Du Dir damit auch selbst einen Gefallen, denn wenn man etwas begründet, lernt man dadurch für das eigene Schreiben ungeheuer viel. Und darum geht es hier am Ende ja.
In diesem Sinne, schieb mal paar Sätze hinterher und sei gewarnt für die Zukunft ;).
Beste Grüße, Fliege


Hey Napier,

ich war relativ schnell auf der richtigen Fährte, von daher hat mich das Ende jetzt nicht so erwischt, im Gegenteil, ich habe mich irgendwann gefragt, wann merkt er es denn und wie? Aber das sind immerhin auch Fragen, die mich bei der Stange gehalten haben. Und ich habe den Text sehr gern gelesen. Mir gefällt der sprachlich sehr gut, so das Tempo, die Details, da ist viel Schönes dran und drin.

Der Unfall hat alles verändert: sie, mich, uns! Ich weiß nicht, wie lange ich lag, aber sie besuchte mich nicht, nicht an einem einzigen Tag.
Schöner Einstieg. Macht auf jeden Fall neugierig.

Sieben Jahre sind wir verheiratet. Sie hätte bei mir sein, meine Hand halten, mir Kraft spenden können, niemand sonst kann das. Meine Augen sehnten sich nach ihr. Aber sie war nicht da. Nicht eine Träne hat sie vergossen – nicht, dass ich wollen würde, dass sie weint. Aber ich bin dem Tod entkommen, so knapp, und sie verliert nicht eine Träne, ach was sage ich, sie hat mich nicht einmal besucht.
Hier dreht sich alles bisschen im Kreis, Inhalte werden wiederholt, war ich jetzt nicht so der Fan von, obwohl ich ein Fan von Wiederholungen bin, wenn sie denn gut eingesetzt werden.

Vielleicht fand sie einfach nicht den Raum.
:)

Dennoch fühlt es sich kühl an, mein Körper braucht Zeit, sie zittert.
Wer oder was ist sie?

Der Park vor dem Gebäude lebt. Vögel zwitschern. Bunte Gärten, Pollen in der Luft, Kinder am Spielen, sommerliche Kleidung. Meine Augen gewöhnen sich an das Licht, an die Farben, an Menschen.
Schön!

Heute ist ein guter Tag.
Das ist eine gute Wiederholung in der Folge, finde ich jedenfalls.

Die Schlagzeilen wie immer, das Jahr ist gleich, der Monat auch, lange bin ich nicht im Krankenhaus gewesen. Ich habe keine Schmerzen.
Ungefähr ab hier, war klar, was ist. Aber das ist sicher nicht bei allen so. Andere werden später oder früher drauf einsteigen.

Wie ein Kind, das zuhause ein neues Spielzeug erwartet.
Zuhause

Der Freudenbaum in mir verwelkt, die Erde, auf der sie steht wird schlecht.
Ein welkender Baum ist ein schräges Bild irgendwie. Und wer ist wieder sie? Und wieso wird die Erde schlecht? Das hier ist schräg.

Ich gehe raus, nehme den Bus. Es ist voll und ich stehe,
Er ist voll, oder? Der Bus?

Der Kellner bringt Essen an ihr Tisch. Ich bin verwirrt.
ihren, und ich finde, Du könntest dem Essen hier auch einen Artikel gönnen. Der Kellner bringt das Essen an ... - klingt sonst so gehackt.

“Du muss nicht weinen”, sage ich, “ich bin wieder da.”
Sie schnieft, streckt die Hand und fordert die Rechnung.
“Tu das nicht, lass uns reden. Ich bin nicht sauer auf dich”, sage ich, meine Stimme weich wie Butter. Der Kellner bringt die Rechnung, legt sie auf den Tisch, ich strecke die Hand danach, sie ist schneller. “Ich mach das schon”, sage ich. Doch sie legt das Geld schon rein.
Ab hier sollte es dann den meisten klar sein, und man wartet eigentlich nur noch auf die Auflösung. Ich glaube, ich hätte das Ende dann kürzer gehalten. Aber ist jetzt wirklich subjektiv, gar nicht mal Kritik.

Auf jeden Fall bin ich Dir dankbar, dass sie nicht auf den Friedhof geht und er an seinem eignen Grab die "Wahrheit" erfährt, das wäre doch zu platt gewesen. Schatten sind noch nicht ganz so verbraucht. Oder? Ein bisschen Staub liegt auf denen ja auch schon.

Nette Unterhaltung, hübsch zu lesen, hat mir gefallen.
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @Fliege

ich freue mich sehr über dein Feedback. Vielen Dank.

Aber das sind immerhin auch Fragen, die mich bei der Stange gehalten haben. Und ich habe den Text sehr gern gelesen. Mir gefällt der sprachlich sehr gut, so das Tempo, die Details, da ist viel Schönes dran und drin.

Das freut mich!

Hier dreht sich alles bisschen im Kreis, Inhalte werden wiederholt, war ich jetzt nicht so der Fan von, obwohl ich ein Fan von Wiederholungen bin, wenn sie denn gut eingesetzt werden.

Jetzt, wo du es sagst, stimmt! Ist mir gar nicht aufgefallen. Ich habe zwei Sätze rausgekürzt.

Wer oder was ist sie?
Ja das ist peinlich... soll natürlich der Körper sein, der da zittert. Habe ich jetzt aber ganz raus genommen.
Vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen...

Ich muss herausfinden wohin sie geht, muss mit ihr sprechen.
Andere Männer, andere Liebe, andere Träume. Die verdrängten Gedanken klopfen an.
Ich schüttele den Kopf, ich kämpfe gegen Tränen. Ich kenne sie, sie ist meine Frau.

Den Teil hast du zitiert, aber nicht kommentiert.. Würde mich noch interessieren.:D

ihren, und ich finde, Du könntest dem Essen hier auch einen Artikel gönnen. Der Kellner bringt das Essen an ... - klingt sonst so gehackt.
Gekauft!

Ein welkender Baum ist ein schräges Bild irgendwie. Und wer ist wieder sie? Und wieso wird die Erde schlecht? Das hier ist schräg.

Fand ich auch, und ich habe lange überlegt, ob das so bleiben soll. Letztendlich wollte ich auf die Kommentare warten... Ist schräg! Ist raus! Komplett...

Vielleicht fand sie einfach nicht den Raum.
:)

Das sollte einfach nur die Versuche zeigen, die der Erzähler in seiner Verzweiflung sich eingeredet hat.


Auf jeden Fall bin ich Dir dankbar, dass sie nicht auf den Friedhof geht und er an seinem eignen Grab die "Wahrheit" erfährt, das wäre doch zu platt gewesen. Schatten sind noch nicht ganz so verbraucht. Oder? Ein bisschen Staub liegt auf denen ja auch schon.

Nun ja, ich schreibe erst seit einer Woche Kurzgeschichten, diese hier ist meine zweite. Ich wollte mir einen leichten Einstieg suchen - Ja das Thema "tot, er weiß es aber nicht" im allgemeinen ist etwas ausgelutscht, ich gebe es zu. Und natürlich war mein erster Gedanke sein Grab, habe ich dann verworfen, wäre -wie du es so schön ausdrückst- zu platt gewesen. Dann hatte ich die Idee mit einer Traueranzeige, aber die erhoffte Wirkung hat sich aus dem Text heraus einfach nicht ergeben. Dann war einfach die Sachen mit dem Schatten übrig... Der Spiegel wäre zu viel des guten gewesen mMn.


Ich freue mich sehr, dass es dir dennoch Spaß gemacht und vor allem auch gefallen hat.

Ich arbeite aktuell an einer etwas komplexeren Geschichte, weiß aber nicht, wie sie ankommen wird.

Ich würde mich auch sehr freuen, wenn du Zeit fändest und dir auch meine erste Geschichte Akku leer
anschaust.

Würde mich sehr interessieren. vor allem in der Anfangsphase möchte ich soviel Feedback, wie möglich einholen.

Vielen lieben Dank für das insgesamt positive Feedback.

Es grüßt aus dem ICE
Napier

 

Du bist ja fix, Napier,

Den Teil hast du zitiert, aber nicht kommentiert.. Würde mich noch interessieren.:D
Nee, den habe ich vergessen zu löschen, weil ich nix dazu zu sagen hatte. Habe ich nachgeholt.

Das sollte einfach nur die Versuche zeigen, die der Erzähler in seiner Verzweiflung sich eingeredet hat.
Schon klar. Und es funktioniert ganz wunderbar!

Nun ja, ich schreibe erst seit einer Woche Kurzgeschichten, diese hier ist meine zweite.
Ach. Ich habe nicht ins Profil geschaut, also für deine Zweite finde ich sie gleich noch besser :).

... Dann hatte ich die Idee mit einer Traueranzeige, aber die erhoffte Wirkung hat sich aus dem Text heraus einfach nicht ergeben. Dann war einfach die Sachen mit dem Schatten übrig... Der Spiegel wäre zu viel des guten gewesen mMn.
Irgendwer hat mal irgendwo hier geschrieben: Schreibe sechs Möglichkeiten auf, streiche alle durch und nehme die siebente. Weiß nicht mehr wegen der Zahlen genau, aber so in dem Dreh. Das macht Sinn, gerade wenn man auf Pointengeschichten geht. Dadurch entgeht man der Falle, allzu Bekanntes zu nutzen. Nur so als Tipp für die Zukunft. Muss jetzt gar nicht für diesen Text sein.

Ich arbeite aktuell an einer etwas komplexeren Geschichte, weiß aber nicht, wie sie ankommen wird.
Wer weiß das denn je vorher? Auch Profi-Lektoren haben eine solche Glaskugel nicht.

Würde mich sehr interessieren. vor allem in der Anfangsphase möchte ich soviel Feedback, wie möglich einholen.
Ach, später auch noch. Das mit dem möglichst vielen Feedback hört nie und nimmer auf! Aber Du schreibst ja schon selbst fleißig Kommentare, ist so ziemlich der sicherste Weg zum Ziel hier.

Grüße in den ICE (oder schon am Ziel?)
Fliege

 

Hallo,

ich finde, du hast eine gute Sprachmelodie, weswegen ich den Text gerne zu Ende gelesen habe.
Meiner Meinung nach funktioniert dein Text in seiner inneren Logik; aber lässt du ihn auf Leser los, funktioniert er "nicht"; einzig aus dem Grund, weil es den Film The Sixth Sense gibt.

Motoren rauschen an mir vorbei, meine Augen suchen gelbe Fahrzeuge. Ich entdecke eins, winke ihm zu, der Taxifahrer sieht mich nicht – ich rümpfe die Nase, möchte ruhig bleiben, denn heute ist ein guter Tag.
Das war der Punkt, an dem ich als Leser den Verdacht aufnahm, er könnte bereits tot sein. Als die Story im Weiteren immer mehr solche Anhaltspunkte aufzeigt, bestätigte sich meine Vermutung und der Plot konnte mich nicht mehr überraschen - und Überraschung ist eines der texttragenden Punkte der Geschichte, würde ich einmal in den Raum stellen.

Es ist wirklich schwierig, abzuschätzen, was Leser an gewissen Punkten in einem Text vermuten und wo man die Vermutung brechen und überraschen kann. Ich kann das absolut nachvollziehen. Wie gesagt, ich finde, dadurch, dass The Sixth Sense eine so populäre und bekannte Erzählung in dieser Gesellschaft ist, werden - meiner Vermutung nach - sehr viele Leser relativ früh im Text die Vermutung anstellen, dass dein Prot ein Geist ist, und das ist dann relativ schlecht für deinen Text, weil er seine eigentliche Zugkraft, auf die er baut - die Überraschung - verliert.

Trotzdem gerne gelesen, wegen der Sprache. Bleib am Ball, originelle Plot-Zwists erzeugen ist sehr schwierig. Ein wesentlicher Faktor ist, als Autor ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie der Wissensstand der potentiellen Leser im Allgemeinen ist, was sie kennen, was sie nicht kennen, wo man noch überraschen kann, was Klischee-Vorstellungen in dieser Gesellschaft sind und wie man sie brechen kann. Das lernt man alles leider nur - so meine Meinung -, wenn man ausprobiert und Storys Testlesern gibt, die einem dann Feedback dazu geben können, ob ein Text funktioniert oder nicht. Insofern hast du alles richtig gemacht.

Beste Grüße
zigga

 

Hallo @zigga,

vielen Dank für deine Rückmeldung.
Ich stimme dem zu, wer "The sixth sense" kennt, wird früh den Twist erkennen, der dann nicht mehr als einer funktioniert - zumindest nicht mehr den WTF Moment auslöst. Doch was mich freut, sowohl bei Fliege, als auch bei dir - ihr beide habt den Text zu Ende gelesen. Und das ist für mich sehr wichtig.

Ihr hättet auch anders reagieren können, nach dem Motto "Hm is klar, der ist tot... ab jetzt ist es langweilig"
Mir geht es in dieser frühen Phase meiner Kurzgeschichtenkarriere :-) nicht um originelle Plots und herausragende Twists, sondern hauptsächlich darum, dass ich mich technisch weiterentwickle und dass mein Schreibstil, auch außerhalb meines eigenen Kopfes, gut ankommt.

Das ist dann mein Fundament. Wenn ich das Handwerk nicht beherrsche, kann ich noch so tolle Plots und Twists usw. ausdenken und komme nicht an mein Ziel.. Beispiele gibt es viele in dem Forum. Die Idee allein gehört umgesetzt und dafür muss die Technik sitzen.
Und das ist aktuell meine Intention.

Und umso mehr freuen mich Kommentare wie:

ch finde, du hast eine gute Sprachmelodie, weswegen den Text gerne zu Ende gelesen habe.

oder

Trotzdem gerne gelesen, wegen der Sprache.

oder von @Fliege

Ach. Ich habe nicht ins Profil geschaut, also für deine Zweite finde ich sie gleich noch besser :).

Dass von 10 Lesern mindestens 7 nach den ersten Szenen die Tatsache erraten, war mir irgendwo klar.
Ein wenig experimentieren gehört dazu und ich werde auch sicherlich noch Tete bringen, die überhaupt nicht funktionieren werden. Aber auch daraus werde ich lernen.

In diesem Sinne, trotzdem bin ich mit dem positiven Feedback sehr zufrieden und denke, dass es in die richtige Richtung für mich geht.

Viele Grüße
Napier


P.S. Und natürlich ließ ich mich - vor allem in der Restaurant Szene - von dem Film inspirieren.

 

Hey @Napier,

ich steige gleich mal ein.

Der Unfall hat alles verändert: sie, mich, uns! Ich weiß nicht, wie lange ich lag, aber sie besuchte mich nicht, nicht an einem einzigen Tag.
Du meinst doch sinngemäß: nicht ein einziges Mal, nicht? Hier klingt das so nach einem bestimmten Tag oder an einem Tag eben. Keine Ahnung, ob ich mich jetzt verständlich ausdrücke :).

Sieben Jahre sind wir verheiratet. Sie hätte bei mir sein, meine Hand halten, mir Kraft spenden können, niemand sonst kann das. Nicht eine Träne hat sie vergossen – nicht, dass ich wollen würde, dass sie weint. Aber ich bin dem Tod entkommen, so knapp, und sie verliert nicht eine Träne, ach was sage ich, sie hat mich nicht einmal besucht.
Ich versuche es mir schön zu reden: Das schlechteste Zimmer, irgendwo im Untergeschoss, schlechte Luft, schwache Beleuchtung. Vielleicht fand sie einfach nicht den Raum.
Alles andere verdränge ich: Andere Männer, andere Liebe, andere Träume. Das ist sie nicht, war sie nicht. Seit sieben Jahren ist sie meine Frau.
@Fliege hat ja schon angemerkt, dass sich die Passage inhaltlich ziemlich im Kreis dreht (ich hab' das mal farblich aneinandergereiht). Du hast wohl schon was geändert - mir geht es aber nach wie vor so wie ihr, auch und gerade in Verbindung zum einleitenden Teil. Ich sehe da keinen Mehrwert drin, würde ich ausdünnen, destillieren, straffen.
Nur mal so zum Gegenüberstellen, zum Verdeutlichen, wo du den Rotstift mMn ansetzen könntest:
Der Unfall hat alles verändert: sie, mich, uns! Ich weiß nicht, wie lange ich lag, aber sie besuchte mich nicht, nicht an einem einzigen Tag.

Sieben Jahre sind wir verheiratet. Sie hätte bei mir sein, meine Hand halten, mir Kraft spenden können, niemand sonst kann das. Nicht eine Träne hat sie vergossen – nicht, dass ich wollen würde, dass sie weint. Aber ich bin dem Tod entkommen, so knapp, und sie verliert nicht eine Träne, ach was sage ich, sie hat mich nicht einmal besucht.
Ich versuche es mir schön zu reden: Das schlechteste Zimmer, irgendwo im Untergeschoss, schlechte Luft, schwache Beleuchtung. Vielleicht fand sie einfach nicht den Raum.
Alles andere verdränge ich: andere Männer, andere Liebe, andere Träume. Das ist sie nicht, war sie nicht.
Seit sieben Jahren ist sie meine Frau.

Heute haben sie mich entlassen – na[Leerzeichen]ja, ich habe mich selbst entlassen.
Warum nicht einfach: Heute habe ich mich selbst entlassen?

Ich bin heraus[zusammen]geschlichen, die haben es nicht einmal gemerkt. Ich möchte sie überraschen.
Wer ist die und worauf bezieht sich sie? Das passt mit den Bezügen nicht.
Vielleicht (?): keiner hat was gemerkt/ hat es bemerkt; ... meine Frau überraschen.

Mein Körper ist vollgepumpt mit Medikamenten, er fühlt sich taub an. Aber ich fühle mich gut, ich fühle mich leicht.
Würde ich kicken, woher weiß er das?

Die Sonne lacht zwischen kleinen Fetzen, die sich einen gemütlichen Platz im Blauen gesucht haben.
Die Sonne lacht zwischen Wolkenfetzen hindurch, fände ich verständlicher, wenngleich ich mir was anderes überlegen würde. Die lachende Sonne ist schon sehr phrasenhaft und ausgelutscht. Dann lieber schlicht scheinen/ spicken lassen.

Die Sonne lacht zwischen kleinen Fetzen, die sich einen gemütlichen Platz im Blauen gesucht haben. Dennoch fühlt es sich kühl an, mein Körper braucht Zeit.
Was fühlt sich kühl an? Es? Also ich weiß schon, was du meinst, aber iwie ist das unpräzise. Friert er nicht einfach oder fröstelt? Kurz und knackig würde ich vorziehen.

Ich atme tief ein, endlich nicht mehr der Geruch von Desinfektion und Latex.
Desinfektion ist eine Handlung. Latex wird kaum mehr verwendet. Und lieber nach anstatt von.
Vorschlag: Ich atme tief ein, endlich nicht mehr der Geruch nach Desinfektionsmitteln (und Latex).

Ich fühlte mich einsam und verlassen, ich fühlte mich vergessen, aber das ist nun vorbei. Ich laufe zur Straße, pfeife eine fröhliche Melodie, ich möchte glücklich klingen.
Heute ist ein guter Tag.
Motoren rauschen an mir vorbei, meine Augen suchen gelbe Fahrzeuge. Ich entdecke eins, winke ihm zu, der Taxifahrer sieht mich nicht – ich rümpfe die Nase, möchte ruhig bleiben, denn heute ist ein guter Tag.
Ich gehe weiter, weiß nicht, welchen Tag wir haben, weiß nicht, was in der Welt passiert. Neben der Straße steht ein Kiosk. Ich nehme eine Zeitung in die Hand:
Solche Ballungen an SP(O)-Konstrukten würde ich vermeiden.
Laufen bedeutet sich im schnellen Tempo fortzubewegen. Meintest du das so? Oder süddeutsch für gehen? Dieses "glücklich klingen" und "fröhlich" finde ich zu sehr für den Leser - würde ich komplett streichen. Wenn er eine Melodie pfeift, sagt mir das doch schon genug, gerade in Bezug zu "aber das ist nun vorbei".

Motoren rauschen an mir vorbei, meine Augen suchen gelbe Fahrzeuge.
Warum rauschen nicht einfach Autos, Fahrzeuge oder so an ihm vorbei? Wolltest du den Doppler vermeiden? Das ginge auch anders. Auf mich wirkt das etwas manieriert. Und gelbe? Spielt das in den USA? Dann müsstest du näher darauf eingehen, finde ich. Ist doch auch unnötig, oder?

... ich mache einen Schritt weg, atme hörbar und genervt aus, er ignoriert mich.
Das kann ich mir schon denken. Im Kontext ohnehin. Paar Adjektive im Text finde ich redundant, übererklärend, so, dass der Leser wirklich kapieren soll, was du ausdrücken wilst. Ich würde ihm mehr vertrauen schenken, dem Leser :), Im Zweifelsfall: weg mit Adjektiven.

Ich gehe weiter, werde gleiche meine Frau sehen, und mit jedem Schritt gesellen sich neue Blüten zu dem Freudenbaum, der in mir wächst. Wie ein Kind, das Zuhause ein neues Spielzeug erwartet.
Ich würde mich entscheiden. Entweder-oder. Beides schwächt sich gegenseitig ab, finde ich. Dann noch der Vergleich mit dem Tuch in Folge ... Und wenn ich die Wahl hätte, würde ich die Blüten am wachsenden Freudenbaum killen :baddevil:.

Kein Zeitgefühl, ich folge meinem Glück, ich gehe nach Hause. Jetzt bin ich froh, dass der Taxifahrer mich übersah.
Geschmackssache, aber hier fände ich Perfekt oraler, autthentischer: mich übersehen hat.

Vor unserem Haus bleibe ich stehen, ihr roter BMW vor der Garage, die Haustür offen, ihre Handtasche liegt vor der Tür.
Das klingt, als läge die Tasche draußen vor dem Haus und die Tür stünde sperrangelweit offen. Meintest du das so?

Mein Blick wandert zum Kamin, Asche, verkohlte Holzscheite vom Vorabend, nur der Sims ist ungewohnt.
Abgesehen davon, dass ich entweder Asche oder Holzscheite verwenden würde, finde ich das unpräzise und fragwürdig. Woher will er das wissen?

Ich muss herausfinden[K] wohin sie geht, muss mit ihr sprechen.
Komma.

Die Uhrzeit stimmt, das Datum auch, eine Adresse, ein Restaurant.
Verstehe ich nicht. Wieso stimmt die Uhrzeit und so? Was stimmt denn? Ah, der Jahrestag ... Das erfahre ich aber erst viel später. Durch die ganze Verwirrung, die er spürt, verpufft hier der Foreshadow-Effekt. Erwähne den Jahrestag doch gleich hier.

“Nein”, sage ich. Meine Stimme trocken. Sie kratzt im Hals.
Ich gehe raus, nehme den Bus. Er ist voll und ich stehe, in meinem Kopf herrscht Krieg, meine Lunge drückt gegen die Brust, sie schwillt an und ab.
Zumindest den ersten Possessivartikel würde ich rausnehmen. Die Lunge drückt - wenn man so will - gegen die Brust und schwillt an und ab. Das macht sie doch immer. Wenn du schnelle Atembewegungen meinen solltest, würde ich es anders schreiben.

Mein Blick fällt auf einen Jungen. Struppiges Haar, Stupsnase, Sommersprossen, Augen schwarz [kein Komma] wie die Nacht.
Schwarz wie die Nacht ist recht abgedroschen, lass dir doch was Unverbrauchtes einfallen, wenn du schon Vergleiche als Stilmittel nutzt.

Ich lächele ihn an, er versinkt in seinem Telefon.
“Unser Kind wird kein Telefon kriegen”, sage ich
Würde schon genauer werden und wenigstens ein Handy einbauen.

Ich liebte den Döner bei Ahmet
Jetzt nicht mehr, nur weil er keinen Hunger hat (oder unlebendig ist)? Das macht das Offensichtliche (The Sixth Sense wurde ja bereits erwähnt) noch offensichtlicher.

Ich schlucke und spüre[Komma] wie es im Hals stecken bleibt.
Was bleibt im Halse stecken? Wer oder was ist es?

... und fleißige Kellner. Edel geschmückt.
Meintest du edel geschmückte Kellner? So liest sich das nämlich :).

Das Besteck fällt ihr aus der Hand, sie blickt auf, ihre Augen schwimmen in Tränen. Sie starrt mich an, sie starrt durch mich hindurch, als würde ich hier nicht sitzen. Ihre Lippen krümmen sich, das Kinn zittert, sie hält sich den Fingerrücken unter die Nase. Die geschwungenen Brauen sind gekrümmt.
Du weißt schon.

Der Kellner bringt die Rechnung, legt sie auf den Tisch, ich strecke die Hand danach, sie ist schneller. “Ich mach das schon”, sage ich. Doch sie legt das Geld schon rein.
Wo legt sie das Geld rein? Du meinst so ein Schälchen, in dem die Rechnung liegt, nicht? Das steht aber nirgendwo.

Mein Herz zerbricht, Tränen bahnen sich den Weg über meine Wangen.
Stellenweise ist mir dein Prota zu rührselig im Text, zu weinerlich. Nur mal so ein subjektiver Eindruck von mir.

Ich finde keinen Schlaf, stehe auf und überlege[K] was ich sagen kann,
Komma.

So viel mal zum Textkram. Insgesamt liest sich das schon angenehm und ist flüssig erzählt. Vielleicht hätte dem Text ein wenig Ruhezeit gutgetan. Ein, zwei Überarbeitungssequenzen mehr. Ich finde, es würde sich lohnen, wenn du noch mal auf Feile und Schleifpapier zurückgreifen würdest. Aber insgesamt ist das sprachlich schon okay.
Zum Inhalt wurde ja schon einiges angemerkt. Dem kann ich jetzt nichts hinzufügen. The Sixth Sense, The Others ..., ja, verdammt schwer, da noch punkten zu können.

Gruß

hell

 

Hallo @hell

toll, dass du dir Zeit genommen hast. Ich freue mich sehr über deine Kritik/ Analyse.

Du meinst doch sinngemäß: nicht ein einziges Mal, nicht? Hier klingt das so nach einem bestimmten Tag oder an einem Tag eben. Keine Ahnung, ob ich mich jetzt verständlich ausdrücke :).
Ja, ich verstehe worauf du hinaus willst. Werde ich einarbeiten.

Nur mal so zum Gegenüberstellen, zum Verdeutlichen, wo du den Rotstift mMn ansetzen könntest:
Der Unfall hat alles verändert: sie, mich, uns! Ich weiß nicht, wie lange ich lag, aber sie besuchte mich nicht, nicht an einem einzigen Tag.

Sieben Jahre sind wir verheiratet. Sie hätte bei mir sein, meine Hand halten, mir Kraft spenden können, niemand sonst kann das. Nicht eine Träne hat sie vergossen – nicht, dass ich wollen würde, dass sie weint. Aber ich bin dem Tod entkommen, so knapp, und sie verliert nicht eine Träne, ach was sage ich, sie hat mich nicht einmal besucht.
Ich versuche es mir schön zu reden: Das schlechteste Zimmer, irgendwo im Untergeschoss, schlechte Luft, schwache Beleuchtung. Vielleicht fand sie einfach nicht den Raum.
Alles andere verdränge ich: andere Männer, andere Liebe, andere Träume. Das ist sie nicht, war sie nicht.
Seit sieben Jahren ist sie meine Frau.

Oh ja ... Das hört sich wirklich viel besser an.


Solche Ballungen an SP(O)-Konstrukten würde ich vermeiden.
Laufen bedeutet sich im schnellen Tempo fortzubewegen. Meintest du das so? Oder süddeutsch für gehen? Dieses "glücklich klingen" und "fröhlich" finde ich zu sehr für den Leser - würde ich komplett streichen. Wenn er eine Melodie pfeift, sagt mir das doch schon genug, gerade in Bezug zu "aber das ist nun vorbei".
schaue ich mir noch mal an.

Das klingt, als läge die Tasche draußen vor dem Haus und die Tür stünde sperrangelweit offen. Meintest du das so?
Richtig. Sie will eigentlich los, vergisst was und rennt wieder rein. Die Tasche lässt sie derweil vor der Tür liegen.


Jetzt nicht mehr, nur weil er keinen Hunger hat (oder unlebendig ist)? Das macht das Offensichtliche (The Sixth Sense wurde ja bereits erwähnt) noch offensichtlicher.
Oh ja, da war ich unvorsichtig.

Du weißt schon.
Jup

Stellenweise ist mir dein Prota zu rührselig im Text, zu weinerlich. Nur mal so ein subjektiver Eindruck von mir.
Ja, das nervt mich auch noch etwas. In Sachen Emotionen trage ich entweder zu dick auf oder zu dünn. Ich finde noch nicht den gesunden Mittelweg. Ich muss daran arbeiten.

Insgesamt liest sich das schon angenehm und ist flüssig erzählt. V
Das ist toll zu lesen, zu mal ich weiß, dass du das ernst meinst und im gegenteiligen Fall auch geschrieben hättest, wie scheiße du es doch findest.
Vielen Dank!

Aber insgesamt ist das sprachlich schon okay.
Toll! Danke

Zum Inhalt wurde ja schon einiges angemerkt. Dem kann ich jetzt nichts hinzufügen. The Sixth Sense, The Others ..., ja, verdammt schwer, da noch punkten zu können.
Das ist korrekt. Aber wie bereits in vorherigen Antworten erwähnt. Diese hier war meine zweite Kurzgeschichte überhaupt und ich möchte mich wirklich erst in der sprachlichen und handwerklichen Ebene auf einem sicheren Niveau fühlen. Daher habe ich ein etwas einfacheres Themengebiet mir ausgesucht.

Erst das Handwerk, die Technik, die Sprache, dann übe ich mich an originellen Plots.


Deine Vorschläge werde ich wohl zu 80 / 90 % so übernehmen, vielen Dank für die Hinweise und auch für die positive Abschlusskritik. Brauche dann aber etwas Abstand zum Text und werde ihn mir dann nochmals vornehmen.

Schönen Abend wünsche ich
Napier

 

Hallo Napier,

ich habe die Kommentare nicht verfolgt, steige direkt ein.

Der Park vor dem Gebäude lebt.
Eine schöne Beschreibung, die erst am Ende, nach dem Lesen, ihre volle Kraft entfaltet.

Ich entdecke eins, winke ihm zu, der Taxifahrer sieht mich nicht
"ein" & "ihm" mag nicht so recht passen.

ich mache einen Schritt weg
Schöner fände ich: "Schritt zur Seite".

Ein sauberer Strich in der Staubschicht verrät es mir. Bilderrahmen, Fotos von ihr und mir. Sie hat sie weggestellt. Mein Grinsen erstarrt. Was hat das zu bedeuten? Die Beine werden weich.
Eine Tür schlägt zu. Der Motor startet.
Spannend geschrieben. Und: man wird schön auf eine falsche Fährte geführt.

schau aus dem Fenster. Die Stadt glüht, die Bäume erleben ihre schönste Zeit. Zwiebel, Knoblauch und Fleisch kitzeln meine Nase. Ich liebte den Döner bei Ahmet, doch ich spüre keinen Hunger, keinen Durst. Die Klimaanlage stöhnt, die Dame mit dem riesigen Strohhut wedelt sich mit einer Zeitschrift Kühlung zu.
Er sitzt im Bus ... Wie kann er da plötzlich Döner riechen?, frage ich mich.

der Empfang begrüßt freundlich,
entweder: "begrüßt mich" oder "grüßt" (besser, da der Empfang ja nicht ihn persönlich grüßt)

Da sitzt sie, in ihrem nachtblauen Kleid, ihre Haut braun gebrannt, das Haar kurzgeschnitten, bis zu den Schultern – ich mochte ihr langes, schwarzes Haar. Sie nippt an einem Glas. Ihr gegenüber ist frei.
Ich habe es so verstanden, dass er sie von hinten sieht. Dann passt die braungebrannte Haut nicht, die kann er ja nicht sehen.

Sie ist meine Frau.
Heute ist ein guter Tag.
Ehrlich gesagt war mir das in Summe ein wenig zu viel "guter Tag"

Ich setze mich auf den Stuhl und schaue sie an, ohne etwas zu sagen, ich genieße es. Sie ist wunderschön, wie schon immer.
Ich beobachte sie geduldig. Ihre Gabel schlägt auf den Teller
Da fällt bei mir der Groschen. Bin dann gespannt, wie es weitergeht.

“Alles Gute zum Jahrestag!”, sagt sie leise, ihre Stimme zittert, sie steht auf und geht, mit ihr der blumige Duft.
Okay, da hat sich mein Verdacht bestätigt. Die Spannung ebbt damit leider ab.

Und dann, wie ein zerbrechender Spiegel, fällt ein Schleier von meinen Augen:

Es ist mein Schatten – er fehlt.

Mit dem Schluss rundest du alles gut an. Obwohl ... Ich bekomme den Eindruck, du hast hier den Holzhammer herausgeholt. Subtil ist anders :lol:

Hat mir gut gefallen.

Schönen Tag und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo @GoMusic

toll, dass du vorbei schaust.

Vielen Dank für die Hinweise. Die Korrekturen übernehme ich sofort.

Okay, da hat sich mein Verdacht bestätigt. Die Spannung ebbt damit leider ab.
Danach passiert zum Glück auch nicht mehr viel :drool:

Ich habe es so verstanden, dass er sie von hinten sieht. Dann passt die braungebrannte Haut nicht, die kann er ja nicht sehen.
Hm, es ist ja Sommer und sie läuft in so 'nem ärmellosen Kleidchen rum. Das hatte ich mir dabei vorgestellt. Mehr die Schultern, die Arme, weniger das Gesicht.

Er sitzt im Bus ... Wie kann er da plötzlich Döner riechen?, frage ich mich.
Dieser Moment, wenn du hunger hast, dich in den Bus setzt und da läuft er an dir vorbei.
Der Junge mit dem ausgepackten Döner, das Fleisch hängt noch zur Hälfte aus dem Brot. Die Gewürze, der Knoblauchduft der Soße... ach ach ach... jetzt ein Döner...:sconf::sconf::sconf::sconf:

Zumindest war das meine Idee.

Hat mir gut gefallen.
Das freut mich, vielen lieben Dank.

Vielen Dank für den positiven Kommentar
Viele Grüße
Napier

 

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