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Kleines Ärgernis

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25.08.2004
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Kleines Ärgernis

Raa lag in seinem Baumnest und blickte hinauf zu den funkelnden Sternen am Nachthimmel.
Ein leuchtender Punkt tauchte in seinem Blickfeld auf - wurde größer und größer.
Verängstigt, aber trotzdem neugierig, starrte Raa weiterhin nach oben.
Ein infernalischer Krach begleitete den größer werdenden Punkt, bis der haarige junge Humanoide nicht mehr umhin konnte, sich die Schallmembran zuzuhalten. Raas Schädel schien zu platzen als der Punkt zu einer tosenden blitzenden Wolke herannahte und an seinem Heimbaum vorbeiraste. Noch einige Baumlängen weiter schleifte das Ding über den Boden, wo es schließlich dampfend liegen blieb.
Raa sprang aus seinem Nest und hangelte sich geschickt auf die Stelle zu, an der das Ding dreckverkrustet liegen geblieben war. Eine halbe Baumlänge darüber wartete er neugierig ab.
Das silberne Ding sah aus wie eine Kodara-Nuß, hatte aber zwei kleine Flügel an der Seite, die aussahen, wie die Schwingen eines Pla-Ank.
Raa schauderte und ein aufgeregtes Keckern entglitt seiner Sprechmembran.
Sein wenig entwickeltes Gehirn konnte nicht begreifen, was das für ein Ding war und warum es aus dem Himmel gefallen war. Er wollte sich gerade ein Stück tiefer hangeln, als sich das Ding fauchend öffnete...

*​

Ssräkk öffnete die Außenluke und wartete, bis sich die Rutsche auseinandergeklappt hatte.
Er rollte auf den Boden herunter, dicht hinter ihm folgten Gltäh und Drrak.
Gltäh ließ noch auf der Rutsche seinen Hilfs-Kopf aufsteigen und um 360 Grad kreisen. Zuerst horizontal, danach noch mal vertikal. Alle wichtigen ermittelten Daten wurden vom Hilfs-Kopf ausgewertet und direkt an sein Gehirn weitergeleitet. Während sich der metallische Kopf wieder senkte und die Beine seines Standgerüsts sich den Bodenverhältnissen neu anpassten, kontaktiere er die anderen beiden Rrägganer.
„Wirr werrden beobachtet! Eine Intelligenzz.“
Er richtete einen mikroskopisch kleinen Laserstrahl auf Raa und übermittelte Ssräkk und Drrak die Koordinaten.
Drrak löste einen Fänger und programmierte ihn auf die Koordinaten. Das Oktaeder schoss auf Raa zu, expandierte und hüllte ihn ein.

*​

Raa sah die seltsamen Wesen aus dem Ding kommen. Sie schwebten wundersam hinab zu Boden.
Ihre Beine konnte er nicht erkennen, stattdessen hockten sie in einer Schale mit mehreren geraden Streben, die sich beim Laufen aber nicht bewegten. Offensichtlich Zauberwerk.
Raa schauderte erneut und musste den Drang, ängstlich zu Keckern, massiv unterdrücken.
Die drei Wesen besaßen nicht einmal Arme, so wie er sie hatte. Dafür aber mehrere lange Tentakeln, die sich kompliziert um die glitzernde Schale schlangen, wie die Fangarme eines Dar-Gal um sein Opfer.
Einem der Wesen wuchs plötzlich ein langer Dorn aus der Schale und er begann bedrohlich zu brummen. Während der Dorn sich wieder senkte, schoss eine spitzes Ding auf Raa zu und tauchte ihn in gelbes Licht.
Das letzte, was er registrierte, war, das er bewusstlos wurde.
Raa fiel aus dem Baum.

*​

Drrak sah die Intelligenz fallen. Ein ungewöhnliches haariges Wesen mit zwei Armen und Beinen.
Bevor es unsanft auf den Boden landen konnte, bremste der Fänger den Fall ab.
Das zarte Fleisch sollte nicht beschädigt werden. Druckstellen und Knochenbrüche machten es ansonsten oft ungenießbar.
Das Wesen lag jetzt betäubt am Boden, stellte keinerlei Gefahr für sie dar.
„Haben ssie unss entdeckt ?“
Ssräkk schwang leicht herum.
„Ich glaube nicht. Aberr werr kann dass sschon ssagen.“
Er ließ einen Schwall Speichel in seine Sitzschale laufen und verrieb ihn mit seinen vielen Stummelbeinen.
„Bisst du ssicherr, dass dass Rraumsschiff mensschlich warr? Ess ssah sseltsam auss. Anderss alss ssonsst.“
Ssräkk hatte das Anfeuchten seiner Lagerstätte beendet.
„Die Ssignaturr warr eindeutig Menssch!“
Gltäh schaltete sich in das Gespräch ein.
„Wenn ssie unsserren Eintrritt in die Atmossphärre dess Planetoiden bemerrkt hätten, wärren ssie sschon längsst hierr.“
Ssräkk ließ einen Tentakel in seine Schale gleiten und tastete nach Druckstellen.
Obwohl die Rrägganer sich seit Jahrtausenden auf ihre Sitz- und Bewegungsgerüste verließen, waren Druckstellen noch immer keine Seltenheit. Dafür aber schnell behoben. Beinahe schon instinktiv.
„Oderr wirr ersschienen ihnen zzu unwichtig.“
Der haarige Humanoide begann sich zu regen. Drrak sah auf die Intelligenz herab und ein Schwall Urin ergoss sich in seine Sitzschale.
„Werden wirr die Intelligenzz einlagern können oder ist derr Orrganissmuss nicht verrwerrtbarr?“
Drrak genoss den leicht tranigen Geruch seines Urins.
Gltäh machte eine Viertel Drehung.
„Doch, aber nimm den Fängerr errsst ab, wenn wirr aufbrrechen.“

*​

Kommandant Kurt Sieger hatte die Stelle lokalisiert, an der das Raumschiff der Rrägganer auf dem kleinen Planetoiden gelandet war.
Er rümpfte die Nase. Diese verdammten Rrägganer...
Zweifelsohne eine der verachtenswerten Rassen, die mit Stumpf und Stiel ausgerottet gehörten. Leider konnten die Menschen den Heimatplanet bisher nicht ausfindig machen, sonst wäre das Problem sicherlich schon längst behoben gewesen.
Eine Rasse technikbesessener parasitärer Wesen, ekelig anzusehen und unendlich... egal.
Kommandant Sieger erhob sich von seinem Platz und starrte durch das Sichtfenster auf die grün-braune Fläche des Planetoiden. Nur wenige blaue Wasserflecken waren dazwischen auszumachen.
Dieses Sonnensystem ist so unwichtig, was sollen wir hier?
„Jag’ ihnen einen HE hinterher, das sollte das Problem beheben.“
Kanonier Wagenfeld programmierte die Flugbahn des Geschosses und aktivierte den Auslöser.
Die kleine Rakete verließ eines der Auswurfsrohre der KOELN und trat augenblicklich in die Atmosphäre des Planetoiden ein, wo sie kurz aufglühte und dann ihr Ziel ansteuerte.
Kommandant Sieger gab Anweisung, das Sonnensystem zu verlassen. Es gab wichtigere Aufgaben für ein neues Schiff wie die KOELN...

*​

Raa war wach, aber er konnte sich nicht bewegen.
Panik stieg in ihm auf, brachte seinen Blutkreislauf fast zum kochen. Jeder seiner Muskeln brannte wie Feuer, als er versuchte, sich auf die Beine zu stellen. Aber es ging nicht. Eine unsichtbare Fessel hielt ihn gefangen.
Die drei Wesen brummten weiterhin drohend. Vielleicht eine Art Sprache?
Er blickte hoch zu den Sternen und sah zum zweiten Mal heute den leuchtenden Punkt am Himmel. Diesmal war er weniger hell, bewegte sich aber scheinbar schneller als beim ersten Mal.
Der Punkt näherte sich rasch und senkte sich dann über ihn.
Das letzte, was Raa in seinem Leben spürte, war ein gleißendes Licht und ein unglaublich lauter Knall. Dann wurde sein Körper atomisiert.

*​

Die kleine Rakete zerstörte die gesamte Südhalbkugel des Planetoiden.
Sämtliche Flora und Fauna wurde innerhalb weniger Minuten von der nachfolgenden Schockwelle niedergemacht. Nahezu alles Leben erstarb im Augenblick.
Die Explosion war so stark, das sogar die Umlaufbahn des Planetoiden um seine Sonne verändert wurde und fortan elliptisch verlaufen würde. Zumindest die nächsten Jahrtausende.

*​

Im Orbit des Planetoiden schwebte jetzt eine metallische Schale mit mehreren umgeknickten Streben und einigen Haltelöchern, in die ohne weiteres der Fangarm eines Dar-Gal gepasst hätte. Aber die waren ja ausgestorben...

 

Hi,

wieder mal ein kurzer Einblick in eine mögliche Zukunft.
Ursprünglich Fan-Fiction, dort ging es darum, das die Menschen in Zukunft bösartig und überheblich sind. Hab' die Fan-Fiction-Passagen umgeschrieben.

Gruß, Nordwind

 
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Hallo Nordwind,
eine nette kleine Geschichte. Du scheinst gefallen an Stories zu haben, in denen die Hauptcharaktere die Pointe nicht überleben. :)

Die achteckige Kugel schoss auf Raa zu
Achteckige Kugeln gibt es nicht. Entweder es ist rund oder es ist eckig.
werden beobachtet !
Auch Ausrufezeichen kommen wie alle anderen Satzzeichen ohne Leerzeichen direkt an das Wort.)
Raa begann sich zu regen. Drrak sah auf die Intelligenz herab und ein Schwall Urin ergoss sich in seine Sitzschale.
„Werden wirr die Intelligenzz einlagern ?“
Der Urin verbreitete einen unangenehmen Geruch. Leicht tranig.
Ist der Geruch für Raa und Drrak unangenehm? Wenn ja, warum uriniert Drrak dann? Wenn nicht, dann würde ich den Geruch auch hier nicht als unangenehm beschreiben, sondern umgekerht die Fremdartigkeit der Wesen dadurch unterstreichen, dass sie den für uns unangenehmen Duft als angenehm empfinden.
Wie dem auch sei, stilistisch fänd ich besser:
"Der Urin verbreitete einen unangenehmen, leicht tranigen Geruch."

Auch den Namen "Raa" würde ich hier nicht verwenden, da die Szene ja die Sicht der "Parasiten" beschreibt, und die kennen diesen Namen nicht. Sie sehen nur ein Wesen, das klein und haarig ist aber an sonsten gefährliche Ähnlichkeit mit den gefürchteten Menschen hat...

Das zarte Fleisch sollte nicht beschädigt werden.
Weshalb nicht? Die Bezeichnung "zartes Fleisch" deutet darauf hin, dass es als Nahrung dienen soll, dann würde ich einen deutlicheren Hinweis geben. Z. B. weshalb die High-Tech-Parasiten unbeschädigte Organismen bevorzugen.
Wenn es darum geht, ihre Gutartigkeit zu demonstrieren, indem sie Raa keinen Schaden zufügen, ist das "zarte Fleisch" irreführend.

Zuerst vermutete ich, dass deine Tastatur kaputt ist, bis ich gerafft hatte, dass die vielen Doppelbuchstaben die zischende Aussprache verdeutlichen sollen. Ich fänd statt der vielen "ss" ein "z" lesbarer und führt schneller auf die richtige Fährte ;)

Gruß Lucutus

PS: ein zweites Posting, das die Geschichte erklärt, solltest du meiner Meinung nach weg lassen.

 

Hi Lucutus (cooler Name :cool: )

eine nette kleine Geschichte. Du scheinst gefallen an Stories zu haben, in denen die Hauptcharaktere die Pointe nicht überleben.

Wohl wahr :D

Ich habe deine vorgeschlagenen Änderungen größtenteils vorgenommen. Danke dafür.


Weshalb nicht? Die Bezeichnung "zartes Fleisch" deutet darauf hin, dass es als Nahrung dienen soll, dann würde ich einen deutlicheren Hinweis geben. Z. B. weshalb die High-Tech-Parasiten unbeschädigte Organismen bevorzugen.
Wenn es darum geht, ihre Gutartigkeit zu demonstrieren, indem sie Raa keinen Schaden zufügen, ist das "zarte Fleisch" irreführend.

Ja, Raa soll als Nahrung verwendet werden.
Ich denke, das wird jetzt klarer.


Zuerst vermutete ich, dass deine Tastatur kaputt ist, bis ich gerafft hatte, dass die vielen Doppelbuchstaben die zischende Aussprache verdeutlichen sollen. Ich fänd statt der vielen "ss" ein "z" lesbarer und führt schneller auf die richtige Fährte

Dem Vorschlag stimme ich allerdings nicht zu. Die verstümmelte Sprache macht die Wesen noch fremdartiger und das genau war auch Sinn der Sache (auch wenn es MS Word fast verrückt gemacht hat :thumbsup: ).

Gruß, Nordwind

 

Hi Nordwind,

Also mich hat die Geschichte nicht gerade vom Hocker gerissen, aber schlecht ist sie deshalb auch nicht. Weder Fisch noch Fleisch sozusagen.

Irgendwie hast du mit der Geschichte zuviel gewollt. Sie ist zu kompakt und brauchte eigentlich mehr Raum um die Charaktere zu entwickeln und ein paar Eigennamen genauer zu erklären. Denn auch wenn es nur eine Kurzgeschichte ist: Ich denke gerade in Geschichten in denen am Ende jemand unschuldig und unwissend ausgelöscht wird, sollten dem Leser diese armen Geschöpfe wenigstens etwas leid tun. Das hast du zumindest bei mir nicht erreicht.

Und eine Kleinigkeit noch:
"Drrak sah die Intelligenz fallen."

:confused: In den anderen Sätzen passt "Intelligenz" natürlich, aber hier kommt mir irgendwie auch eine IQ-Skala in den Sinn, die ruckartig sinkt.
Ich weiß, dass ergibt sich aus dem Kontext, aber du könntest z.b. auch schreiben: Drrak sah ein ungewöhnliches haariges Wesen mit zwei Armen und Beinen vom Baum fallen.


Gruß Prozac

 

Danke, Prozac!

Sie ist zu kompakt und brauchte eigentlich mehr Raum um die Charaktere zu entwickeln und ein paar Eigennamen genauer zu erklären.

Die Eigennamen spielen ja eigentlich überhaupt keine Rolle.
Die Charaktere sind ja alle beschrieben worden und ihre Absicht/Funktion sollte eigentlich klar rüber gekommen sein.


In den anderen Sätzen passt "Intelligenz" natürlich, aber hier kommt mir irgendwie auch eine IQ-Skala in den Sinn, die ruckartig sinkt.
Ich weiß, dass ergibt sich aus dem Kontext, aber du könntest z.b. auch schreiben: Drrak sah ein ungewöhnliches haariges Wesen mit zwei Armen und Beinen vom Baum fallen.

:D Stimmt, von der Warte aus hatte ich den Satz noch gar nicht gelesen.
Aber der Abschitt ist aus der Sicht der Rrägganer geschrieben und diese klassifizieren Lebewesen, die sie nicht genau erforscht haben, nach Intelligenzen und Nicht-Intelligenzen. Darum möchte ich den Satz auch so bestehen lassen. :Pfeif:

Gruß, Nordwind

 

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