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Keine Geschichte

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03.07.2004
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Keine Geschichte

Das Thermometer meint, ich hätte kein Fieber, aber ich glaube ihm nicht. Ich kann nicht liegen, nicht sitzen. Stehen kann ich sowieso nicht, mein Kopf ist mit Watte ausgepolstert und ich glaube, wenn das mit dem Wetter so weiter geht, fange ich an zu faulen - wie die Erdbeeren neulich im Supermarkt. Graugrüne Erdbeeren - ich hatte den ganzen Abend keinen Appetit mehr. Ich mag dieses Wetter nicht mehr.

Vor drei Tagen sagte so ein schlauer Experte im Fernsehen, am Samstag ist es Sommer. Inzwischen wurde der Sommer auf den Samstag vormittag reduziert. Nachmittags soll es wieder Gewitter und Schauer geben. Eben ist die Unwettervorwarnung hereingekommen. Haben unsere Sparpolitiker inzwischen auch das Wetter in ihre heillosen Überlegungen einbezogen, daß das auch nicht mehr weiß wo es lang geht und was noch kommen soll?

Abends fange ich an zu frieren. Ich gehe mit langer Hose und Wollstrümpfen ins Bett und trotzdem bekomme ich morgens leicht Wadenkrämpfe. Gestern habe ich mich aufgerafft, mit Bekannten einen Kaffee zu trinken. Das hätte ich nicht tun sollen. Das Gespräch ging nur um Arthrose, Rheuma, dicke Beine, Arthritis - jetzt habe ich den Eindruck, meine Gelenke saugen die Feuchtigkeit auf, wie ein Schwamm und schwellen immer weiter an.

Abends habe ich dann auf dem Sofa gesessen und vor mich hin gedöst. Dabei habe ich das volle Wasserglas mit der kalten Selter umgestoßen. Als ich den Schelllacktisch - häßlich, aber geerbt - endlich sauber hatte und mich wieder hinsetzen wollte, fiel das frisch gefüllte Glas wieder um - einfach so. Also noch mal putzen. Zur Belohnung und Beruhigung habe ich mir dann ein Glas Wein eingegossen, aber als ich das Glas auf den Tisch stellte, zerbrach es. Ich bin dann ins Bett gegangen. Bis 2 Uhr morgens bin ich zwischen Bett und Schreibtisch hin und her gependelt. Ich sagte ja schon, ich kann nicht mehr liegen und so weiter.

Heute morgen bei der Arbeit habe ich die meiste Zeit am Schreibtisch gesessen und versucht darauf zu kommen, was ich eigentlich machen wollte. Warum tue ich mir das überhaupt an, zur Arbeit zu gehen - aber zu Hause wäre es wohl noch schlimmer. Es ist inzwischen warm geworden und das Wetter erinnert mich an das Tropenhaus im botanischen Garten. Die Feuchtigkeit läuft in wahren Bächen an mir herunter. Ich bekomme kaum Luft, aber den Kolleginnen geht es offensichtlich genau so. Alle schweigen stöhnend vor sich hin Also packe ich zusammen und verabschiede mich vorzeitig ins Wochenende.

Ich wünsche mir, es wäre Winter. Allerdings, wenn ich nachdenke, soweit ich das noch kann: Die letzten Winter waren viel zu warm und zu nass. Ich fürchte, der kommende Winter wird genauso sein wie der Sommer, dann haben wir endlich das Einheitswetter.

Ich will hier raus, aber ich bringe ja nicht einmal die Energie auf, mir Reiseprospekte anzusehen. Und meine Phantasie ist anscheinend gar nicht auf Urlaub gestimmt. Laufend gehen mir Geschichten durch den Kopf, aber ich bringe nicht die Kraft auf, sie aufzuschreiben. Also gibt es eben keine Geschichte.

 

Der Protagonist quält sich durch einen schwülheißen Tag, sieht sich den Anforderungen aufgrund der Temperatur nicht gewachsen; er kann einfach gar keine Energie für gar nichts aufbringen. Der Leser empfindet mit ihm. Trotz der Kürze des Textes und des guten sprachlichen Ausdrucks quält er sich durch den Text.

Ja, ist leider keine Geschichte. Und trotz sehr guter Passagen (z.B.: Das Selter-Wein-Mißgeschick mit anschließender Resignation) auch insgesamt nicht lustig genug. Vielleicht ließe sich da noch etwas überarbeiten.

Hat mir nicht gefallen, was ich leider in keiner Weise begründen kann. Vielleicht war aber auch einfach die Identifikation mit dem Erzähler zu stark.

 

Hallo cbrucher!

Ich stimme Dir zu. Diese Geschichte ist keine und sie quält. Im Moment geht es mir ganz gut und ich kann die Geschichte selber nicht leiden. Aber mir fällt auch nicht ein, was ich besser machen könnte.

Gruß

Jo

 

Hallo Jobär,

super! Genauso denkt man oft, wenn wieder so ein unglaublich schwüler, heißer Tag ist.
Man seht sich nach dem Winter und im Winter seht man sich nach dem Sommer.

Grüße Bella

 

Hallo Bella!

O ja, und im Augenblick spielt das Wetter hier mal wieder Achterbahn - entweder zu heiß oder zu naß. Ich hoffe es wird ein ruhiger Herbst.

Lieben Gruß

Jo

 

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