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Große Kinder - große Sorgen

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08.01.2004
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Große Kinder - große Sorgen

„Du hast überhaupt keine Ahnung!“
Beinah hasserfüllt spuckte er ihr diese Worte entgegen, ging und knallte die Tür hinter sich zu.
Sie blieb allein zurück. Mit zittrigen Händen fuhr sie sich durchs Haar, schloss die Augen und rutschte langsam die Wand, an der sie lehnte, hinunter. Benommen von Schmerz saß sie da und ließ den Tränen freien Lauf. Am liebsten wäre sie hinterher gelaufen, hätte ihn in den Arm genommen und mit einem Pusten alles wieder gut gemacht. Doch das ging schon lange nicht mehr.

Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen. Ein Satz, den sie schon oft gehört hatte, der nun eine reale Bedeutung bekam.
Seit einem Jahr suchte er einen Ausbildungsplatz als Kfz-Mechaniker oder Tischler, irgendetwas handwerkliches. Wie alles in seinem fünfzehnjährigen Leben hatte er auch diese Hürde mit viel Elan nehmen wollen, träumte sich fort aus dem Kinderland, informierte sich beim Arbeitsamt, sprach mit ihr über seine Zukunft, wie er sie sich vorstellte, absolvierte Praktika, vom denen er müde aber glücklich heimkam. Er kostete vom großen Teller des Lebens, der ihm dann ohne Erklärung verweigert wurde.
„Du hast überhaupt keine Ahnung“, klangen seine Worte in ihr nach.
Als ob es ihr besser ginge. Jedes Mal wenn sie den Briefkasten öffnete und wieder einen großen braunen Umschlag mit seiner Adresse fand, der eine neuerliche Absage brachte, spürte sie diesen Stich im Herzen, suchte nach Worten, die ihm helfen könnten, nicht aufzugeben. Aber alles was sie sagte klang hohl, war kein Trost. Sie sah den Abgrund, der sich vor ihm auftat, aber es gab keine Hoffnung, die sie hinein schütten konnte damit er nicht zu tief stürzte.
Sie fühlte sich schuldig, aus reinem Egoismus hatte sie ihn geboren. Sie hatte Kinder gewollt, die ihr Leben bereichern sollten.
Vor ihrem inneren Auge tauchten Bilder von ihm auf. Als er in den Kindergarten kam, voller unbändiger Energie stürmte er in die Räume, zog die Kinder wie auch Betreuer mit seiner lebensbejahenden Art in seinen Bann. Sie sah ihn an seinem ersten Schultag, wie kaum ein andere freute er sich auf die Schule, die nicht immer seinen Erwartungen entsprach. Dennoch sah er jedem Tag mit einem Leuchten in seinen Augen entgegen, voller Erwartung auf das Leben, war offen für das was kommen mag.
Die ersten Absagen erweckten noch eine Art Trotzreaktion, Sätze wie
„Es gibt auch andere Betriebe“, oder „Deren Pech, ich wäre ein guter Lehrling gewesen“, zeugten von seiner Zuversicht.
Irgendwann folgte Schweigen, er sah die Briefe, wenn er heim kam und oft hatte sie das Gefühl er wurde vor ihren Augen jedes Mal ein Stückchen kleiner. Das Leuchten in seinen Augen wurde schwächer, aber aufgeben wollte er nicht. So baute sich Wut auf, die er in Energie umsetzte, voller Kraft zerriss er die Absagen und suchte sich neue Adressen von Betrieben heraus.
Doch dann kam die Verzweiflung, der sie nicht entgegen wirken konnte.
„Warum Mama?“ Da war noch der kindliche Klang in seiner Stimme.
„Zu viele Bewerber“, oder „Es sind schlechte Zeiten“
Antworten die ihn nicht zufrieden stellen konnten.
„Was mache ich falsch?
Ich kriege ja nicht mal eine Einladung zu einem Gespräch, die kennen mich nicht, warum geben die mir keine Chance?“ Aus müden beinah alt wirkenden Augen sah er sie an, das Leuchten war verschwunden und sie hatte keine Antwort mehr.
Er hatte recht, sie hatte keine Ahnung, sie sah seine Verzweiflung, aber was sie fühlte war ihr Schmerz.
Für ihn ging es hier um viel mehr als um einen Ausbildungsplatz, für ihn ging es um die Eintrittskarte zum Leben. Alles hatte er richtig gemacht. Er war ein mittelmäßiger Schüler, OK, aber die Welt braucht nicht nur Gymnasiasten, so wie die Welt nicht nur Ärzte braucht. Er hatte sich nicht von den Versprechen, der überall auf seinem Weg lauernden Drogenhändler verführen lassen, war jeden Tag zur Schule gegangen, hatte gelernt
„Du lernst fürs Leben, nicht für die Schule.“
Wie oft hatte sie ihm diesen Satz gesagt und nun war die Schule aus und das Leben sagte einfach „Nein“, zu ihm.

 

Liebe Angela,

mein Gott, ist deine Geschichte traurig.Da zerreißt es ,mir als Mutter von zwei Söhnen, fast das Herz und kann Gott nur danken, dass beide dieses Schicksal deines Protagonisten, nicht teilen müssen.
Ich hoffe nur, dass du nicht aus eigener Erfahrung diese Geschichte geschrieben hast.
Ich weiß das hier Kritik erwartet wird. Doch deine Story ist so lebensnah und ergreifend, dass ich auf eventuelle Unstimmigkeiten garnicht geachtet habe und es in dem Fall auch nicht will.
Du hast mich echt mitten ins Herz getroffen.

ganz liebe Grüße
coleratio

PS. habe etwas unter Spannung und Fantasi/Märchen reingesetzt. Ich erwarte allerdings wirklich nicht,dass du, nur weil ich deine Geschichte so super finde, meine auch so empfindest.Ich bin nicht so gut wie du und mir liegt an deiner konstruktiven Beurteilung.
Also, bis dann

 

Liebe Coleratio,
danke für deinen Kommentar, freue mich, dass es mir gelungen ist die Geschichte so rüber zu bringen, dass sie unter die Haut geht.

Viele Menschen reden oft schlecht über die Jugend, machen sich aber nicht die Mühe über deren Lebensperspektiven nach zu denken.

Die Geschichte entstand als ich im Bus saß und sich einige Mitfahrer über die etwas laute Unterhaltung einer Gruppe Jugendlicher aufregten, jedoch niemand den Mut hatte es ihnen direkt zu sagen, so dass sie sich eben weiter in der gegebenen Lautstärke unterhielten, was ich allerdings nicht schlimm fand. Dann stieg noch ein Junge in den Bus und begrüßte einen aus der Gruppe mit den Worten, „He Alter, hast du schon einen Ausbildungsplatz?" Der Junge, der vorher noch laut über unwichtige Themen sprach, zuckte leicht zusammen, schüttelte den Kopf und war still, ebenso der Rest der Gruppe.
Da waren die Bilder, als mein Sohn einen Ausbildungsplatz suchte wieder in meinem Kopf, jedoch war die Wirklichkeit bei weitem schlimmer als das was ich hier geschrieben habe.

Liebe Grüße
Angela

 

Hi Angela,

ich muss coleratio da beipflichten, ich finde die geschichte erschreckend. gerade die heutige jugend mit ihrem ewigen "hey alter" geht mir ziemlich auf den senkel, und ich bin auch relativ sicher, dass ich einmal einen ausbildungsplatz finden werde (wenigstens zur hauptberuflichen studentin) aber die hoffnungslosigkeit deines prots ist mir trotzdem sehr nah gegangen.

ein schoener einfuehlsamer text
vita

 

Hallo Vita,
auch dir danke für deinen Kommentar und das kleine LobJ
Sicher nervt die Umgangssprache unserer Jugendlichen, am schlimmsten jedoch finde ich, dass die Werbung dies so übernimmt.

Für deine Suche nach einem Ausbildungs- bzw. Studiumsplatz wünsche ich dir schon mal alles Gute.

 

Hi Angela,
nun habe ich auch diese Geschichte von dir gelesen und muß sagen, absolut Klasse!! Diese Geschichte geht nicht nur unter die Haut, sie ist toll geschrieben, hat einen super Aufbau, kommt mit guten Bildern daher, die die ganze Tragweite der Situation deutlich macht und hat einen tollen Schluß. Ich kann nur sagen, mach weiter so (soll überhaupt nicht anmaßend klingen, nur Begeisterung rüberbringen). Ich hoffe, wir können noch viele Geschichten von dir lesen.
glg
carrie

 

Liebe Carrie,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Freut mich, dass dir meine Art diese Situation darzustellen gefällt.

Deinen "Aufruf", mach weiter so, habe ich mit Freude vernommen, sage dafür einmal Danke und ich werde mich bemühen. Etwas Schöneres, als dass jemand sagt er liest meine Geschichten gern, gibt es doch nicht, oder?
Liebe Grüße
Angela

PS: ist Carrie dein richtiger Name?
Frage nur weil ich den Namen mag und meine Tochter so heißt.

 

Hallo Angela,
mir hat Deine Geschichte auch gut gefallen. Kann mich noch gut daran erinnern wie es mir bei meiner Suche erging und dass ich ähnlich fühlte wie dein Protagonist.
Allerdings glaube ich, dass es nicht nur um seine "Eintrittskarte ins Leben" geht, sondern um mehr.
Um das Loslassen einer Mutter, die schmerzhaft erkennt, dass sie ihre schützende Hand nicht mehr über ihr Kind legen kann.
Dieser Aspekt hat mir bei deiner ohnehin schon schönen (eigentlich ja eher traurigen) Geschichte am besten gefallen.

Liebe Grüße
klein Nacht

 

Hallo kleine Nacht,
danke für deinen Kommentar und für das zwischen den Zeilen lesen, denn du hast es richtig erkannt. Es geht auch um die Gefühle der Mutter, die erkennen muss, dass sie ihr Kind nicht mehr vor, der oft grausamen, Welt beschützen kann.
Liebe Grüße
Angela

 

Hi Angela!

Eine ziemlich ergreifende Geschichte: Eine traurige Problemstellung aus dem "Berufsleben" zieht größere Kreise und führt zu familiären Spannungen. Das Hauptproblem in der Geschichte sehe ich nicht so sehr in der Arbeitslosigkeit des Jungen, sondern im Verhalten der Mutter. Es ist ganz klar, daß der Junge enttäuscht, gereizt und wütend ist. Es ist ferner löblich, daß die Mutter ihm helfen will bzw. Trost und Aufmunterung zu geben versucht. Aber dies ist genau der Fehler, den sie macht: Durch ihre Hilfe/ Trost fühlt sich der Junge erst recht degradiert -- als ob er nicht schon alles täte, um seinen Azubi-Platz zu kriegen. Den Trost braucht jemand, der etwas falsch gemacht hat oder so. Genauso sinnlos ist ihre >Übernahme< der Schuldgefühle.

Eine bessere Verhaltensweise wäre meiner Meinung nach, wenn die Mutter ihren Sohn schlicht in Ruhe ließe. Er will es alleine schaffen. In solchen Sachen ist ihre Hilfe zwar gut gemeint, aber fehl am Platz. Solche >helfenden< Eltern glauben immer und überall beistehen zu müssen, tatsächlich werfen sie einem durch ihre Einmischung Knüppel zwischen die Beine.

Fazit: Kleine Geister -- große Sorgen...

Liebe Grüße,
Emil

 

Hallo Angela,
nach starkem Beginn flaut dein Text meiner Meinung nach ab und taucht in die unendlichen Weiten der Banalität ein: Der arme, brave Junge, den das böse, böse Leben aussperrt.
Ganz zum Schluss kommt die harte Keule:

Alles hatte er richtig gemacht. Er war ein mittelmäßiger Schüler, OK, aber die Welt braucht nicht nur Gymnasiasten, so wie die Welt nicht nur Ärzte braucht. Er hatte sich nicht von den Versprechen, der überall auf seinem Weg lauernden Drogenhändler verführen lassen, war jeden Tag zur Schule gegangen, hatte gelernt

Aua!
Vielleicht ist das bei euch in Deutschland anders. Hier, im quietschbunten Ösi-Wunderland lauern keine bösen Drogenhändler an allen Ecken auf.
Die Lösung der Problematik liegt übrigens in diesem Absatz verborgen: Richtig, wir brauchen nicht lauter Ärzte oder Drogenhändler. Und eben deshalb müsste der Junge doch eine Chance haben, oder?
Ich glaube, dass er
a) sich viel zu sehr einschränkt: Vielleicht ist er handwerklich doch nicht so begabt? Vielleicht ergeben sich andere Möglichkeiten?
b) in Selbstmitleid versinkt:

„Es gibt auch andere Betriebe“, oder „Deren Pech, ich wäre ein guter Lehrling gewesen“, zeugten von seiner Zuversicht.

Das zeugt meiner Ansicht nach eben NICHT von Zuversicht. Da schwingt eine jämmerliche "Ich-bin-der Ärmste-der-Armen"-Larmoyanz mit, die von der Mutter zum Höhepunkt getrieben wird:

Er kostete vom großen Teller des Lebens, der ihm dann ohne Erklärung verweigert wurde

Na klar: Schuld sind die Anderen! Die bösen Medien, die bösen Betriebe, die bösen Chefs, die bösen ... Ach, was auch immer. Nur nicht ich selbst.

Soll heißen: Das ist für meinen Geschmack einer der typischen, selbstmitleidtriefenden Klischee-Texte, der glaubt, er würde große Wahrheiten aussprechen, wo nur banale Sprüche aus dem Abreißkalender der Kulturgeschichte ein ums andere Mal geklopft werden.

Interessanter fände ich es, die Umstände genauer zu beleuchten. Warum scheitert der Junge? Setzte die Mutter zu hohe Erwartungen in ihn? Welchen Ausweg gibt es?

Irgendwie habe ich das Gefühl, viele Menschen glauben immer noch, das Leben sei ein Wunschkonzert - und wenn nicht alles so läuft, wie man es will, hat der Staat, die Gesellschaft, etc. versagt - nicht man selber.

Nix für ungut - nur die Meinung eines in Ehren ergrauten Versagers.

 

Hallo Emil,
zunächst einmal vielen Dank fürs Lesen.
Aber noch ist der Junge gar nicht arbeitslos, er sucht einen Ausbildungsplatz.
Deiner Auffassung, dass die Mutter den Jungen unter Druck setzt kann ich nicht ganz folgen, ebenso deine Bemerkung sie sollte ihn schlicht und einfach in Ruhe lassen. Ja, wo um alles in der Welt steht denn, dass sie ihn bedrängt.
Eine Mutter, die einfach nur zu sieht und auf die Fragen ihres Sohnes nach einem Warum nicht antwortet, hat in meinen Augen schlicht und weg versagt. Und um ehrlich zu sein, ich glaube auch nicht, dass so ein Verhalten unseren Kinder gut tut.
Natürlich will er es alleine schaffen, und es steht auch nirgends im Text, dass sie Adressen raussucht oder Termine für ihn zu vereinbaren versucht.
Wer einmal mit erlebt hat, wie es ist wenn seinem Kind keine Chance gegeben wird, der wird den Text verstehen.

Lieben Gruß
Angela

 

Hallo Rainer,
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Nix für ungut - nur die Meinung eines in Ehren ergrauten Versagers.
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Für diesen letzten Satz, möchte ich mich gleich bei dir bedanken, denn du hast diese Geschichte überhaupt nicht verstanden. Mag am Alter liegen.

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Vielleicht ist das bei euch in Deutschland anders. Hier, im quietschbunten Ösi-Wunderland lauern keine bösen Drogenhändler an allen Ecken auf.
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Tut mir leid, aber das glaube ich dir nicht. Sag läufst du mit geschlossenen Augen durch die Welt?

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Die Lösung der Problematik liegt übrigens in diesem Absatz verborgen: Richtig, wir brauchen nicht lauter Ärzte oder Drogenhändler.
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Wo um alles in der Welt schreibe ich, dass wir Drogenhändler brauchen??

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Ich glaube, dass er
a) sich viel zu sehr einschränkt: Vielleicht ist er handwerklich doch nicht so begabt? Vielleicht ergeben sich andere Möglichkeiten?
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Steht auch nicht im Text, und natürlich ergeben sich andere Möglichkeiten, schon mal versucht als Hauptschüler z.B. Verkäufer zu werden?
Nach dem was du schreibst, denke ich nicht.

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Das zeugt meiner Ansicht nach eben NICHT von Zuversicht. Da schwingt eine jämmerliche "Ich-bin-der Ärmste-der-Armen"-Larmoyanz mit, die von der Mutter zum Höhepunkt getrieben wird:
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Bei den Gedanken der Mutter mag ich dir zustimmen, bei dem Sohn nicht, denn er gibt nicht einfach auf, lässt sich hängen, er macht sich mit solchen Sprüchen selber Mut.
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Na klar: Schuld sind die Anderen! Die bösen Medien, die bösen Betriebe, die bösen Chefs, die bösen ... Ach, was auch immer. Nur nicht ich selbst.
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Schuldzuweisungen kommen im Text auch nicht vor!
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Irgendwie habe ich das Gefühl, viele Menschen glauben immer noch, das Leben sei ein Wunschkonzert - und wenn nicht alles so läuft, wie man es will, hat der Staat, die Gesellschaft, etc. versagt - nicht man selber.
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Da täuscht du dich, dass das Leben eben kein Honigschlecken ist, wissen viele Jungendlichen besser als man glaubt, denn sie erfahren es am eigenen Leib.
Nur Menschen, die reden wie du haben es nicht kapiert.

Gruß
Angela

 

An alle jungen Paare, die auf das Wohl ihrer Kinder hoffen.

Auf ins Ösi-Wunderland.
Keine Chance den Drogen, da Mangel an Händlern.

Oje, hoffentlich habe ich jetzt keinen Fehler gemacht.
Könnte ja sein, dass die in Deutschland ansässigen Drogenhändler, jetzt Österreich stürmen, um den Markt zu füllen?
Dann wären wir bald das Deutsch-Wunderland.

Hmm... auch nicht schlecht, oder?

 

Hallo Angela,

nun, anhand der Situationsbeschreibung gehe ich von meinen eigenen Erfahrungen aus –- naturgemäß ein subjektives Verständnis: Ich habe, wie gesagt, aus der Geschichte ein Verhaltensproblem zwischen Mutter und Sohn herausgelesen und nicht so sehr die marktwirtschaftlichen Chancen eines Azubis.

Die Story ist aus der Sicht der Mutter geschrieben: ihre Gefühle, ihr Mitleid, ihr Wunsch zu helfen. Dies ist eine ganz natürliche Sache. Wie man sich als Elternteil hierbei verhält, kommt sicher auf das Alter und die individuellen Eigenheiten der Beteiligten an. Im ersten Satz wird der Konflikt schon mal abgesteckt: Auf dem Jungen lastet ein Erfolgsdruck, auch wenn er nicht direkt ausgesprochen wird. Das, was er am wenigsten braucht, sind gute Ratschläge oder Jammerei zusammen mit den Eltern. Gerade in im Alter von 15 sucht er nach seinem eigenen Weg, und die Eltern begehen hierbei sehr oft Verhaltensfehler, weil sie es einfach nicht besser wissen. Naja, ich weiß es zwar auch nicht besser, aber wer ist schon perfekt?

Liebe Grüße,
Emil

 

Hallo Emil,
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Auf dem Jungen lastet ein Erfolgsdruck, auch wenn er nicht direkt ausgesprochen wird.
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Nun auf jedem der eine Stelle, sei es einen Ausbildungsplatz oder im spätern Leben einen Arbeitsplatz lastet ein Erfolgsdruck, liegt ganz einfach in der Natur der Sache. Ist ja auch logisch man will ja etwas haben, wäre dem nicht so würde man sich nicht um etwas bemühen.

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ihre Gefühle, ihr Mitleid, ihr Wunsch zu helfen. Dies ist eine ganz natürliche Sache.
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und ein schmerzhafte.
Hier zu differenzieren zwischen mein und sein ist nicht einfach, aber wer die Geschichte aufmerksam liest erkennt, dass sie es schafft.

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Das, was er am wenigsten braucht, sind gute Ratschläge oder Jammerei zusammen mit den Eltern. Gerade in im Alter von 15 sucht er nach seinem eigenen Weg, und die Eltern begehen hierbei sehr oft Verhaltensfehler, weil sie es einfach nicht besser wissen. Naja, ich weiß es zwar auch nicht besser, aber wer ist schon perfekt?
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Nun gut gemeinte Ratschläge bekommt er auch nicht und gemeinsames Jammern ist auch nirgends angesagt.
Aber in unserem heutigen Ich-Denken, sollen Eltern wohl nicht einmal mehr für ihre Kinder da sein.

Meinem Sohn ging es damals wie diesem Jungen, da waren dann Momente wo er aufgeben wollte, an sich selbst zweifelte, was sich in Sätzen wie: "Ich kriege ja nicht mal eine Einladung zu einem Gespräch", ausdrückte. Ich konnte da mit Worten nicht helfen, gemeinsames Jammern hätte ihm auch nicht geholfen, aber ich konnte für ihn da sein, und sei es nur als Zuhörer, damit er sich seinen Frust von der Seele schreien konnte, was manchmal in Wutausbrüchen endete. Doch dieses Da-sein, verstehen nur wirkliche Eltern.

Lieben Gruß
Angela

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Angela,

ichhabe deine Geschichte schon vor einiger Zeit gelesen. Geantwortet habe ich damals nicht darauf, weil ich zwar spürte, mich stört etwas daran, weil ich dieses Gefühl aber nciht in Worte fassen oder begründen konnte.
Ich fange mal ganz oberflächlich an. Beim Titel. Zwar habe ich bei einer Geschichte auch schon auf ein geflügeltes Wort als Titel zurückgegriffen (und dafür auch Kritik geerntet) aber in deinem Falle verleiht er der Geschichte einen Geruch betulicher Gemütlichkeit, die mich sofort an Hera Lind denken ließ. Für mich also ein absoluter Grund, diese Geschichte unter dem entsprechenden Vorbehalt anzuklicken. ;)
Aber es hätte ja sein können, dass du ihn in der Geschichte ironisch persiflierst, dass du den Zynismus dieser Redewendung deutlich machst. Die Sorgen die du beschreibst, sind schließlich real, nicht von der Hand zu weisen und die Zukunftsaussichten für Jugendliche, erst recht, wenn sie kein Abitur haben sind alles andere als rosig.
Das verwischt der Titel und die Wiederholung der Phrase in der Geschichte für mein Gefühl. So sehr, wie du auch inhaltlich dagegen anschreibst, assoziiere ich immer die schauerliche Sendung "Blond vor Mitternacht" in die Atmosphäre deiner Geschichte und sie erhalte so eine Oberflächlichkeit, die weder der Thematik, noch deiner Geschichte gerecht wird.
Problematisch finde ich als "Muttergeschädigter", also ebenfalls recht voreingenommen, die Perspektive, die du gewählt hast. Dadurch schwankst du für meinen Eindruck ein bisschen zwischen zwei nicht miteinander kommunizierenden Gefühlsebenen hin und her. Die des Sohnes streifst du dabei nur leicht in der wütenden Verzweiflung, die er ihr an den Kopf schmeißt. Leider verweigerst du uns den Dialog. Deine Protagonistin reflektiert zwar über das schlechte Gewissen, ihn geboren zu haben, nicht aber darüber, was diesen Wutanfall "Du hast überhaupt keine Ahnung" ausgelöst hat. Bekommt der Sohn etwas mit von ihren Sorgen, empfindet er sie vielleicht als zusätzlichen Druck, auch wenn es nicht so gemeint ist? Was ging dieser Aussage voran?
Ich kann mir gut vorstellen, dass Mütter, die mitbekommen, dass ihrem Kind keine Chance gegeben wird, so empfinden, wie deine Protagonistin, gleichzeitg kann ich aber durch die Form der Schilderung den Vorwurf nachvollziehen, dass die Geschichte zu selbstmitleidig wäre. Eine Frage, wie die nach der egoistischen Schuld, ihn geboren zu haben, führt eben nicht weiter, sie zermartert nur. Das wäre in dieser Subjektivität auch in Ordnung, dann wäre es aber geschickter gewesen, die Geschichte aus der "Ich-Perspektive" zu erzählen. Die Gedanken und Gefühle der Mutter hätten eher ins Herz getroffen. Allwissende Erzähler neigen eher dazu, analytisch zu erzählen, schaffen Distanz, die deiner Geschichte für mein Gefühl schadet und im Widerspruch zu der Subjektivität des geschilderten Erlebnis steht.

Inhaltlich fehlt mir ein Punkt, den ich für wichtig halte, nämlich den fundamentalen Gegensatz der Versprechen, die Jugendlichen heute gemacht werden (Du kannst alles schaffen, du hast alle Möglichkeiten, du musst es nur wollen und zugreifen) und der Realität. Die pseudoesoterischen Versprechungen der Gesellschaft und vor allem der New Economy gehören für eine gesellschaftliche Auseinandersetzung unbedingt in so eine Geschichte und würde ihr mehr Tiefe verleihen.

Kommen wir zur Textarbeit:

„Du hast überhaupt keine Ahnung“, beinah hasserfüllt spuckte er ihr diese Worte entgegen, ging und knallte die Tür hinter sich zu.
Der Situation gegenüber angemessener wäre es so:
„Du hast überhaupt keine Ahnung!“ Beinah hasserfüllt ...
Er wird ganz bestimmt lauter gewesen sein, bei dem Ausspruch, ein Ausrufezeichen scheint mir mehr als berechtigt.
Am liebsten wäre sie hinterher gelaufen, hätte ihn in den Arm genommen und mit einem Pusten alles wieder gut gemacht, doch das ging schon lange nicht mehr.
Ihc würde nach gut gemacht einen Punkt setzen und doch groß schreiben. Das verleiht dem in sich schönen Bild für Sehnsucht nach alten Tagen mehr Gewicht.
Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen. Ein Satz, den sie schon oft gehört hatte, der nun eine reale Bedeutung bekam.
Wie schon erwähnt, den Satz würde ich komplett steichen. Er verkitscht deine Geschichte für mein Gefühl. Außerdem ist er so etwas wie ein Fazit der eigenen Geschichte schon zu Beginn, was ich auch als störend empfinde.
Wie alles in seinem 15- jährigen Leben
fünfzehnjährigen Leben sieht doch viel besser aus ;)
sprach mit ihr von seiner Zukunft, wie er sie sich vorstellte,
er sprach ganz bestimmt mir ihr über seine Zukunft.
Dieser Satz ist unnötig lang. Wenn du ihn dir mal laut vorliest, wirst du sehen, wo du statt eines Kommas auch einen Punkt machen kannst.
Als ob es ihr besser ging.
Für mich drückt dieser Satz den gleichen "Egoismus" aus, den sich deine Protagonistin nachher wegen der Geburt vorwirft. Es geht hier nicht um sie, es geht um ihren Sohn. So sehr ich auch nachvollziehen kann, dass es ihr mit den Sorgen nicht gut geht.
Richtig hieße er übrigens: Als ob es ihr besser ginge.
Aber alles was sie sagte klang hohl, war kein Trost.
sagte sie es trotzdem? Warum ist sie dann nicht ehrlich mit ihm, drückt ihre Hilflosigkeit aus?
Sie fühlte sich schuldig, aus reinem Egoismus hatte sie ihn geboren, sie wollte Kinder, die ihr Leben reichen machten.
Hier ist ein Tempifehler, da es eine Möglichkeitsform in der vollendeten Vergangenheit sein müsste. So hast du den Satz jedenfalls angefangen.
Sie fühlte sich schuldig, aus reinem Egoismus hatte sie ihn geboren. Sie hatte Kinder gewollt, die ihr Leben reichen machen sollten. (besser noch: bereichern sollten/würden)
Vor ihrem inneren Auge tauchten Bilder von ihm auf. Als er in den Kindergarten kam, voller unbändiger Energie stürmte er in die Räume, zog die Kinder wie auch Betreuer mit seiner lebensbejahenden Art in seinen Bann.
Auch hier hakt es leicht. Vorschlag:
Vor ihrem inneren Auge tauchten Bilder von ihm auf. Davon, wie er in den Kindergarten kam, voller unbändiger Energie in die Räume stürmte und die Kinder wie auch die Betreuer mit seiner lebensbejahenden Art in seinen Bann zog. Wie er sich auf die Schule freute, die nicht immer seinen Erwartungen entsprach. Und dennoch ...
Versuche mal, deinen Absatz, so wie du ihn geschrieben hast, laut zu lesen. Mir scheint es, als ob du mit den Gedanken beim Schreiben da schneller wart, als mit der Tastatur und dich so ein bisschen verheddert hast.
Das Leuchten in seinen Augen wurde schwächer, aber aufgeben wollte er nicht, so baute sich Wut auf, die er in Energie umsetzte, voller Kraft zerriss er die Absagen und suchte sich neue Adressen von Betrieben heraus.
Auch dieser Satz lässt sich ohne Wörter zu ändern bequem teilen.
„Warum Mama?“
da war noch der kindliche Klang in seiner Stimme
„Zu viele Bewerber“, oder „Es sind schlechte Zeiten“
Antworten die ihn nicht zufrieden stellten.
Den ersten Zeilenumbruch kann ich nicht nachvollziehen. Ich ahne zwar warum du keinen Punkt gemacht hast, aber empfinde es als passender so:
„Warum Mama?“ Da war noch der kindliche Klang in seiner Stimme.
„Zu viele Bewerber“, oder „Es sind schlechte Zeiten.“
Antworten die ihn nicht zufrieden stellen konnten.
Mit stellen konnten stellst du ein Einvernehmen zwischen Mutter und Sohn her. Die Mutter würden sie auch nicht zufrieden stellen.
„Was mache ich falsch?
Ich kriege ja nicht mal eine Einladung zu einem Gespräch, die kennen mich nicht, warum geben die mir keine Chance?“
aus müden beinah alt wirkenden Augen sah er sie an, das Leuchten war verschwunden und sie hatte keine Antwort mehr.
Warum die Zeilenumbrüche nach falsch und Chance?
Aus muss übrigens groß geschrieben werden.
Er hatte recht, sie hatte keine Ahnung, sie sah seine Verzweiflung, aber was sie fühlte war ihr Schmerz.
Schön, da greifst du meine Bemerkung zum Egoismus oben wieder auf. :)
Er hatte sich nicht von den Versprechen, der überall auf seinem Weg lauernden Drogenhändler verführen lassen, war jeden Tag zur Schule gegangen, hatte gelernt
Den Satz würde ich streichen. Er eröffnet ein anderes Thema, auf das du nciht weiter eingehst und gibt eine unangenhme moralische Komponente. Haben Drogensüchtige keine Chance verdient? Ist Anständigkeit ein Privileg? Fürmich ein moralischer Holzhammer. Er ist doch immer gut gewesen, warum ist man nicht gut zu ihm.

So, jetzt bin ich fertig mit meiner Dauernörgelei. Jetzt kannst du mich einen arroganten Pinel nennen, dich ärgern und alles lassen, wie du es für richtig hälst. :)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,
wann um alles in der Welt habe ich dich je einen arroganten Pinsel genannt?

Nun den Titel möchte ich nicht ändern. Natürlich ist so etwas Geschmackssache, aber mir scheint er passend, gerade weil so viele Menschen diese Satz sagen ohne nachzudenken. Ebenso wie viele der Meinung sind, die Jugendlichen müssten sich nur anstrengen, dann finden sie einen Ausbildungsplatz (merkwürdiger Weise sagen dies viele auch über die mittlerweile 4 Mio. Arbeitslosen).
Geschichten in Ich-Form mag ich nicht, ist sicher auch Geschmackssache, aber die erinnern mich immer an Aufsätze aus der Grundschulzeit, mag sein, dass ich mir jetzt gerade Feinde mache, aber so ist mein Empfinden.
Deine Anregungen im Text bzw. in der Satzstellung etwas zu ändern habe ich in den meisten Fällen übernommen.Hierfür einmal Danke.

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Er hatte recht, sie hatte keine Ahnung, sie sah seine Verzweiflung, aber was sie fühlte war ihr Schmerz.
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Schön, da greifst du meine Bemerkung zum Egoismus oben wieder auf.

Freue mich, dass du es hier erkannt hast, dass die Mutter begreift, dass ihr Schmerz ein ganz anderer ist als der des Sohnes.

Er hatte sich nicht von den Versprechen, der überall auf seinem Weg lauernden Drogenhändler verführen lassen, war jeden Tag zur Schule gegangen, hatte gelernt
Den Satz würde ich streichen. Er eröffnet ein anderes Thema, auf das du nciht weiter eingehst und gibt eine unangenhme moralische Komponente. Haben Drogensüchtige keine Chance verdient? Ist Anständigkeit ein Privileg? Fürmich ein moralischer Holzhammer. Er ist doch immer gut gewesen, warum ist man nicht gut zu ihm.


Diesen Satz möchte ich auf keinen Fall streichen. Ich spreche nicht davon, dass Drogensüchtige keine Chance verdienen, nur scheint mir, dass die "normalen" Jugendlichen oft unter den, all zu berühmten, Tisch fallen. Anständigkeit als Privileg? Habe ich so nicht gesehen aber, warum um alles in der Welt predigen wir sie denn, wenn sie unnütz ist?
Die Frage nach dem er war immer gut warum ist es niemand zu ihm. Vielleicht versteckt sich dahinter der bittere Geschmack, den das Leben hinterläßt.

Lieben Gruß
Angela

 

Hallo sim,
wann um alles in der Welt habe ich dich je einen arroganten Pinsel genannt?
Hallo Angela,

das hast du nie. Ich komme mir oft selber so vor, wenn ich an einer Geschichte so viel kritisiere. ;)
Die Intention für deinen Titel kann ich nachvollziehen, aber das Ziel hättest du mE eher erreicht, wenn du die zweite Floskel (Nicht für die Schule lernt man) als Titel gewählt hättest.
Was deine Abneigung gegen "Ich-Erzählungen" betrifft, wäre das bestimmt ein spannendes Thema für die Autoren Diskussion, hier würde uns das zu sehr von deiner Geschichte wegbringen. Werde ich mal anstoßen. :)

Für die Antwort auf den letzten Punkt ist es mir heue mogen noch zu früh. :)

Lieben Gruß bis dann.
sim

 

Hallo filechecker,
danke fürs Lesen, freue mich, dass meine Geschichten auch wenn sie schon ein bisschen länger in der KG stehen noch gelesen werden und wenn sie dann auch noch gefallen natürlich besonders.
Danke für dein Kompliment.

Du hast vollkommen Recht dies ist ein trauriges Thema und gerade zurzeit sicher vorherrschend in vielen Familien, leider.

Liebe Grüße
Angela

Übrigens, stimme ich dir in Bezug auf Rainers Feststellung vollkommen zu.

 

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