Was ist neu

History

Mitglied
Beitritt
06.08.2003
Beiträge
28

History

„Erkennen Sie denn die Gefahr dieses Projektes nicht, verehrte Ratsmitglieder?“
„Uns ist das Risiko natürlich bewusst“, antwortete ein grauhaariger Mann, dessen Gesicht mit Falten durchzogen war. Er trug die für den Rat übliche grau-schwarzen Robe. „Allerdings sehen wir keine Alternative, um die Invasion aufzuhalten. Die Torem sind uns technisch weit überlegen. Mit unseren Waffen konnten wir so gut wie nichts ausrichten. Um die Erde zu retten, sind wie gewissermaßen gezwungen, diese Reise anzutreten.“
„Aber wissen Sie denn nicht, was für verheerende Folgen das für die Menschheit haben kann?“
„Natürlich wissen wir das“, schaltete sich eine Rothaarige nun ein, die einzige Frau im Erdenrat. „aber wie gesagt, unsere Waffen können gegen die Torem fast nichts ausrichten. Diese Außerirdischen überrennen uns. Unsere Soldaten sterben an den Fronten wie die Fliegen. Ohne dieses Projekt sind wir Menschen von vornherein dem Tod geweiht.“
„Aber...“
Ein Räuspern unterbrach den Projektgegner. Ein riesig wirkender, älterer Mann erhob sich. Die Robe ließ ihn dicker erschienen, als er wirklich war. Die zwei gelben Streifen auf seinen Schultern zeigten, dass er der Ratsvorsitzende war. Hatte er bisher von seinem mittigen, höhergestellten – ja fast thronartigen – Platz dem Geschehen schweigend zugesehen, meldete er sich nun selber zu Wort: „Der Rat hat sich entschieden“, seine bebende Stimme hallte durch den Saal. „Und wir werden unsere Entscheidung nicht ändern, ganz gleich wer etwas dagegen auszusetzen hat. Wir kennen die Gefahr, aber uns bleibt keine andere Wahl. Sicher könnte dadurch die Menschheit durch unglückliche Folgen vernichtet werden, allerdings würden wir, wenn wie die Reise nicht antreten würden, von den Torem ausgerottet werden, ohne alles getan zu haben, was man in Erwägung hätte ziehen können. Und dieses Projekt ist das einzige, was wir noch versuchen können. Wir werden die beiden losschicken und sie werden ihre Mission ausführen.“
Er setze sich wieder und wies die an der Eingangspforte stehenden Wachleute mit einer Kopfbewegung an, den Mann hinauszugeleiten, der bis eben noch versucht hatte, den Rat davon zu überzeugen, die Mission nicht stattfinden zu lassen.
Er wurde zurück auf die belebte Straße gesetzt. Auf den großen Leinwänden an den Hauswänden wurden pausenlos neue Schreckensmeldungen vom Krieg gegen die Torem gebracht. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würden sie auch hier in Capital City einfallen wie die Heuschrecken.
Doch die Vorbereitungen für die Zeitreise waren bereits in vollem Gange. Die beiden Chrononauten Dr. William Ashcrumb und Wladimir Kamschilow würden in wenigen Stunden aufbrechen in eine Zeit, in der man sich noch keine Sorgen um außerirdische Invasoren machen musste. Sie werden Pläne von modernen Schusswaffen und Fahrzeugen bei haben und in eine Zeit mitbringen, die weit vor der Erfindung dieser Dinge liegt. In der Hoffnung, dass somit die Entwicklung bei ihrer Rückkehr in die Gegenwart so weit fortgeschritten ist, dass man gegen die Torem eine Chance haben wird. Kein Wunder, dass die Zahl der Gegner dieses Projektes nicht gering ist. Immerhin greift man in die Geschichte ein und verändert sie. Wer weiß, was größenwahnsinnige Herrscher militarisierter Länder anstellen können, wenn sie bessere Waffen haben werden, als eigentlich in den Geschichtsbüchern steht?

„Wenn Sie ihre Mission erfüllt haben, müssen Sie nur diesen Knopf drücken.“
Der Wissenschaftler drückte Ashcrumb ein daumengroßes schwarzes Gerät in die Hand, der einer kleinen Fernbedienung mit nur einem Knopf ähnelte.
„Dadurch öffnet sich ein Zeittunnel, der schon auf unsere Zeit und diesen Ort eingestellt ist. Sie dürfen dieses Ding auf keinen Fall verlieren, ansonsten sind sie in der Vergangenheit gefangen. Nun gehen Sie bitte in den Hangar. Wir werden per Computer den Zeittunnel öffnen. Viel Glück...“
Ashcrumb und Kamschilow nickten dem Wissenschaftler zu. Gekleidet in antike Gewänder betraten sie den Hangar. Ein Dutzend Leute standen hinter der Scheibe und schauten gespannt zu.
„Haben Sie die Pläne auch nicht vergessen?“, ertönte eine Stimme durch die Lautsprecher.
Die beiden Chrononauten griffen unter ihre Togae, unter denen sie noch moderne Hosen trugen, holten Mikrochips und ein Lesegerät heraus, zeigten es hoch, steckten es wieder ein uns warteten auf die Öffnung des Zeittunnels.
Der technische Leiter betätigte einige Knöpfe auf seinem Schaltpult, blickte zu den beiden Chrononauten und bestätigte dann auf dem Computer die Öffnung des Tunnels. Blitze zuckten in dem Hangar. Ashcrumb und Kamschilow gingen in Deckung. Die Stromentladungen hörten bald auf und mitten im Raum hat sich eine eckige tunnelartige Öffnung aufgetan. In ihrem Inneren schien ein Sturm aus grünen Winden zu toben. Ashcrumb atmete noch einmal tief ein und ging dann hindurch. Kamschilow machte es ihm nach. Doch anstatt wie geplant in der Gegenwart zu verschwinden und stattdessen in der Vergangenheit aufzutauchen, gingen sie durch die Öffnung hindurch, als wäre sie gar nicht da. Verwirrt schauten sie zu den Wissenschaftlern, doch die konnten auch nur mit den Schultern zucken.
„Ich werd’ mal das Programm überprüfen“, sagte einer der Techniker.
„Das wird nichts bringen“, sagte ein alter Mann, der gerade den Raum betreten hatte.
„Was soll das heißen?“
„Na, dass es nicht an der Programmierung oder überhaupt an der Technik liegt.“
„Und woran dann, Herr ‚Neunmalklug’? Wer sind sie überhaupt?“
„Mein Name tut nichts zur Sache. Ich frage mich allerdings, wie Sie alle überhaupt glauben konnten, dass es funktionieren würde.“
„Kommen Sie auf den Punkt...“
„Grundsätzlich können wir Menschen mit dieser Maschine in der Zeit zurückschicken. Allerdings nicht mit der Absicht, mit der Sie ihre Chrononauten entsenden wolltet. Denn scheinbar hätten sie damit die Geschichte derart verändert, dass dadurch irgendetwas passieren wird bzw. schon passiert wäre, was verhindert hätte, dass sie jemals losgeschickt wären, sodass es gar nicht erst funktioniert.“
Stille war im Raum. Nun schien alles klar zu sein.
Einer der Techniker meldete sich zu Wort: „Und was können wir jetzt gegen die Torem tun?“
„Auf ein Wunder hoffen...“

©2004 by Heiko

 

Hi Heiko,
eine Zeitreisegeschichte ohne Zeitreise. Da wird Uwe sich aber freuen... :D

Mein Problem mit der Geschichte ist, dass nichts passiert. Man erfährt von dem Krieg und so etwa einhundertmal, dass man ihn wegen technischer Unterlegenheit verlieren wird.
Aber das ganze lässt mich sehr kalt.
Bring doch irgendwie etwas mehr Spannung oder Verzweiflung in das ganze hinein. Deine Ratsmitglieder wirken so sehr distanziert und leblos. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie um das Leben der menschlichen Rasse bangen.

Den Schluss fand ich originell, da er im Prinzip ja alle Zeitreisegeschichten ad absurdum führt (was sie auch sind...). Aber auch das kommt irgendwie ohen Witz und Spannung rüber.

Fazit: Genz nette Idee, aber irgendwie recht langweilige Umsetzung

glg Hunter

 

Und wie ich mich freue, Hunter :rolleyes:

Ja, dies ist eine Zeitreisengeschichte (auch wenn keine stattfindet), und zwar eine schlechte. Sie wiederholt auf ermüdende Weise reaktionäre Motive wie die Alien-Invasion, die geniale Erfindung der Wissenschaftler als einzige Rettung der Menschheit, natürlich die Riesenbildschirme und bringt am Ende ein Zeitparadoxon als Pointe, als hätte es noch nie Zeitparadoxon-Pointen gegeben. Leider gab es schon tausende davon.
Hinzu kommt die sprachlich langweilige Umsetzung hauptsächlich in Dialogform. Erzählkunst ist das nicht.
Übrigens frage ich mich, warum nur eine Frau im Weltenrat sitzt. Ist das eine Hommage an Asimovs Foundation-Trilogie, in der auch nur Männer vorkamen, oder doch eher Gedankenlosigkeit des Autors? Wenn man eine Rückentwicklung der Emanzipation postuliert, dann bitte nicht im Nebensatz. Sonst erweckt man den Eindruck, die Geschichte sei mit einer Zeitmaschine aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts gekommen. Was heutzutage kein Qualitätsmerkmal mehr darstellt.

Fazit: SF mit verdammt langem Bart. Heiko, nimm Dir mal moderne Themen vor, statt völlig veraltete lau aufzuwärmen.

Uwe
:cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

@Uwe:

Aus dem letzten Jahrhundert kommt diese Geschichte tatsächlich. Ist eine alte Geschichte von mir....
Das mit der Frau habe ich bewusst so gewählt, da wir in einer Gesellschaft mit Gleichberechtigung leben, doch es bis heute keine einzige amerikanische Präsidentin, keine deutsche Kanzlerin usw. usf...erst wenige Frauen waren an der Spitze eines Staates. Deswegen sitzt in dem Rat nur eine Frau, um einen Kontrast zwischen der extremen Entwicklung der Technik und der eher langsamvorangehenden Denkweise aufzubringen...wie gesagt, die Geschichte ist ein paar Jährchen alt...

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom