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Geheimnisse
Laut hallend erlischt das Licht im Flur.
Es dauert wieder eine Weile bis meine Augen sich an die dunklen Umrisse der Treppe und der Wohnungstüren gewöhnt haben. Soll ich mich noch einmal aus der Hocke lösen, zum Lichtschalter gehen und anmachen?
So oft bin ich in den letzten Stunden schon aufgestanden; und zu sehen gibt`s eh nichts.
Die Wand bietet mir eine gute Rückenlehne und weil mir die Knie bereits schmerzen, sinke ich vollends nieder und strecke meine Beine aus. Mit dem wohltuenden Gefühl spüre ich auch die Müdigkeit, endlich, und mein Hintern wird kalt, immer kälter vom Boden.
Im Dunkel wird gemächlich die Türe sichtbar. Kurz dachte ich schon sie sei gar nicht da, wie dumm von mir.
Im Haus ist es still. Mein Herz pocht mir in den Ohren, lenkt mich für eine Weile ab...
Drinnen ist sie, im wohlig warmen Bett. Sie ahnt nicht einmal, dass ich noch wach bin. Sie merkt nie, dass ich noch mal weggehe wenn sie schläft.
Die Tür steht jetzt ganz deutlich vor mir. Es ist eine von denen, durch die hindurch man jedes Wort versteht, welches im Flur gesprochen wird. Aus dünnem Holz und mit einem festen Knauf von außen. Leicht zu knacken. Von drinnen ist sogar der Griff lose, aber von außen, und darauf kommt es eben an, wirkt sie tadellos.
Da ist auch die Klingel. Von ihr geht gerade ein ganz besonderer Reiz aus. Ich tu`s aber nicht. Ich tu`s nie.
Ich schmunzle bei dem Gedanken, dass sie im Inneren, den Kopf an die Tür gelehnt, sitzt und den Moment auf ihre Weise mit mir teilt. Ein tröstender Gedanke, aber viel zu schnell wieder weg um ihn fassen zu können.
Ist Trost nicht immer eine sehr schlüpfrige Angelegenheit?
Mein Kopf ist immerhin etwas aufgeräumter als zuvor. Nur noch Musik und das, was sich nicht wegdrücken lässt, kommen immer wieder hoch. Soll ich pfeifen?
Nein, nein, es dämmert ja schon. In zwei bis drei Stunden muss ich zur Arbeit. Besser ich versuche, drinnen noch etwas zu schlafen! Ich atme also noch einmal tief durch.
Beim aufstehen spüre ich erst richtig wie kalt und steif meine Glieder geworden sind.
Ich strecke mich und reibe entlang meiner Kleidung um das frierende Fleisch wieder zu beleben.
Mein Puls geht in die Höhe und macht mir leichten Schwindel. Meine Hände wandern wieder und immer wieder an den vier Hosentaschen vorbei. Durchsuchen sie verzweifelt und zunehmend aggressiver, um letztlich festzustellen, tja, dass ich keinen Schlüssel dabei hab.