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Im Spiegel der Metapher

jbk

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17.06.2003
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Im Spiegel der Metapher

Ging wandernd zur Dämmerung in der Natur, leise legte sich die Dunkelheit in den Osthimmel, und ein Wind begann zu flüstern in den Büschen, in der Bäume Wipfel, ringsherum. Fast schienen mir die melodischsten Vogelsänge an mein Ohr getragen, einem Gesang der freien, ungehaltnen Geistern gleich, mit denen Bilder schöner Jugendtage und Erinnerung an rote Düfte zu mir getragen wurden.
Die ersten Sterne flackerten am Firmament, Zeichen des Universums, der allumfassenden Energie: nenn es, wie du willst – und wie von Engelshand getragen, geeint mit mir, im Sinne schon da, offenbarte sich der Horizont als Meer der funkelnden Lichter, und in diesem Lichtermeer, da fand ich eine Insel, und auf dieser Insel war ein Wald, und in diesem Wald da sangen Winde, da kreisten flügelschlagend weiße Tauben, eine jede war die Offenbarung einer Frage, eine Antwort auf den Sinn des Seins.
Und wie ich dort auf dieser Insel saß, die Kraft des Augenblicks genoss, merkte ich nicht, wie dunkle Wolken über der Insel aufzogen, wie Sternenlicht um Sternenlicht von ihnen verschlungen und Schatten um Schatten stattdessen geboren wurden. Einem Mantel der Entsinnung gleich, schleichend, legte sich die Dunkelheit über diesen Ort.
Wo seid ihr nur, klare Himmelsfreunde? Wohin entschwunden, freundliche Tauben? Warum mir die geistige Nacht?
Und der Wald ward mir zum Labyrinth, zu einem fremden Organismus. Kein Licht durch knarrende Äste, berstend nur das Unterholz. Schlotternd der Wind. Suchende Augen im Schwarz. Fetzen der Erinnerung. Bracher Verstand. Öde. Verschlungen jene freudige Zeit.
Ich höre das Meer, doch ich finde es nicht.
In einer Fantasie gefangen, ohne sie zu erkennen; einem dunklen Traume gleich, aus dem man nicht erwacht; vor Bildern stehen, die sich kalt und klanglos anfühlen…

So erscheinst du mir, Dezemberzeit, metaphorisch, als Dolmetscherin des Herzens.

 
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Ich kann mich der Braut eigentlich nur anschließen. Der Text strotzt nur so von bildbeschreibenden Wörtern. Die Handlung beschränkt sich auf den Wald und auf die Gefühle die den Protagonisten dort überkommen. Als (Gesellschafts)Geschichte ist mir das einfach zu wenig, verschiebe den Text doch nach "Philosophisches", dort wäre er wunderbar aufgehoben, wie ich finde.

 

Hallo jbk,

ich muss meinen Vorrednern zustimmen, dass der Text sehr bildreich und teilweise in einem altertümlich anmutenden Stil verfasst ist. Etwas schwer zu lesen, hat mir aber sprachlich gut gefallen.
Zum Inhalt bzw. der Einordnung in die Rubrik "Gesellschaft": natürlich gibt es wenig Handlung in Deiner Geschichte. Ich verstehe sie aber schon so, insbesondere aufgrund der Überschrift und Deines Schlusssatzes, dass die Beschreibung als Metapher für einen Zustand dient - ob es Dir hier um die Gesellschaft als Ganze geht oder ein spezielles Problem, ist natürlich die Frage. Aber das muss ich auch nicht unbedingt wissen, um Deine Geschichte interessant zu finden. Vielleicht gibt´s ja auch noch eine Erklärung von Dir?

Liebe Grüße
Juschi

 

Hallo zusammen,

klar ist dieser Text etwas anders als die "normalen Geschichten"; das habt ihr ja erkannt, sei es, dass sie als "kitschig", "bildbeschreibend" oder "altertümlich" empfunden wurde.

Der Reihe nach:
zu kitschig: Knapper Kommentar, nicht weiter ausgeführt. Schade, weil ich natürlich gerne gewusst hätte, warum. So aber kann ichs nur vermuten: metaphorisch geschrieben, wahrscheinlich an den "Sturm und Drang" oder die "Romantik" erinnernd. Nicht jedermanns Fall, ganz klar.

zu "bildbeschreibend": Wie gesagt, metaphorisch. Man kann auch sagen: durch die metaphorische Sprache verschlüsselt, nicht direkt benennend, zu Chiffren tendierend. In der Tat steckt hinter dieser Geschichte ziemlich viel persönliche Erfahrung, auch ziemlich tragische.

zu "altertümlich": Das ist sie in der Tat, auch wenn das sich das Alter auf das letzte Jahr bezieht, in der ich eine heftige "Sturm und Drang"- Phase mit "romantischen" Komponenten erlebte, die letztlich im Ende dieser Geschichte mündete. Eine schwierige Zeit, hier chiffriert dargestellt.

Ein Individuum, das sich Gedanken um die Gesellschaft machte, endlich einen Sinn in ihr zu erkennen glaubte, dann jedoch von Dunkelheit und Wirren überrannt wurde... ja, darum geht es in dieser Geschichte, die so in der Tat ein wenig "Kitsch", "bildliche Beschreibung" und auch "altertümliches Denken" beinhaltet.

Für mich liegt in dieser Geschichte eine Zeit von Fünf Monaten, gebündeltund chiffriert. Sie hat für mich, in dieser Kürze, eine kompakte Bedeutung...- natürlich nicht der Geschmack jeden Lesers.
Deshalb freue ich mich, dass ihr sie gelesen habt.

Gruß
Jan

 

Hi jbk,
du sprichst das Problem deiner Geschichte ganz klar in deinem Kommentar an. Sehr oft fällt das Wort chiffriert und genau deshalb trifft sie bei uns Leser so auf Widerstand. Du vermagst sehr viel damit anzufangen. Wir, bzw. ich eher weniger. Für mich gibt es in deinem Text eigentlich nur den sprachlichen Stil. Dieser ist zwar sehr schön und auch beeidruckend, jedoch gibt er als Geschichte an sich nicht viel her.

Grüße...
morti

 

Jo morti,

verstehe deine Argumentation. Aber das Thema, was ich hier chiffirert gepostet habe, habe ich in einigen anderen Geschichten schon explizit behandelt.
Diese Geschichte sollte eben, zugegeben mehr für Insider, eine perspektivische Erweiterung sein.

Gruß
Jan

 

Wenn du das Wort "Geschichte" weder als Erzählung noch als Synonym für Vergangenheit sehen würdest, sondern als eine "Ge-schichtung" von verschiedenen Empfindungen, gleichsam der Erdschichten, dann ist es zwar immer noch ein Prosagedicht, aber mit "Ge-schichte".
Du verstehst bestimmt...

 

Hallo jbk,

Du machst ja schon durch die Überschrift klar, dass es Dir um bildhafte Sprache geht. Das muss man also hinnehmen, entweder es gefällt oder nicht. Ich frage mich: Ist es angebracht den Inhalt mit so einer Sprache darzustellen? Sicher geht das, aber der Inhalt scheint mir durch die Sprache erdrückt, wenn nicht sogar reduziert, da die Form viele Interpretationen ermöglicht, die von Dir gewünschte Aussage fast schon unter geht.
Eine Geschichte erscheint es mir trotz aller Schichtung nur unvollkommen: Im Prinzip kann so eine Thematik durch die Darstellung einer tiefen Selbsterkenntnis, einer tief empfundenen Wendung von Erkenntnissen, eine Geschichte sein. Dieser Punkt kommt mir zu kurz, weil die bildreich beschriebenen Gefühle keinen Bezug zu einem realen Problem haben, dadurch nebulös wirken, den Leser nicht durch Nachvollziehbarkeit ansprechen.
Vielleicht solltest Du die Geschichte so lange bearbeiten, bis dieser Satz nicht mehr nötig ist, sich aus dem Text zweifelsfrei ergibt:
„So erscheinst du mir, Dezemberzeit, metaphorisch, als Dolmetscherin des Herzens.“

„Und wie ich dort...“ - als.


LG,

tschüß... Woltochinon

 

Jo Wolto,

du schreibst ja Ähnliches wie deine Vorgänger. In der Tat hat diese "Geschichte" eher eine persönliche Verarbeitung als Grundlage denn einer für den Leser direkt nachvollziehbaren Erkenntis.
Wie gesagt, das der Story zugrunde liegende Thema habe ich in anderen Geschichten hier schon behandelt.
Diese Story ist ne Ergänzung meinerseits. Es gibt ja immer mehrere Möglichkeiten, einen Inhalt zu beschreiben.
Du meinst, er werde erdrückt von der metaphorischen Sprache. Mag sein, vielleicht ist es auch eine unbewusste Äußerung meines Bewusstseins, dass sie gerade so geschrieben ist.
Ich selber sehe ja auch immer wieder überrascht, was und wie ich geschrieben habe. Jedoch habe ich es in letzter Zeit immer mehr unterlassen, reflexiv daraus Rückschlüsse zu ziehen. Das macht ja schon der Leser...

Ob ich sie nochmals überarbeiten werde, weiß ich jetzt noch nicht.
Schaun mer mal...

Gruß
Jan

 

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