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Frühstück

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31.07.2001
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Frühstück

Viele Tage saß Murat in seiner Wohnung, die er zu erhalten suchte, so wie sie war im Augenblick, als Maria die Worte sprach. Auf dem Tisch: die Teller, die Tassen, die Becher mit den hohlen Eierhüllen. Nichts verrückte er, er duldete keine Änderung. Er wollte sich erinnern an die Worte, die sie sprach, bevor er aufstand nach dem letzten Schluck Kaffee, um zu gehen. Er hatte nicht das Thema des Gesprächs vergessen - wie oft: es war die Einrichtung der ersten gemeinsamen Wohnung; er suchte nach dem Wortlaut des letzten Satzes, den sie zu ihm sagte, nach jedem einzelnen Wort. Die schweigsamen Brotkrumen auf dem Tischtuch? Das stille Messer, an dem Marmelade und Butter klebten? Erinnerte sich das Messer? Erinnerten sich die Brotkrumen? Noch in diesem Jahr hätten sie geheiratet. Er stellte sich vor, wie sie die Wohnung verließ, nach ihm. Der Sex zuvor in der Nacht: gedankenlos wie der Abschied, der kein Abschied war, weil jetzt die Worte vergessen waren; der Urlaub, alle Urlaube mit ihr: die Türkei, die Schweiz. Und immer ihr Scherz im Flugzeug: ‚wenn es abstürzt, sterben wir wenigstens beide.' Sie fehlte ab nun im Universum, ab nun war es ein Universum ohne sie. Er weinte; er versuchte, den Moment einzufrieren, der schon vergangen war und nichts mehr mit sich machen ließ; den Moment, als das letzte Frühstück zu ende war.null

 

Ein Kurzes Stück mit offenen Karten, eine ist beschrieben und umgedreht. Die Erinnerung bleibt, denn sie wurde schliesslich "umgedreht". Und ich denke sie gehört noch zum Kartenstapel, nur das sie umgedreht wurde. Vergessen bleibt sie den offenen Karten nicht, aber sie ist unter diesen nun nicht mehr sichtbar.

Aber sollte man die Karten so liegen lassen, warum nicht neu mischen. Die Umgedrehte Karte ist dann doch nicht verloren?

 

Ich finde in der Geschichte hättest Du einiges klarer herausstellen können. So ganz tot ist die Freundin vom Murat doch gar nicht, sie lebt schließlich in seiner Erinnerung weiter. Du stellst den gedeckten Frühstückstisch, der nur der Erinnerung dient, aber so dar als ob es irgendwie abnormal ist, dabei finde ich das doch gerade schön.

 

Die Geschichte ist ziemlich schwierig zu lesen, finde ich. Was den Sprechfluß etc. angeht jedenfalls... Aber sie hat zumindest eines geschafft, was nicht viele Geschichten schaffen; sie hat mich so nachdenklich gestimmt, daß ich sie dreimal lesen mußte, um zu verstehen, was die Grundaussage ist und daß es gar nicht wichtig ist, die Worte, die SIE zu IHM gesagt hat, zu erfahren... Boah, jetzt hab ich mich kompliziert ausgedrückt, ne? :rolleyes:

Griasle
stephy

 

Also, deine Geschichte gefällt mir, wobei das wohl etwas plump ausgedrückt ist.Aber wie wäre es mit mehr Hintergrund um dem Ganzen eine noch persönlichere Note zu geben, um einen Kontakt zu Murat aufzubauen, okay? Bin auch kein Experte, ich sag nur, was mir beim Lesen durch den Kopf ging. Ansonsten: Bravo !

 

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