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Gedanken eines Physikers

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04.07.2004
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Gedanken eines Physikers

Die Strahlen der Sonne, die sich spiegeln im Glas, brechen sich im Wasser. Duft von Mokkacafe mischt sich in der Luft mit einer Brise von Meersalz. Und das Rauschen der Straße bestimmt den Rhythmus. Er folgt den Buchstaben seiner Zeitung als ein Wort seine Aufmerksamkeit energisch einfordert. "Man muss sich diesem Begriff, als rational denkender Mensch, schon mit einer gewissen Distanz nähern" geht ihm durch den Kopf, als es schon fast zu spät ist. "Es ist doch nur ein Synonym für 'Gemütszustand', sollte also der weiteren Betrachtung nicht unbedingt Wert sein. Themawechsel, Ablenkung ist angesagt. Dieser Mokka ist wirklich gut und die weiblichen Vertreter der menschlichen Rasse, die auf der anderen Straßenseite ihrem Schuhwerkbesorgungsdrang frönen, integrieren sich malerisch in die Szene." Er nippt noch einmal an seinem Mokka und muß sich der Frage stellen: "Was sind Emotionen?" "Warum muss mir diese Buchstabenkombination gerade jetzt ins Auge fallen und ihr Abbild sich vor mir manifestieren. Der Kaffee ist lecker, das Wetter ist gut und der Anblick der vorbeiflanierenden Geschöpfe läßt das Auge kaum verweilen. Wieso werde ich gerade jetzt von meinem Kleinhirn mit so einer Frage beläßtigt? Sind es diese äußerst angenehmen Umstände die meine Gedanken bezwingen? Das Umfeld das mich derzeit positiv beeindruckt und beeinflußt? Aber, wenn Emotionen in einem Menschen ausgelöst werden, sind dies doch einfach nur biochemische Abläufe als Antwort auf irgendwelche äußeren oder inneren Reize. Und das heisst doch dann, dass ein Mensch nichts anderes als ein Haufen Biomasse ist, der gesteuert von div. Reizen und gesammelten Erfahrungen sich ziemlich chaotisch durch seine Umwelt bewegt. Von wegen Geist, Seele, Götter und Sinn des Lebens, alles Quatsch, es gibt nur den Reiz und die Reaktion darauf, die beeinflußt wird von zuvor erlebten und gespeicherten Erfahrungen."
Eine zarte Stimme weckt ihn samft aus seinen Gedanken und erkundigt sich ob der Platz an seinem Tisch noch frei sei. "Sicher" stottert er sich zusammen. "Es ist mir ein Vergnügen, nehmen sie doch bitte platz." Ein kleiner Plausch und eine kurze Unterbrechung durch die Kellnerin schließen sich an und schon verfällt er wieder in seine Gedankenstarre. "Hatte ich eigentlich denn das Wesen der Emotionen schon erschloßen? Sicher. Die Formel lautet Reiz, Reaktion, Emotion. Wobei die Reihenfolge von Reaktion und Emotion durchaus schon mal vertauscht in Erscheinung tritt." Seine Tischnachbarin aber läßt nicht von ihm ab und bekundet ihr Interesse an seinem Grübeln. "Darf ich erfahren worüber sie Ihre Stirn runzeln und sich den Kopf zerbrechen ?" "Hmm" entgegnet er ihr ein bißchen mißmutig mit dem Gefühl ertappt worden zu sein. "Ich eruiere nur den Terminus Emotion, und gelange gerade zu dem Schluß, dass der Mensch nur ein Haufen Biomasse mit unkoordiniertem Bewegungsdrang ist." Er sieht förmlich die Fragezeichen in ihren Augen und sie kann seinen Schlußfolgerungen wirklich nichts positives abgewinnen. "Oh, das glaub ich aber nicht." entgegnet sie leicht entgeistert. "Das sollten sie besser auch nicht, das sind nur Gedanken eines Physikers an einem fast perfekten Tag." Er nimmt noch eine Schluck von seinem Mokka, rollt die Zeitung zusammen, verabschiedet sich höflich, und macht sich auf den Weg.

 

Hi Bertie,

bei dieser Geschichte stört mich ein wenig die gezwungen wirkende, hochgestochene Sprache. Dein Physiker macht es sich auch etwas einfach, er denkt mit dem eher trivialen Schema Reiz-Reaktion-Emotion hätte er das Wesen der Emotionen bereits erschlossen. In Wahrheit ist ein einzelnes menschliches Gehirn ein komplexeres System als das gesamte Universum - das kann man nicht mal eben beim Kaffeetrinken "integrieren" (Physikalisch für "verstehen").

Streng genommen würde ein Physiker auch Begriffe wie "Bewegunsdrang" erst definieren müssen, bevor er mit ihnen umgeht.

Insofern konnte ich Deiner Geschichte leider keine neuen philosophischen Ideen abgewinnen.

Das man von einer streng naturwissenschaftlichen Sicht Emotionen nur als Anwendung der Naturgesetze sehen muss ist klar, aber macht es sie deshalb weniger real?

Gruß

MisterSeaman

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi, MisterSeaman,

nun zunächst zur Ausdrucksweise, gezwungen hochgestochen sollte sie eigentlich nicht wirken. Vielmehr sollte sie sich durch Vokabeln wie z.B. Bewegungsdrang oder Biomasse in diesem Kontext wieder auflösen und das Thema auf der einen Seite ernst aber auf der anderen Seite auch zum Schmunzeln anregend darstellen.
Das Thema was hier nur kurz diskutiert wird und nicht vollends abgeschlossen sein kann, dient vorerst nur zur Anregung sich dessen einfach mal bewusst zu werden. Über die Ausführlichkeit dies zu erörtern habe ich mir schon meine Gedanken gemacht, nur eine umfassende Betrachtung würde mit ein bißchen Pech den Rahmen meiner Lebenszeit auf diesem Planeten sprengen.
Die Szene in die die Story eingebettet ist steht im Gegensatz zu den Gedanken des Protagonisten. Denn, wenn man in einem Cafe am Straßenrand sitzt und in der Sonne umgeben von netten jungen Frauen einen Kaffee trinkt, sollte man eigentlich nicht auf solche Gedanken kommen, sonder vielmehr den Tag einfach nur genießen.
Oder aber gerade diese Gelassenheit läßt erst absolut rationale Gedanken zu.
Soll heißen das gerade auch der äußere Einfluß einer 'philosophierenden' Person das Ergebnis beinflußen kann oder sogar muß. Ob fördernd oder eher kontraproduktiv bleibt zur Diskussion.
Und dieser äußere Einfluß ist nun auch schon wieder so etwas wie Emotion.
Gruß Bertie

 

Hallo

Rein sprachlich wirkt es für mich teilweise ziemilch gekünstelt.
Ansonsten gefällt es mir ganz gut, ist aber irgendwie nur eine Einleitung. Wenn ich nicht irgend etwas übersehen habe, wird ja eigentlich nur das Problem beschreiben. Ein Physiker von dem Gedanken der Unfreiheit geplagt. Ist schon ein großes Thema.
"Das sogenannte Böse" von Konrad Lorenz könnte da Informationen geben, falls du Reiz-Reaktion-Emotion etwas genauer ausführen willst. Gibt da vielleicht noch bessere oder neuere Bücher, aber das habe ich zufällig gelesen.
Mir fehlt eben ein wenig die Weiterführung des Problems, aber die kann ja noch kommen.
Gruß EinMensch

 

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