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Jahrelang

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12.08.2003
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Jahrelang

Jahrelang hatte ich geglaubt, die Liebe sei aus meinem Leben verschwunden, es gebe sie nicht länger, sie gehöre der Welt der Vergangenheit an. Der Welt, als ich noch jung und romantisch war, als ich noch glaubte die Liebe halte ewig und es gebe nichts größeres auf der Welt. Der ganze Schwachsinn halt.

Ich war damals 26 Jahre alt und stand auf dem Bahnsteig.
Ich begriff nicht, wieso sie so sehr weinte. Ich schloss sie in meine Arme und vergrub mich in ihrem Nacken. Ich glaubte, sie sei unglücklich, weil ich wegfuhr und sie wolle mich ihre Verzweiflung sehen lassen. Und dann, einige Wochen später, nachdem ich am Telefon wie ein Bekloppter meinen Stolz mit Füßen getreten hatte oder in langen Briefen nach ihr geseufzt hatte, begriff ich. Dass sie an jenem Tag schwach geworden war, weil sie wusste, dass sie mein Gesicht zum letzten Mal sah, dass sie um mich weinte.
Damals war ich derjenige gewesen, der immer nur an Mädchen dachte, besonders an jenes Mädchen. Weil ich sie liebte, habe ich mein Studium vernachlässigt, und weil ich mein Studium aufs Spiel setzte und auch sonst in vielen Dingen unentschlossen war, hat sie mich verlassen.
Sie dachte, die Zukunft mit einem wie mir wäre zu... naja, unsicher eben.

Ich hatte nichts kommen sehen und mein Herz war wirklich gebrochen auf einem Bahnsteig an einem Sonntagabend. Ich konnte mich nicht damit abfinden und stieß mich an allem und überall. Die darauffolgenden Jahre änderten nichts. Manchmal habe ich die nackten Körper irgendwelcher Mädchen gesehen, ohne dass es mich berührt hätte.
Gefühle: Fehlanzeige

Ich hatte geglaubt, ich würde nicht mehr daran denken, doch es reichte aus, dass ich einen Augenblick lang allein an einem einigermaßen ruhigen Ort war, damit die Erinnerungen zurückkamen. Einmal auf einer Restauranterasse, vor etwa sechs Monaten, als meine Verabredung nicht zum Essen erschienen ist, habe ich sie in meiner Erinnerung gesucht. Ich habe meinen Kragen gelockert und den Kellner gebeten, mir eine Schachtel Zigaretten zu bringen, jene starken und bitteren, die ich damals geraucht habe. Ich habe die Beine ausgestreckt und den Ober gebeten, das Gedeck neben mir nicht wegzunehmen. Während ich mit halb geschlossenen Augen rauchte und die Sonne genoß, stellte ich mir vor, sie würde mir nun gegenüber sitzen. Ich hatte sie wieder und wieder vor meinem geistigen Auge. Ich habe nie aufgehört an sie zu denken und an das, wenn wir zusammen waren und im gleichen Bett schliefen. Niemals hatte ich mich gefragt, ob ich sie immer noch liebe, das hätte nichts gebracht. Aber ich genoß es, sie über den Umweg der Einsamkeit eines Augenblicks wiederzusehen.

Und dann bekam ich eines Tages doch noch meine Chance, als es mir schon fast gleichgültig geworden war: Eine Frau, die ganz anders war, hat sich in mich verliebt! Ohne mich nach meiner Meinung zu fragen hat sie mich wieder auf die Beine gestellt. Eine unverhoffte Frau. Ich muss sagen, dass ich ziemlich viel Angst hatte. Ich hatte nicht mehr daran geglaubt und habe sie bestimmt oft verletzt. Sie hat nie etwas dazu gesagt. Sie wusste, dass mein Geisterdasein nicht mehr lange andauern würde. Aufgrund ihres Lachens und ihrer Haut, und aufgrund dieses ganzen Wusts an selbstloser und elementarer Liebe, die sie mir zu geben hatte. Sie hatte recht.

Im Augenblick befindet sie sich im Nebenzimmer und ist grade eingeschlafen.

 

Hallo MMW,

Textzeugs zuerst:

Ich war damals 26 Jahre alt und stand an einem Bahnhof auf dem Bahnsteig.

Hier würde ich das Wort "Bahnhof" rauslassen. Bahnsteig genügt zur Lokalisierung. Damit vermeidest du die Wiederholung von "Bahn".

Und dann, einige Wochen später, nachdem ich am Telefon wie ein Bekloppter meinen Stolz mit Füßen getreten hatte oder in langen Briefen nach ihr geseufzt hatte, begriff ich.

Sehr schön!

Ich hatte nichts kommen sehen und mein Herz war wirklich gebrochen auf einem Bahnsteig auf einem Bahnhof an einem Sonntagabend.

Diesen Satz würde ich ehrlich gesagt ganz heraus lassen. Das der Prot. ein gebrochenes Herz hat wissen wir ja inzwischen.

Manchmal habe ich die nackten Körper irgendwelcher Mädchen gesehen, aber ohne dass es mich berührt hätte.

Hier würde ich "aber" weglassen. Bist du Österreicher? :)

Zur Geschichte selbst:

Für meinen Geschmack war sie etwas zu kurz. Ich mag grundsätzlich lange Geschichten weniger, aber ich habe hier schon einige gelesen, die kurz waren und trotzdem alles ausgesagt haben.
Ein sehr gutes Beispiel hierfür fand ich Chazars "Kurzer Abriss".

Bei deiner Geschichte habe ich das Gefühl es würde einiges fehlen. Der Charakter des Mannes bleibt mir fern, sein Leiden bleibt mir fern.
Insofern kann ich nicht sagen, dass die Geschichte mich berührt hat.
Vielleicht könntest du hier mehr Tiefe erreichen indem du mehr auf die Leiden des Prot. eingehst. Wie leidet er?
Kann er nichts mehr essen? Nicht mehr schlafen? Weint er? Träumt er in der Nacht von ihr?
Solche Dinge eben.

Ist natürlich nur mein persönlicher Geschmack.

LG
Bella

 

Hallo Bella!
Erstmal danke für deine Kritik und hier meine Antwort:

Und dann, einige Wochen später, nachdem ich am Telefon wie ein Bekloppter meinen Stolz mit Füßen getreten hatte oder in langen Briefen nach ihr geseufzt hatte, begriff ich.

Ich glaube diese Situation hat jeder so oder so ähnlich schonmal erlebt, daher fiel es mir nicht schwer, es so auszudrücken, trotzdem danke für dein Lob Bella, fühle mich sehr geehrt. :king:

Hier würde ich "aber" weglassen. Bist du Österreicher? :)

Nein, ich selbst bin Deutscher, aber habe einige Bekannte in Österreich, das färbt wohl irgendwie ab. :)
Was hat das eigentlich mit dem "aber" zu tun? :confused:

Zur Geschichte selbst:

Für meinen Geschmack war sie etwas zu kurz.


Eigentlich is mir meine Geschichte selber zu kurz, ich wusste bloß irgendwie nicht recht, womit ich sie verlängern könnte (außer Ausschmückungen, die wohl noch folgen werden)
Die Geschichte war eigentlich ne spontane Idee, nachdem ein Bekannter etwas ähnliches erlebt hat und mir davon berichtete.
Ich schreibe normalerweise nicht viel und wenn dann eher Gedichte (die auch allesamt recht kurz gehalten sind, am liebsten 3-zeiler)
Diese Veröffentlichung hier habt ihr ehrlich gesagt vita zu verdanken, die so lange an mir rumger edet hat mal was zu veröffentlichen, bis ichs hiermit getan habe :D
Werde mir auch die von dir erwähnte Geschichte mal zu Gemüte führen.

LG
Gregor

 

Hallo Gregor,

habe deine Geschichte nun nochmal gelesen und muss sagen, dass du durch den Absatz auf jeden Fall eine große Verbesserung eingeleitet hast. Mir gefällt die Geschichte nun recht gut!

Nein, ich selbst bin Deutscher, aber habe einige Bekannte in Österreich, das färbt wohl irgendwie ab.
Was hat das eigentlich mit dem "aber" zu tun?

Die Österreicher fügen auch oft das "aber" ein, wenns für deutsche Ohren manchmal komisch klingt.

Falls du noch weiter an der Geschichte arbeitest, dann würde ich sie gerne nochmal lesen.

LG
Nicole

 

Hallo Nicole!

schön, wenn dir meine kleine Geschichte jetzt besser gefällt, ich habe schon die Idee zu nem weiteren Absatz, aber damit soll die Geschichte dann endgültig abgeschlossen sein; das einzige, was ich mir vorstellen könnte, wäre eine Art Fortsetzung, wenn diese alte Liebe plötzlich doch wieder in s einem Leben auftaucht, was würdest du davon halten?
wenn ich den anderen Absatz eingefügt habe, sag ich dir wieder Bescheid!

LG
Gregor

 

Hallo Gregor,

klar, irgendwann muss Schluss sein mit überarbeiten, sonst bekommst du von 20 verschiedenen Leuten 20 verschiedene Meinungen und am Ende ist es gar nicht mehr deine Geschichte.

Ja, würde ich gut finden, eine Fortsetzung. Kannst mir dann ja auch bescheid geben, falls du sie postest.

LG
Bella

 
Zuletzt bearbeitet:

Salut MMw1984,

mir gefällt deine Art zu schreiben. Das du nicht ganz flüssig schreibst macht für mich die Kg noch intressanter.( hoffe du fässt das nicht falsch auf)
Auch das sie nicht länger ist find ich gut. Warte aber trotzdem auf ne Fortsetzung.(hihi) :D

Ein Frage mal, was oder wen meist du im folgendem Satz?


Ich habe die Beine ausgestreckt und den ber gebeten, das Gedeck neben mir nicht wegzunehmen.

Habe ich da was nicht verstanden?
Ciao Sumi

 

Hallo Sumi!

danke für das Kompliment über meine Art zu schreiben, dass es nicht flüssig ist, soll so sein, da er die gute Frau ja bis heute noch n icht wirklich vergessen hat, das kommt aber in der Fortsetzung noch deutlicher raus (zumindest so wie ich sie im Kopf hab)

Das was du da nicht verstanden hast ist lediglich ein Rechtschreibfehler der sich d a irrtümlicherweise eingeschlichen hat, wird sofort korrigiert :-)

LG
Gregor

 

Hallo MMV,

deine Geschichte gefällt mir immer besser.

Du gibst ihr jetzt mehr Leben, bringst dem Leser die Personen näher und lässt uns mitfühlen. Das finde ich wirklich sehr gut, wie du das jetzt machst.

Einmal auf einer Restauranterasse, vor etwa 6 Monaten, als meine Verabredung nicht zum Essen erschienen ist, habe ich sie in meiner Erinnerung gesucht.

Zahlen bis zwölf sollten ausgeschrieben werden.

Ich habe meinen Kragen gelockert und den Kellner gebeten, mir eine Schachtel Zigaretten zu bringen, jene starken und bitteren, die ich damals geraucht habe.

Gut! Mit solchen Dingen bekommt man ein Bild von deinem Prot.!

Ich habe nicht aufgehört an sie zu denken und an das, wenn wir zusammen waren und im gleichen Bett schliefen.

Hier würde ich nicht durch "nie" ersetzen. Klingt schöner, vor allem, wenn du aussagen möchtest, dass er quasi immer bzw. immer wieder an sie dachte.

Niemals hatte ich mich gefragt, ob ich sie immer noch liebe, das hätte nichts gebracht.

Komischer Satz. Was hätte nichts gebracht? Sie das zu fragen? Oder dass er sie noch liebt?

LG
Bella

 

Hallo Nicole!

Niemals hatte ich mich gefragt, ob ich sie immer noch liebe, das hätte nichts gebracht.

Komischer Satz. Was hätte nichts gebracht? Sie das zu fragen? Oder dass er sie noch liebt?


Es hätte nichts gebracht, wenn er sich überhaupt fragt, ob er sie noch liebt, da er ja jetzt eine Frau hat, mit der er auch glücklich ist (wenn auch nicht so sehr wie damals) Außerdem möchte der Prot. nicht wirklich d arüber nachdenken, denn dann müsste er sich ja evtl. eingestehen, dass er sie immer noch liebt, hätte jedoch e h keine Chancen mehr bei ihr und das würde ihn noch mehr überfordern, als es die Gedanken an damals teilweise jetzt schon tun.

 

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