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Ein Haus, so groß wie die Welt

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04.08.2001
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Ein Haus, so groß wie die Welt

Das Haus erschien in der aufgehenden Sonne riesig und ausladend. Die breite Treppe, die wie ein geöffneter Mund wirkte, versprach für das Innere Protz und Dekadenz. Rex stand mit zusammengekniffenen Augen davor, den kleinen Koffer vor sich abgestellt, der knittrige Trenchcoat offen und versuchte in seinen Erinnerungen Bruchstücke von diesem Anwesen zu finden.
Nichts, ein völlig toter Ecken, diese Gegend sagte ihm nichts. Dieses Haus mit seinen breiten Fenstern, den kleinen Erkern an den Seiten und dem einen zentralen Turm, der so gar nicht ins Bild passen wollte und drohend auf dem Anwesen thronte.
Einzig der knorrige Birnenbaum, der ein wenig abseits von der Auffahrt stand und einsam seine mächtigen Äste wie zwei Arme ausstreckte, schien ihm auf eine bestimmte Art bekannt. Er konnte nicht sagen, was, aber etwas fehlte in diesem Obstbaum. Er kratzte sich gedankenversunken den Hinterkopf und steckte die andere Hand tief in die Hosentasche. Er war enttäuscht.
Wenn man nach gut dreißig Jahren zurückkehrt, sollte man annehmen, dass sich die Welt von damals wieder auftut, dass man sich erinnern kann an Orte, an Geschehnisse, an Gefühle. Er hatte gehofft, dass er, so unangenehm dieser Besuch sein würde, wenigstens Antworten fände auf Fragen, die ihn schon lange quälten.
Der Birnbaum – ein Schatten! Aus den Augenwinkeln nahm er einen finsteren Fleck im Geäst wahr, doch als er den Kopf in die Richtung gedreht hatte, war er verschwunden und er wusste nicht zu sagen, ob er sich nicht getäuscht hatte.
Als die Staubwolke, die das Taxi hinterlies, sich gelegt hatte, nahm er sein Köfferchen in die Hand und fasste resolut die Eingangstür ins Auge. Da wurde sie schon aufgestoßen und ein hünenhafter Alter mit vollem, wirrem Haar, ebenso struppigem Bart und wüsten Augen kam heraus geschossen. Er war lediglich mit einem Morgenmantel und Hausschuhen bekleidet.
„Wer sind Sie“, polterte er schon von oben herunter. „Verschwinden Sie von meinem Grundstück! Sie haben hier nichts zu suchen!“
Rex setzte ein unsicheres Lächeln auf. Vorsichtig ging er auf den Alten zu, wobei er seine rechte Hand zum Gruß erhob, hoffend, dass diese Geste nicht missverstanden werden würde.
„Sind Sie Val Haakenson?“, fragte Rex mit brüchiger Stimme, als sie sich gegenüber standen.
„Was tut das zur Sache?“, schnauzte ihn der Alte an. Er war nicht viel größer als Rex und für sein Alter gut in Form, doch was sie beide unterschied, war die Sicherheit.
„Sie stehen auf meinem Grund und Boden“, grummelte der Großvater. „Und das reicht aus, Sie über den Haufen zu schießen.“
„Wenn Sie nämlich Val Haakenson sind“, fuhr Rex fort. „Dann sind Sie mein Vater. Ich bin Rex Haakenson.“
Der alte Mann stutzte nur kurz, dann kam er drohend auf den Jungen zu. „Machen Sie, dass Sie fortkommen! Ich habe niemals einen Sohn gehabt!“
Die Tür des Herrenhauses öffnete sich und eine junge Frau steckte den Kopf aus der Tür.

Sie saßen drinnen in der Küche, die junge Frau und Rex. Den wuchtigen Eindruck, den das Haus von außen gemacht hatte, präsentierte es auch im Inneren. Die Räume waren hoch, die Decken stuckverziert. Sie waren in eine Halle getreten, die sich imposant und geräumig vor ihnen aufgetan hatte, von der auf jeder Seite eine Reihe Türen abgingen. Eine Treppe – wie eine Weiterführung des äußeren Aufgangs – brachte den Besucher nach oben, wo er sich zwei Gängen gegenübersah, von denen wiederum eine Menge Türen abgingen.
Als sie alle drei lautstark über den Terrakotta-Fußboden klapperten, kam Rex dieses Gemäuer eindeutig bekannt vor, auf eine nicht fassbare Art erschienen Schemen der Erinnerung.
„Es ist eine schreckliche Krankheit“, sagte die Frau.
Der Alte, der so gar nicht wie ein Greis, eher wie eine in die Jahre gekommene Eiche wirkte, fuhrwerkte draußen im Garten, unter dem Fenster, herum und schimpfte noch immer vor sich hin.
Rex blieb eine Antwort schuldig, er ließ noch immer die Eindrücke auf sich wirken.
„Darf ich...“, der Frau, etwas jünger als Rex, aber bedeutend hübscher, war es sichtlich unangenehm. „Sie verstehen, es muss sein, darf ich Ihren Ausweis einsehen?“
Rex sah sie entgeistert an und sagte dennoch: „Aber ja, natürlich.“
Sie schaute nur ganz kurz ein und unterbrach ihre Rede nicht. „Sie wissen ja, ich kenne Sie nicht, wir haben uns nie gesehen und jeder könnte da kommen und Ihr Vater...“ Da verstummte sie.
„Aber Sie waren es doch, die mich herbaten!“
„Wie bitte?“
„Sie haben doch...Ich habe hier einen Brief vom Sozialamt dieses Landkreises, der mich darüber informiert, dass ich der einzige liebende Verwandte meines Vater wäre und dass Sie mich hier vor Ort benötigen, weil nur ich die Einweisungspapiere für meinen Vater unterschreiben könne.“
„Die Einweisungspapiere?“
„Ja. Ja, natürlich. Mein Vater wäre unheilbar krank, ständig von Pflege abhängig und käme deshalb für einen Pflegeplatz in Betracht.“
„Was?“
„Alzheimer!“ Das erstaunte ihn denn nun doch, dass die Dame vom Pflegedienst selbst davon nichts wissen sollte.
Sie sagte: „Es gibt keinen Brief, der Sie auffordert herzukommen.“
„Aber...“
„Ebenso wenig ist Ihr Vater ständig von Pflege abhängig. Er ist unheilbar krank, das stimmt. Er leidet an der Alzheimer-Krankheit, das ist auch richtig, aber ich kenne kaum einen selbstständigeren Mann als Ihren Vater, obwohl er allein wohnt in diesem großen Haus.“
Rex sah sie an und wartete, dass sie weiter sprach.
„Sehen Sie, Alzheimer ist nicht heilbar, noch nicht. Aber man kann das Siechtum hinauszögern. Val Haakenson benötigt zwar medizinische Hilfe – Spritzen, Medikament, Blutdruckmessen – aber im täglichen Leben kommt er noch sehr gut zurecht.“ Und nach kurzer Pause: „Noch.“
„Das ist...“
„Seit vier Jahren ist die Krankheit bei Val bekannt, da war er vierundsechzig. Es lässt sich nicht verleugnen, dass er immer öfter abwesend ist und immer vergesslicher wird. Aber es ist lange noch nicht so schlimm, dass wir Sie informieren müssten.“
„Mein Vater braucht also keine Hilfe?“ Er befürchtete, dass es zu sehr nach Enttäuschung klang, deshalb setzte er hinzu: „Es geht ihm gut?“
„Haben Sie sich denn nie um Ihren Vater gekümmert?“
„Ich habe meinen Vater das letzte Mal gesehen, da war ich acht.“
„Und niemals den Versuch gemacht, Kontakt aufzunehmen?“
„Ich...“ Rex zögerte. Das Ganze klang ihm entschieden zu sehr nach Kreuzverhör. „Ich habe die ersten acht Jahre meines Lebens wohl... verdrängt. Bis vor kurzem wusste ich noch nicht einmal, dass ein Vater lebt.
Hören Sie, der Brief aber existiert, ich habe ihn mir nicht ausgedacht. Wer sollte ihn mir dann geschrieben haben?“
„Das weiß ich nicht, Herr Haakenson. Von uns oder vom Amt jedenfalls kommt er nicht.“

„Ist sie weg?“
Der alte Haakenson stand im Rosenbeet, das noch im Schatten des großen Hauses lag, und hielt mit Hingabe einen Wasserschlauch in die Pflanzen.
„Gott, was ich sie hasse, die Weiber vom Sozialdienst.“ Er hatte Rex nicht einmal den kopf zugewandt und so machte es den Eindruck, als spräche er zu sich selbst. „Jeden Tag dieselbe mitleidige Leier“ – er äffte: „Geht’s Ihnen gut, Herr Haakenson, haben Sie Medikamente genug, darf ich Ihnen den Arsch abwischen? Wann kratzen Sie endlich ab, Herr Haakenson?“ Er schüttelte sich. „Scheinheiliges Volk! Aber wenn ich das nicht erdulden würde, kämen die vielleicht auf die Idee, hier herum zu schnüffeln.“ Er drehte sich um und schaute seinem Sohn in die Augen. „Na, wie geht’s, mein Junge? Wir haben uns lange nicht gesehen.“
Rex zuckte zurück, als er direkt angesprochen wurde. „Ja“, murmelte er. „Kann man nicht anders sagen.“
„Ja, gut dreißig Jahre sind das her“, der Alte schloss die Düse des Gartenschlauchs und legte ihn beiseite, „seit sie dich mir weggenommen haben. Komm! Du musst müde sein von der Reise. Ich habe dir ein Zimmer vorbereitet.“ Er ging voran.
„Du hast mich erwartet?“
„Nein.“
„Aber das Zimmer, du musst...“ Rex blieb stehen. „Du hast den Brief geschrieben und abgeschickt!“
„Welchen Brief“, knurrte Val. „Red’ keinen Unsinn, Junge. Ich kenne nicht einmal deine Adresse! Bin gar nicht in der Lage, dir irgendwelche Briefe zu schicken.“
„Aber das Zimmer!“ Sie betraten das Haus, in der Halle war es angenehm kühl. Val zog seine Schuhe aus und streifte sich Pantoffeln über, die er aus einem Schränkchen hervorholte. „Du hast gesagt, du hast ein Zimmer vorbereitet, also musst du mich doch erwartet haben.“
Der Alte stoppte plötzlich, drehte sich um und sah Rex scharf an.
„Das Zimmer ist seit dreißig Jahren vorbereitet. Exakt seit dem Tag, an dem sie dich mir wegnahmen!“

Er musste telefonieren, niemals hatte er angenommen, länger als eine Nacht hier zu bleiben. Er war nicht vorbereitet auf das, was ihn erwartet hatte.
Als er seinen Vater auf ein Telefon ansprach, wies der auf eine Tür, links von der Halle und fragte: „Hast du keins von diesen neumodischen Taschenspielzeugen?“
Er schüttelte nur mit dem Kopf und ging in einen kleinen Raum. Ein Telefonierzimmer!
„Elsie? Hör’ zu, es ist etwas dazwischen gekommen.“ Er trommelt nervös mit den Fingern auf dem Schreibtisch. „Ja, ich bin gut hier eingetroffen und ja, ich habe meinen Vater gesehen. Wir sehen uns kein bisschen ähnlich, nein. Hör mir zu! Ich muss länger bleiben, als geplant. Es ist merkwürdig, aber das zuständige Sozialamt hat den Brief nicht geschrieben, sie sagen, sie wüssten gar nichts von meiner Existenz... Ich weiß es nicht, mein Vater sagt, er wäre es auch nicht gewesen, niemand scheint diesen verdammten Brief geschrieben zu haben... Ich werde versuchen, etwas Vernünftiges aus meinem Vater heraus zu bekommen... Nein, er ist zwar krank, aber ganz und gar nicht pflegebedürftig. Ich werde dich wieder anrufen, habe keine Zeit... ja, mach ich. Grüße die Kinder von mir... Ich dich auch!“

Das Zimmer lag im ersten Stock. Die Treppe hinauf, links den Gang hinunter, dann die dritte Tür. Er stand mit seinem Köfferchen, öffnete sie und erwartete, endlich von Erinnerungen überflutet zu werden. Statt dessen lauerte stickige Dunkelheit in dem Raum, die Jalousien waren heruntergelassen und er konnte in dem Licht, das durch die feinen Spalten fiel, Staubflocken sehen.
Er ging hinein, stellte seinen Koffer ab und tastete, bis er den Lichtschalter gefunden hatte. Dann schloss er die Tür und begutachtete das Zimmer.
Es war riesig, so dass er die Frau, die mit dem Rücken zu ihm ganz hinten am Schreibtisch saß, nicht sofort entdeckte. Als er sie aber sah, da wusste er mit traumwandlerischer Sicherheit, wen er vor sich hatte. Entgegen jeder Logik war er davon überzeugt, dass die Frau seine Mutter war. Sie drehte sich noch immer nicht um.
„Mutter?“ Seine Stimme klang brüchig und wurde von dem Mobiliar fast völlig verschluckt. „Mutter?“
Langsam ging er auf sie zu, obwohl er wusste, dass ihn etwas Schreckliches erwartete. Sie bewegte sich noch immer nicht. Sie saß gerade in dem Stuhl, die braunen Haare hatte sie zu einem Knoten zusammengebunden.
Bedächtig begann sie sich umzudrehen, ganz sachte, Zentimeter um Zentimeter. Rex hielt die Luft an, er war unfähig, etwas zu sagen oder sich zu bewegen.
Als sie ihm das Gesicht zuwandte, setzte sein Herz für einige Schläge aus.
Die Haut ihres Antlitzes war dunkel verfärbt, die Augen hatten Ringe von tiefschwarzer Schattierung. Ihr Mund war geöffnet und ihre Zunge, unnatürlich angeschwollen und ebenfalls blau verfärbt, hing zur Seite heraus.
Das Entsetzliche an diesem Augenblick aber war ihr Grinsen. Das und die Worte „Mein Sohn! Komm zu mir!“ ließen ihn aufkreischen und in eine rettende Ohnmacht fallen.

Beim gemeinsamen Abendessen war er sich keinesfalls mehr sicher, dass dieses Erlebnis real gewesen war. Er war aufgewacht, auf dem Boden liegend, ohne zu wissen, wie lange er weggetreten war. Die Frau war verschwunden – oder sie war niemals da gewesen.
Mit einem mehr als flauem Gefühl hatte er die Jalousien hochgezogen und sich eingerichtet im Zimmer. Das Bett war gemacht gewesen, auf dem Schreibtisch lagen Papier und Schreibutensilien und auf dem kleinen Tisch in der Mitte des Zimmers stand ein Strauß Trockenblumen. Doch über allem lag eine dicke Schicht Staub und eine Bitterkeit, dass er die Fenster aufriss, weil er fürchtete, zu ersticken.
Nun saß er im Esszimmer des Hauses gemeinsam mit Val an einem Tisch, der sie auf eine Distanz von mindestens drei Metern hielt.
„Wir werden selbst abräumen müssen“, gab der Alte zwischen zwei Bissen kund. „Die Haushälterin ist nach Haus. Und sie ist die einzige, die sich ein wenig um mich kümmert.“
Sie tat dies allemal gut, denn das Mahl war schmackhaft und reichlich.
„Und die Damen vom Sozialdienst“, erinnerte Rex.
„Ach die“, winkte Val ab und griff sich einen weiteren fettigen Teil des Bratens. „Die kommen doch nur lang um zu schauen, ob sie mich nicht in ihr verdammtes Heim stecken können.“
„Du kommst gut klar hier ohne Hilfe? Ich meine... die Krankheit, sie ist...“
„Du meinst das Ich-Kenn-Dicht-Nicht-Syndrom“, schnaufte er. „Alzheimer? Sprich’s aus, Junge. Zier dich nicht. Ich kann ’ne Menge vertragen. Tja.“ Er wurde plötzlich ernst. „Ich weiß es schon länger, aber der Arzt gibt mir noch einige Jahre, bis ich soweit bin.“ Sie sahen sich über den Tisch hinweg an und der Blick von Val war so tief, so ernst, dass Rex nicht stand hielt. Er schaute nach unten.
„Ich werde unter Verfolgungswahn leiden, meine Umwelt nicht mehr erkennen, ich werde Fehlwahrnehmungen haben – Halluzinationen, die so echt scheinen, dass ich sie nicht mehr von der Realität unterscheiden kann, ja soweit, dass ich sie für die Realität halte. Meine Schrift wird sich verändern, ich werde mich nicht mehr kleiden können. Ich werde meine Speisen nicht mehr selbst zubereiten können und beim Essen werde ich Hilfe benötigen. Ich werde meine Körperhygiene vernachlässigen, werde anfangen zu stinken wie ein Elch. Und ich werde alle, die mir helfen wollen, schlagen und treten, weil sich meine Persönlichkeit verändern wird. Zu guter Letzt werde ich die Kontrolle über meine Körperfunktionen verlieren. Das ist einerseits unangenehm, wird mir auf der anderen Seite das Leben kosten, weil ich so einfache Tätigkeiten wie Schlucken nicht mehr ausüben kann. Es wird ein verdammtes Siechen werden.“
„Wie lange wird es noch dauern. Ich meine, wie viel Zeit steht dir noch zur Verfügung?“
„Zu wenig.“ Der Alte lächelte. „Hast du Kinder, Rex?“
„Einen Jungen und ein Mädchen.“
„Ein Junge. Das ist gut.“ Val ging hinüber zu einer eichenen Anrichte und holte zwei Zigarren. Er reichte Rex eine und gemeinsam rauchten sie.
„Warum ist ein Junge gut?“, fragte Rex. „Ich bin über beide Kinder froh.“
„Ich bin der Sohn meines Vaters, deines Großvaters“, erwiderte Val sinnend. „Du bist mein Sohn und hast wiederum einen, der mein Enkel und der Urenkel meines Vaters ist. Eine Linie, du verstehst? Solange die Linie nicht unterbrochen wird, haben wir nichts zu befürchten.“
„Aber was hat das zu bedeuten? Es müssen auch Töchter geboren werden, ohne Frauen gäbe es keine Geburt!“
„Deine Mutter war eine gute Frau!“, sagte Val plötzlich mit Nachdruck. „Sie war ein prächtiges Weib, keine Frage. Aber sie kam nicht über diesen Umstand hinweg.“
Die Erwähnung seiner Mutter elektrisierte Rex und er wurde hellhörig.
„Was ist aus ihr geworden?“, fragte er vorsichtig.
„Kannst du dich an sie erinnern?“
„Nein.“
„Kannst du dich an mich erinnern?“
„Bevor ich den Brief erhielt, existiertet ihr nicht für mich. Ich hatte keinen Vater und keine Mutter, ich war ein Waisenkind.“
„Existiert der Mond, wenn niemand zu ihm aufsieht?“
Rex lächelte. „Wie vielen Engeln gelingt es gleichzeitig auf der Nadelspitze zu tanzen?“
Sein Vater stand auf. Er ging hinüber zum Kamin und legte einige Holzscheite ein. Es war dunkel geworden. In der Schwärze stand ein riesiges Haus und in diesem Haus, das annähernd ebenso finster war wie seine Umgebung, zwei Männer, die sich Brocken zuwarfen aus dreißig Jahren Leben. Eine Zeitlang rauchten sie schweigend nebeneinander. Dem Sohn ging die ganze Zeit ein Gedanke nicht aus dem Kopf.
„Wenn du sagst, dass du an dieser schrecklichen Krankheit leidest, was macht dich so sicher? Ich meine, vielleicht geht die Veränderung nicht von dir aus?“
Seine Mutter, mit verfärbtem Gesicht, die Zunge geschwollen – stranguliert. Im einen Moment hier, real vor ihm, boshaft grinsend und redend, im nächsten Augenblick verschwunden. Eine Sinnestäuschung.
„Es gibt Tests“, sagte der Vater. „Zwar nicht eindeutig und hundertprozentig, aber sie weisen in eine Richtung.“ Er versuchte das Feuer in Gang zu bringen, doch es wollte nicht lodern. „Mach dir keine Hoffnungen, das Urteil ist endgültig, ob es nun drei Jahre sind, fünf oder sieben.“
Er nahm einen Schürhaken und stocherte damit in der Glut. „Komm mal“, sagte er. „Hilf mir mit dem verdammten Kamin, mein Junge. Er will einfach nicht ziehen.“
Und Rex stand auf, legte seine Zigarre ab und ging hinüber. Ohne zu zögern griff er nach unten an die Seite des Abzuges und legte einen kleinen Hebel um. Sofort schossen Flammen in die Höhe. Er lächelte seinen Vater an. Als Kind hatte er das oft getan.
„Was ist aus Mutter geworden“, fragte er leise noch einmal.
Der Birnbaum, der Schatten!
„Du weißt es“, flüsterte Val. „Deshalb haben sie dich damals abgeholt. Sie hat sich erhängt.“

Ein Junge, sieben, höchstens acht Jahre alt, schmächtig von Wuchs, aber mit offenem Gesicht, läuft den Feldweg entlang und trägt seinen Schulranzen locker über die Schulter gehängt. Sein Zuhause liegt außerhalb des Dorfes, so dass er von allen Schülern seiner Klasse den weitesten Weg hat. Aber das macht nichts, er wohnt gern hier draußen, sein Kontakt zu anderen Kindern beschränkt sich auf die paar Stunden Schule am Vormittag.
Seine Familie besitzt kilometerweite Wälder und Felder, deren Grenze der Horizont zu sein scheint. Dort lässt es sich ausgezeichnet spielen und Abenteuer bestehen – er braucht keine Freunde. Ebenso wenig wie seine Eltern.
Der Weg wird gesäumt von Platanen, deren Schatten kühl ist und die sich schützend über den kleinen Jungen ausbreiten.
Dort hinten ist die Allee zuende, ein Tor, hinter dem sich sein Zuhause befindet. Er kann den Birnbaum schon erkennen, der links vor dem Haus steht, so ausladend und groß, als hätte er schon immer dort gestanden und würde es für alle Ewigkeit auch weiterhin tun.
Der Junge blinzelt sich eine Träne aus den Augen, er meint etwas zu sehen in dem Birnbaum. Was ist das für ein Schatten in dessen Geäst? Nein, da ist nichts, oder doch? Er muss kurz wegschauen, um seine Augen zu beruhigen. Und dann geht der Blick wieder zum Baum. Natürlich, jetzt sieht er es genau. Ein Mensch steht in dem Holz – oder hängt er etwa dort?
Langsam geht er darauf zu und mit jedem Schritt wächst die Gewissheit, dass dort in den Ästen eine Person hängt. Das verwirrt ihn zutiefst und er kann sich nicht erklären, was das zu bedeuten hat.
Schritt um Schritt wird die Gestalt deutlicher, und es dauert nicht mehr lange, bis er die Person erkennt.
„Mutter?“ Er rennt los, lässt die Mappe fallen und als er unter dem Birnenbaum, unter seiner Mutter, steht, fragt er noch einmal mit tränenerstickter Stimme: „Mutter?“
Sie hängt schlaff an einem Seil, das um ihren Hals geknotet ist. Die Augen sind geschlossen, das Gesicht verfärbt und die Zunge hängt aus dem Mundwinkel.
Eine Hand packt ihn am Unterarm, doch der Junge achtet nicht darauf, er sieht nur seine entstellte Mutter und weint zu ihr hinauf. „Mutter, Mutter!“, und...


...erwachte übergangslos aus dem Alptraum. Er war schweißgebadet, hatte die Worte noch auf den Lippen und die schreckliche Wahrheit vor Augen. Salzige Tränen brannten auf seinen Wangen – die Erinnerung war zurückgekehrt.
Der Griff an seinem Unterarm war noch immer zu spüren, er fuhr sich mit der anderen Hand darüber und berührte kein Trugbild, keine Fantasie. Er spürte eine fremde Hand, die seinen Arm umklammert hielt, fremdes kaltes Gewebe.
Mit einem Schrei stieß er die fremde Person von sich und in panischem Schrecken langte er hinüber zum Lichtschalter. Seine Mutter saß neben ihm im Bett. Das Fleisch war verfallen und die trüben Augen schauten blicklos, aber der verfaulte Mund mit der geschwollenen Zunge brachte ein gehässiges Grinsen zustande.
Er schrie erneut auf und warf sich herum. Fiel aus dem Bett, schlug dumpf auf dem Boden auf und...

...erwachte endgültig.
Er blinzelte. Noch ein Traum? Eine schreckliche Fantasie, die sich das Gehirn ausgedacht hatte? Aber das Licht, das Licht war an!
Vorsichtig schaute er über den Rand des Bettes – keine Person, keine Spukgestalt, die ihn anlächelte.
Es war kurz nach halb drei – tiefste Nacht. Trotzdem verspürte er nicht das geringste Verlangen nach Schlaf. Sein Körper war in höchster Erregung, undenkbar, jetzt noch einmal das Licht zu löschen und weiter zu schlafen.
Also stand er auf, nahm sich eine kleine Lampe aus der Tasche und schlich aus dem Zimmer. Auf dem Gang war es kühl und dunkel. Er suchte einen Lichtschalter und fand ihn.
Eine einzige müde Lampe erleuchtete den Flur. Als Rex an den Türen vorbeiging, kam ihm der Gedanke, dass keines der Zimmer bewohnt war, Leere, seit Jahren schon. Es war unheimlich.
Er löschte das Licht und stieg über die Treppe in die Eingangshalle, die von Mondlicht durchflutet war, das durch die Fenster fiel. Ein Anblick, der ihm vertraut vorkam.
Auch als er in die Küche schlich, überkamen ihn immer mehr Erinnerungen. In der großen Küche hatte er als Junge unzählige Male an dem Eichentisch, der in der Mitte stand, gesessen und hatte seine Mutter bei ihren täglichen Verrichtungen beobachtet. Und seine Mutter hatte versucht, ihn in stundenlangen Vorträgen auf das Leben vorzubereiten.
Sie war eine schöne Frau gewesen, schön und gütig – und sehr traurig. Ihm fielen ihre Augen ein, ihr Blick, wenn sie zu ihm sprach. Sie schaute ihn an mit dieser Mischung aus Melancholie und Liebe, die ihm im Kindesalter so viele Rätsel aufgegeben hatte. Es war, als liebte sie ihn und gleichzeitig müsste sie ihn unendlich bedauern.
Doch warum, zum Teufel, erschien sie ihm jetzt als dieses grässliche Ungeheuer?
Als er hochschreckte aus seinen Gedanken, in der Küche am Tisch, da spürte er, wie ihm wieder die Tränen aufstiegen.
Er stand auf und ging zum Kühlschrank, um sich etwas zu trinken zu nehmen. Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Eine Tür war in der Halle gegangen. Er löschte das Licht und öffnete vorsichtig die Tür.
Sein Vater war damit beschäftigt, über den Boden zu huschen und hinter einem kleinen Tier herzujagen. Er fluchte leise vor sich hin, es gelang ihm nicht, sein Opfer einzufangen. Es war ein kleines Tier, vielleicht ein wenig größer als eine Maus.
Was um alles in der Welt hatte das wieder zu bedeuten? Was hatte sein Vater um diese Zeit mit einem solchen Tier zu schaffen? Doch offensichtlich flitzten die Beiden durch die dunkle Halle und Val sah kein bisschen so aus, als sei er ein alter Mann. In gebückter Haltung und wild mit den Armen fuchtelnd gelang es ihm schließlich, seine Beute zu packen und in einen Karton zu sperren, der an der Seite am Boden stand. Dem Tier war wohl kurz zuvor die Flucht aus diesem Gefängnis gelungen.
Rex gab sich nicht zu erkennen, er hatte die Szene durch den schmalen Türspalt verfolgt. Als sein Vater keine zwei Meter mit dem Karton an ihm vorbei ging, immer noch Flüche vor sich hinmurmelnd, da meinte er an dem Schaben und Kratzen erkennen zu können, dass sich mehr als eines dieser Tiere in dem Behältnis befand.
Der alte Mann verschwand durch eine kleine Tür im rückwärtigen Bereich, von der Rex wusste, dass sie in den Keller führte.

Die aufgehende Sonne sah Rex unterwegs durch die Wälder der Familie Haakenson streifen. Er hatte nicht mehr schlafen können, war schließlich aufgestanden und hatte sich hinausgeschlichen und war eingetaucht in ein Meer von Erinnerungen.
Hier in den Wäldern hatte er seine Kindheit verbracht – bis er acht war und in ein Waisenhaus transportiert wurde, in dem es schrecklich viele und grauenhaft laute Kinder gab. Ein Gefühl von Zuhause machte sich breit in ihm, ein Gefühl, das er lange nicht gespürt hatte und von dem er wusste, dass er es seit Jahrzehnten suchte.
Die frühe Morgensonne, die leichte Feuchtigkeit, welche als Dunst vom Waldboden aufstieg, die eigentümlichen Geräusche des Tanns in der Früh, das alles erzeugte eine Stimmung in ihm, die ihn einhüllte und ausfüllte, gefangen nahm und befreite.
Tiere beobachten, ganz still im Gras liegen, sich nicht bewegen, ein Teil werden mit dem Boden, dem Moos und schauen, warten. Und wenn die Bewohner des Waldes sich zeigen, wenn sie die Bühne betreten, scheu und vorsichtig, keinen Mucks, keine Bewegung.
Wie oft hatte er hier gelegen und verharrt, bis ein Hase vorbeikam, der aufgeregt schnüffelte oder ein Reh, das unruhig mit den Ohren wackelte. Er war ein Junge gewesen, der sich für die Natur, für die Welt interessierte.
Die besten Freunde waren die Eltern. Seine Mutter und sein Vater waren die Gefährten und Kameraden für ihn.
„Sag mir, wie die Welt funktioniert!“ „Gedulde dich, mein Sohn, hab Geduld! Die Zeit wird kommen, da wirst du begreifen.“
Es war eine Zeit der Geheimnisse, Rex wusste, er würde wissen und erkennen, er würde eingeweiht werden – irgendwann.
Soweit seine Erinnerung zurückreichte, waren seine Eltern etwas Besonderes, sie hatten etwas Magisches an sich. Und bis zu seinem achten Lebensjahr war Rex Haakenson überzeugt, ebenso werden zu können wie sie.
Die Zeit war ihm viel länger vorgekommen, als tatsächlich vergangen war. Er war weit abgekommen von seinem Weg, doch er wusste genau, wo er war.

Als er zurückkam ging er nicht von vorne ins Haus, sondern kam hinter dem Hof aus dem Wald, direkt neben den Stallungen. Hier hatte sich nichts verändert, bis auf die Tatsache, dass offensichtlich ein Großteil der Gebäude leer stand.
Rex konnte sich erinnern, dass sie hier zwei Pferde gehalten hatten, einen Hund, einige Hühner und Enten und zeitweise ein paar Schweine. Sein Vater war stundenlang ausgeritten, damals. Und er, Rex, hatte es auch lernen sollen.
Er strich mit der Hand über das brüchige Mauerwerk, die Sonne hatte es wieder erwärmt. Er öffnete eine Holztür und wurde von einem ohrenbetäubenden Gequieke empfangen.
In dem Stall, auf strohbedecktem Boden, liefen Aberdutzende flinker Meerschweinchen herum. Sie wuselten umher und Rex hatte Mühe, die Türe wieder zu schließen, bevor eines herausgeschlüpft war.
Das waren mindestens hundert dieser pelzigen Dinger, dachte er.
„Oh, ja“, ertönte der laute Bass von Val hinter ihm. Er stand in Gummistiefeln, Arbeitshosen und Kittel, gestützt auf eine Mistforke vor ihm. „Die haarigen Dinger frisst sie am liebsten.“
„Die frisst wer am liebsten?“, fragte Rex verblüfft.
Doch Val hatte sich schon umgedreht und stapfte davon, als hätte er nichts gehört.

Noch bevor Rex das Haus betrat, hörte er den Tumult, der sich drinnen abspielte. Sein Vater brüllte mit seinem durchdringenden Organ, nur kurz unterbrochen von einem dünnen Sopran, der sich sporadisch meldete.
Als er die Tür öffnete, sah er das Theater, das ihm die zwei Akteure lieferten. Val Haakenson stand wie ein Hahn ohne Staat in der Halle, das Haar noch wirrer als üblich, die Augen zwei gefährlich blitzende Punkte, und wies mit der rechten Hand wie ein Feldherr in Richtung Haustür. Ihm gegenüber kauerte, gottergeben und resignierend, die diensttuende Dame vom Sozialdienst, die offensichtlich die Medikamente brachte und sicher nichts Arges im Sinn hatte.
Und doch schnauzte der Alte sie an: „Machen Sie, dass Sie fortkommen, Sie verdammtes Subjekt! Ich habe Sie durchschaut, Ihre ständigen Verkleidungen nutzen Ihnen nichts. Und nehmen Sie endlich diese alberne Maske ab!“ Die junge Frau war den Tränen nahe, mehr aus Gehorsam fragte sie: „Was für eine Maske?“
„Ha!“ Triumph in den Augen des alten Mannes. „Keine Maske! Scheußlich, Gnädigste, Sie tun mir leid!“
Das war zuviel für die Gute. Sie drehte sich um, schnappte nach ihrer Tasche und lief an Rex vorbei hinaus. Er konnte es in ihren Augen glitzern sehen und sie murmelte: „Grässlicher alter Mann.“
Val brüllte ihr noch hinterher: „Nehmen Sie Ihren verdammten Wachturm mit!“ und zwinkerte ihm zu.
Rex fand, dass er ein wenig übertrieben hatte.

Am Nachmittag was es an Val, einen Spaziergang zu unternehmen. Rex wollte ihn begleiten, doch der Alte lehnte ab.
Also nutzte Rex die Gelegenheit und unternahm einen Streifzug durchs Haus.
Der gesamte nördliche Flügel, das wusste er, war unbewohnt. Seit Jahren schon. Rex’ Erinnerung an diesen Trakt bestand aus einem Verbot seines Vaters, ihn zu betreten. Damals, als achtjähriger, hatte er sich daran gehalten, allerdings nicht aus Respekt vor seinem Erzeuger, sondern eher aus einer unterschwelligen, unbegründeten Angst vor diesem Gebäudeteil. Schon immer hatte er Grauen gehabt vor diesen leeren, spinnwebverhangenen Räumen. Was lag also näher, als gerade hier seine Exkursion zu beginnen?
Er schritt also den Gang entlang, der von der Treppe rechts herunterführte. Die Auslegware jedenfalls war sauber und nicht abgenutzt. Die Haushaltshilfe schien sich nicht zu fürchten vor diesen Zimmern.
Im Haus war es still, kein Geräusch, als er die Klinke der ersten Tür zu öffnen versuchte. Sie ließ sich schwer bewegen, doch mit etwas Gewalt funktionierte sie und schwang stöhnend nach innen auf.
Ihm war nicht klar, was genau er erwartet hatte, aber natürlich bot der Raum nichts anderes als mit Laken abgedeckte Möbel und eine staubige Atmosphäre. Er ging über den knarrenden Boden und hob eines der Tücher vorsichtig an. Teure Einrichtung, mit der man hätte ein Vermögen machen können.
Das Licht, das spärlich durch die Fenster einfiel, malte Schattenfiguren auf den weißen Stoff, Staubflusen tanzten in der Luft.
In den anderen Zimmern des Ganges erwartete ihn stets dasselbe Bild. Die Räume waren vollständig eingerichtet, schienen aber verlassen, als sei der Bewohner für ein halbes Jahr in die Ferien gefahren.
Rex war enttäuscht, sein Mund war trocken und er schmeckte Staub. Er sah sich um und ihm blieb noch eine Tür, die er hier noch nicht geöffnet hatte. Eine unscheinbare Holztür, die im Gegensatz zu den anderen kein bisschen gepflegt schien. Sie führte ihn zu einer schmalen Wendeltreppe. Der Turm, fiel ihm ein. Mit klopfendem Herzen machte er sich an den Aufstieg.
Es war kalt hier und kahl. Hohl klangen seine Schritte auf den steinernen Stufen, die sich im Bogen nach oben wanden. Kleine Luken ließen dürftiges Tageslicht ein.
Dann stand er plötzlich wieder vor einer Tür, die aber erheblich kleiner war und nur aus unbehandeltem Holz. Sie war von außen gesichert durch ein schweres Vorhängeschloss. Hier musste sich der höchste Punkt des Anwesens befinden.
Ein Geräusch ließ ihn aufhorchen. Auf der anderen Seite der Tür schien jemand zu lauern. Atemlos legte er sein Ohr an das Holz und lauschte. Kein Zweifel, dort drinnen war irgendwer oder irgendwas. Ganz dicht an der Tür konnte er etwas scharren hören.
„Hallo!“
Das Scharren brach ab und nun waren sich entfernende Schritte zu vernehmen. Waren das Schritte? Stammten sie von einem Menschen?
Im Augenwinkel sah er die kleinen schwarzen Punkte und nur sein Unterbewusstsein registrierte sie. Dann richtete sich seine Aufmerksamkeit auf den Boden und er erblickte die Spinnen, die sich unter der Tür hervorzwängten, daumennagelgroße, schwarz behaarte Tierchen, die geradewegs auf seine Füße zuhielten. Mit einem Aufschrei sprang er zurück.
Er erkannte, dass es sich hier um viel mehr Exemplare handelte, als er gedacht hatte. An den Seiten, oben, aus der Öffnung für den Riegel – aus allen Löchern quollen haarige Leiber hervor und fielen auf die Erde, wo sie sich sofort in seine Richtung aufmachten.
Er wich zurück, stolperte rückwärts die Treppe herunter, unfähig, den Blick von dem Gewirr zu lassen, das sich am Boden gebildet hatte. Noch immer fielen Tropfen aus Spinnen herab, die Erde war vollständig bedeckt mit ihnen.
Und jetzt waren es Wellen, die da auf ihn zuschwappten.
Er drehte sich um und lief angsterfüllt die Treppe hinunter. Er war ein kleiner Junge – „Geh nicht in diesen Turm! Du weißt, warum!“ – panisch nahm er drei, vier Stufen auf einmal und...
...lief seinem Vater geradewegs in die Arme.
Welch ein schönes Gefühl! Er war noch immer so stark wie damals.
„Aber, aber!“, lachte der. „Was ist denn los?“
Rex war lediglich in der Lage, aufgeregt mit dem Finger in Richtung Turm zu deuten.
„Aber ja“, beruhigte Val ihn. „Natürlich. Hast du irgendetwas anderes erwartet?“

„Hallo?“
Er stand im Telefonierzimmer, seine Frau hatte auf den Anruf gewartet. Eigentlich hatte er vorgehabt, schon längst wieder zu Hause zu sein.
„Ich werde noch einige Tage hier bleiben müssen“, sagte er vorsichtig in den Hörer hinein. „Wie lange es dauert, weiß ich nicht genau zu sagen. Es ist...“ Er wartete ab, ehe er weitersprach. „Es ist seltsam hier, es gehen Dinge vor sich, die kann ich nicht verstehen.“
Sie fragte, ob es ihm gut ginge.
„Natürlich geht es mir gut. Ich bin nur ein wenig nervös. Ich werde diese Sache nicht so einfach regeln können, wie ich annahm. Die Erinnerungen sind zurückgekehrt, ich habe wieder eine Kindheit. Vielleicht werde ich das Haus nicht verkaufen. Im Übrigen geht es meinem Vater erheblich besser, als der Brief vermuten ließ. Ich habe sogar den Verdacht, dass er vor den Behörden simuliert.“ Um seine Frau nicht zu beunruhigen, erzählte er ihr nicht, dass er noch immer keinen blassen Schimmer hatte, wer diesen Brief geschrieben hatte.
„Ich kann dir nicht genau sagen, wann ich zurück komme.“
Sie machte den Einwand, er hätte keine Sachen zum Wechseln dabei; er wiegelte ab und sagte, er habe hier genügend Auswahl.
„Ich muss Schluss machen“, endete er leise und sie erwiderte: „Das hast du beim letzten Mal auch gesagt.“

„Warum hat Mutter sich das Leben genommen?“
Dieselbe Szenerie. Das dunkle Zimmer in einem finsteren Haus. Zwei Männer an einem überdimensionalen Tisch beim Abendessen.
„Weshalb hat sie Selbstmord begangen?“ Rex legte das Besteck beiseite und tupfte sich mit der Serviette die Lippen ab. Er war es nicht gewohnt, unter der Woche Sachen wie Rebhuhn zu essen, noch dazu in Preiselbeersoße. „Ich habe den Tag genutzt, ich bin eingetaucht in ein Leben, das ich nicht mehr kannte. Weißt du, damals, als sie mich abholten, als die Behörden der Meinung waren, dass du nicht in der Lage seiest, ein achtjähriges Kind zu erziehen...“
„Diese Stümper!“, fiel Val verbittert ein. Diese Dummköpfe! Sie haben sich zum Werkzeug machen lassen und haben es nicht bemerkt.“
„Ich habe geglaubt, ich müsste im Waisenhaus ein anderer Mensch werden. Es war alles so...anders, furchtbar. Wir drei in unserer Familie, mehr gab es nicht für mich. Alle anderen Menschen waren Randfiguren, sie waren nicht wichtig für mein Leben. Und dann das Heim. Damals konnte ich nicht verstehen, weshalb ich nicht bei meiner Familie sein durfte. All die schrecklichen Kinder, ich musste mich unterordnen, konnte niemandem trauen. Ich war so einsam.“ Er fuhr sich über die Augen. „Weshalb tat sie das? Warum hat sie uns das angetan?“
„Sie war am Ende“, flüsterte Val. „Sie war der Aufgabe nicht mehr gewachsen. Sie hat verzweifelt und keinen anderen Ausweg gesehen. Aber, sie tat es aus freien Stücken.“
„Welche Aufgabe, Vater?“ Rex stand auf, legte einige Scheite Holz nach und betätigte die Lüftungsklappe. Weil ihm der Alte nicht antwortete, fuhr er fort: „Ich bin noch nicht lange hier, keine zwei Tage. Aber ich fühle mich, als wäre ich die vergangenen dreißig Jahre nicht einen Tag fortgewesen. Ich fühle mich wohl hier, geborgen, langsam keimt in mir der Wille, nie wieder von hier wegzufahren. Gleichzeitig bin ich abgestoßen von dem Geheimnis, von der Aura des Morbiden dieses Hauses, den leeren, doch unheilschwangeren Räumen. Über allem liegt ein Hauch des Nichtgesagten, Unaussprechlichen – ein Odem aus der Vergangenheit. Weißt du, dass niemand den Brief geschrieben haben will, der mich herbeorderte? Ich habe noch mal im Amt angerufen, kein Mensch wusste davon, dass ich benachrichtigt worden war. Niemand, niemand ist dafür verantwortlich. Und doch ist er da, unzweifelhaft und fassbar.“
„Tatsächlich?“ Val schmunzelte. Er schob sich eine Keule in den Mund, biss ab und fragte: „Wo denn?“
„Hier ist er“, erwiderte Rex und griff in die Innentasche seiner Jacke. Als er das Stück Papier nicht fand, wurde er unsicher. Er durchwühlte fahrig alle seine Taschen, konnte den Brief aber nirgends entdecken.
Val musste lachen. „Du wirst ihn nicht finden“, sagte er freundlich.
„Doch, doch. Er muss oben sein, in meinem Zimmer.“
„Nein, bemühe dich nicht, sieh es endlich ein!“ Val stand auf, ging um den Tisch herum und legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. „Sieh ein, mein Junge, dass es Dinge gibt, die der Wahrheit nicht entsprechen. Unserer Wahrheit. Der Brief hat nie existiert.“

„Was ist Wahrheit?“
Das Rauchzimmer schloss sich direkt an das Esszimmer an und die schweren Ledermöbel und das gedämpft flackernde Licht aus dem Kamin luden zum Cognactrinken ein und zum Debattieren.
Val fühlte sich in dem Sessel sichtlich wohl. Auf der Lehne ruhte der Schwenker, in der Rechten hielt er eine Zigarre, die das Zimmer mit einem edlen Duft taufte. „Was hältst du von der Wahrheit, mein Junge? Der Realität, manche nennen es Wirklichkeit oder vielleicht die Antwort auf die eine Frage. Platon nannte es das Wahre, die Idee. Für Augustinus wohnte die Wahrheit im Inneren des Menschen. Der kluge Mann.“ Er lächelte und streifte die Asche ab. „Der gute Hegel sagt: Das Wahre ist das Ganze. Und was Descartes sagte, das wissen wir ja. Und Augustinus wiederum meint, wenn er von Wahrnehmung spricht: Si enim fallor, sum. – Wenn ich irre, weiß ich, dass ich bin.
Verwirrend das Ganze. Was meinst du, Junge. Gibt es die eine, die alles erklärende Wahrheit? Die Antwort auf alle Fragen der Welt?“
Jetzt war es Rex, der lächeln musste. „Was hat das alles mit dem Brief aus dem Sozialamt zu tun?“
„Oh, das hat es sehr viel. Und auch mit all den anderen Dingen, die dir hier auffielen und die du dir nicht erklären kannst. Die Sachen, die dich beunruhigten und nicht schlafen ließen.“
„Die Weltformel“, murmelte Rex. „Die Suche nach einer Formel für den Aufbau des gesamten Universums. Ist es das, was du meinst?“
„Es gibt einen Sinnspruch bei den Hindus. Wenn es der Menschheit gelingt, alle Namen Gottes aufzuschreiben, dann erlischt das Firmament. Ich denke, das geht in dieselbe Richtung.“
Die schwere Wanduhr tickte satt und sicher. Rex beobachtete, wie das Kaminfeuer wunderbare Lichtspiele in das Gesicht seines Vater zauberte. Und mit einem Male wusste er, dass sie beide nicht allein waren in diesem Haus, dass sie es niemals gewesen waren. Er spürte den Atem fremder Wesen, gleich an seinem Ohr und er spürte fremden Herzschlag nahe seiner Brust.
„Und“, fragte er atemlos. „Gibt es sie, die eine Wahrheit?“
„Ja, es gibt sie.“ Vals Stimme war genauso leise. „Nur ist es unendlich komplizierter, als es sich anhört. Die Wahrheit ist zweigeteilt. Es gibt die weiße und es gibt die finstere, die dunkle Wahrheit. Sie werden beschützt von weißer und von schwarzer Magie, denn es gibt Mächte...“ Er machte eine Pause, die fast andächtig war. „Mächte, die alles geben würden, in die Gewalt dieser Wahrheiten zu gelangen. Es tobt ein unsichtbarer Kampf, der immer in der Waage ist. Ein perfider Schachzug war, dich mir wegzunehmen, damals. Erst deine Mutter, dann du. Kein Nachkomme, keine Linie. Doch die Gegenseite, die helle Richtung, erdachte zu rechter Zeit den Brief. Sie holte dich zurück.“ Er atmete tief. „Denn du wirst hier gebraucht.“
Rex wagte die Frage, die naheliegendste und drängendste, kaum zu stellen: „Bist du ein Wächter?“
„Nein!“ Val lachte wieder, aber nicht belustigt. „Ich bin nur der Helfer der Wächter.“
„Welche der Wahrheiten ist in diesem Haus begraben?“
Der Alte zögerte und sagte dann trocken: „Alle beide.“

Wind war aufgekommen, als die beiden Männer sich zur Ruhe begaben, der im Laufe der Nacht zu einem heulenden Ungetüm werden sollte.
Sosehr Rex gefragt hatte, Val verweigerte nunmehr jede Antwort.
„Genug“, hatte er gesagt. „Ich bin müde! Wir beide haben morgen viel vor. Betrachte dich ab nun als mein Eleve. Meine Zeit ist bald abgelaufen, ich bin schwach.“
Keine weiteren Kommentare, der alte Mann, der zum ersten Mal wie ein solcher wirkte, stand auf und verließ das Zimmer. Unter der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte lächelnd: „Vergiss nicht, egal welche Mächte dich bedrängen, sie können dir nichts anhaben, sie sind nicht materiell. Und nun schlafe wohl, mein Junge.“
Doch Rex konnte nicht schlafen. Er versuchte es, er wälzte sich nur unruhig auf seinem Lager herum. Gedanken liefen durch seinen Kopf, er jagte ihnen nach und ließ wieder ab von ihnen. Er war hellwach.
Schließlich schaltete er die kleine Lampe auf seinem Nachttisch an und nahm sich seinen Chandler aus dem Koffer.
Obwohl es ihm bei diesem Autor noch nie passiert war, so schlummerte er doch bei „Der tiefe Schlaf“ ein. Er schlief schließlich nicht fest, jedenfalls nicht so tief, dass er träumte.
Das Buch sackte auf die Decke und die Gestalt, die erschien, setzte sich zu ihm auf die Bettkante und lächelte ihn an. Lächelte, soweit das möglich war mit einem Mund ohne Zähne und Lippen, die sich auflösten. Langsam hob sie eine Hand zum Gesicht Rex’. Das Fleisch fiel von den Fingern, die Nägel klafften senkrecht und in der Handfläche wurden Risse sichtbar, von der Verwesung, der alles Fleisch anheim fällt, wenn es tot ist.
Sie strich langsam über die zartrosa, pulsierende Wange, ganz leicht in der Berührung. Doch sie genügte, dass Rex hochschreckte.
Er erfasste die Situation sofort, doch diesmal war er starr. Unmöglich, auch nur eine Bewegung zu machen, nur seine Augen weiteten sich, als könne er mit dieser Reaktion die Erscheinung vertreiben.
„Du bist nicht meine Mutter!“, flüsterte er panisch. „Nicht meine Mutter!“
„Ach Rex“, kam es plötzlich aus der Gestalt in exakt der Tonlage, die Rex als die seiner Mutter in Erinnerung hatte. „Mein Baby, komm zu mir. An meine Brust, wie du es früher immer tatest. Es wird alles gut!“
Sie rückte ein wenig heran und Rex versuchte zurück zu weichen. Dieses Ding da, dieses verfaulende Stück Fleisch, das war alles andere als seine Mami, die ihn in den Schlaf gestreichelt hatte, die ihm Mut fürs Leben mitgab, die verständnisvoll und voller Liebe schauen konnte. Nein, das war sie nicht, das Ding hatte lediglich seine letzte Erinnerung an seine Mutter genommen und sie weiterentwickelt.
„Verschwinde!“, brüllte er also. Und dieser Schrei gab ihm Mut. Er sprang auf in seinem Bett, das Buch polterte zu Boden. Den winzigen Moment der Unachtsamkeit nutzend, den die Kreatur darauf verwandte, nach dem Geräusch zu schauen, warf er sich der Gestalt entgegen. Beide stürzten sie zusammen zu Boden, Rex auf das tote Fleisch, das widerlich stank und unter seinem Druck nachgab. Für einen Moment waren sich beide hautnah, Gesicht an Gesicht, so lag er auf dem Wesen, das vorgab, seine Mutter zu sein. Auge in Auge, doch die Ähnlichkeit war verschwunden. Das Antlitz war nur noch eine einzige schwelende Wunde. Sie öffnete den Mund und stieß ein Fauchen aus. Rex sprang auf, flüchtete in eine Ecke und hatte Mühe, sich nicht zu übergeben.
Die Tür wurde aufgeworfen, Val hastete herein.
Die Kreatur erhob sich flink und behände. Mit einem unglaublichen Satz war sie bei dem Hausherrn. Sie legte die Arme um seine Schulter und raunte ihm ins Ohr: „Alter Mann, ich werde dch töten!“
„Dazu bist du nicht in der Lage!“
„Das wirst du erleben.“
Damit packte sie Val an seinem Morgenmantel, hob ihn scheinbar mühelos in die Luft und schleuderte ihn durch das gesamte Zimmer. Mit einem Krachen schlug der alte Mann auf dem Schreibtisch auf, an dem Rex die Kreatur zum ersten mal gesehen hatte. Ein Stöhnen – und Stille.
Mit drei Sätzen war Rex dort. Sein Vater, er lebte, er hielt die Augen geöffnet, aber sein Gesicht war schmerzverzerrt.
Als er aufsah, registrierte Rex, dass die Kreatur verschwunden war.

Der Wind war zur heulenden Bestie geworden. Er strich unruhig durch die Nacht, rüttelte an dem Gemäuer, als begehre er Einlass. Doch das Haus wehrte sich, es stemmte sich gegen die Kraft und schützte seine Bewohner vor der Elementarmacht.
Drinnen war es bedeutend ruhiger, es brannte Licht im Rauchzimmer. Val lag auf dem schweren Ledersofa, mit Mühe war er in der Lage, seinen Kopf aufrecht zu halten. Rex saß vor ihm, hilflos, nicht in der Lage, das Unvermeidliche zu verhindern.
„Keinen Arzt!“, hatte Val befohlen. „Es gibt keinen Arzt, der mir halfen kann.“
Er hatte keine äußerlichen Wunden davongetragen, keine Schramme war zu sehen. Doch er hatte zunehmend Schwierigkeiten mit dem Atmen, außerdem war er erschöpft bis zur Bewusstlosigkeit.
Es war ihm zuwider, sich kaum bewegen zu können, reglos und schwer atmend auf dem Möbel zu liegen, ohne im Mindesten tätig werden zu können.
„Wie werden“, sagte er ächzend, als er mühsam versuchte, eine halbwegs aufrechte Haltung einzunehmen, „wir werden nicht umhin kommen, das Programm von mehreren Wochen in dieser Nacht abzuarbeiten. Uns bleibt nicht viel Zeit und du hast gesehen, wie aggressiv die Mächte sind. Sie wittern Morgenluft, sie fühlen ihre Chance.“
„Du hast gesagt, sie könnten uns nichts anhaben, die Wesen seien nur immateriell.“
„Wir sind in einer sensiblen Phase, eine heikle Zeit!“ Er hatte es mit Hilfe seines Sohnes geschafft, eine einigermaßen sitzende Position einzunehmen. Rex klemmte ihm ein Kissen in den Rücken.
„Weißt du“, fuhr er fort. „Ich habe nicht geahnt, dass sie schon so stark sind. Wenn die Aufgabe, die Pflicht, die Wächter zu unterstützen, von einem an den nächsten in der Linie übertragen wird, dann besteht für kurze Zeit eine Art Vakuum, die Wächter werden schwach und Wesen, die diese Situation nutzen, gewinnen an Kraft und Macht. Es ist gefährlich und die Übergabe muss schnell und ohne Komplikationen klappen.“
„Was muss ich tun?“
„Ich werde dir die Wächter zeigen und ich werde den Wächtern dich zeigen. Du wirst verstehen.“
„Wo sind die Wächter und....“ Er zögerte. „...die Wahrheiten verborgen?“
Val lachte leise. „Ich hatte gemeint, du wüsstest es längst.“
„Sag du es mir!“
„Nun, die weiße Wahrheit...“
„Die gute Wahrheit!“
Val fuhr ihn an: „Es gibt keine gute und keine schlechte Wahrheit, allenfalls eine des Lichts und eine des Schattens.“ Er sank wieder zurück gegen die Kissen. „Und ganz polemisch wohnt die helle am höchsten Punkt dieses Hauses und die dunkle am tiefsten.“
„Der Turm und der Keller.“
„So ist es. Und zwischen diesen Wahrheiten spielen sich Dinge ab, von denen du bereits einige Proben gesehen hast. Fast alles ist möglich hier, zwischen Licht und Dunkelheit, im Spannungsfeld der beiden ewig existierenden Wahrheiten.“
„Kennst du die Wahrheiten?“
„Natürlich nicht! Wer immer der Lösung der Gleichung mit vielfachen Unbekannten zu Gesicht bekommt, ist verdammt, es gibt keinen Grund mehr für ihn zu leben. Und obwohl die Macht, die er damit besitzt, unendlich ist, nutzt sie ihm nichts, weil er dem Untergang geweiht ist. Im selben Moment, in dem er die Wahrheit schaut, verwandelt er sich in ein nutzloses Ding.“
Es polterte, beide zuckten zusammen. Der Sturm rüttelte immer stärker an den Türen.
„Hilf mir auf, mein Junge!“, sagte Val mit letzter Kraft. „Die Zeit drängt. Ich werde dich jetzt den Wächtern vorstellen.“
Er streckte die Hand aus und sein Sohn ergriff sie.

Der Aufstieg.
Mühevoll, die enge Wendeltreppe hinauf, mit dem alten Mann im Arm.
Stufe um Stufe. Verschnaufen – und weiter. Trockene Luft, erwartungsschwanger, wabernd. Mit jedem Schritt schien sie dicker zu werden, eine zähe Suppe, kaum ein Durchkommen möglich.
Schweißperlen und schweres Atmen, Erschöpfung – jeder Schritt eine Qual.
Und dann endlich – die Tür am höchsten Punkt des Hauses.
Beide standen erschöpft davor und Val sagte leise: „Die Spinnen waren eine ebensolche Suggestion. Auch sie sollten dich vertreiben.“
Die Tür sah profan aus, völlig unspektakulär, wie der Zugang zu einem beliebigen Dachboden. Das Holz kaum behandelt, schlecht geschnitten, fast konnte man durch die Spalte hindurchlugen. Einzig das Schloss vor dem Riegel wies darauf hin, dass sich etwas besonderes dahinter verbarg.
Rex konnte es atmen hören, die Luft, noch immer zähflüssig, schien zu vibrieren, als Val bedächtig das schwere Schloss öffnete. Er gab der Tür einen Stoß und langsam schwang sie auf.
„Das nun“, sagte Val leise, „ist der Wächter der weißen Wahrheit.“
Das erste, das Rex wahrnahm, war ein unglaublicher Gestank. Wie eine Sturzflut schlug er über den beiden Männern zusammen.
„Ich müsste eigentlich saubermachen“, meinte Val entschuldigend, aber das nahm Rex nur am Rande wahr. Er starrte fasziniert auf den Wächter.
Eine riesige, uralte Schildkröte, die fast das gesamte Zimmer ausfüllte, glotzte sie, bedächtig vor sich hin kauend, mit gelangweilten Augen an. Überall um sie herum auf dem Fußboden verteilt lagen Kohl- und Salatblätter und anderes Grünzeug. Dazwischen Kot und Verunreinigungen.
„Wie gesagt, ich müsste saubermachen.“
Rex musste aufschauen, so groß war die Schildkröte. Sie wandte desinteressiert den Kopf wieder ab und beschäftigte sich mit dem Gemüse zu ihren Füßen. Eine Hautfalte an ihrem Hals schlenkerte dabei hin und her.
„Ist sie...“, flüsterte Rex leise. „Ist sie der Wächter?“
Val nickte. Er hatte sich bei seinem Sohn eingehakt und stand jetzt auf zittrigen Beinen im Eingang des Zimmers und gemeinsam beobachteten sie das erhabene Tier.
„Sie braucht viel Pflege“, fuhr der Alte fort. „Der Panzer muss gewaschen werden, in den Falten sammelt sich allzu oft Schmutz an. Und sie liebt es, wenn man ihr den Hals krault. Siehst du, so.“ Er humpelte hinüber und begann, die ledrige Haut des baumdicken Halses zu streicheln. Das Tier senkte leicht den Kopf und hielt dann inne. Rex konnte sehen, dass es die Liebkosung mit geschlossenen Augen genoss. Er schaute sich um im Zimmer.
„Wo ist die Wahrheit?“ Viel Raum war nicht vorhanden.
Val hinkte zurück. „Unter ihrem Panzer. Die Wahrheit liegt in einem kleinen Holraum unter ihrem Schutz begraben.“
„Sie weiß nichts davon, nicht wahr?“
„Nein, sie ist völlig ahnungslos.“

Erneute Wanderschaft, doch nun der Abstieg. Als sie den Turm verlassen hatten, atmeten sie auf, es war wieder möglich, befreit Luft zu holen.
Den Gang entlang, die Treppe in die Halle hinunter und dort zu der Tür, durch die Rex seinen Vater in jener Nacht hatte verschwinden sehen.
Eine finstere, steile Treppe hinab.
Treppen, dachte Rex, hinauf und hinab.
Kälte zog ihnen entgegen. Es war schwierig, seinen Vater diesen engen Abstieg hinunter zu geleiten. Es kostete Anstrengung und es wurde immer eisiger.
Das Licht war schummrig, die Glühbirne wurde von Spinnenweben eingehüllt, in denen wiederum sich Staub gefangen hatte.
Der Keller, das wusste Rex aus seiner Kindheit, war nicht groß. Ein kleiner Gang, von dem drei Türen abgingen, die zu kleinen Verschlägen führten. Alle waren ihm bekannt, er fragte sich, wo der Wächter untergebracht sein sollte.
Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte Val: „Die Wächter sind seit Anbeginn der Zeit hier, sie werden noch ausharren, wenn die Zeit zur Neige geht. Das Haus, die Hülle, wurde immer wieder erneuert. Es waren meine Ahnen... deine Ahnen, die seit Äonen die Wächter betreuen, es werden weiterhin Mitglieder aus unserer Linie sein, die ihnen zu Diensten sind. Dein Sohn wird eines Tages das Amt von dir übernehmen.“
„Was, wenn er ablehnt?“
„So, wie du zu Anfang?“ Val lächelte. „Es ist keine Frage des Wollens. Er wird die Aufgabe übernehmen, es ist gewiss.“
Er hinkte schwerfällig voran, bis er ans Ende des Ganges angelangt war. Dort öffnete er eine Tür und sie kamen in eine winzige Kammer, in der Gartengeräte und Sämereien aufbewahrt wurden.
Val hockte sich nieder und zog an einem unscheinbaren Ring, der in die Erde eingelassen war. Eine Klappe kam zutage und Rex schalt sich einen Narren, dass er daran nicht gedacht hatte. Mit einem Krachen ließ Val die Metallklappe niederknallen und aus der Öffnung, die sich zeigte, drang Gestank, der noch widerlicher war, als der im Turm.
Rex wich zurück, doch sein Vater ließ sich mit einem Stöhnen auf die Knie nieder und murmelte: „Du gewöhnst dich daran.“
Die Neugier war stärker und so tat Rex es dem Alten nach. Er sah hinab in eine Art Gemäuer, deren Begrenzungen er nicht ausmachen konnte, so groß war es. Es musste sich um eine Art Verlies handeln. Durch das Licht, das einfiel, konnte er bis auf den nackten Boden blicken. Es war wohl an die vier, fünf Meter hoch. Die Erde war übersät mit kleinen weißen Knochen – Skeletten von Meerschweinchen.
Doch vom Wächter nichts zu sehen. Rex blickte fragend zu seinem Vater, doch der lächelte nur vage. Der Hüter hier unten verbarg sich offensichtlich im Dunkel des Kerkers, so dass sie ihn nicht zu Gesicht bekamen. Vielleicht war er besonders lichtscheu.
Er beugte sich etwas weiter in die Öffnung hinein und versuchte, in den hintersten Winkel zu spähen. Und dann tauchte der Beschützer auf.
Mit einem ohrenbetäubenden Fauchen kam eine riesige Spinne mit unglaublich flinken Bewegungen auf sie zu. Ihre Größe war enorm, sie ragte beinahe heran an die Decke.
Rex prallte zurück, auch Val wich ein wenig ab, als dieses Untier genau unter der Öffnung verharrte und sie beide boshaft mit ihren gewaltigen Facettenaugen musterte. Sie konnten erkennen, wie der gesamte Körper der Spinne vor Erregung vibrierte. Sie hatte Feinde von ihrem Schatz vertrieben. Als sich im Licht der Öffnung eine Zeitlang nichts bewegte, beruhigte sie sich langsam und zog sich schließlich wieder in das sicher Dunkel zurück.
„Ist sie immer so?“, fragte Rex vorsichtig.
Val nickte. „Sie hat keine Freunde, jeder ist ihr Feind, gegen den sie ihren sorgsam gehüteten Besitz verteidigen muss. Nur dafür lebt sie.“
„Wo ist die Wahrheit verborgen?“
„Im hinteren Teil dieses Kellers, ganz am Ende, wo seit Jahrtausenden kein Lichtstrahl mehr einfiel, befindet sich die finstere Wahrheit, eingesponnen in einen Kokon und bewacht durch dieses Monstrum. Selbst die Person, die sie täglich füttert, würde sie ohne zu Zögern zerfleischen, wenn sie könnte. Ein widerliches Geschöpf.“
Damit war die Führung beendet. Val ächzte leise, als er die Klappe schloss und sich dann erhob.
Und Rex nahm die Realität wieder wahr. So es sich hierbei um die Wirklichkeit handelte.

Der Sturm ließ erst am Morgen nach. Als die Sonne aufging, erschien die Welt so friedlich und still wie ehedem.
Val Haakenson verstarb kurz vor Morgengrauen. Obwohl sie nur knapp zwei Tage Zeit gehabt hatten, sich aneinander zu gewöhnen, saß Rex, sein Sohn, mehrere Stunden über der Leiche, hielt die Hand seines Vaters und weinte. Es dauerte dann wiederum gut fünf Stunden, bis er endlich die Kraft gefunden hatte, die Behörden zu informieren. Er gab an, dass sein Vater in den frühen Morgenstunden die Treppe in der Halle hinabgestürzt war.
Als am Abend dann die Leiche abtransportiert war und die Leute das Haus verlassen hatten, machte Rex sich daran, das erste Mal seine Pflichten zu erfüllen. Es gelang ihm gut, ein Teil seiner Traurigkeit verflog.
Danach rief er seine Familie an und teilte ihr mit, dass sie von jetzt ab ein neues Zuhause hätten. Er vermochte es nicht, all ihre Fragen zu beantworten, aber zumindest gelang es ihm, sie davon zu überzeugen, dass es ihm ernst war.
Als die Familie einige Tage später hier eintraf, in ihrem neuen Heim, da herrschte ebensolches Wetter, wie an dem Tag, an dem er eingetroffen war. Seine Frau runzelte die Stirn, als sie Rex sah. Es würde mehrere Tage dauern, ihr zu erklären, was passiert war und wie sich die Dinge verändert hatten.
Sein Blick fiel auf seinen Sohn und ihm fiel auf, dass er eine starke Ähnlichkeit mit seinem Großvater hatte. Die Linie, sie durfte nicht unterbrochen werden.
Sein Sohn war sechs, sie beide hatten viel Zeit, damit der Junge lernen könnte, später das auszuüben, wozu er ausgewählt war.
Als er seine Familie auf sich zukommen sah, seine Frau, seine Tochter und der kleine Sohn, da fasste er Mut und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass er die ihm zugewiesene Aufgabe bewältigen konnte.

 

Hallo Hanniball!

Ich weiss grad nicht richtig, wie ich anfangen soll, daher überlasse ich den Zitaten den Vortritt und kritisiere anschließend ausführlich.

und schimpfte noch immer vor sich hin.
Rex blieb eine Antwort schuldig, er ließ noch immer die

Wie Blackwood es bereits angesprochen hat, trifft man während des lesens immer wieder auf solche Wortwiederholungen, die den ansonsten schönen Stil leider ins Holpern bringen.

, dass ich der einzige liebende Verwandte

Okay, wurde zwar bereits angesprochen, aber trotzdem : lol!

meines Vater wäre und dass Sie mich hier vor Ort benötigen, weil nur ich die Einweisungspapiere für meinen Vater

Klingt irgendwie zu hochgestochen für eine nebenbei Plauderei. Mein Vorschlag : Den Vater einmal streichen und durch "ihn" ersetzen.

nicht einmal, dass ein Vater lebt.

Hmmm...ich kopiere die zukünftigen Zitate während des lesens immer in ein Word-Fenster und weiss gar net mehr genau, was mich an diesem Satz gestört hatte, da ich den Zusammenhang vergessen habe. Ich glaube, da fehlt einfach bloß ein ´m´ . Normalerweise bin ich bei Rechtschreibfehlern ja alles andere als penibel, allerdings häufen sie sich in deinem Text zum Ende hin ziemlich. Einiges ist flüchtig schnell falsch geschrieben.

„Jeden Tag dieselbe mitleidige Leier“ – er äffte:

Diese vorhergehenden Beschreibungen mag ich persönlich nicht so sehr. Besser wäre : "....", äffte er.

Er drehte sich um und schaute seinem Sohn in die Augen. „Na, wie geht’s, mein Junge? Wir haben uns lange nicht gesehen.“
Rex zuckte zurück, als er direkt angesprochen wurde.

Die Stelle fand ich richtig cool. Dieser plötzliche Wandel der Situation kommt einfach gut.

Er schüttelte nur mit dem Kopf und ging in einen kleinen Raum. Ein Telefonierzimmer!

Kann nicht sagen woran das liegt, aber irgendwie...kann es nicht sagen. Bei dem Gedanken an ein extra eingerichtetes Telefonzimmer empfinde ich eine gewisse Art von Faszination. Das ist so schön altmodisch.

Das Zimmer lag im ersten Stock. Die Treppe hinauf, links den Gang hinunter, dann die dritte Tür.

Hier hast du vergessen zu erwähnen, ob die entsprechende Tür jetzt links oder rechts auf dem Gang liegt. Als Leser will ich sowas wissen :D

„Wenn du sagst, dass du an dieser schrecklichen Krankheit leidest, was macht dich so sicher? Ich meine, vielleicht geht die Veränderung nicht von dir aus?“

???? Vielleicht ein wenig zu früh aufs Ende angespielt?

Er blinzelte. Noch ein Traum? Eine schreckliche Fantasie, die sich das Gehirn ausgedacht hatte? Aber das Licht, das Licht war an!

Fand ich geil!

Als Rex an den Türen vorbeiging, kam ihm der Gedanke, dass keines der Zimmer bewohnt war, Leere, seit Jahren schon.

Mich hat die ganze Zeit über der Gedanke beschäftigt, wer denn früher dort gewohnt hat.

und hinter einem kleinen Tier herzujagen. Er fluchte leise vor sich hin, es gelang ihm nicht, sein Opfer einzufangen. Es war ein kleines Tier,

Unschöne Wortwiederholung. Also wirklich!

Die aufgehende Sonne sah Rex unterwegs durch die Wälder der Familie Haakenson streifen.

Schon klar, wie es gemeint ist, aber sehr umständlich zu lesen.

Als er die Tür öffnete, sah er das Theater, das ihm die zwei Akteure lieferten.

Hier musste ich grinsen. Schön formuliert.

Val brüllte ihr noch hinterher: „Nehmen Sie Ihren verdammten Wachturm mit!“ und zwinkerte ihm zu.
Rex fand, dass er ein wenig übertrieben hatte.

Aber bloß ein ganz klein wenig...

Im Augenwinkel sah er die kleinen schwarzen Punkte und nur sein Unterbewusstsein registrierte sie.

Dann hat er sie auch nicht bewusst gesehen.

„Ich werde noch einige Tage hier bleiben müssen“, sagte er vorsichtig in den Hörer hinein. „Wie lange es dauert, weiß ich nicht genau zu sagen. Es ist...“ Er wartete ab, ehe er weitersprach. „Es ist seltsam hier, es gehen Dinge vor sich, die kann ich nicht verstehen.“
Sie fragte, ob es ihm gut ginge.

Mir hätte es gefallen, wenn du es weiterhin so wie bei dem ersten Telefonat durchgezogen hättest, bei dem man Rex´ Frau selbst nicht sprechen hört (liest), sondern bloß seine Antworten auf ihre im verborgen liegenden Fragen präsentiert bekommt. Das hat was!

„Die Weltformel“, murmelte Rex. „Die Suche nach einer Formel für den Aufbau des gesamten Universums. Ist es das, was du meinst?“

DAS kommt derart unerwartet. Mein Interesse war an dieser Stelle hellauf geweckt.

„Welche der Wahrheiten ist in diesem Haus begraben?“
Der Alte zögerte und sagte dann trocken: „Alle beide.“

Nach diesem Absatz drohte es wieder einzuschlafen.

Obwohl es ihm bei diesem Autor noch nie passiert war, so schlummerte er doch bei „Der tiefe Schlaf“ ein. Er schlief schließlich nicht fest, jedenfalls nicht so tief, dass er träumte.

lol
Schöne Titelwahl.

Langsam hob sie eine Hand zum Gesicht Rex’.

Entschlossen richtete sie die Waffe auf den Terminator beschädigt.

Sein Blick fiel auf seinen Sohn und ihm fiel auf, dass er eine starke Ähnlichkeit mit seinem Großvater hatte.

Finde ich ein wenig unpassend, da du in irgendeiner Passage des Textes schreibst, das Rex selbst überhaupt keine Ähnlichkeit mit seinem Vater hat (ich glaube während des Telefonats mit seiner Frau).


So...jetzt zur Geschichte selbst :

Ich bin wirklich hin- und hergerissen.
Der Anfang gefällt mir - genau wie Blackwood - größtenteils gut. Lange Einleitungen haben mich noch nie gestört, allerdings wirkt dein ansonsten wirklich schöner Stil stellenweise etwas aufgesetzt.
Zuerst bin ich selbstverständlich von einer 08/15 Zombie Story ausgegangen, wobei es vermutlich auch deine Intention war, diesen Irrglauben beim Leser zu erwecken. Das erste Auftreten der Mutter mag ein wenig klischeehaft sein, stört mich persönlich aber nicht.
Die ausführlichen Beschreibungen des Hauses lassen ein angenehm beklemmendes Gefühl aufkommen. Ich bin ohnehin ein Liebhaber solch alter Gemäuer, die finstere Geheimnisse in ihren steingeformten Laibern verbergen.
Was dann kommt ist natürlich völlig unerwartet und entbehrt keinesfalls einer gewissen Bizzarheit. Die Situation ändert sich derart schnell, das man regelrecht mitgerissen wird. Ziemlich Klischee beladen zwar, aber ohne Frage toll zu lesen : Der letzte Teil deiner Geschichte.
Die Riesenschildkröte und die gigantische Spinne. Alles schon dagewesen und dennoch war ich hier vom wirklichen Horror gefangen. Mit Sicherheit besitzt Blackwood ein fundierteres Wissen als ich, aber was das Sinnbild der Hindus angeht, bin ich wirklich neugierig, da ich mich in diesem Bereich nicht wirklich gut auskenne.
Jedenfalls kommt deine Story - aus meiner Sicht - erst zum Schluss hin richtig in Fahrt und wird genial abgedreht; was allerdings nicht heisst, das mich der erste Teil gelangweilt hat.
Das abrupte Ende passt und erinnert mich an den schreibfaulen Lovecraft, der zwar auf den letzten Seiten seiner Bücher ebenfalls nie ausführlich wurde, aber auch gerade deswegen eine ungeheure Faszination beim Leser hat nachbrennen lassen. Es gibt eben keinen konsequenten Schluss.
Kein Gut und kein Böse.
Die Geschichte nimmt ihren Lauf, ohne einen Berg am kahlen Horizont erkennen zu lassen.
Dieser Gedanke allein ist der pure Horror.

Ach ja...nebenbei bemerkt : Die Dialoge sind dir nicht immer gelungen. Die Charaktere sind zwar gut herausgearbeitet, unterhalten sich aber erst im späteren Verlauf wie ´normale´ Menschen miteinander :)
Stellenweise wirken die Gespräche recht unrealistisch auf mich, was sich - wie gesagt - zum Ende hin aber deutlich bessert.

Was soll ich sonst noch schreiben. Dieser Text ist halt eine experimentelle Horrorgeschichte, die erst gewöhnlich und dann schön schauderhaft ist.

Jedenfalls lese ich deine Stories immer wieder gern!

Beste Grüße

Cerberus

 

Sdraswutje, Dawarisch!

Ja also, guter Stoff für ein cooles B-Movie! :D

Schön fand ich die Einbringung von Schildkröte und Spinne, der Herr und Meister King verwendete das ja auch schon bekanntlich, soll aber deine Verwendung natürlich nicht schmälern. Die Meerschweinchen! Furchtbar! Wie wäre es mit Schweinen? Sozusagen als hausinterne Zuchtanlage hinterm Haus? Die Dialoge? Steigern sich zum Ende qualitativ. Die Mutter war so überflüssig wie ein Kropf, aber das sag ich nur als Außenstehender. Ich selbst mag ja auch Erzählstränge, die die meisten langweilen und als überflüssig erachten (Siehe hierzu "Doody Falls" und mein scheinar völlig mißlungenes "Auslöser" :dozey: ).

Mit der Überarbeitung rate ich dir ab, aus eigener Erfahrung. Ich nehme mir das immer vor, aber bis auf ein, zwei Ausnahmen bleibt alles so, wie es immer war. Liegt wohl daran, dass ich, sobald da ENDE steht, gleich mit was neuem anfange.

Ja also, immer noch ein Hanniball, immerhin. Fünf Armbrüche auf der nach oben offenen Körperverletzungsskala.

Grüße von hier!

Ponch

 

Hi Hanniball,

nach einer längeren erzwungenen Pause, in der ich festgestellt habe, dass man auch bis zu vierzehn Stunden täglich arbeiten kann, melde ich mich zu einer deiner Geschichten zurück. Gelesen habe ich sie schon vorgestern, finde aber jetzt erst Zeit, ein paar Zeilen dazu zu schreiben.
Rundherum eine gute Geschichte. Du weißt, ich mag es lang (vielleicht sollte man mal ein www.Langgeschichten.de einrichten) und nicht langweilig, daher fühle ich mich bei deinen Stories immer gut aufgehoben.

Sehr schön finde ich die Neutralität der Ortsangaben. Ich habe zwar immer das Gefühl, dass deine Geschichten in den USA lokalisiert sind, aber du vermeidest es geschickt, dich darauf festnageln zu lassen.

Der Tempuswechsel gefiel mir ebenfalls (seine Vergangenheit/Traum im Präsens zu schreiben).

Bezogen auf Blackwoods Aussagen zum Thema Spinne und Schildkröte muss ich ihm zustimmen. Es ist sehr Klischeehaft und King-mäßig. Kluge Alternativen fallen mir allerdings im Moment auch nicht ein. Ein bösartiges Entenschnabeltier als Wächter? Hmm...

Bei Formulierung und Inhalt ist mir hauptsächlich Cerberus zuvorgekommen. Ok, bei dem schön philosophischen Dialog über die Wahrheiten kam mir Rex Frage nach Wächtern etwas zu plötzlich. Er setzt einfach voraus, dass es Wächter gibt.

Ein weiterer kleiner Stolperstein fand sich in der Kammer der Schildkröte:

„Ich müsste eigentlich saubermachen“, meinte Val entschuldigend...
und gleich darauf
„Wie gesagt, ich müsste saubermachen.“
Dazwischen findet prinzipiell keine Handlung statt und es vergeht kaum Zeit. Daher finde ich die zweite Bemerkung überflüssig.

Jetzt noch ein paar Flüchtigkeitsfehler (einen finde ich nicht wieder):

Sie legte die Arme um seine Schulter und raunte ihm ins Ohr: „Alter Mann, ich werde dch töten!“
dich

„Gott, was ich sie hasse, die Weiber vom Sozialdienst.“ Er hatte Rex nicht einmal den kopf zugewandt und so machte es den Eindruck, als spräche er zu sich selbst.
Kopf

In den anderen Zimmern des Ganges erwartete ihn stets dasselbe Bild. Die Räume waren vollständig eingerichtet, schienen aber verlassen, als sei der Bewohner für ein halbes Jahr in die Ferien gefahren.

Er hinkte schwerfällig voran, bis er ans Ende des Ganges angelangt war. Dort öffnete er eine Tür und sie kamen in eine winzige Kammer, in der Gartengeräte und Sämereien aufbewahrt wurden.

Sofern man nicht einen Fluss in Vorderindien meint, sollte man besser „Gangs“ schreiben (muss man aber nicht).

Ein Wort zum Abschluss: Dank Autoren wie dir und einiger anderer hier kann man es sich wirklich schenken, teure Kurzgeschichtensammlungen in Buchform zu kaufen. Vielen Dank für die Unterhaltung,

Xenomurphy

 

Hi Hannibal,

eine insgesamt gute und spanndende Geschichte.
Mit der Schildkröte und der Spinne habe ich grundsätzlich kein Problem. Etwas unlogisch finde ich nur, dass die Schildkröte Rex Spinnen schickt, um ihn von ihrem Turmzimmer fern zu halten, wenn die Spinne für das Gegnteil von dem steht, was die Schildkröte verkörpert.

Ich denke schon, dass die Begegnungen zwischen Rex und seiner Mutter in der Geschichte stehen bleiben sollten, da sie ja den Großteil des Schreckens für Rex darstellen.

Die Beschreibung von Rex Vater finde ich gelungen. Über Rex erfahren wir dagegen sehr wenig. Es fällt schwer sich beim Lesen in die Lage des Prot zu versetzen.

Was hatte sein Vater um diese Zeit mit einem solchen Tier zu schaffen?

Wäre es weniger verwunderlich gewesen, wenn Val ein anderes Tier gejagd hätte? :rolleyes:


Xenomurphy schrieb:

Dank Autoren wie dir und einiger anderer hier kann man es sich wirklich schenken, teure Kurzgeschichtensammlungen in Buchform zu kaufen. Vielen Dank für die Unterhaltung,

Dem kann ich mich nur anschließen.

Gruß
Jörg

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo allerseits!

Nachdem ich nun einige Zeit und Mühe in den neuen Rechner gesteckt und dabei auch Zeit gefunden habe, nachzudenken, hier nun meine Antworten (Rechtfertigungen:D )

Zunächst natürlich allen, die sich geäußert haben, meinen Dank.
Und allen, die gelesen und nichts geschrieben haben, Schande!

Vorweg möchte ich sagen, dass diese Story mir insofern am Herzen gelegen hat, als dass ich einige Erwartungen mit ihr verknüpfte. Scheinbar war es im letzten halben/dreiviertel Jahr so, dass ich kaum eine vernünftige Zeile zustande brachte, nichts wollte mir in der Art gelingen, wie ich es mir vorgenommen hatte. Das führte dann auch dazu, dass ich hier, um die schnelle Anerkennung zu heischen, Schnellschüsse ablieferte, die sich am unteren Rande der Skala bewegten. Ich möchte nicht behaupten, dass ich jetzt zurück bin, aber zumindest weiß ich einigermaßen wo ich stehe (und vor allen Dingen, wo ich hinwill!).

Blackwood, mein Freund: Du scheinst dir immer noch die Geschichten von mir rauszupicken, in denen mein Herzblut steckt. Ist ein gutes Gefühl, das zu wissen.

Okay, allein für diese Erkenntnis ist Dir eine tiefe Verneigung sicher.

Die ist nicht von mir, ich hab sie aus einer Story von A.C.Clarke. Weiß aber ums Verrecken nicht, um welche Religion es geht. Ich denke, das ist aber nebensächlich. Schön, dass du damit was anfangen kannst. Ich muss sagen, diese Aussage verfolgt mich mein ganzes Leben, seit ich zehn oder elf bin. Sieht man einige Dinge mit dieser Brille, erscheinen sie einem in einem anderen, vielleicht sogar nicht ganz so ernsthaften Bild.

Die Charakterisierung des Prots selbst wirkt etwas zäh, man hat Schwierigkeiten, ihm ein Gesicht, eine Denkweise zuzuordnen.

Nun, und gerade mit Rex habe ich mich im Vorfeld besonders beschäftigt, habe ihn mit einem umfassenden Lebenslauf ausgestattet und versucht ihn einigermaßen zu verstehen. Vielleicht wirkt er auch nur ein wenig blass im Schatten seines Vaters, der ja ein recht schriller Charakter ist.

Der ‚Höhepunkt’ der Geschichte … na ja.

Ich gebe es zu, hier ist ein Ganzteil Küchenphilosophie vergraben. Allerdings muss ich gestehen, dass mich die Auflösung, die Erklärung des Ganzen nicht sehr interessiert hat. Mir war vor allen Dingen an dem Aufbau und an der Figurenzeichnung gelegen.

Die Psycho-Szene fand ich gar nicht so ungelungen:D , aber das mag damit zu tun haben, dass ich sie vollkommen fertig im Kopf hatte und offensichtlich nicht in der Lage war, sie adäquat wiederzugeben.

Hi cerberus: Ich hoffe, diese hier war besser als Der Pakt, von dem ich mich mitlerweile gelöst habe.

Als ich die vielen Zitate sah, war ich verschreckt, doch du hast ja nicht nur die Fehler aufgelistet - fein. Die Fehler, die du aufgelistet hast, sind natürlich ärgerlich, ich hatte angenommen, die Story einigermaßen Korrektur gelesen zu haben. Allerdings gehen wir nicht immer konform, wenn du sagst, dies oder jenes wäre schwer zu lesen. Warum nicht?

Jedenfalls lese ich deine Stories immer wieder gern!

Allein schon dafür gebührt dir ein dicker Kuss - keine Angst, nur ein virtueller:D !


Poncher, alter Junge:
Tja, was soll ich sagen, allein schon dass du vorbeigeschaut hast, nein.
Die Dialoge, ja. Warum habe ich aber zu Anfang solch eine Freude an ihnen gehabt?

Die Mutter finde ich nun wieder vollkommen unabdingbar für die Story. Immerhin geht es um Realität und Trugbilder:

Fünf Armbrüche auf der nach oben offenen Körperverletzungsskala.

Ist das nun positiv oder negativ? Na egal, scheint auf jeden Fall neuer Rekord zu sein.

Xeno, lange nichts gehört voneinander:

in der ich festgestellt habe, dass man auch bis zu vierzehn Stunden täglich arbeiten kann,

Vierzehn Stunden? Was hast du während der restlichen zehn gemacht?:cool: Na okay, solange die Arbeit Spaß macht.

Du weißt, ich mag es lang

Alles, was ich an kurzen Sachen geschrieben habe, ist daneben gegangen. Also werde ich mich auf meine Tugenden besinnen.

Sofern man nicht einen Fluss in Vorderindien meint, sollte man besser „Gangs“ schreiben (muss man aber nicht).

Darauf hat Ponch mich schon kichernd hingewiesen, allerdings in "Das Opfer", ich bin wieder drauf reingefallen.

Die Schildkröte und die Spinne, ja, sie sind ja auch irgendwo Sinnbilder. Als solche sind sie natürlich immer Klischees.

Hallo Jörg:

eine insgesamt gute und spanndende Geschichte.

Freut mich, ist immer das Beste, das zu hören.
Etwas unlogisch finde ich nur, dass die Schildkröte Rex Spinnen schickt,

War ja nicht die Schildkröte, sondern die Mächte, die Rex vertreiben wollen, damit er den Job nicht antreten kann.

Die Beschreibung von Rex Vater finde ich gelungen

Fünfzig Prozent Erfüllung, ist doch nicht schlecht oder?:D

Dem kann ich mich nur anschließen

Diese Aussage hat mich am meisten gefreut, dankeschön!

Vielen Dank, und bis zum nächsten Mal.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Hannbiall!

Also:
Ich habe mit diese Geschichte herausgesucht, weil der Titel mir gefallen hat.
Vorweg: Du dürftest eine P.N. von mir gekriegt haben, mit sehr zahlreichen Anmerkungen. Alle sind als Vorschläge zu verstehen, nichts weiter, denn an vielen Stellen hat mich dein Text etwas irritiert, der Stil kam mir etwas unsauber vor und ich kam ins Stutzen.
Ob du etwas übernimmst bleibt dir selbst überlassen, ich habe eben nur meine Eindrücke niedergeschrieben.

Du lässt dir mit deiner Story sehr viel Zeit. Ich denke, zu viel für manche Leser. Mich hat es nicht gestört, du gibst deinen Charakteren sehr viel Raum und den können sie auch gut vertragen. So gibst du der Geschichte ein festes Gerüst und machst sie glaubwürdiger...
Allerdings ist der Komparativ in meinen Augen hier gerechtfertigt, denn richtig glaubwürdig ist für mich vor allem das Ende nicht. Das mag aber auch an der teilweise etwas zu schwülstigen Sprache liegen. So wirkt das Ende - im Vergleich zum sehr real beschriebenen Anfang - etwas zu abgedreht auf mich. Einen Tick wohl gemerkt, nicht übertrieben oder gar übertieben schlecht. Das ist ein Unterscheid.
Was erschwerend hinzu kommt, ist die Tatsache, dass ich diese Dualität, die in den Wahrheiten innewohnt, so nicht akzeptieren kann, was aber mit meinen persönlichen Anschauungen zusammenhängt.

Deinen Ansatz, hier aber eine tiefgründigere Geschichte zu verzählen, gerade in dieser Rubrik, finde ich sehr interessant und begrüßenswert. Natürlich machen das viele andere auch, aber ich lese eben doch hin und wieder gerne Geschichten, die tiefer gehen und mehr wollen als nur unterhalten. Auch wenn ich nichts - und ich betone nichts - gegen Geschichten habe, die "nur" unterhalten...

Was mich noch stört, ist dann diese eher profane Beschreibung der Wächter und von dieser merkwürdigen Linie, die immer von einem Mann geführt werden muss. Das rückt diese Geschichte in ein sehr merkwürdiges Format und gefällt mir nicht so. Aber auch das ist Ansichtssache. So ist die Aufklärung am Ende dann etwas zu "witzlos", ich vermisse den richtigen Kniff, die packende Pointe, ich finde es etwas einfallslos. Besser kann ich es nicht beschreiben.

Viel kritisiert, was bleibt: eine schöne Geschichte, die sich angenehm lesen lässt. Und einige sehr interessante Ansätze. Für mich zumindest.

In diesem Sinne
c

 

Hallo chazar!

Hatte ich dir schon zu verstehen gegeben, wie sehr ich mich gefreut hatte, dass sich jemand eines älteren Babys meiner annimmt? Nein, dann habe ich das hiermit getan.
Deine Einzelkritik per PM ist in jedem Falle sehr hilfreich, auch wenn ich nicht alle angesprochenen Stellen übernehmen werde, so ist es doch sicher, dass ich mich ausführlich mit dem Text beschäftigen werde. Denn ich bin überzeugt, sollten Tage kommen, in denen ich ein ganz klein wenig mehr Zeit haben sollte, werde ich mich dran setzen und das Ding überarbeiten(und vielleicht aus der Schildkröte und der Spinne etwas sinnvolleres machen).

Ich habe mit Blackwood einen Disput geführt, ob es sinnvoll ist, sich auf die Ganzheitlichkeit der Story zu konzentrieren, das heißt, Geschichten abzuliefern, hinter denen man vollkommen steht.
Ich glaube hier habe ich in der Hauptsache Augenmerk auf den Aufbau gelegt, den Aufbau der Geschichte, die Einführung der Charaktere und den Spannungsaufbau.

Du weißt natürlich(praktizierst es ja auch in deinen Geschichten), dass der Autor Spannung erzeugen kann, indem er nur Stück für Stück enthüllt, um was es geht und was für eine Geheimnis gehütet wird. Hir habe ich streng darauf zugearbeitet, immer nur Bruchstücke zu verraten, aber doch soviel, dass es interessant genug ist.

Wenn die Einführung zu lang für einige Leser ist, so muss ich damit leben, ich denke dies erfüllt aber auch so eine Art Filterfunktion. Wer mit der Einführung nicht viel anfangen kann, wird mit dem Rest ebensolche Schwierigkeiten haben. Der eine mag dies, der andere jenes.

So habe ich auch tatsächlich (viel geprügelt dafür und das wäre das erste, was ich ändern würde) viel zu wenig dem Schluß, der Auflösung, der Pointe die Aufmerksamkeit geschenkt. Ich muss dir zustimmen, dass man viel Kraft braucht, um die Grundaussage zu akzeptieren, vielleicht ist sie tatsächlich zu schwammig.

Allerdings, und da stehe ich im Gegensatz zu dir, möchte ich doch bitten, dass der Autor - auch wenn er mich "nur" unterhalten will (das war auch das einzige Anliegen dieser Geschichte hier) - sich mit dem Thema auseinandersetzt und dies auf intelligente, nicht abgenutzte Weise tut. Ich lese gerne gute Horrorstories.

was bleibt: eine schöne Geschichte, die sich angenehm lesen lässt. Und einige sehr interessante Ansätze.

Darüber freue ich mich, was will ich erwarten, bei Übungsstories?

Vielen Dank und viele Grüße von hier

 

Hi nochmal!

Ich habe mit Blackwood einen Disput geführt, ob es sinnvoll ist, sich auf die Ganzheitlichkeit der Story zu konzentrieren, das heißt, Geschichten abzuliefern, hinter denen man vollkommen steht.
Ein merkwürdiger Punkt, den du da anschneidest, denn das ist mir bisher auch nur selten gelungen. Ich bin meistens unzufrieden und könnte ewig an bestimmten Texten herumschreiben. Aber ob das dann wieder sinnvoll ist?

Wenn die Einführung zu lang für einige Leser ist, so muss ich damit leben, ich denke dies erfüllt aber auch so eine Art Filterfunktion.
Ja, so kann man es sehen? Aber hatte ich mich an der Einführung gestört? Soweit ich weiß hatte ich nur gesagt, dass sie lange ist. Aber ich persönlich konnte damit leben.

So habe ich auch tatsächlich (viel geprügelt dafür und das wäre das erste, was ich ändern würde) viel zu wenig dem Schluß, der Auflösung, der Pointe die Aufmerksamkeit geschenkt.
Exakt.

Allerdings, und da stehe ich im Gegensatz zu dir, möchte ich doch bitten, dass der Autor - auch wenn er mich "nur" unterhalten will (das war auch das einzige Anliegen dieser Geschichte hier) - sich mit dem Thema auseinandersetzt und dies auf intelligente, nicht abgenutzte Weise tut.
Das verstehe ich nicht bzw. ich verstehe es vielleicht falsch.
1.) Du meinst, ich würde in meinen Geschichten nicht originell und auf neue Art an Geschichten herangehen - was ich, gelinde gesprochen, etwas beleidigend finde. Aber ich denke mal, so war es nicht gemeint.
2.) Du denkst, ich würde normale Plots auch gut finden, so lange sie gut erzählt sind.

Beides ist nicht zutreffend. Aber vielleicht verstehe ich dich gänzlich falsch.

In diesem Sinne
c

 

Hallo nochmal!

Das scheint mir ja jetzt gänzlich in die Hose gegangen zu sein!

Die letzte von dir zitierte Aussage ist natürlich scheiße formuliert, man sollte immer noch mal nachkontrollieren, bevor man etwas postet.
Ich meinte zwei Sachen auf einmal:
Wir stehen beide in gewissem Gegensatz, wenn du Geschichten liest, die "nur" unterhalten wollen (ich bin der Meinung, dass vernünftige Geschichten eine gewisse Botschaft, Message oder, wie Frey es sagt Prämisse haben sollte; manchmal weiß der Autor nicht einmal, dass seine Geschichte so etwas erzählt).

Die zweite Aussage, die ich treffen wollte, war die, dass ich Geschichten, die mich unterhalten, liebe, wenn sie das gefälligst intelligent und anspruchsvoll tun - ich denke, da gehen wir beide konform.

Die Qualität deiner Geschichten habe ich nicht angesprochen, natürlich nicht. Das tue ich unter den entsprechenden Beiträgen( was, wie ich weiß, viel öfter passieren sollte[ich verspreche, wenn ich das Haus fertig habe, werde ich wieder mehr Zeit hier verbringen])

Tut mir Leid, wenn ich wieder mal nicht in der Lage war, mich verständlich auszudrücken.

Viele Grüße von hier!

 

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