Was ist neu

Hell's Pub

Mitglied
Beitritt
05.09.2003
Beiträge
32
Zuletzt bearbeitet:

Hell's Pub

Zum dritten mal diese Woche sitze ich in meiner Stammkneipe - an der Theke. Die haben diese komischen Barhocker ohne Lehne. Darum sitze ich immer hinten in der Ecke. Da kann ich mich zumindest an die Wand anlehnen. Außerdem habe ich alles gut im Blick und kann der Kellnerin in den Ausschnitt gucken, wenn sie sich nach Cola bückt.
Ich trinke trotzdem Bier. Meistens fünf Halbe. Das sind dann vierzehn Euro und es bleibt noch einer fürs Trinkgeld - aber nur, wenn sie keinen BH an hat und sie mich ihre Nippel sehen lässt.
Heute ist Mittwoch. Da nehme ich immer noch vier doppelte Beam bevor ich gehe, aber ohne Eis. Sonst krieg ich Blähungen. Ich freue mich schon auf die Beam und schütte den letzten Schluck des vierten Pils meine Kehle runter. Es schüttelt mich kurz und ich muss aufstoßen. Ich mag den bitteren Nachgeschmack von Jever nicht. Ich nehme mir vor, nächste Woche mit dem Beam anzufangen. Das dritte Glas schafft es jedes Mal erfolgreich, meine Geschmacksnerven für ein paar Stunden außer Gefecht zu setzen. Mein Gehirn übrigens auch, aber das ist mir nur recht. Den vierten Beam trinke ich dann nur zur Sicherheit.

Ich schlage meine Beine anders herum übereinander, damit sie nicht wieder einschlafen. Wie letzte Woche, als mir nach reichlichem Überlegen klar wurde, dass das Privileg des Einpinkelns mit dem Überschreiten des Kindergartenalters erlischt und ich mich trotz meines blutleeren Beins mutig auf den abenteuerlichen Weg zum Klo begab. Als fatal stellte sich die dreizehneinhalb Zentimeter hohe Stufe direkt neben der Theke heraus. Vielleicht machte mir auch nur der Beam zu schaffen. Auf jeden Fall ging mein heroischer Griff nach dem Geländer daneben, als ich blöderweise mit dem tauben Bein zuerst die Stufe nahm.

Das erste was mir in diesem Moment durch den Kopf schoss, war komischerweise meine Tante Gerta. Dazu muss man wissen, dass sie, kurz nachdem sie in Rente ging, anfing allen möglichen Scheiß zu machen. Ein halbes Jahr lang ging sie aller zwei Tage in die Sauna. Bis ihr Arzt ihr klar machte, es sei ein wenig spät, mit so was anzufangen. Und wenn sie nicht früher oder später, und später sei in ihrem Alter eher unwahrscheinlich, mit einem Herzinfarkt im Abkühlbecken untergehen wöllte, solle sie sich ein für ihren Kreislauf weniger aufregendes Hobby suchen.

Der Kerl war ein Arsch, hielt sich echt für was Besonderes.
Mir hat er mal gesagt: "Wenn ich das ganze Teer aus deiner Lunge rauskratzen würde, gebe es im Osten bald keine Schlaglöcher mehr." Arschloch. Was fällt dem ein, mich einfach zu du-tsen.
Eine Woche später hat ihn ein Besoffener mit dem Auto weggekickt, Fahrerflucht. Ich dachte ja erst, meine Tante würde einen Freudentanz aufführen. Denkste, ich musste sie sogar auf die Beerdigung schaffen. Eigentlich wollte ich mich auch gleich wieder verdrücken, aber als die Alte Dame fast zusammengeklappt war ...
Eine geschlagene Stunde mit einer heulenden, sabbernden, 83jährigen am Ärmel. Klar sie war meine Tante, aber das ging doch echt zu weit. Rückzu hab ich sie in den Bus gesetzt.
"Wichtiger Termin, Tante Gerta, ich muss längst dort sein."
Aber zugesetzt hat mir die ganze Sache dann schon. Vielleicht hätte ich mir auch vorher Keinen reinziehen sollen. Wie ich so vor dem Sarg stand ...
Es war zum Glück kein offener Sarg und ich wusste auch warum.

Ich erinnere mich noch glasklar an drei Dinge. Erstens, das Lied welches gerade im Radio lief: "Goodbye Stranger" von Supertramp. Zweitens, ein Fuß mit nur vier Zehen direkt neben einer Nase, die irgendwie mehr als nur zwei Löcher zu haben schien.
"Goodbye Stranger, it's been nice. Hope you find your paradise..."
Und schließlich drittens, ein neongrünes Auge.
"...tried to see your paradise..."
Hundert Pro, das waren welche von diesen neumodischen Kontaktlinsen. Ich konnte es leider nicht genau erkennen. Der Scheibenwischer machte mir einen Strich durch die Rechnung und hinterließ nichts außer einer klebrigen grauen Masse, sodass ich kurz anhalten musste, um den Schweinkram wegzumachen.
"...hope your dreams will all come true..."
Das kam mir aber nur recht. Mir war eh kotzübel. Die Beam auf leeren Magen sind wirklich nichts mehr für mich. Ich hoffe, dass mir das später niemand übel nahm, aber ich konnte es echt nicht mehr zurückhalten. Den Unterschied zu Erbrochenem kann man doch sowieso kaum erkennen.
"Feel no sorrow, feel no shame ..."

Nach ihrer Saunaphase fing meine Tante dann an zu stricken. Irgendwann merkte sie, dass keiner die Pullover anzog und wechselte schließlich zum Klöppeln. Ab da gab’s zu Weihnachten Weihnachtsdeckchen, zu Ostern Osterdeckchen und zum Geburtstag Geburtstagsdeckchen. Selbst zum dritten Oktober konnte ich mir sicher sein, ein
"selbstgeklöppeltes Deckchen für den Stubentisch und Liebe Grüße von Tante Gerta"
im Briefkasten zu haben.

Das war auch das Jahr, wo ich mich zu Weihnachten das Erste mal seit einer Ewigkeit wieder zu Hause blicken ließ. Mein Therapeut wäre stolz auf mich gewesen. Aber ich pfeife auf Weihnachten. Als kleines Kind hatte ich richtig schiss vorm Weihnachtsmann. Ich kann mich noch ganz genau erinnern. Es lag immer ein komischer Geruch in der Luft, eine Mischung aus dem Klärgrubengeruch unserer Nachbarn, Schweiß und Braunem. Meine Mutter fing immer an, an ihren Fingernägeln zu knaupeln, kurz bevor der Weihnachtsmann kam. Und ich konnte nie verstehen was er zu mir sagte. Ich weiß nur noch, wie ich mich immer fragte, warum zum Teufel der Weihnachtsmann eine Maske trug. Am ersten Weihnachtsfeiertag richteten sich alle immer hübsch her. Besonders meine Mutter. Manchmal war ich mir echt nicht sicher, ob sie mit weniger Schminke auf dem Gesicht nicht besser ausgesehen hätte. Aber was weiß schon ein Siebenjähriger? Das Jahr darauf brauchte ich keinen Schiss mehr vorm Weihnachtsmann zu haben. In der Schule haben die mir alles erzählt.
Dafür hatte ich von da an Schiss vor meinem Vater.
Deren Ähnlichkeit war echt verblüffend. Manchmal glaubte ich, mein Vater sei der Weihnachtsmann. Aber das konnte nicht sein. Denn er kam drei Wochen vor meinem letzten Weihnachtsmannweihnachten nicht mehr nach Hause. Ein paar Jahre später tauchte er noch einmal kurz auf und meine Mutter fing wieder an sich zu schminken. Irgendwann verschwand er für immer.

Ehrlich gesagt, war ich froh, dass meine Mutter dieses Weihnachten nicht auftauchte. Aber dafür waren zwei meiner Cousinen gekommen, mittlerweile alle im Klöppelwahn. Ich saß größtenteils in dem großen warmen Sessel, eine Flasche Bier in der Hand. Direkt mir gegenüber, wie die Hühner auf der Stange, saßen die Klöppelfreaks. Nadeln, Fäden, Klick, Klack KLIRR, Nadeln raus, nächstes Deckchen...
Am ersten Feiertag holte ich mir den Klaren zu Hilfe.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag konnte ich es dann nicht mehr ertragen. Ich nahm Gerta ihr Klöppelkissen weg und zog ihr eine damit über. Die Holzklöppel flogen kreuz und quer durch den Raum und Heidi und Hilde fingen laut an zu kreischen. Sie wirbelten wie wild mit ihren Händen in der Luft herum. "Oh Gott, Oh Nein, Oh Nicht, Oh Hilfe." Ständig diese Ohhs, die hektischen Bewegungen, das ganze Durcheinander und das Rumgerenne. Das war mir zu viel. Ich hatte genug. Da kann doch keiner mehr klar denken.
Um Heidi tat’s mir auch irgendwie leid. Sie war manchmal richtig niedlich gewesen. Na ja, und Hilde - die war wohl kurz verdutzt was so alles in einem Schädel drin ist. Ich holte noch mal richtig Schwung ...
Gertas Klöppelbrett hat bei Hilde dann den Geist aufgegeben und hundert kleine Nadeln verteilten sich gleichmäßig im Raum. Ich setzte mich wieder in meinen Sessel, holte die zerknautschte Packung Pall Mall aus meiner hinteren Hosentasche, zündete mir eine an und nahm einen Schluck aus der fast leeren Flasche.

Irgendwann wachte ich wieder auf, fühlte mich jedoch total benebelt. Ich spuckte den Filter der abgebrannten Pall Mall auf den Boden und wischte mir den Sabber vom Kinn. Es scherbelte laut. Die Flasche hatte wohl noch auf der Lehne meines Sessels gelegen. Dafür war ich jetzt munter.
Es roch nach Kotze, Scheiße und Pisse. Ich brauchte einen kurzen Moment, dann wusste ich auch wieder warum. Und einen zweiten Moment später hatte ich mich direkt auf Heidi übergeben. War auch irgendwie gut. Ihre Augen hatten mich so vorwurfsvoll angeschaut. Und das wo sie doch immer meine Lieblingscousine gewesen war.
Ich glaube man gewöhnt sich eben nie dran. Hab einen total empfindlichen Magen bei so was. Und ich hasse dieses Gefühl, wenn man gekotzt hat. Der trockene Mund und so. Also machte ich mich auf, meinen Durst zu stillen. Nach drei Schritten erinnerte ich mich schmerzhaft an die Klöppelnadeln auf dem Fußboden. Fühlte sich an, als wäre mein Fuß eingeschlafen...

Seitdem schwirrt mir Gerta jedes Mal durch den Kopf, wenn mir mal ein Bein oder ein Arm einschläft. Ist schon komisch, dass sich Klöppelnadeln genauso anfühlen.

Zum Klo bin ich noch rechtzeitig gekommen, zum Glück. Wäre peinlich gewesen. Dafür hat's mich eben volle Kanne hingelegt. Aber das relativiert sich natürlich auch wieder, wenn einem die Kellnerin versucht aufzuhelfen und man sehen kann, dass sie keinen Slip trägt. Für mich ging ein Traum in Erfüllung - zwei rasierte Schamlippen. Ich will sie lecken. Die tropfen doch schon ...
'Nein, Stopp, nicht bewegen. Shit.'
Ich versicherte ihr, es wäre alles O.K. bei mir, nichts gebrochen oder so, und bedankte mich sogar für ihre Hilfe.
Trinkgeld habe ich trotzdem keins gegeben. Vielleicht wenn sie mich das nächste Mal länger liegen lässt.

Heute meistere ich den Absatz besser. Ich stehe auf, gehe die drei Schritte bis zum Absatz und halte kurz inne ...

Ich habe ein Dejavú.

... ich drehe meinen Kopf schnell nach rechts. Schräg hinten, an einem kleinen Tisch in der Ecke sitzt ein Mann und starrt mich an. Er schaut mir direkt in die Augen. Indianerblick. Er zwinkert nicht. Er schaut durch mich hindurch. Ich gucke weg. Verloren.
Er sitzt allein an dem Tisch in der Ecke. Unter ihm ist so ein Strahler in den Fußboden eingearbeitet und scheint ihn von unten an. Sieht echt gespenstig aus. Er macht mich nervös.
Ich merke wieder, wie meine Blase nach dem Klo schreit und laufe weiter, will mich beeilen, es wird dringend...
Dieses blöde Kind hab ich echt nicht gesehen. Genau gegen mein Schienbein. Weis der kleine Scheißkerl eigentlich, wie weh das tut? Er fällt auf den Rücken und guckt mich verdutzt von unten an. Bevor jemand merkt, was passiert ist, latsche ich ihm noch mal richtig in die Rippen. Da fängt er natürlich an zu schreien und eine Frau mit hysterischen Armbewegungen und lautem Kreischen kommt auf mich zugelaufen. Ich ziehe den Jungen an seinen Armen auf die Beine und halte ihn fest. Er ist ganz schön kräftig, entwischt mir fast. Ich kriege noch sein Handgelenk zu fassen und zerre ihn zurück. Die Frau kommt immer näher. Sie hat Absatzschuhe an. Deswegen weiß ich nicht, ob das kurze Knacken von ihren Schuhen oder dem Handgelenk des Jungen kommt. Als die Frau vor mir steht, sage ich ihr, sie soll sich verpissen und besser auf ihren kleinen Scheißer aufpassen, sonst würde sie es noch bedauern.
Da bewegt sich auf einmal nichts mehr an ihr und ihre kreischende Stimme ist auch ruhig. Sie nimmt ihr Kind auf den Arm und trabt ab. Ich atme zweimal tief durch, wie es mir mein Psychiater für solche Situationen empfohlen hat. Und wirklich - es gelingt mir. Ich schlage dieser alten Schlampe keine in die Fresse sondern gehe einfach weiter, aufs Klo.
Ich beeile mich, meine Blase ist mittlerweile kurz vorm Explodieren.
Auf dem Klo muss ich dann permanent an die Kellnerin denken. Ich kriege einen Steifen und kann nicht mehr pinkeln. Ich versuche es eine Weile, gebe dann auf und will wieder zurückgehen.

Ich traue meinen Augen kaum. Es sind keine fünf Minuten vergangen und dieser Flegel hat doch glatt seine gesamte Bausteinkiste quer über den Fußboden ausgeschüttet. Ich stütze mich an der Theke ab. Tief durchatmen. Meine linke Hand ballt sich zu einer Faust. Alles um mich herum verschwimmt. Ich kriege wieder diesen Tunnelblick. Tief durchatmen. Ich will mich ja beruhigen, ehrlich. Ich mache einen Schritt in Richtung des restlichen Beam in meinem Glas an meinem Platz.
Der Junge ist echt selbst daran Schuld. Warum hat er auch diese idiotischen Legosteine ausgeschüttet.
Ich trete auf eine dieser kleinen Figuren, einen Baggerfahrer, und knicke um. Der Schmerz schießt durch meinen Knöchel nach oben. Ich unterdrücke ihn, schaue auf meinen Fuß. Ich wische mir mit dem Handrücken über den Mund, beiße auf meinen Handballen, vor Wut.
Ich sehe etwas in meinem Augenwinkel leuchten und schaue nach links. Der Mann in der Ecke schaut mich immer noch an. Er verzieht keine Miene, beobachtet weiter.
Dann steht plötzlich diese Göre vor mir und ich kann mich nicht mehr beherrschen ...

Als ich noch klein war, habe ich immer voller Begeisterung dieses eine Spiel gespielt. Man hatte so eine Kugel mit sechs Löchern. Sie war innen hohl und die Löcher hatten alle verschiedene Formen - eins war ein Kreis, ein anderes ein Dreieck oder Viereck. Passend zu der Form der Löcher gab es Bausteine. Nun musste man versuchen, alle sechs Steine in die Kugel zu stecken. Das Knifflige war, dass ein Stein nur durch das Loch mit der gleichen Form passte.
Bei dem Jungen ist mir das dann völlig gleich. Ich mache zwei kleine Schritte. Ein linker Haken und ich knie auf seiner Brust. Ich nehme den großen, gelben Baustein, halte ihm den Mund zu - das Gekreische ist echt nichts für meine Ohren. Ich muss zwar ziemlich stark drücken, aber der viereckige Stein passt perfekt in sein linkes Auge. Ich halte kurz inne. Der Baustein ist nicht mehr gelb.
Ich zucke mit den Schultern und denke mir, ich hätte es als Kind schon so machen sollen. Ich schaue mich um, entscheide mich für das grüne Dreieck. Entweder es ist zu klein, oder ich hab zu toll gedrückt. Es ist in seiner rechten Augenhöhle verschwunden. Egal, schiebe ich halt noch etwas nach...
In meiner Ekstase merke ich erst gar nicht, dass mein linkes Bein weh tut. Die Mutter des Jungen hat sich in meiner Wade festgebissen. Es gelingt mir trotzdem aufzustehen. Ich kicke mein rechtes Knie in ihren linken Kiefer. Es knackt kurz. Keine halben Sachen. Zur Sicherheit noch mal mit dem Kerzenständer vom Tisch ...

Ich schließe meine Augen, atme tief durch. Ich bin erleichtert und genieße den Augenblick. Göttlich.

Dann merke ich, dass ich mir vor Aufregung eingepisst habe.
Scheiße. Wieso muss das mir passieren. Ich schaue mich schnell um. Der Mann in der Ecke ist verschwunden. Alle anderen starren entsetzt auf meine Füße. Ich frage mich, was mit denen los ist und schaue an mir herunter. Mein linkes Hosenbein hat sich feucht verdunkelt. Direkt vor mir liegt der kleine Hosenscheißer.
Wie pervers - der Kopf seiner Mutter kam genau in seinem Schritt zum liegen.

Für bestimmt fünf Sekunden ist es totenstill. Kein Mucks, kein Laut, keiner wagt sich, auch nur zu atmen.
Scheiße, denke ich, denn ich weiß, dass mir mein Psychiater nach dieser Sache wieder stundenlange Vorträge über Moral halten wird. Also verdrücke ich mich lieber, gehe vorbei an der Küchentür, vorbei an der Wendeltreppe nach oben zur Galerie, vorbei am Klo ...

Ich laufe zum Ausgang, durch die Tür, ein helles Licht ... und betrete meine Stammkneipe, zum dritten mal diese Woche. Die haben diese komischen Barhocker ohne Lehne. Darum sitze ich immer an der Theke hinten in der Ecke. Da kann ich mich zumindest an die Wand anlehnen. Außerdem habe ich alles gut im Blick und kann der Kellnerin in den Ausschnitt gucken, wenn sie den Beam aus der unteren Kühlung holt. Einmal hatte sie keinen BH an und ich konnte ihre Nippel sehen.
Plötzlich schießt mir das Bild von zwei vollen, rasierten Schamlippen durch den Kopf …
Ich habe ein Dejavú.
Ich drehe meinen Kopf leicht nach rechts. Schräg hinten, an einem kleinen Tisch in der Ecke sitzt ein Mann und starrt mich an. Er schaut mir direkt in die Augen und zwinkert nicht. Er schaut durch mich hindurch. Ich gucke weg. Ich habe ein schlechtes Gewissen.
Ob er mitbekommen hat, dass ich der Kellnerin immer in den Ausschnitt schaue?

ENDE ?

 

Hallo brenham!

Dein Schreibstil lässt meiner Meinung nach Potential erkennen. Allerdings schöpfst du viel zu sehr aus den Vollen. So, wie dein Prot. drauf ist, säße er normalerweise wohl längst in der Geschlossenen.
Seine kranken Gedankengänge sind teilweise wirklich gut beschrieben, aber seine Taten zu zahlreich, als wenn man das Geschehen noch ernst nehmen könnte. Die Idee mit den DeJa Vues hat mir gut gefallen; auch, das er eigentlich die ganze Zeit lang im Wartezimmer und nicht in seiner Stammkneipe gesessen hat.
Aber wie gesagt : genau wie bei dem MakeUp der Mutter, ist weniger manchmal mehr. So begeht er einen Mord nach dem anderen und der Text verliert sämtliche Spannung.
Auch seine naive Sicht des Vaters, der auf der Couch sitzt und das Messer in den Händen hält, kommt nicht sehr überzeugend rüber. Als Kind mag man soetwas vielleicht falsch interpretieren, aber als Erwachsener sollte er doch eigentlich wissen, was da passiert ist.

Fazit: Vom stillistischen her gut zu lesen. Viele knappe Sätze, die in diesem Fall aber passend sind. Allerdings ist mir die Story zu blutrünstig. Wenn du etwas mehr Psychologie und dafür weniger reele Taten einbringen würdest, könnte man aus dieser Geschichte bestimmt einiges machen.

Grüße

Cerberus

 

Hallo Cerberus,

vielen Dank für das Lesen meiner Geschichte und deine Kritik.

Auch seine naive Sicht des Vaters, der auf der Couch sitzt und das Messer in den Händen hält, kommt nicht sehr überzeugend rüber. Als Kind mag man soetwas vielleicht falsch interpretieren, aber als Erwachsener sollte er doch eigentlich wissen, was da passiert ist.

Da hast du völlig Recht. Ich hatte diese Stelle immer wieder verändert. Vielleicht ist es besser sie zu streichen. So getan ...

Aber wie gesagt : genau wie bei dem MakeUp der Mutter, ist weniger manchmal mehr. So begeht er einen Mord nach dem anderen und der Text verliert sämtliche Spannung.

Okay. Mein eigentliches Ziel war es, völlig ungeschminkt die kranken Gedanken des Prot. darzustellen: daß er den Arzt nicht wegen seiner Unfähigkeit o.ä. tötet, sondern weil er vom Arzt ge-dutst wurde ... usw.
Eigentlich sollten diese wiederholten "Schockeffekte" die Geschichte ausmachen und weniger ein klassischer Spannungsbogen.

Die Idee mit den DeJa Vues hat mir gut gefallen; auch, das er eigentlich die ganze Zeit lang im Wartezimmer und nicht in seiner Stammkneipe gesessen hat.

Wartezimmer? Wartezimmer wohin?

gb

 

Hallo nochmal.
Hatte das eigentlich so verstanden, als wenn er die ganze Zeit über im Wartezimmer des Psychiaters sitzen würde und eben nicht in seiner Stammkneipe.
Hab ich da was durcheinandergebracht?

 

Hi,

Hatte das eigentlich so verstanden, als wenn er die ganze Zeit über im Wartezimmer des Psychiaters sitzen würde und eben nicht in seiner Stammkneipe.
So, wie dein Prot. drauf ist, säße er normalerweise wohl längst in der Geschlossenen.

Was, wenn die Hölle der Spiegel unserer schlechtesten Seiten ist? Ob man durch unendliche Wiederholung seiner Taten Reue empfinden kann?

gb

 

Achsoooooooooo!

Aus dieser Sichtweise bekommt die Story ja einen völlig neuen Aspekt. Jetzt, wo ich begriffen habe, um was es geht, finde ich die ganze Sache ja fast schon genial.
Allerdings machst du es dem Leser nicht gerade leicht. Ein "Fehler" der mir auch oft unterläuft.

Beste Grüße

Cerberus

 

Hi,

danke. Das freut mich.

Du hast recht! Der Leser hats nicht leicht.
Es ist schwer, den guten Mittelweg zwischen
"dem Leser alles vorbeten und die Geschichte dadurch langweilig und phantasielos machen"
und
"zu wenig verraten und dadurch die Lust des Lesers am Drübernachdenken und Weiterspinnen verderben"
zu finden . . .

viele grüße,
gb

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom