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Irgendwann

adi

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21.03.2004
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Irgendwann

Das Finale einer Fußballweltmeisterschaft verfolgen weltweit ungefähr anderthalb Milliarden Menschen. Die Entscheidung einer bekannten Castingshow lockte vergangenes Jahr 15 Millionen Zuschauer an. Und für das Konzert unserer Band verkauften wir immerhin 40 Karten. Warum also sollte sich das erste große Finale zwischen uns beiden nicht bei der perfekten Party voller Menschen oder auf dem riesigen Abschlusszelten vor den Ferien stattfinden? Ein wunderschöner Abend, die Belohnung für ein ganzes Jahr und das wir wäre die Krönung!?
Es wäre unnatürlich. Warum machen wir das nicht auf deiner Terrasse? An einem Tag, an dem kein herrliches Sommerwetter über uns wacht, kein romantischer Sonnenuntergang, kein unendlicher Sternenhimmel, sondern schwere, graue Wolken, die die Welt unter sich begraben. Wir sitzen uns gegenüber, in Jacken. Eigentlich bin ich schon auf dem Rückweg nach Hause gewesen und habe dich getroffen, da ludest du mich noch kurz zu dir ein. Ich kam mit und nun sitzen wir hier.

"Musst du bald nach Hause?"
Ich schüttele leicht den Kopf.
"Weißt du, ich fänds schön, wenn du hier wohnen würdest."
Ich lächle. "So weit wohne ich doch gar nicht."
"Weit genug. Willst du deine Eltern nicht anrufen und sagen, dass du später kommst?“
"Nein, das ist nicht nötig."
"Wie du meinst. Ich dachte nur, damit wir uns keinen Stress machen. Wir haben nicht viel Zeit."
"Und die wird wieder schnell vergehen…"
Der kleine Stein kullert ein bisschen, dann nimmt er einen zweiten mit. Und mit der Zeit wird der kleine rollende Stein zu einem Erdrutsch.
"Ja? Warum?"
"Weil die Zeit immer schnell vergeht, wenn ich mit dir rede…"
Ich breche ab, suche nach Worten und genieße gleichzeitig die Stille. Sie scheint zu ahnen, dass ich noch nicht alles gesagt habe.
"Und dabei versuche ich alles, um sie zurück zu halten."
"Wieso?"
Was für ein Spiel! Eine Endphase vielleicht. Man riskiert alles, was man die ganze Zeit über aufgebaut hat, wohlwissend, dass eine Niederlage die ganze Arbeit vernichten könnte. Ich spüre, dass es nicht mehr ich bin, der da spricht, sondern dass ich ein paar Meter weit entfernt stehe und den Jungen mit den kurzen Haaren beobachte. Seine Stimme klingt unsicher und leise. Er schwenkt den Blick vom Boden zu den Baumwipfeln, dann kurz in dein Gesicht und sofort weiter, sein Ausdruck zeigt, dass er gerade redet, ohne dabei zu denken. Dass sein Geist keine Kontrolle über ihn hat und vielleicht nur zusieht. Der einzige Zuschauer dieses so wichtigen Treffens.
"Weil du nicht wie viele andere den Massenhumor aufgreifst und man aus Freundlichkeit mitlacht, sondern weil du mich wirklich zum Lachen bringst. Weil ich das Gefühl für Menschen, für Freunde, für die Welt um mich herum, ja sogar das Gefühl für mich verliere, wenn ich nur an dich denke. Und weil ich, wenn du in meiner Nähe bist, nicht klar denken kann, denn die Gedanken werden aus ihren Bahnen geworfen und dann stehe ich einfach nur sprachlos vor dir und kann nichts tun, außer schweigen und staunen. Über dein Lächeln, was mich manipuliert, wie es will, über deine Augen, die strahlen wie Seen voller Sterne, über deine Art, wie du den Rest der Welt zu vielen kleinen Lichtern machst, die in weiter Ferne um uns kreisen."
Ich stocke. Du sitzt da, bewegst dich nicht, sprichst nicht. Dann sage ich die letzten Worte.
"Weil ich mich in dich verliebt habe."
Du nickst. Und weiter wage ich nicht zu denken.

Was würde sie sagen? Wie würde sie reagieren? Ich fürchte, es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich muss es probieren. Irgendwann.

 

Hej adi,

der Vergleich mit einem Fußballspiel ist sicherlich ungewöhnlich, paast aber irgendwie auch. :)
Die Beschreibung der Situation kommt gut rüber, der Dialog ist größtenteils glaubhaft, an manchen Punkten vielleicht ein Bisschen zu viel des Guten.

Achte noch mal auf die Interpunktion, hier und da fehlt ein Punkt, an anderer Stelle stehen ein Ausrufezeichen und ein Punkt direkt hintereinander.

Lieben Gruß

chaosqueen

 

Hallo chaosqueen

Dankeschön fürs Lesen, du hattest Recht, ein paar Punkte hatte ich übersehen bzw. vergessen.

Den Dialog hab ich ein bisschen gegkürzt, allerdings finde ich, dass das am Anfang stehende Verlegenheitsgespräch auch nicht zu kurz sein darf.

Gruß, Adrian

 

Hallo adi,

das Phänomen, dass man sich auch in seiner Fantasie stets versucht den idealen Hintergrund für die vorgestellten Situationen auszumalen, kenne ich gut. Das hast Du schön beschrieben. Gefallen hat mir auch das Bild des rollenden Steines und die Liebeserklärung an das Mädchen.

Ein paar Dinge sind mir aufgefallen an Deiner Geschichte:

Eigentlich bin ich schon auf dem Rückweg nach Hause gewesen und habe sie getroffen, da lud sie mich noch kurz zu sich ein.
Dein Prot hat das Mädchen vorher immer direkt angesprochen, hier sagt er "sie" und spricht in der dritten Person von mir. Ich würde hier einfach beim "Du" bzw. "Dich" bleiben. Im letzten Absatz ist mir das übrigens nochmal aufgefallen
Ich spüre, dass es nicht mehr ich bin, der da spricht, sondern dass ich ein paar Meter weit entfernt stehe und den Jungen mit den kurzen Haaren beobachte, der da so leise und unsicher spricht. Er schwenkt den Blick vom Boden zu den Baumwipfeln, dann kurz in ihr Gesicht und sofort weiter, sein Ausdruck zeigt, dass er gerade spricht, ohne zu denken.
Hier erwähnst Du das Wort "spricht" dreimal. Vielleicht tauscht Du es gegen ein Wort aus, das die gleiche Bedeutung hat?
"Weil du nicht wie viele andere den Massenhumor aufgreifst und man aus Freundlichkeit mitlacht, sondern weil du mich wirklich zum Lachen bringst.
Weil ich das Gefühl für Menschen, für Freunde, für die Welt um mich herum, ja sogar das Gefühl für mich verliere, wenn ich nur an dich denke.
deine Art, wie du den Rest der Welt zu vielen kleinen Lichtern machst, die in weiter Ferne um uns kreisen.

Liebe Grüße,
Juschi

 

Hallo Juschi,

freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Wie du schon sagtest, die Träumereien, die das Erwünschte in einen schönen Rahmen packen, gibt es häufig. So häufig, dass man im Erfinden dieser Gedankenspiele eine gewisse Routine entwickelt, und daher versucht, einen Mittelweg zu gehen, zwischen einer realitätsnahen Situation und einem Wunschtraum. So eine Geschichte wollte ich erzählen.

Die Fehler sind verbessert, ich hoffe das waren jetzt alle.

Lieben Gruß, Adi

 

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