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Ich steh einfach nicht auf dich

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02.03.2004
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Ich steh einfach nicht auf dich

Sie beobachtete, wie sich der dünne Rauch in den schwarzen Nachthimmel verflüchtigte. Eigentlich rauchte sie nicht. Nie wenn jemand dabei war. Aber in ihrem Zimmer, hinter der Taschenbuch Ausgabe von "Gottes Werk und Teufels Beitrag" hatte sie immer eine Packung West Ice versteckt. Für Augenblicke wie diesen. Wenn sie ganz allein auf ihrem Balkon sitzen konnte, froh dass ihre Mutter die Nacht bei ihrem Freund verbrachte. Eingewickelt in die weiche Decke, die Beine angewinkelt auf der Balustrade im vierten Stock sitzend. Sie hatte kein körperliches Verlangen nach Zigaretten. Und trotzdem rauchte sie, auf Lunge. Dabei war doch gerade sie diejenige, die ihren Freunden immer und bei jeder Gelegenheit predigte, wie schädlich die Dinger doch waren, Bilder von Raucherlungen per E mail verschickte, praktisch eine richtige Anti-Raucher Propaganda praktizierte. Trotz des Wissens, wie schlecht sie für die Gesundheit waren. Oder vielleicht gerade deswegen.
Sie starrte auf die Sterne und schüttelte leicht den Kopf. Nein, du heulst jetzt nicht. Verdammt du heulst doch nicht deswegen. Doch sie konnte nicht mehr, außerdem wer würde es je erfahren? Dass sie rauchte wusste schließlich auch keiner, denn es geschah hier, auf ihrem Balkon. Die Tränen fühlten sich verdammt heiß auf ihren kalten Wangen an. Es brannte. Und sie ärgerte sich über sich selbst, ja sie kochte vor Wut, dass sie sie nicht stoppen konnte.
Sie schaute wieder auf ihr Handy und las die SMS zum hundertsten Mal durch, als ob sie so ihren Inhalt ändern könnte. Sie konnte es nicht glauben. Doch, sie konnte aber verdammt, sie wollte einfach nicht. Die Worte waren so klar und trocken gewählt, nicht verletzend, einfach nur aufrichtig: Tut mir leid, aber ich steh einfach nicht auf dich. Es war sogar nett ausgedrückt. Er stand einfach nicht auf sie. Und weiter? Ok, er sah ganz gut aus, aber es gab bestimmt bessere. Sie war sich sowieso nicht sicher gewesen, ob eine Beziehung auch nur ansatzweise möglich gewesen wäre. Sie selbst hatte doch diese Worte praktisch erfunden, bestimmt schon ein dutzend Male ausgesprochen, hatte verdammt oft Bewerber eiskalt abgewiesen, hatte Spaß daran gehabt diesen Satz arrogant und stolz über die Lippen zu bringen. Ich steh einfach nicht auf dich. Und wenn ihr jemand gefallen hatte, hatte sie bloß ein paar Mal nett lächeln müssen, ein bisschen Small- Talk und er hatte ihr aus der Hand gefressen.
Mit ihm war es ähnlich verlaufen. Sie hatten einander kennen gelernt und bei jeder sich bietenden Gelegenheit rumgeknutscht. Spaß gehabt. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihm eine feste Beziehung vorschlug (was hatte sie da nur geritten, sie war überhaupt kein Beziehungstyp, sie war sowieso viel lieber frei. Wie ein Vogel).
Doch mit dieser Antwort hatte sie nun wirklich als letztes gerechnet. Sie wollte es nicht wahrhaben, sie hasste ihn unendlich dafür. Sie abzuweisen! Er hatte doch überhaupt erst damit angefangen! Was glaubte er eigentlich, wer er war, dass er sich das erlauben konnte?
Sie wischte sie die Tränen weg und zündete sich eine neue Zigarette an. Und dabei traf sie die Wahrheit wie ein Schlag in die Magengrube. Aus den Wut-Tränen wurden bittere Tränen der Trauer. Er hatte überhaupt nichts schlimmes getan. Es war nie die Rede von Beziehung gewesen. Sie war einfach nur das erste Mal unglücklich verliebt.

 

Hallo Lynn,

sprachlich fand ich deine Geschichte sehr schön. Du hast einen sehr sicherern, schönen Stil...

Inhaltlich fand ich sie: na ja

Es war mir ein bißchen zu wenig Inhalt - im Grunde genommen schreibst du nur, dass das Mädchen eine "Abservier-SMS" erhalten hat und jetzt merkt, dass sie zum ersten Mal richtig verliebt ist.
Du gehst sehr "ausführlich" darauf ein, dass sie raucht, obwohl sie eigentlich nicht soll und sonst so sehr dagegen ist, obwohl das im Grunde genommen nicht so wichtig ist. Ich glaube du wolltest damit die Verwirrung der Prot. schildern...

Ich hätte mir mehr Details über den Typen gewünscht. Wie haben sie sich kennen gelernt? Wo haben sie rumgemacht? Was genau hat sie zu ihm gesagt, als sie die Beziehung vorgeschlagen hat etc.
Im Moment kann man nicht richtig mit der Prot. mitfühlen. Sie wirkt durch die Aussage, wie oft sie selbst schon solche Absagen gemacht hat, sogar eher unsymphatisch und so eine sadistische Ader sagt: Ja, geschieht ihr ganz recht, dass ihr so was auch mal passiert...

Vielleicht möchtest du aber genau das erreichen, dann hast du natürlich alles richtig gemacht, aber ich kann mir eher nicht vorstellen, dass du deine Prot. absichtlich unsympatisch und oberflächlich schildern wolltest.

LG Bella :)

 

Hi bella!

zuerst hatte ich das alles ganz ausführlich wie wann und wo sie sich kennengelernt haben etc, aber ich habs rausgemacht weil es mir überhaupt nicht gefallen hat...
ich hab sie schon absichtlich "unsympatisch" gemacht, also dass sie so gemeine Absagen verteilt hat usw, weil man teils natürlich Mitleid mit ihr haben soll, andereseits aber auch das Gefühl haben soll, dass es ihr irgendwie recht geschieht - weil die prot genau so auch über sich selbst denkt.

danke für die kritik!!

liebe grüße linda

 

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