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Gewitter im Kopf

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15.08.2004
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Gewitter im Kopf

Wie wilde Bleistifte bohren sich die Bäume borstig empor, der Boden bedeckt mit weichem Moos, wie das Fell eines grünen Tieres. Ein kleiner Frosch flieht vor meinem Schritt, ich bin ein Fremder, der Wald ist mein Feind und finster biegen sich die Schatten.
Braune Pfade narben sich in den grünen Leib, umwuchert von lauerndem Leben, zögernd streichle ich den Farn. Alles wie im Traum, trüber Nebel, ein entrücktes Chaos im fahlen Licht.
Der fremde Wald versteckt die fernen Seen. Am Ufer starre ich in unbegreifliche Tiefen. Das Laub verbirgt das Licht und unsichtbarer Donner dröhnt. Regen, wie aus einer anderen Welt, tropft hinab, ich mittendrin, alleine.
Der schwarze Fisch im See schwimmt schweigend stumm. Nur ich schreie durch die Stille des prasselnden Regens, übertöne den Donner. Ich ringe mit dem Moos, ertrinke halb im kalten Wasser, tauche und steige, verzweifle, flehe; doch im Himmel zuckt nur ein blasser Blitz.
Ich liebe meinen Feind und finde so etwas wie Heimat. Heimat, die Menschen nicht kennen können und von der doch jeder Halm spricht und es dem Herzen leise flüstert. Der Regen füllt den See mit neuen Geheimnissen, die zitternden Kreise kräuseln sich, Blitze zucken. Der Wald behütet mich, ich versinke im Laub und küsse das klare Wasser.
Ich umarme glücklich einen Baum und die Sonne geleitet mich nach Hause.

 

Wirklich, es geht mir nicht darum, jemanden zu verletzen oder sein Schaffen schlecht zu machen. Aber.. Diese Geschichte - sofern es denn eine ist - sagt mir überhaupt nichts. Und selbst das macht sie nicht besonders gut.
Bei gewissen Ausdrücken habe ich das Gefühl, dass du sie einfach so hinschreiben wolltest, aber dir dabei nicht überlegt hast, ob das überhaupt etwas aussagt. Als sollte es in erster Linie poetisch klingen und erst danach vielleicht auch etwas bedeuten.

"trüber Nebel, ein entrücktes Chaos"

Ich bin mir (um diese Uhrzeit) nicht ganz sicher, aber Nebel ist wahrscheinlich immer trüb und ein Chaos immer entrückt. Der eventuelle Hinweis, dass du das bewusst als Stilmittel benutzt, ändert auch nicht viel daran. Erstens, weil du es nur an einzelnen Stellen machst und nicht konsequent durchziehst (was eher so aussieht, als hättest du es unbewusst gemacht) und zweitens finde ich es ungeschickt, einen solch kurzen Text ausgerechnet mit einer Stilfigur wie dem Pleonasmus strecken zu wollen.

Und dann versteckt der fremde Wald die FERNEN Seen und einen Satz später steht der Prot am Ufer und blickt ins Wasser. Auch wenn du das absichtlich gemacht hast, passt es einfach nicht.
Die Formulierung "unsichtbarer Donner" ist dann wieder überflüssig. Donner ist immer unsichtbar und ich sehe keinen Grund, es an dieser Stelle speziell zu erwähnen.
Unter dem "Regen, wie aus einer anderen Welt" kann ich mir einfach nichts vorstellen. Es gibt eine Ahnung von der Fremde, die du beschreibst, ohne aber in die Tiefe zu gehen und steht so eigentlich auch überflüssig da.

Überhaupt sind meiner Ansicht nach folgende Stellen seltsam oder unnötig:

- der "schweigend stumme" Fisch, weil Stumme immer schweigen und eloquente Fische sowieso eine Rarität sind.
- "Nur ich schreie durch die Stille des prasselnden Regens, übertöne den Donner."
Also: Regen prasselt, trotzdem ist es still und trotzdem donnert es... Was..?
- "zuckt nur ein blasser Blitz", weil ich mir darunter nichts vorstellen kann.
- "es dem Herzen leise flüstert" ..Flüstern ist immer leise.

Und überhaupt ist alles ein (entrücktes) Chaos. Laub lässt kein Licht durch, trotzdem ist da fahles Licht und krumme Schatten, der Boden ist laubbedeckt und gleichzeitig moosüberzogen, dann findet er in seinem Feind, den er liebt, seine Heimat und geht nach Hause.. Dann noch diese Elemente, die wahrscheinlich atmosphärisch wirken sollen, die du dann aber selbst ignorierst. Warum schreibst du, dass der Wald die Seen versteckt, wenn du gerade einen Satz zuvor noch sagst, dass es neblig ist. Das ist alles ein wenig wirr. Im Prinzip ist es ein Text, der stark auf die mystische Atmosphäre baut. Da stört es, dass man sich davon kein Bild machen kann, weil sich vieles widerspricht.

Und was mit dem ganzen eigentlich gesagt werden sollte, bleibt schleierhaft.
Bitte klär mich auf.

PS: "Wie wilde Bleistifte bohren sich die Bäume borstig empor".. Das ist auch ein Hammer. Wie genau hat man sich einen wilden Bleistift vorzustellen und warum bohren die? Und wenn sie bohren, warum dann nicht in den Boden, sondern in die Luft?

 

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