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Hineinversetzen

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01.07.2004
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Hineinversetzen

Hineinversetzen
Von der Liebe getragen werden. Dieses Gefühl empfand er jetzt. Ein Gefühl, nach dem er sich so gesehnt hatte. Heute erfuhr er selbst, was er bisher nur aus Erzählungen kannte.
Der Weg nach Hause war ein Laufsteg und er das einzige Model. Er war der Mittelpunkt der Welt, das Zentrum des Universums, um das sich alle Sterne drehten.
Die Dunkelheit war sein Spotlight, der Regen sein Applaus.
Er breitete die Arme aus, um sich von den leichten Windböen noch höher tragen zu lassen, nahm Anlauf, um richtig abzuheben.
Dann tanzte er wieder zur Musik des Orchesters, das nur für ihn spielte, und tat dabei, als hielte er sie im Arm, als führte er sie sicher.
Hin und wieder sprang er und schlug die Hacken zusammen, so wie es Gene Kelly in den alten Liebesfilmen immer tat.
Er hatte noch nie solch ein erfüllendes Kribbeln gespürt, nie solch ein tiefes Feuer.
Plötzlich hielt er inne, ging jetzt langsam. Er lächelte.
Liebe, dachte er, die Leute hatten recht, dass es sich lohnte, nach ihr zu suchen, und dass es das Größte war, sie dann endlich zu finden.
Gesucht hatte er sie sein Leben lang. Bei seinen Eltern, vergeblich. Bei seinen Freunden, aussichtslos. Bei der einen oder anderen Frau, enttäuschend und schmerzvoll.
Doch heute hatte er sie gefunden, auf seine Weise, sicher, aber es war unbeschreiblich. Mehr Gefühl, als er sich je erhofft hatte. Erregend.
Er hatte heute die Worte gehört, die ihm die Welt bedeuteten.
Nicht aus Berechnung, nicht aus Pflicht oder einer Laune heraus waren sie ihm gesagt worden, sondern aus reiner Emotion, von der seine Angebetete heute so erfüllt gewesen war, wie er jetzt selbst.
War auch die Art eine andere, die unglaubliche Kraft war dieselbe, und deshalb für ihn mehr als ausreichend.
Es hatte auch gar nicht lange gedauert.
Davor hatte er nämlich zuvor die meiste Angst, dass er sie zu oft bitten müsste, oder dass sie es gar überhaupt nicht sagen würde.
Aber dann war es doch recht schnell gegangen.
Und nachdem es dann endlich so weit gewesen war, nachdem sie ihm mit bebender Stimme, fast flüsternd, aber gut verständlich, und aus reinem, unsagbar mächtigen Gefühl heraus, aus Angst, endlich die Worte gesagt hatte, hatte er ihren Kopf ein letztes Mal auf den harten Asphalt geschlagen und diesmal mit solcher Wucht, dass sie nie wieder etwas anderes sagen würde.
Nur so konnte ihr "Ich liebe dich" für ihn auf ewig Gültigkeit besitzen.

 

Hi Daniel!

Von der Liebe getragen werden.
Jaja, ein schöner Satz, aber leider sehr klischeehaft. Ich würde nicht so anfangen. Ich. Aber ich bin nicht du: will heißen, es ist deine Entscheidung.

Der Weg nach Hause war ein Laufsteg und er der das einzige Modell.
er das das einzige Modell??

dass es sich lohnten nach ihr zu suchen
richtig: dass es sich lohnte, nach ihr zu suchen

Bei der ein oder anderen Frau
einen oder anderen


Der Schluss ist sehr drastisch, es war aber klar, dass eine Überraschung kommen würde, zumal die Geschichte nie und nimmer allein von der Beschreibung der Liebe (die teilweise sehr klischeehaft erfolgte) getragen hätte werden können. Allerdings hätte ich - so ehrlich muss man sein - jetzt mit einer eher lustigen Pointe gerechnet, nicht mit einer brutalen.

Die Fehler, vor allem an Anfang, stören ein wenig den Lesefluss. Ich bin wahrlich nicht derjenige, der immer fehlerfreie Texte abliefert, aber doch empfinde ich Fehler - egal, welcher Art - immer als störend. Es ist also nicht böse gemeint, wenn ich sie anstreiche...

Wie will ich nun die Geschichte abschließend bewerten: sprachlich finde ich es etwas klischeehaft (jetzt gewinne ich bald den Preis für die meisten Wortwiederholungen), aber ansonsten ganz tragbar und gut geschrieben, die Pointe war für mich überraschend, jedoch mit der Einschränkung, dass ich sie etwas vielbenutzt finde (die Pointe).
Ein halbes :thumbsup: und ein halbes :shy:

In diesem Sinne
c

 

Hallo Chazar,
abermals vielen Dank für Deine Beurteilung.
Diesmal möchte ich allerdings in einem Punkt dagegenhalten.
Das Klischeehafte nämlich, das Du hier bemängelst, oder das Dich stört, sollte
ja eben Mal in einen anderen Kontext gestellt sein, und deshalb auch als solches erkennbar.
War aber nur ein Versuch, vielleicht noch zu ungenau oder auch zu platt.

Habe mich natürlich trotzdem riesig über Deinen Kommentar gefreut.

Bis dann.
Daniel

 

Hi Daniel!

Da muss ich gleich widersprechen:
Fakt ist, wie du geschrieben hast, dass mich das Klischeehafte stört. Daran lässt sich nicht rütteln.
Dass dein Text einen Gegensatz braucht ist unumstritten. Schließlich ist das der Sinn einer Pointe.
Aber - und das ist der Punkt - dieser Gegensatz kann auch erreicht werden, indem man einen nichtklischeehaften Anfang wählt.
Wobei: nicht der Plot ist klischeehaft, sondern die Sprache an manchen Stellen:

Von der Liebe getragen werden.
Heute erfuhr er selbst, was er bisher nur aus Erzählungen kannte.
Dann tanzte er wieder zur Musik des Orchesters, das nur für ihn spielte
Er hatte noch nie solch ein erfüllendes Kribbeln gespürt, nie solch ein tiefes Feuer.
Um einige Beispiele zu nennen.

Doch wie gesagt: das ist meine konkrete Meinung. Wenn du nun sagst, dass du das Klischeehafte als Stilmittel verwendest - gut, ist dein gutes Recht als Autor. Nur es ist eben dann meine Auffassung als Leser, dass ich dem nicht so zugeneigt bin.

Aber als Tipp: Warte doch mal ab, was die anderen schreiben.
Ich bin nur einer von vielen, also lass dich nicht entmutigen.

In diesem Sinne
c

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Chazar,
ist nicht dieser getanzte Weg nach Hause ein bekanntes Klischee für
das Verliebtsein (wie in alten Liebesfilmen gesehen)?
Passt nicht gerade desshalb die Sprache zum Plot?


Hallo Lukas,
vielen Dank für Deine Interpretation.
Da fühlt man sich sehr ermutigt, wenn sich jemand mit
dem Text wirklich auseinandersetzt.
Nebenbei: die Geschichte war genauso gemeint, wie Du sie verstanden hast.
Und zwar gewollt.
Schade, daß Dir die Sprache nicht zusagt.


Bis dann.

Daniel

 

Hi Daniel!

Oh, tut mir leid, hab doch tatsächlich übersehen, dass du mir eine Frage gestellt hast.
Hol ich gleich nach:

ist nicht dieser getanzte Weg nach Hause ein bekanntes Klischee für
das Verliebtsein (wie in alten Liebesfilmen gesehen)?
Passt nicht gerade desshalb die Sprache zum Plot?
Mag sein. Ja.
Aber ich habe ja geschrieben:

Wenn du nun sagst, dass du das Klischeehafte als Stilmittel verwendest - gut, ist dein gutes Recht als Autor. Nur es ist eben dann meine Auffassung als Leser, dass ich dem nicht so zugeneigt bin.

Um es noch einmal zu konkretisieren: du kannst und darfst die klischeehafte Sprache gern antitetisch verwenden, nur gefällt mir das nicht so (nicht so, ich behaupte nicht, dass es mir gar nicht gefällt...) bzw. ich hatte es eben beim ersten Lesen zu bemängeln.
Aber andere sehen das ja vielleicht anders (was für ein glanzvoller Satz...).
Ansonsten bleibt es bei meinem Fazit, das ja nicht schlecht war...

In diesem Sinne
c

 

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