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Ein Mittag in Berlin

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22.03.2004
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Ein Mittag in Berlin

Ein Vormittag in Berlin, F.
auf dem Alexanderplatz

Das Leben pulsiert schon vormittags um 9:30, freilich nicht überall doch man kann schnell viele Orte erreichen an denen das so ist.
Die U-Bahnschächte sind noch unbewohnt als F. sie betritt, um mit der U15 von der Kurfürstenstraße aus in Richtung Alexanderplatz aufzubrechen. Nur bis zur nächsten Station sitzt er in der U15. Am Gleisdreieck steigt F. um auf die U2 Richtung Pankow, die auch am Alex vorbeikommt. Die U-Bahn fährt auf dieser Strecke zeitweilig sehr langsam, warum weiß F. nicht, er ist hier schließlich auch nicht zu Haus, da brauch man so etwas nicht zu wissen. Die Bremsen quietschen laut als die U2 den U-Bahnhof Mohrenstraße erreicht. Je näher die Bahn dem Alexanderplatz kommt, desto mehr füllt sie sich mit Menschen, die dasselbe Ziel haben. Der Hausvogteiplatz ist die nächste Station, wenige Menschen steigen aus, viele steigen zu. F. verliert die Interesse an den folgenden Stationen und wieviele er noch fahren muss, der Alexanderplatz wird schon noch auffällig genug auf den Anzeigetafeln erscheinen und angekündigt werden.
Der „Alex“ ist nach circa 15 Minuten erreicht, zusammen mit vielen anderen steigt F. aus der U2. Er nimmt den nächstgelegenen Ausgang.
Das Wetter ist am Samstag trüb. Der Himmel ist fast durchgehend von wabernden grauen Wolkenmassen bedeckt. Es ist ein typischer Herbstag, allerdings einer von der angenehmeren Sorte. Es ist nicht zu kalt und nicht zu warm, gerade richtig und trotz der Wolkendecke regnet es nicht.
Menschen laufen kreuz und quer über den Platz. Heute soll es eine Demonstration gegen den Abbau des Sozialsystems geben. Man sieht schon die Ersten mit ihren Protestbannern. Ein Obdachloser versucht Zeitschriften zu verkaufen. „Die Stütze“ kostet einen Euro das Stück, wer will kann auch mehr geben, aber die wenigsten wollen. Diesmal ist das anders, das erste Kapitel vom fünften Harry Potter Band ist in der Stütze abgedruckt. Auf einmal wollen alle ein Exemplar haben. Es sind schon nur noch vier übrig.
An anderer Stelle machen ein junger Mann in Lederjacke und zwei hübsche Mädchen in weiten Mänteln Werbung für die neue „Vanilla-Coke“. Um die drei herum hat schon fast jeder eine der Gratisflaschen in der Hand. F. nimmt auch eine entgegen, Durst hat er und Vanilla-Coke mag er auch, die Entscheidung fällt da nicht schwer. Er steht einfach nur da, schaut sich um und trinkt die Coke. Die leere Flasche kommt in eine der vielen von den drei jungen Werbetrommelrührenden bereitgestellten Kisten.
Ein Zitat von Döblin steht an einer der Häuserfronten: "Wiedersehen auf dem Alex, Hundekälte nächstes Jahr 1929 wirds noch kälter". F. kriecht ein Stückchen weiter in seine Jacke, zum Glück ist es heute nicht so kalt.
Der Alexanderplatz bietet ein eigenartiges Bild. Auf der einen Seite der Fernsehturm, das Rote Rathaus, das "park inn" und die St.Nicholai Kirche, auf der anderen Seite riesige Häuserblocks, hässlich grau verputzt. Wohnen will man da nicht, aber auch in solchen Blocks leben Menschen. Doch die Blocks fallen nur auf, wenn man genau hinschaut. Heute passen sie farblich gut zum Himmel.
Die Elektrische gleitet lautlos durch die Menschenmengen. Man hört sie kaum. Wieviele wohl schon von einer Straßenbahn auf dem Alex angefahren worden sind? Doch das System funktioniert.
Sein Handy klingelt und F. hebt ab. Sein Vater ist am anderen Ende. „Hey wo bist du gerade, ich bin im Landkreis und dachte wir könnten uns mal treffen.“ „Du glaubst nicht wo ich gerade bin – ich steh aufm Alex!“ „Was? Warum denn das?“ „Ach das hab’ ich dir doch erzählt. Ich bin hier auf Kursfahrt“. Sie beschließen ein Treffen auf ein anderes Wochende zu verschieben. F. beendet das Gespräch nach fünf Minuten, er muss weiter. Auf dem Weg zurück zum U-Bahnhof fällt sein Blick auf den 37. Stock des park inn, das war schon ein cooler Abend gestern, das erste Mal im Casino und gleich 50 Euro gewonnen.
F. steigt die Stufen zum U-Bahnschacht hinunter.


Es ist Mittag, die Sonne
kommt durch und F. genießt

Es herrscht reges Treiben im Schacht. Diesmal ist der Hausvogteiplatz das angestrebte Ziel. Aus der U-Bahn raus steht man schon fast am Gendarmenmarkt. Links steht der deutsche Dom, rechts der französische. Beide sehen gleich aus. Der französische hat heute geöffnet, allerdings findet eine Hochzeit statt, daher kann man nicht weit in das Innere des Doms hinein. Lediglich in die Kuppel steigen ist möglich. Nach den ersten 81 von insgesamt 259 Stufen wird Eintritt verlangt. F. begnügt sich mit der ersten Plattform und spart den Eintritt. Ein Weizenbier in einer der vielen Bars ist ihm da lieber.
Er geht wieder hinaus. Auch hier am Gendarmenmarkt sammeln sich Menschen für die Demonstration. Schon sind auch Polizisten in Mannschaftswagen zur Stelle. Ein Mann hat sich in der Mitte des Platzes mit seiner Gitarre aufgebaut. Viele Reisegruppen und Stadtrundfahrer kommen hier in Bussen vorbei.
Es ist der 1.11.2003 und inzwischen zwölf nach elf. Die Sonne bricht an einigen Stellen durch die graue Wolkenwand. Es wird wärmer.
In der St.Hedwigskathedrale findet ein Gottesdienst mit Gesang und Orchester statt, auch hier darf nicht gestört werden.
F. geht weiter zum Bebelsplatz. Während des zweiten Weltkriegs wurden hier tausende Bücher verbrand. Inzwischen duftet es nach Crêpes und gerösteten Esskastanien. F. gönnt sich ein Crêpe mit Zimt und Zucker. Das Mädchen auf der anderen Seite des Tresens gibt ihm falsch raus, doch F. ist heut in Gönnerlaune und gibt ein Trinkgeld. Das Crêpe schmeckt lecker und er entscheidet sich auf einer Bank unter einem vom Herbst rot gefärbten Baum Pause zu machen, um besser genießen zu können. Die Sonne strahlt ihm warm auf das Gesicht. Unaufhaltsam fließt der Verkehr sechsspurig unter den Linden und an F. vorbei.
Irgendwann geht er weiter, er hat noch einiges vor.
Zehn Mannschaftswagen der Polizei fahren mit Blaulicht entgegen der von ihm angestrebten Richtung vorüber.
Ein Blick auf die Uhr verrät F., dass er noch ein wenig Zeit hat, um dem Opel-Haus einen Besuch abzustatten. Dort kann man einen gelben Opel Speedster Probe sitzen – ein schönes Auto, es ist nur ein bisschen anstrengend sich hinter das Lenkrad zu klemmen.
Der U-Bahnhof Friedrichstraße ist der nächste Wegpunkt, von da aus geht es mit der U6 zur Zinnowitzer Straße. Ein bisschen Kultur steht noch auf dem Programm.
Es ist 12:12 Uhr, die Sonne ist wieder hinter dem Grau der Wolken verschwunden und einige Tropfen fallen vom Himmel. Regen kann man das noch nicht nennen.
Das Museum für Naturkunde, eines der wohl größten Musseen für Naturkunde der Welt lässt F. rechts liegen. Schließlich war er da schon dreimal drin, gerade gestern das letzte Mal. Er will heute zum Bertold Brecht-Haus, warum genau weiß er nicht, aber gesehen haben muss man das als Deutschleistungskursler wohl mal, auch wenn Brecht hier nur drei Jahre gelebt hat. Beim Haus angekommen ist niemand ausfindig zu machen, der eine Führung geben will, also bleibt es bei der Betrachtung einiger Informationstafeln über Bertolt Brecht und das Gefühl zumindest dagewesen zu sein.
Auch hier vor dem Bertolt Brecht-Haus surrt die Elektrische vorbei.
F. hat Hunger. Er hat zwar ein leckeres Crêpe gegessen, aber für den Hunger war das nicht genug. Er fährt auf Anraten von Bekannten mit der U-Bahn zum Bahnhof Zoo, dort gibt es „Subway“, leckeres und preiswertes Essen und ein Getränk „free for fill“. Der Mittag klingt mit einem gut gefüllten Magen und einem zufriedenen Gefühl aus, doch das Nachmittag Program wartet bereits auf ihn. F. erhebt sich von seinem Stuhl, geht noch einmal zur Toilette und macht sich wieder auf den Weg...

 

Hallo Flamann

Für mich ist es ein anonymer Erlebnissbericht, jedoch nicht gerade eine Geschichte. Anonym deshalb, weil dein Prot einfach ein F. ist, kein Name, keinen Charakter. Nur ein Buchstabe mit Punkt, der durch Berlin wandelt, ohne Ziel, ohne grosses Interesse.
Ich fände es toll, wenn dein Prot Leben eingehaucht bekäme. Lass ihn als Person auferstehen, mit Charakter und mit einem richtigen Namen.

Erlebnissbericht, weil es einfach einige Begebenheiten aneinander reiht, ohne einer richtigen Story dahinter.

Als Reiseführer für Berlinbesucher jedoch bestens geeignet....

Falls du die Geschichte noch überarbeiten würdest, halt mal noch ein Auge wach für die Schreib- & Satzzeichenfehler....

Dein Schreibstil ist im grossen und ganzen ok, manchmal sind die Sätze noch etwas holzig und komisch zusammen kontruiert.

Liebe Grüsse
Muchel

 

Hallo Flamann!

Ich kann Muchel nur zustimmen. Dein Prot ist leb- und gesichtslos. Die "Handlung" ist merh als schmal. Es wirkt wie der detaillierte Eintrag ins Reisetagebuch, Fakten, Namen, Zeiten wirfst Du wild um Dich. Wer sich in Berlin nicht auskennt, wem das alles nichts sagt, der langweilt sich nach den ersten Zeilen.
Gib dem Ganzen eine Rahmenhandlung, einen Charakter und weniger Soundsostraße und dieser-und-jener Platz!
Stilistisch ist der Text ebenfalls verbeserungswürdig, kurze Sätze sind einfach gereit, ohne aufeinander Bezug zu haben.
Tut mir leid...

schöne Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Der vielleicht etwas eigenartige Stil rührt daher, dass ich mich in der expressionistischen Collage-Technik von Alfred Döblin versucht habe. Dazu gehört auch, dass der Charakter nicht eindeutig festgestellt ist. Die Aneinanderreihung vieler kleiner Sätze, die vielleicht holzig wirken und viele kleine Details, sollen ein lebendiges Berlin entstehen lassen, das einen möglichst realistischen Touch bekommt. Die Geschichte war ein Experiment von meiner Seite aus. Ich wollte mal sehen, ob ich das hinkriegen kann.
Auf Fehler will ich den Text gerne noch einmal untersuchen.

Gruß Flamann

 

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