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Feuerschlangen

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23.07.2001
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Feuerschlangen

Feuerschlangen

Es war noch früh, aber die Sonne brannte schon heiß von einem wolkenlosen Himmel. Der Fahrtwind tobte durch sein Haar und erfrischte.
Bald führte die Straße aus der Ebene heraus, über steile Serpentinen in die Berge hinein. Eine weitere Stunde dauerte es, bis Ramon die Abzweigung des Schotterweges erreicht hatte, der ihn direkt in die Wildnis leitete. Der Geländewagen quälte sich zwischen Geröll und Felsen aufwärts, und hielt irgendwann auf einem kleinen, von Felsbrocken umsäumten Plateau. Dichte Büsche, trockene Moose und Flechten klammerten sich an das Gestein.
Hier war der befahrbare Weg zu Ende. Ramon stellte den Motor ab, stieg aus und ließ den Blick über die Berge gleiten, von denen die höchsten ihre weißen Schneehauben das ganze Jahr über nicht verloren. Unten im Tal schmiegte sich, winzig klein, das Dorf zur einen Seite an den Flußlauf, zur anderen an die aufsteigenden Hänge. Die Entfernung war zu groß, als daß er Einzelheiten seines kleinen Gasthauses ausmachen konnte, in dem Maria jetzt wohl schon das Mittagessen vorbereitete.
Er hatte sie schon mehrmals gebeten, ihn in die Berge zu begleiten und mit ihm dieses wunderbare Gefühl zu teilen, wenn man hoch oben stand, dort, wo das Wort Freiheit eine ganz besondere Bedeutung hatte, wo die Düfte anders waren und die Luft ihren eigenen Geschmack hatte.
Einmal im Jahr ging er auf die Jagd und konnte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
Bald war Sommersonnenwende. In dieser Nacht wurden traditionell Feuerschlangen gegessen, die man nur hier in den Bergen fand.
Es war kühler als unten in der Ebene. Ramon zog eine Weste über, hievte den schweren Rucksack von der Ladefläche und machte sich zu Fuß auf, weiter in die Wildnis hinein.
Die Mittagszeit war bereits vorüber, als Ramon hoch oben einen ebenen Platz für sein Lager fand. Es war eine kleine, sandige Fläche, durchzogen von einem Rinnsal, das oberhalb aus einem Felsspalt hervorsprudelte. Dichte Sträucher schützten vor herabrollenden Steinen.
Er schlug sein Zelt auf, richtete sich ein, stärkte sich und genoß die Stille.
Er lauschte dem Klang der Unberührtheit, dem Wind, der zwischen den Felsen mal leise pfiff, mal laut und klagend heulte, begleitet vom zarten Rauschen der Blätter in den Büschen. Hin und wieder sangen Vögel, hoch über ihm rief ein Adler, der in den Aufwinden segelte und nach Beute Ausschau hielt.
Als Ramon sein Mahl beendet hatte und das Geschirr reinigte, hielt er erschrocken inne. Das Klimpern seiner Töpfe wurde von einem seltsamen Zischen begleitet. Es wurde lauter, schwoll auf und ab, hielt eine Weile an, um dann mit einem tiefen Knurren oder Gurgeln zu ersterben. Danach herrschte eine bedrückende Stille. Selbst das Zwitschern der Vögel war verstummt. Ramon lauschte und beobachtete angespannt seine Umgebung. Einige Meter neben ihm huschte eine Eidechse über den Sand und verschwand in einer Ritze.
Das Geräusch wiederholte sich ebensowenig, wie er ein Tier ausmachen konnte, das dieses verursacht haben könnte.
Er wußte, daß hier das leiseste Rascheln durch die besonderen Verhältnisse der Echos in den Felsen, oder allein durch den Wechsel der Windrichtung verstärkt und oft seltsam verfälscht klingen konnte.
Für die Suche nach den Feuerschlangen war es an diesem Tag schon zu spät. Am nächsten Morgen wollte er weit hinauf. So nutzte er die Zeit bis zum Sonnenuntergang und durchstreifte die nähere Umgebung seines Camps
Er ging nicht wirklich davon aus, hier eine Schlange zu finden, aber genau konnte man es nie wissen, und die unmittelbare Umgebung erkundet zu haben, ist oft von Vorteil.
Ramon entfernte sich nicht weit und blieb meist in Sichtweite seines Lagers. Mit der Fanggabel drehte er hin und wieder Steine um, unter denen sich Schlangen verkrochen haben könnten, fand aber nur Insekten und einige Eidechsen. Einmal bemerkte er aus den Augenwinkeln eine Bewegung in seiner Nähe. Als er sich umsah, konnte er nichts entdecken, meinte aber, wieder ganz kurz dies seltsame Zischen gehört zu haben.
Die Nacht wurde unruhig, und er wurde mehrmals von Geräuschen geweckt. Einmal gab es einen heftigen Ruck, der das Zelt erschütterte, gefolgt von einem Schaben, als reibe Holz über Sand. Es kam durchaus vor, daß durch Temperaturschwankungen in der Höhe Steine absplitterten und herunterrollten. Daß ein solcher Stein auch einmal sein Zelt traf, war gut möglich. Er konnte dennoch lange Zeit nicht wieder einschlafen. Als ihm doch endlich die Augen zufielen, zogen schaurige Fabelwesen durch seine Träume, die wütend fauchten.
Das Licht des anbrechenden Tages weckte ihn zeitig. Nach einem ausgiebigen Frühstück packte er sich Proviant für den Tag ein und machte sich auf den Weg in höhere Regionen.
Die Luft war frisch, doch die Sonne brannte heiß und ließ den Aufstieg zur Mühsal werden. Ramon mußte daran denken, wie leicht es früher war, als er seine Beute noch in der unteren Felsregion fand.
Von Jahr zu Jahr mußte er weiter hinauf und auch die Beute wurde weniger.
Ein alter Mann im Dorf sprach von einem Schlangengott, der die Tiere fortbringen und schützen würde. Der Alte wurde allgemein belächelt, denn er sprach auch sonst viel Ungereimtes und machte allein den Kindern Angst.
Vor einem Jahr allerdings bekam das Gerede des Alten dadurch Nahrung, daß der Sohn eines Bauern nach der Schlangenjagd nicht zurückgekehrt war. Trotz einer intensiven Suche, an der sich auch Ramon beteiligt hatte, blieb der Mann verschollen.
Maria hatte sich von den Ängsten anstecken lassen und war darum nicht glücklich, daß er wieder in die Berge gegangen war.
Ramon hatte sich mittlerweile wohl gut eine Stunde von seinem Zelt entfernt und sah sich nach den typischen Unterschlüpfen der Feuerschlangen um. Er hatte sich einen großen Knüppel geschnitten, den er als Hebel benutzte, um größere Steine umzuwenden. Einmal ließ er einen Felsbrocken so unglücklich kippen, daß er unter ohrenbetäubendem Poltern wohl zwanzig Meter in die Tiefe rollte. Gleich darauf war ihm, als nähme er eine Bewegung wahr. Er schnellte herum, sprintete los, die eiserne Fanggabel schützend vor sich, stolperte über einen losen Stein und stürzte.
Im Fallen sah er noch in der Ferne den roten Schweif eines Fuchses zwischen den Felsen verschwinden.
Der Knöchel schmerzte höllisch.
Mit Hilfe des Knüppels wuchtete er sich wieder in die Höhe, wobei ihm das Brennen deutlich zeigte, daß er sich das Gelenk wohl zumindest leicht verstaucht hatte.
Ramon setzte seine Suche dennoch fort und wurde auch bald fündig. Unter einem Stein hatten sich zwei Schlangen zusammengeringelt, die ihn drohend anfauchten, nachdem er ihnen den Schutz genommen hatte. Leise zischend stießen sie abwechselnd zu Scheinangriffen vor. Obwohl der Biß einer Feuerschlange nicht tödlich war, sondern lediglich eine leichte Lähmung und Fieber zur Folge hatte, wollte er kein Risiko eingehen.
Mit der Fanggabel trennte er die Schlangen voneinander, preßte das erste Tier direkt hinter dem Kopf auf den Boden, griff blitzschnell zu und ließ es in den Sack fallen. Gleich darauf folgte die zweite Schlange der ersten. Wütend kam das Zischen der gefangenen Tiere aus dem Sack, es war erstaunlich, wie laut. Das Zischen schwoll immer mehr an und bald wurde Ramon klar, daß es nicht allein aus dem Sack kam, den er in der Hand hielt, sondern einen weiteren Ursprung irgendwo in den Spalten der Felsen hatte. Das Fauchen erstarb bald mit einem kurzen, tiefen Gurren und die Stille, erfüllt vom leisen Gesang des Windes, der auf und ab schwoll und sich in den Höhen zu einem Pfeifen steigerte, lag wieder über dem Berg.
Ramon stand eine Weile da, lauschte und ließ seinen Blick über die Hänge und die grauen Geröllfelder gleiten. Ihm war unwohl. Es war keine Angst, die ihn beschlichen hatte, doch dieses merkwürdige Geräusch hatte er noch nie zuvor gehört. Er war wachsam. Mehr und mehr festigte sich die Vermutung, daß es sich um ein Tier handeln müsse, das in seiner Nähe um die Felsen schlich. Mit Sicherheit war es nicht der Fuchs. Er hoffte, es würde nicht groß sein, und vor allem nicht gefährlich.
Ramon versuchte, diese Gedanken zu verdrängen, nahm wieder Fangeisen, Knüppel und Sack auf und setzte die Suche fort.
Es war mühselig und der verstauchte Knöchel behinderte ihn beim Klettern. Nach geraumer Zeit fand er unter einem Stein ein Nest mit winzigen, jungen Schlangen. Vorsichtig ließ er den Felsbrocken wieder absinken und die Tiere in Ruhe. Sie waren zu klein für eine Mahlzeit und er war verantwortungsvoll genug, die Nachkommenschaft nicht sinnlos zu töten. Was ihn aber sehr beunruhigte, war das Zischen, das wieder irgendwo aus dem Felsen laut wurde und in dem Moment abbrach, als er sich vom Nest entfernte.
Ramon setzte seine Suche intensiver fort. Er wollte so schnell wie möglich wieder aus den Bergen heraus und in die Ebene zurück. Mittlerweile konnte er das Gefühl, beobachtet zu werden, nicht mehr verdrängen. Er mußte sich selbst eingestehen, daß ihn ganz tief im Innern eine Angst beschlich, die langsam aber stetig zunahm. Der Schweiß, der ihm auf der Stirn stand, kam nicht allein von der Anstrengung, wenn er mit dem Knüppel die Steine hochhebelte. Ständig beobachtete er die Umgebung. Jede unverhoffte Bewegung in den Felsen ließ ihn zusammenzucken. Einmal war er erschrocken zur Seite gesprungen, als eine große Eidechse von ihm aufgescheucht, aus einem Spalt hervorgeschnellt kam, um sofort wieder in einem anderen zu verschwinden. Ramon hatte dabei seinen verletzten Fuß falsch belastet und war gestürzt. Fluchend richtete er sich wieder auf und bemerkte dabei einige Meter weiter eine helle, blinkende Reflektion. Achtsam und gestützt auf seinen Knüppel kletterte er vorwärts, bis er auf einem schmalen Plateau stand, gerade groß genug für ein provisorisches Lager. Und... genau das war es auch einmal gewesen.
Die Reflektionen, die er gesehen hatte, kamen von einer angerosteten Fanggabel, die auf den verwitterten Resten einer Schlafmatte lag.
Ramon ließ sich stöhnend auf einen Stein nieder und betrachtete das Lager. Das Unbehagen, das mehr und mehr in ihm aufstieg, ließ sein Herz schneller schlagen und seine Hände feucht werden. Ihm war klar, daß es das Lager des Mannes sein mußte, der seit dem vergangen Jahr vermißt wurde. Tausend Gedanken zogen durch seinen Kopf. Er hätte nach dem Toten suchen können, aber zum Einen behinderte ihn sein verletzter Fuß, zum Andern hatte er jetzt einen guten Grund, die Schlangenjagd abzubrechen und trotz der geringen Beute ohne Scham ins Tal zurückzukehren.
Ramon erhob sich. Er würde im Dorf seine Entdeckung melden und man würde einen Suchtrupp zusammenstellen.
Kaum stand er aufrecht und hatte sich zum gehen gewandt, nahm er unter einem Stein nahe den Überresten der zerfetzten Lagermatte eine Regung wahr. Vorsichtig setzte er den Knüppel in den Spalt, drückte sein ganzes Gewicht dagegen und ließ den Stein auf die Seite rollen.
Sechs Schlangen von stattlicher Größe wanden sich geblendet in der Sonne. Noch waren sie langsam von der Kühle des Schattens und bewegten sich nur träge. Diese Beute würde seinen Ausflug zum Erfolg machen. Fauchend und zischend zuckten die Köpfe der Tiere vor, nicht schnell und für Ramon gut berechenbar. Mit dem Fangeisen zog er das Knäuel sich langsam windender Leiber auseinander. Mit jedem Moment, in dem die Sonne die Körper erwärmte, kam mehr Bewegung in die Tiere. Sie wurden schneller und aggressiver.
Er mußte sich beeilen. Zwei Schlangen hatte er bereits gegriffen und in den Sack befördert. Nur widerwillig ließen sich die Tiere trennen, schnellten vor und versuchten, sich seinem Griff zu entwinden.
Den Schatten, der sich ihm von der Seite näherte, bemerkte Ramon zu spät. Im selben Moment, als er das unverkennbare Zischen, durchzogen von tiefem Gurren, hinter sich hörte, wurde er von einem gewaltigen Schlag von den Beinen gerissen. Die Drehung über seinen verletzten Fuß durchzog seinen Körper mit einem gewaltig brennenden Blitz, bevor er mit dem Kopf hart aufschlug und das Bewußtsein verlor.
Es war kühl, als Ramon wieder wach wurde, wenn man diesen Zustand, in dem er sich befand denn so nennen konnte. Die Sonne stand tief am Himmel und würde bald hinter dem Berg versinken. Der schlimmste Schmerz brannte in seinem verletzten Fuß. Schlimmer aber war, daß er in seinem anderen Bein kein Gefühl mehr hatte.
Ramon zog sich mit dem Rücken an einen Stein, drehte sich dem tauben Bein zu und benötigte mehrere Versuche, bis er den Stoff der Hose aufgerissen hatte um sich die Wunde anzusehen. Immer wieder verschwammen die Konturen vor seinen Augen. Nur mit größter Anstrengung gelang es ihm, sich auf die Verletzung zu konzentrieren.
Seitlich der Wade erkannte er zwei große, blutige Male, die sich jeweils vom Zentrum aus vielfarbig ausbreiteten. Er mußte seine Augen zukneifen, wenn die Bilder verschwammen und sein Blick trübe wurde.
Es war ein Biß, soviel wußte er! Ihm war auch klar, daß es sich um den Biß einer Schlange handeln mußte.
Immer wieder entglitt ihm die Konzentration. Ihm wahr, als würde sich erst nach Sekunden der Ohnmacht der Verstand wieder regen. Die Wahrnehmungen verschwammen, wurden wieder deutlicher, verliefen in Farben und setzten sich neu zusammen.
Irgendwo war Ramon klar, daß die Wunde viel zu groß für einen Schlangenbiß war. Man mußte sie dennoch abbinden, doch wo, wenn die Taubheit bereits die Hüfte erreicht hatte?
Wie ein verletztes Tier, das sich verkriecht, hatte auch Ramon das Bedürfnis nach Schutz. Er mußte sein Lager erreichen, sich niederlegen und das Fieber überstehen.
Gleich zu Anfang hatte er sich mit Hilfe seines Knüppels aufgerichtet, ihn als Krücke benutzt und war langsam vorangekommen. Dann aber glitt er ab, verlor den Knüppel, stürzte und war nicht in der Lage, sich wieder aufzurichten. Auf den Ellenbogen kroch er voran, mit dem Knie, das er noch spürte, schob er sich vor. Das logische Denken war immer mehr dem Trieb gewichen, das Lager zu erreichen, wo seine Ausrüstung war, wo er Wasser hatte und ein Zelt, in das er sich legen konnte. Zeit existierte bald nicht mehr. Er registrierte nur Schmerz, wenn er unbeabsichtigt seinen verletzten Fuß belastete und das Gefühl, wenn der Schmerz nach einem Moment der Ruhe wieder nachließ.
Bald spürte er auch das nicht mehr. Die Lähmung hatte das zweite Bein befallen und kroch weiter in seinen Körper hinein.
Einmal empfand Ramon Kühle und erfrischende Nässe. Er mußte das Rinnsal, das durch sein Lager floß, erreicht haben. Als ihm dieses Gefühl unangenehm wurde, schleppte er sich weiter, in einen Schatten hinein und blieb auf der weichen Matte liegen.
Er hätte nicht sagen können, was seinen Körper mehr lähmte, das Gift oder die Erschöpfung.
Ausgestreckt lag er da und ließ alles mit sich geschehen, was die Natur vorgesehen hatte. Er hatte nicht die Kraft, sich aufzubäumen. Sollte das Gift ihn töten, so würde er es akzeptieren, genauso, wie eine Genesung. Er dachte an Maria, die auf ihn wartete und an viele Dinge, die er noch tun wollte. Ihm fehlte die Kraft zu bedauern. Ohnmacht und Wachzustand wechselten einander ab. Er träumte von der Sonne und den Bergen, sah Bilder, die sich aus Farben auflösten in stumpfes, beängstigendes Grau. Im halbwachen Dämmerzustand, ließ ihn das Gift spüren, das es noch immer in seinem Körper brannte und alle Gliedmaßen durchströmte.
Stunden vergingen oder Tage.
Seine Träume hatten bald keine Bilder mehr. Schemen aus Grau bestimmten seine Wahrnehmung und flossen mit in seinen Wachzustand über.
Irgendwann hatten sich die Schmerzen aufgelöst, wie Wasser in der Sonne. Er lag da, auf der Matte, befreit von Angst und Schmerz, jedoch mit neuer Qual:
Hunger!
Mit geöffneten Augen und einer nie gekannten Gelassenheit ließ er alle Gefühle auf sich wirken. Langsam wandte er seinen Blick, graue Schemen zogen vorbei.
Eine Bewegung von der Seite machte ihn aufmerksam. Langsam und vorsichtig wandte er sich um.
Ein Licht irgendwo in seinem Hirn tastete die Bewegung ab und gab das Signal.
Von der Matte schnellte er hervor, packte das zuckende Etwas, das sich quiekend und schreiend zu entwinden versuchte, bis es erschlaffte.
Dann verließ er das Zelt.
Zischend, mit einem tiefen Grollen verschwand er zwischen den Felsen.

 

Hi Manfred!

Mensch, bist Du produktiv, da kommt man ja gar nicht mehr hinterher mit dem Lesen ;)

Du hast hier eine spannende Geschichte mit überraschendem Schluss geschrieben, sprachlich wie üblich absolut sicher. Es gibt auch Andeutungen, die den Leser erahnen lassen könnten, worauf das alles hinaus läuft. Außerdem kann man zwischen den Zeilen die Arroganz des Prot erkennen, die im Endeffekt bestraft wird. Nur einen Kritikpunkt habe ich: Die Geschichte nimmt relativ langsam an Tempo auf. Die ersten paar Absätze (bis Ramon von einem Zischen erschrocken wird) sind relativ unspannend. Ich würde sie weglassen und in medias res gehen, die nötigen Hintergrundinfos später einfließen lassen.

Fazit: Sprachlich astrein, zum Ende hin spannend, gute Idee.

Uwe

 

Hallo Uwe,
da muß ich Dir Recht geben. Die ursprüngliche Einleitung war noch länger, und darum fällt es mir schwer noch weiter zu kürzen.
Ich werde aber wohl über meinen Schatten springen und noch was ändern müssen.

Zur Produktivität: Ich hatte Urlaub.;)

Danke für die Kritik
Gruß Manfred

 

Hi Manfred,

es hat Spaß gemacht, deine neue Geschichte zu lesen. :) Sie ist wie immer in der von dir gewohnten Qualität geschrieben, und mich hat sie gut unterhalten.

Die Hochregion und die Wahrnehmungen deines Protagonisten hast du dabei detailgetreu und überzeugend beschrieben; in die Unternehmung von Ramon konnte ich mich gut hineinversetzen.

Den Anfang könnte man inhaltlich gesehen vielleicht wirklich etwas kürzen, trotzdem würde ich das schade finden, denn dann würde einiges von der Atmosphäre in deiner Geschichte verloren gehen.

Das Ende kam unerwartet und gut.

Deine treffenden Ausdrucksweise gefallen mir; so bleiben mir bloß noch einige rechtschreiberische Dinge zu nennen.

Eine weitere Stunde dauert es
dauerte
In dieser Nacht wurden traditionell Feuerschlange gegessen,
Feuerschlangen, oder?
Als Ramon sein Mal beendet hatte
Mahl
Immer wieder verschwammen die Konturen vor seinen Augen. Nur mit größter Anstrengung gelang es ihm, sich auf die Verletzung zu konzentrieren.
Seitlich der Wade erkannte er zwei große, blutige Male, die sich jeweils vom Zentrum aus vielfarbig ausbreiteten. Immer wieder mußte er seine Augen zukneifen,
Wiederholung

Weiter so!

Viele Grüße,

Michael :)

 

Hallo Michael,
danke für dein Lob und die Mühe, die Macken anzumerken.
Da kann man machen was man will, etwas geht immer durch.
Tja, die Sache mit der Einleitung. Ich bin auch Deiner Meinung, daß da einiges drin ist, was dem Leser wichtige Bilder vermittelt, allerdings hat Uwe auch recht, wenn er sagt, daß da keine Spannung drin ist. Ursprünglich war die Geschichte noch länger und beim notwendigen Kürzen hat mir das Herz geblutet.
Vielleicht kann ich die Einleitung behalten, wenn ich kleine Hinweise einfüge, um etwas Neugierde zu wecken.
Auf alle Fälle werde ich da was ändern.

Danke fürs Lesen und viele Grüße

 

Hallo Dreimeier,

ich hab deine Geschichte gern gelesen, und sie hat mir – vor allem sprachlich – gut gefallen.

Die Beschreibungen der Landschaft zu Beginn waren sehr anschaulich und für eine Kurzgeschichte – nach meinem Empfinden – sehr gut dosiert.
Gut dosiert fand ich auch die Länge der Sätze; kürzere Sätze wechseln sehr schön mit längeren – aber nicht zu langen – Sätzen ab. Der gesamte Text hat ein sprachlich recht hohes Niveau, ich konnte mich sehr schön „reinlesen“ und bin nicht über holprige Stellen gestolpert, was den Text weit übers Anfängerniveau hinaushebt. Da gibt es kaum was zu verbessern. :thumbsup:

Inhaltlich war’s für mich interessant, aber nicht übermäßig spannend. Länger hätte die Story nicht sein dürfen, aber so passt es noch, und es wurde mir nicht langweilig zwischendurch.

Den Schluss fand ich auch überraschend. Zischschsch... :D

Ein paar klitzekleine Anregungen:

„Er lauschte dem Klang der Musik der Unberührtheit, dem Wind, der zwischen den Felsen mal leise pfiff“
>>> vielleicht etwas zuviel des Guten, aber auch nicht wirklich tragisch (ich hab in Büchern schon Schlimmeres gelesen)

„um dann mit einem tiefen Knurren oder Gurgeln zu ersterben Danach herrschte eine bedrückende Stille.“
>>> Schlusspunkt nach „ersterben“ fehlt

„Auf den Ellenbogen kroch er voran, mit dem Knie, das er noch spürte schob er sich vor.“
>>> meiner Meinung nach fehlt nach „spürte“ ein Komma

„Ihm fehlte die Kraft zu Bedauern.“
>>> „zu bedauern“ oder „zum Bedauern“

Fazit: Inhaltlich interessant, sprachlich beeindruckend.

Viele Grüße
Christian

 

hallo criss
was soll ich sagen? das macht mich schon stolz.
dann also danke fürs lesen und für die hinweise. ich mach mich gleich an die korrektur.
gruß
manfred

 

Hallo Manfred,:)

Absolut spannend geschrieben deine Geschichte.

Hat Spass gemacht sie zu lesen. Besonders gefallen hat mir das Ende, weil du Ramons neues Bewußtsein als Schlange nicht negativ, sondern positiv dargestellt hast.

Gruß Petra

 

Vielleicht war Ramon ja schon älter, und da haben Schlangen gegenüber uns Menschen ja einen entscheidenden Vorteil.
Wenn bei denen die Haut alt wird, dann häuten sie sich einfach.
Werde ich auch bald mal machen. Zischschsch.
Danke fürs Lesen
Gruß
Manfred

 

So, Herr Dreimeier! ;)

Jetzt werd ich auch mal ein wenig kritisieren hier. Dabei beziehe ich mich nur auf die revidierte Fassung, die ich mir erst gestern ausgedruckt habe. Die zuvor vorhandene noch längere Einführung als jetzt hätte ich aber sicher auch bemängelt.

Zunächst war ich mal irritiert: Ich wartete mindestens bis zur Hälfte der Geschichte darauf, dass die titelgebenden Feuerschlangen endlich mal auftauchen. Und zwar jene aus Papier, also keine echten. Da war ich dann also schon mal völlig auf'm falschen Dampfer.

Dann hab ich am Ende auch noch die Verwandlung des Helden überlesen (und erst durch die Kritiken hier bemerkt). Daher dachte ich mir dann natürlich erstmal: Und jetzt? Wo ist die Fortsetzung? Hab ich vielleicht nicht alle Seiten ausgedruckt? ;)

Aber klar: Eine Sparte wie "Seltsam" sollte mir natürlich immer eine Warnung sein. Irgendwo musste das Surreale ja noch sein Nest finden, und sei es eben erst in der allerletzten Zeile.

Ansonsten empfand ich beim Lesen recht gemischte Gefühle. Einerseits plätschert sie mir stellenweise etwas arg dahin, ohne nennenswert Bewegung in die Handlung zu bringen. Die Bilder werden zwar souverän vermittelt und die Handlungen sind einwandfrei nachvollziehbar, bergen aber kaum Dramatik in sich. Die Geschichte bleibt fast ausschließlich auf den einzelnen Helden fixiert, mit dem ich nicht mitfühlen konnte. Es war mir zwar nicht ganz egal, was mit ihm passierte, ernsthaft besorgt um ihn war ich aber nun auch wieder nicht. Der Text liefert mir dazu zu wenig "Innenansicht" des Helden. So bleibt er für mich ein Unbekannter.

Auch sein Motiv für den Ausflug, das traditionelle Einfangen und Essen von Feuerschlangen zur Sommersonnenwende, ist, so nehm ich mal an, nicht nur für mich, so ungewöhnlich wie exotisch, dass ich daran nicht so recht teilhaben kann. Da bleibt für mich jegliche Identifikation aus (ohne deshalb gleich Tierschützer oder sowas sein zu müssen).


Vom Inhalt jetzt aber mal abgesehen, liegt deine größte Stärke meiner Meinung nach vor allem in der sicheren Umsetzung von Bildern in Worte. Man bekäme wohl kaum Probleme damit, eine Geschichte wie diese gleich adhoc als Drehbuch für einen Film zu verwenden. Entsprechend linear und handlungsbetont verlaufen aber auch die Erzählstrukturen der wenigstens drei Geschichten, die ich von dir bisher gelesen habe. Sprachliche Experimente, Doppelbödigkeiten, subtile Untertöne oder auch ein wenig autonomerer Erzähler, der nicht nur einfach sklavisch das widergibt, was es zu sehen und zu vermitteln gibt, sondern seine eigenen Gedanken einbringt, liegen dir offensichtlich nicht so sehr. Aber vielleicht kenn da auch noch einfach zu wenig von dir.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Philo,

Danke, daß Du Dir mit meiner Geschichte so viel Mühe gemacht hast.
Da werde ich also noch einiges zu tun haben.

Zu Deinen Anmerkungen:
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Jetzt werd ich auch mal ein wenig kritisieren hier. Dabei beziehe ich mich nur auf die revidierte Fassung, die ich mir erst gestern ausgedruckt habe. Die zuvor vorhandene noch längere Einführung als jetzt hätte ich aber sicher auch bemängelt.
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Die lange Fassung war eigentlich nie im Netz.
Es ist aber sicher richtig, daß auch die jetzige Einführung recht lang ist. Ich finde es aber auch schade, wenn ich da drastisch kürzen würde, weil mir die Atmosphäre so gefällt. Vielleicht kann ich da aber etwas Spannung reinbringen, damit der Teil mehr in die eigentliche Handlung einbezogen wird.

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Zunächst war ich mal irritiert: Ich wartete mindestens bis zur Hälfte der Geschichte darauf, dass die titelgebenden Feuerschlangen endlich mal auftauchen. Und zwar jene aus Papier, also keine echten. Da war ich dann also schon mal völlig auf'm falschen Dampfer.
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Den Schuh muß ich mir aber nicht anziehen, oder?
Ich hab die Geschichte ausgedruckt (leider im Büro vergessen) und am Ende der ersten Seite steht:
-Bald war Sommersonnenwende. In dieser Nacht wurden traditionell Feuerschlangen gegessen-
Feuerschlangen aus Papier kenn ich nicht und meine, daß die auch mit Senf nicht zu genießen sind.
War also nicht ganz die Mitte. An der Einführung werde ich ja noch was machen und vielleicht etwas von fetttttriefenden Reptilienkadavern über dem Grillfeuer einfügen.

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Dann hab ich am Ende auch noch die Verwandlung des Helden überlesen (und erst durch die Kritiken hier bemerkt). Daher dachte ich mir dann natürlich erstmal: Und jetzt? Wo ist die Fortsetzung? Hab ich vielleicht nicht alle Seiten ausgedruckt?
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Da bist Du nicht der Einzige. Meine Kollegin hat das auch nicht verstanden. Das ist aber in einigen meiner Geschichten so, daß ich am Ende nicht alles genau erkläre. Ich liebe das! Vielleicht muß ich mir hier aber Gedanken machen, ob da doch noch ein kleiner Hinweis angebracht ist.
Ich meine mal gelesen zu haben, daß Schlangen schlecht sehen, aber in der Nacht recht gut klar kommen, weil sie Wärmebilder sehen. Dafür haben sie wohl ein spezielles Organ. Das wollte beschreiben.
Dann verschwindet er ja auch mit Zischen und Grollen, genau wie die Schlange, die ihn wohl gebissen hat.

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Aber klar: Eine Sparte wie "Seltsam" sollte mir natürlich immer eine Warnung sein. Irgendwo musste das Surreale ja noch sein Nest finden, und sei es eben erst in der allerletzten Zeile.
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Sehe ich nicht so. Eine Geschichte sollte doch für sich alleine stehen. Die Rubrik darf nicht die Hilfe für die Lösung sein. Wenn der Autor das nicht bringt, taugt die Geschichte nichts.

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Es war mir zwar nicht ganz egal, was mit ihm passierte, ernsthaft besorgt um ihn war ich aber nun auch wieder nicht. Der Text liefert mir dazu zu wenig "Innenansicht" des Helden. So bleibt er für mich ein Unbekannter.
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Absolut richtig. Die Distanz zum Protagonisten ist zu groß. Ich könnte mir vorstellen, daß das manchem Autor so geht, (ich will mich nicht rausreden) weil er die Person ja im Kopf hat. Für den Autor ist das kein Fremder. Der Autor sieht ihn genau und kann auch mitfühlen. Blöd, wenn er das aber nicht beschreibt.

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Auch sein Motiv für den Ausflug, das traditionelle Einfangen und Essen von Feuerschlangen zur Sommersonnenwende, ist, so nehm ich mal an, nicht nur für mich, so ungewöhnlich wie exotisch, dass ich daran nicht so recht teilhaben kann. Da bleibt für mich jegliche Identifikation aus (ohne deshalb gleich Tierschützer oder sowas sein zu müssen).
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Eigentlich habe ich mir so die Anden oder Pyrenäen vorgestellt. Sollte ich vielleicht auch erwähnen. Die Traditionen dort müssen ja nicht die unsrigen sein.

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Sprachliche Experimente, Doppelbödigkeiten, subtile Untertöne oder auch ein wenig autonomerer Erzähler, der nicht nur einfach sklavisch das widergibt, was es zu sehen und zu vermitteln gibt, sondern seine eigenen Gedanken einbringt, liegen dir offensichtlich nicht so sehr.
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hehehe, sklavisch, hehe.;)
Das ist mein Stil. Ich bin halt eine einfache Seele von niederem Bildungsniveau, der die Feinheiten abgehen und eher im einfachen und groben zu hause ist.:dozey:
Literarische Höhenflüge sind von mir eigentlich nicht zu erwarten. Ich schreibe aus dem Bauch raus, und was drin ist, kommt aufs Papier. Ich guck aber mal.

Du hast mir doch einiges deutlich gemacht, was mich zu Änderungen zwingt. Bevor ich an eine neue Geschichte gehe, werde ich hier noch feilen.

Danke für Deine Mühe
Viele Grüße
Manfred

 

Hallo Dreimeier,
Interessanter Titel, Kommentar von mir schon seit einiger Zeit überfällig.
Routiniert, allersdings auch höhepunktlos in der Schreibe. Leider lassen sich die 3 Seiten Text mit einem Satz zusammenfassen. Mir fehlte das Überraschende, die Metamorphose, naja, da bin ich vielleicht ovidgeschädigt, reichte mir bei weitem nicht aus, um zu überraschen.
Fazit:
Leider nur Durchschnittsware.

PS:
Hinter "durchstreifte die nähere Umgebung seines Camps" fehlt ein Punkt, der Einschub "als eine große Eidechse, von ihm aufgescheucht" sollte geändert werden, denn er liest sich holprig.

 

Da wird eine alte Geschichte ausgegraben und ich freue mich unheimlich.
Egal, wie die Kritik ausfällt.
Aber wichtig ist sie mir schon, da wollte ich nichts anders sagen.
Na ja, die Geschichte ist nicht gerade der Knaller, da hast Du Recht.
Ich persönlich und mal so ganz arrogant, finde sie einfach mal nett zu lesen.
Muß ja nicht gleich jedem vor Schock die Hose wegfliegen. :D
..........
Fazit:
Leider nur Durchschnittsware.
...........
Da würde mich interessieren, wo du die Meßlatte ansetzt.
Durchschnittlich dilettantisch?
Durchschnittliches Anfängerniveau?
Oder
Durchschnittlich professionell?
Mit letzterem könnte ich wunderbar leben.

Laß den Schinken in der Sonne liegen.
Eine Gelegenheit wird kommen. :naughty:

Danke für Dein Interesse. Deine Anmerkungen werde ich berücksichtigen.

Ich wünsche Dir eine schöne Woche

 

Hallo Dreimeier,
hm, naja, da stürzt du mich ein wenig in Verlegenheit, kaum dass ich mich leichtsinnigerweise an Post´schen Fazits versuche.
Durchschnitt im Sinne von:
"Nicht unterdurchschnittlich schlecht" (Stil & Schreibe sind in Ordnung, aber halt 08/15), Handlung zwar nicht ausgeleiert, aber auch nicht unbedingt ein Gassenhauer und
"Nicht überdurchschnittlich gut" (denn es fehlt Handlung und Sprache einfach etwas, dass sie von der Masse abheben könnte).

Hm. So ungefähr hab ich das gemeint, und damit kommen wir auf ein: "Ich bereue nicht, sie gelesen zu haben, würde sie aber wohl, falls sie mir in ein paar Monaten beim Aufräumen in die Hände fällt, wieder ordentlich (und ungelesen) verstauen."

Ich hoffe, damit gibtst du dich zufrieden, und werde beim nächsten mal vorsichtiger mit Fazits umgehen :D

 

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