Was ist neu

Gourmet

Mitglied
Beitritt
08.05.2004
Beiträge
26

Gourmet

Fanni war die beste Köchin der Stadt.

Ihr Restaurant hatte drei Sterne, die Crème de là Crème speiste bei ihr. Firmen, Prominente, aber auch normale Bürger gesellten sich harmonisch zueinander. Fanni war wohlbekannt und beliebt.
Aber sie war auch sehr einsam.
Sie hatte sich, ganz auf sich allein gestellt, aus dem Nichts eine Existenz aufgebaut. Der amerikanische Traum war für sie Wirklichkeit geworden. Aber die stundenlangen Überstunden und endlosen Plackereien für ihre Karriere hatten ihr keinen Raum für die Liebe gegeben. Sie war nach wie vor allein. Manchmal, wenn die Gaststube voller Leute war stand sie in der Küchentür und betrachtete wehmütig die Herren mittleren Alters. Aber in all den Jahren war keiner dabei gewesen, der allein an einem Tisch saß. Alle waren sie in Begleitung einer, meist jüngeren, Dame.

Nahezu jeden Abend nach der Sperrstunde lag Fanni noch lange wach im Schlafzimmer ihres riesigen Hauses und wälzte sich unruhig hin und her. Es hatte nur einmal einen Mann in ihrem Leben gegeben. Jedoch war er bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Sie konnte nicht aufhören daran zu denken. Damals waren sie beide gerade verlobt gewesen. Fanni blieb nach dem tragischen Unglück nichts anderes übrig, als sich in ihre Arbeit zu stürzen um nicht innerlich zu zerbrechen. Doch abends kam jedes Mal der alte Schmerz in ihr hoch. Sie brauchte einen neuen Mann, sie brauchte Geborgenheit, Ablenkung, ein paar zärtliche Worte. Mit Tränen in den Augen schlief sie jedes Mal ein... ...

Doch eines Tages war es soweit.

Ein gut situiert aussehender Herr setzte sich alleine an einen Ecktisch. Eilig hielt Fanni die Kellnerin zurück und brachte ihm persönlich die Speisekarte. Verärgert bemerkte sie, dass sie nervös wurde.

„Herzlich willkommen im Restaurant Ziller!“

Sie breitete elegant die Karte vor ihm aus und lächelte abwartend. In ihrem Bauch begann es zu kribbeln, er lächelte zurück und nahm sich Zeit das Angebot zu studieren.
Das war Fanni ganz recht, so konnte sie ihrerseits den Gast studieren. Sie schätzte ihn ungefähr zwei, drei Jahre älter als sich selbst. Kurze, rotbraune Haare mit einem Ansatz von Geheimratsecken und eine unauffällige, ebenfalls braune Brille ließen ihn intellektuell erscheinen. Er trug einen sportlich wirkenden, dunkelgrauen Anzug mit rot-weißer Krawatte, die ihm einen humorvollen Touch gab.

Seine Bestellung holte Fanni abrupt aus ihren Träumen.

„Für den Anfang hätte ich gerne die Timbale von Flusskrebsen mit Imperial Kaviar, danach die Suprême vom Steinbutt mit Tomatenkruste. Als Zwischengang das Wachtelkotelett mit Gänseleber und Perigordtrüffel und als Hauptspeise habe ich mich für das Milchkalbsfilet im krossen Brotmantel auf Wirsinggemüse entschieden. Ach ja, die Nachspeise.“
Er ließ seinen Blick noch einmal über die Karte gleiten, nickte kurz und sagte: „Da hätte ich gerne das Délive aus Schokolade und Cappucino mit eingelegten Bananen und Kokos-Ananaseis.“

Er gab ihr die Karte und schenkte ihr ein weiteres Blitzen seiner Zähne.

„Eine... eine exzellente Wahl.“ stammelte Fanni.

„Oh, ich bin Feinschmecker.“ sagte er und lachte.

Sie lachte mit. Das war der Richtige!
Sie wusste es mit jeder Faser ihres Körpers. Wenn nicht er, dann keiner.

„Leider ein fast ausgestorbener Beruf.“ meinte sie.

„Eher eine Berufung, Frau Ziller.“

Jetzt lachten sie beide gleichzeitig.
Mit weichen Knien trat die Restaurantchefin den Weg zur Küche an, um die Großbestellung des Gourmets abzugeben.

Fanni beobachtete ihn bei jedem einzelnen Gang des Menüs. Sie kontrollierte persönlich die fertige dekorierten Teller und genoss die Verzückung in seinen Augen, als er schließlich die Serviette beiseite legte.

„War alles zu ihrer Zufriedenheit?“ fragte sie nervös, als sie den Nachspeisenteller abräumte.

„Ich schwebe im siebten Himmel.“ meinte er und sah sie aus seinen haselnussbraunen Augen an.

Fanni wurde heiß und kalt. Jetzt musste sie etwas sagen, aber in ihrem Gehirn herrschte eine gähnende Leere.

„Hätten sie Lust, dass wir.... ich meine.... nur wenn sie möchten... dass wir uns... außerhalb.... also ganz privat... einmal treffen.“

Fanni stand der Schweiß auf der Stirn. Sie hatte es gesagt, Gott sei Dank.

Er sah irritiert aus.

„Wie meinen Sie...“

Offensichtlich verstand er sie nicht. Urplötzlich erreichte jedoch dann die Erkenntnis seine Großhirnrinde. Er sah beunruhigt zu Boden.

„Frau Ziller... ich... ich bin nur hier um zu überprüfen, ob sie nach wie vor die drei Sterne verdienen.“

Fanni fiel die Kinnlade hinunter und beinahe auch der Teller in ihrer Hand.

„Ich sagte doch, dass ich Feinschmecker bin. Ich finde einfach es klingt positiver als Restauranttester. Und ich muss schon sagen, deliziös! Meine Hochachtung, Frau Ziller. Ich werde einen weiteren Stern für sie beantragen.“

Fanni war wie vor den Kopf gestoßen. Eigentlich hätte sie sich freuen müssen, über ihren vierten Stern. Doch es blieb ein bitterer Beigeschmack. Sie bemerkte kaum wie sie dem Herrn die Hand gab und ein Dankeschön nuschelte.

Ehe sie wieder zu sich kam, war er für immer aus ihrer Tür verschwunden... ...

 

Hallo mkuesters,

da hast Du eine hübsche Idee gehabt. Endlich schreibt mal jemand, dass Frauen eigentlich gar nichts in der Küche wollen, sondern nur einen Kerl suchen ;-) Irgendwie ist die Geschichte zu schnell fertig...

Aber: 'Firmen...gesellten sich harmonisch zueinander'?

Ich finde, Du bist arg großzügig mit den Hilfsverben, das liest sich holperig:

'Fanni war wohlbekannt und beliebt. Aber sie war auch sehr einsam. Sie hatte sich, ganz auf sich allein gestellt, aus dem Nichts eine Existenz aufgebaut. Der amerikanische Traum war für sie Wirklichkeit geworden. Aber die stundenlangen Überstunden und endlosen Plackereien für ihre Karriere hatten ihr keinen Raum für die Liebe gegeben. Sie war nach wie vor allein. Manchmal, wenn die Gaststube voller Leute war stand sie in der Küchentür und betrachtete wehmütig die Herren mittleren Alters. Aber in all den Jahren war keiner dabei gewesen, der allein an einem Tisch saß. Alle waren sie in...'

In dieser kurzen Passage finde ich 7x 'war'.

Viele Grüsse vom gox

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom